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Thema: Wenn Autismus gesund ist, dann gibt es keine Nachteilsausgleiche mehr? (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=1612)


Geschrieben von: 55555 am: 21.03.08, 11:14:03
Es gibt immer wieder Autisten, die annehmen wenn Autisten die Ansicht vertreten würden sie seien nicht krank könne dies zum Wegfall von Nachteilsausgleichen führen. Dieses angenommene Problem halte ich für nicht real existent und lade hier zu einer Diskussion dazu ein.

An dieser Stelle sei schon einmal auf den Unterschied zwischen den Begriffen "krank" und "behindert" (im juristischen Sinne) hingewiesen. Es ist durchaus möglich gesund zu sein und dennoch behindert zu werden. Auch Hochbegabung wird diagnostiziert und eine solche Diagnose berechtigt zur Inanspruchnahme von speziellen Maßnahmen, jedoch wird Hochbegabung deswegen noch lange nicht als krank bezeichnet.


Geschrieben von: Ferrary Girl am: 07.04.08, 19:42:56
Ja, Autisten mögen dieses Wort krank sein einfach nicht . Aber durch gezielte Behandlungsmethode geht es heute schon das man beim Autismus , also bei dem sprechenden autistischen Kind das schon im Kindesalter diagnostiziert wurde und als Erwachsener Mensch dann seine autistischen Züge ganz ablegt . Und das kommt schon sehr oft vor weil man ja als Kind wirklich gut therapiert wurde .


Geschrieben von: 55555 am: 07.04.08, 20:05:48
Wieso sollten Autisten ihre Eigenschaften ablegen? Hat man dir erzählt das sei gut? Ich sehe das nicht so. Wieso sollte es gut sein? Findest du Autismus schlecht? Wenn ja warum? Weil es die Theapeuten immer sagen?


Geschrieben von: Ferrary Girl am: 07.04.08, 20:26:20
Das sehe ich auch so wie sie . Wie bringt man den normalen Menschen bei Autismus nicht als krank zu sehen. Ein autistischer Menschen ist gesund . Denn ein Autist ist wirklich gesund . Im heilpädagogischen Kindergarten wo ich für ein Jahr gearbeitet habe da gibt es kein krank sein aber gesund sein . Aber ein autistisches Mädchen. Und die waren alle sehr lieb zu ihr .


Geschrieben von: Ferrary Girl am: 07.04.08, 21:42:43
Ja aber warum gibt es dann Rehabitationsmenschen und Rehabitationseinrichtungen dafür um den Beruf dann doch an zu nehmen als anerkannter Beruf ?


Geschrieben von: 55555 am: 07.04.08, 22:23:38
Rehaeinrichtungen gibt es denke ich deswegen, weil die Berufswelt noch nicht barrierefrei ist und man Autisten helfen will mit diesen schlechten Voraussetzungen möglichst gut klarzukommen. Sicher sind die Prioritäten in dem Sektor auch noch nicht gut angelegt, denn bei ernsthafteren Bemühungen um Enthinderung würde es da schon größere Fortschritte geben und Rehas könnte man sich dann teilweise sparen (je nachdem wieviele Barrieren beseitigt worden sind).


Geschrieben von: Silvana am: 08.04.08, 09:52:32
So hier ist nämlich der Kasusknaktus.

Ist es wirklich Möglich eine völlig Barriere Freie Welt für Autisten zu schaffen.

Ich fürchte nein.
Ich meine in einer höchst kapitalistisch geprägten Gesellschaft ist dieses nicht möglich.
Um eine Barrierefreie Welt zu schaffen und das nicht NUR für Autisten, müsste sich das gesammte Weltwirtschaftssystem, das ganze Selbstverständnis der Gesellschaft ändern. Besitz, Macht und Ruhm dürften nicht mehr die Prioität haben die es heute hat.

Da ich aber davon ausgehe das dieses streben nach Besitz, Macht und Rum durch die Gier verursacht wird und diese wieder in unseren Genen liegt (war vielleicht mal überlebensnotwendig) sehe ich da wenig Chansen.

Es ist nämlich garnicht so einfach gegen sein genetisches Programm an zu gehen. Es ist möglich sicher, aber die meisten Menschen sind zu bequem (ich oft auch, gebe ich hier offen zu) um dagegen an zu kämpfen.


Geschrieben von: 55555 am: 08.04.08, 11:33:44
Es reicht ja schon Bedingungen zu schaffen, die für Autisten und Nichtautisten in gleichem Ausmaß (nicht) barrierefrei sind. Das halte ich für gut möglich im beruflichen Sektor. Eine Minderheit werden Autisten aber auf absehbare Zeit bleiben, aber das muß keine gravierende Barrieren bedeuten.

Den Verweis auf "Kapitalismus" halte ich für Unfug.


Geschrieben von: Silvana am: 08.04.08, 12:13:45
Nein das ist kein unfug.

Je mehr ich vereinheitlichen kann um so billiger wird eine Sache,
das gild auch für Arbeitsplätze.

Wenn ich alle Arbeitsplätze gleich Einrichte habe ich die wenigsten Kosten.
Für z.B ein Rollifahrer brauche ich schon wieder einen speziellen Schreibttisch.

Oder sage ich mal Kapitalismuss, wie er zur Zeit hier betrieben wird.
Gewinne um jeden Preis.


Geschrieben von: Silvana am: 08.04.08, 12:20:38
Zitat von 55555:


Den Verweis auf "Kapitalismus" halte ich für Unfug.


Das ist nun keine Aussage, zumindest so ohne Begründung.
Also bitte begründen.


Geschrieben von: 55555 am: 08.04.08, 13:10:57
Unfug ist der Verweis aus meiner Sicht deswegen, weil jetzt schon Behinderte diverse Rechte haben, wir in einer sozialen Marktwirtschaft leben und nicht in einem reinen Kapitalismus (den auch wohl keiner will) und heute schon Milliarden für Integration, Unterstützung und Hilfmittel ausgegeben werden.

Ich frage mich manchmal warum es hier doch einige Autisten gibt, die scheinbar GEGEN jede Verbesserung argumentieren, statt zu helfen solche um- und durchzusetzen. Sehr seltsam finde ich das.


Geschrieben von: Silvana am: 08.04.08, 14:24:53
Nun ich sehe das diese tendenz zur Zeit ehr rückläufig ist.
Nicht von Seiten des Gesetzgebers da nicht, der versucht schon was zu verbessern.

Aber innerhalb der Firmen fehlt der praktische umsetzungswille, es ist so das Firmen lieber eine Abgabe Zahlen als einen "Behinderten" ein zu stellen.
Vor einem Jahr war noch im Gespräch den besonderen Kündigungsschutz für Behinderte aufzuheben..........

Es geht nicht darum was ich wünsche, sonder wie sich für mich die Realität da stellt.
Es ging nur um die Frage ob es eine Barriere freie Arbeitswelt geben wird oder zumindest ein Partnerschaftliches Verhältnis zwischen Minderheiten und der Majority. Und da bin ich halt persimistisch.

Und das mit der sozialen Marktwirtschaft ist leider nur noch bedingt richtig.

Nennt mich Kassandra.................