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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

In der Behindertenbewegung gibt es derzeit scheinbar einen Trend von "Menschen mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" zu schreiben und nicht mehr von "Behinderten". Dahinter steckt wohl der Gedanke, daß Menschen nicht auf Behinderungen reduziert werden sollen, es soll mehr betont werden, daß es sich um Menschen handelt.

Dieses Schema auf Autisten angewandt empfinde ich jedoch als Rückschritt. Wenn jemand "Autist" genannt wird, dann halte ich das für eine ganz normale Gruppenzuordnung. Bei der Bezeichnung "Mensch mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" hingegen habe ich Bedenken, daß diese Ausdrucksweise wieder mehr betonen könnte, daß es einen Unterschied zwischen Mensch und Autismus gäbe und dies wieder den noch immer erschreckend weit verbreiteten Glauben fördern könne ein Autist müsse von Autismus beifreit werden und sei eigentlich ein Nichtautist.

Weiter stelle ich fest, daß der Begriff "Behinderter" den Deutungsspielraum offen läßt, wo die Behinderung vorliegt, also am Menschen selbst oder zwischen Mensch und seinem Umfeld. Ein "Mensch mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" bekommt jedoch wieder eindeutig diese Eigenschaft "Behinderung" als persönliche Eigenschaft zugeschrieben. Auch das finde ich kontraproduktiv.

Was meint ihr zu dieser Frage?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.06.08, 17:02:11
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 11.06.08, 18:22:33

Ich empfinde "Mensch mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" als dikriminierend für mich persönlich, denn es stellt den Status, autistisch zu seinm ganz klar als 'Makel', Krankheit oder sonstetwas dar, was von der Person an sich getrennt/unabhängig ist.

Das passt auch Autismus nicht, ich bin was ich bin, WEIL ich autistisch bin. Ohne meinen Autismus wäre ich nicht ich selbst, sondern irgendwer völlig anderes. Deshalb möchte ich mich nicht 'in zwei Teile teilen lassen'.

Vor 'Autist' und 'Mensch mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]' bevorzuge ich jedoch 'autistisch', irgendwie finde ich es noch am neutralsten und selbstverständlichsten.

Bei manchen Dingen passt es schon... Bei rein körperlichen Erkankungen/Behinderungen.
Ich sage "ich habe Morbus Crohn" (chronisch entzündliche Darmerkrankung), meinetwegen auch "ich bin ein Mensch mit Morbus Crohn", aber nicht ich bin ein 'Morbus Chroniker'...
11.06.08, 17:24:11
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haggard
(Autistenbereich)

"behinderter" und alle ableitungen werden auch als schimpfwort benutzt. vielleicht deswegen. ich schreibe ja auch so... weiß nicht was richtig ist. wenn eine konkrete behinderung bekannt wäre, könnte auch diese als solche benannt werden.
mittlerweile wird dieses als schimpfwort jedoch teilweise durch "opfer" ersetzt.
auf jedenfall ist "behinderter" im nicht beleidigenden sprachgebrauch zum tabu-wort avanciert. auch in anderen sozialen einrichtungen.
11.06.08, 18:05:49
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die Erfahrung zeigt denke ich, daß es fast nie etwas bringt vor Bezeichnungen wegzulaufen. Hingegen gibt es gute Beispiele offensiver Selbstbezeichnung mit auch diffamierend benutzten Begriffen.

Indem Personen sich so bezeichnen gewinnt das Klischee Gesicht und es ist nur noch schwer möglich es als reines Klischee oder Schimpfwort aufrechtzuhalten.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.06.08, 18:39:33
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mor
(Autistenbereich)

Ich hatte das bis jetzt nicht so richtig wahrgenommen, dass das vielleicht eine Diskriminierung wäre: "Mensch mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" oder einfach nur "Autistisch".

Ich denke, ich sehe das als eine Tatsache an, dass es Menschen gibt, die
Autismus/Asperger haben.

Hinzufüg: Aitschy hat ja auch Aspie.

@azrael: Es gibt ja auch den Spruch:"Bist du behindert, oder was"?

Das deutet jetzt eher ins Negative, wenn man das sagt, obwohl das genau gesehen stimmt. Oder anders gesagt, ist das eine Einschränkung in manchen Bereichen.

Man hat durch den Aspie/Autismus eine Behinderung, aber ich denke, viele Autisten/Aspies sehen für sich das nicht so als eine Behinderung an.

Aitschy



11.06.08, 18:46:05
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drvaust
(stillgelegt)

Ich bevorzuge die Bezeichnung Autist, eine Person mit speziellen Merkmalen. Ich bin Autist, Tischler, Ingenieur, Mann, Deutscher, Bärtiger usw..
Mensch mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] klingt irgendwie nach einem komischen Anhängsel, nicht einem Bestandteil. Das kann aber auch daran liegen, daß ich mich nicht als Mensch sehe. Auch klingt das etwas gestelzt, verkrampft korrekt.

12.06.08, 00:23:46
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arlette
(Autistenbereich)

Zitat von drvaust:
Das kann aber auch daran liegen, daß ich mich nicht als Mensch sehe. Auch klingt das etwas gestelzt, verkrampft korrekt.

ich teile diese meinung.
16.06.08, 09:26:52
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mor
(Autistenbereich)

Wenn jemand sagt, ach ja, der/die hat Autismus/Aspie, dann kann es für die anderen Menschen ein Erklärungsgrund sein, warum der Autist/Aspie nicht anders kann, als nur so sein, wie er ist...

Dass er viele Sachen nicht versteht und so...Wenn die anderen sich mit autismus/Asperger auskennen.

Aitschy
16.06.08, 18:37:43
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