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Thema: Grundsatzfragen "krank" vs. autistic pride (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=1507)


Geschrieben von: Silvana am: 06.04.08, 18:37:11
Es geht auch nicht generell um eine Pride Bewegung als solches, sondern ehr um die Art. Wie sie sich ausdrückt. Ob sie auch andere Strömungen zu lässt. Oder sagt alle die unser Verständnis von Stolz nicht trägt ist unser Feind (auch wenn er eigentlich zu uns gehört)


Geschrieben von: 55555 am: 06.04.08, 18:38:56
Tja, wie heißt es so schön? "Der schlimmste Feind des Historikers ist der Zeitzeuge."


Geschrieben von: Silvana am: 06.04.08, 18:54:29
nun es sind ja auch zwei Wege eine Sache zu betrachten.

Ein Zeit Zeuge gibt seine Erfahrung wieder und seine durch seine Gefühle geprägte Beobachtung.

Ein Historiker/Chronist (sollte) erstmal aller Erfahrungen sammeln von allen Seiten, sie möglichst neutral aufbereiten und schildern (ganz geht das natürlich nicht) und hinterher bewerten.


Geschrieben von: Losy am: 29.12.08, 01:08:18
Zitat von Interceptor:
Ich leide nicht unter meinem Autismus selbst. Ganz im Gegenteil, ich sehe es als eine einzigartige Gabe an. Ich leide eher unter dem Rest der Gesellschaft, die völlig irrational und unlogisch agiert, verlogen bis ins Mark ist und den scheinheiligen Umgang miteinander offenbar auch noch geniesst.
Sehr gut geschrieben.

Das Leben eines viel zu emozioneles Menschen ist eine Tragödie, das von einem logisch denkenden ist aber eine Komödie. Na ja nicht ganz genau zitiert aber sinngemäss wiedergegeben. Ich bin einverstanden.


Geschrieben von: mohi am: 29.12.08, 14:32:11
Zitat von Losy:
[quote="Interceptor"] Ich leide nicht unter meinem Autismus selbst. Ganz im Gegenteil, ich sehe es als eine einzigartige Gabe an. Ich leide eher unter dem Rest der Gesellschaft, die völlig irrational und unlogisch agiert, verlogen bis ins Mark ist und den scheinheiligen Umgang miteinander offenbar auch noch geniesst.


... ja, so geht es mir auch ...


Geschrieben von: Losy am: 30.12.08, 14:11:59
Zitat von 55555:
Ich glaube xyz pride ist meistens eine Gegenreaktion auf Abwertungen und Diskriminierungen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Wenn diese verschwinden würde so ein Motto denke ich von selbst überflüssig werden.

Das denke ich auch. Warum wissen so wenig Menschen, dass Autist nicht = Rainman ist? Ich habe mit Freunden von mir darüber gesprochen. Die haben absolut keine Ahnung obwohl die eine sehr gute Ausbildungsniveau besitzen und deren allgemeine Kultur gut ist.

Je mehr Menschen über Aspergersyndrom/unterschiedlieche A Stufen wissen desto mehr werden die As gesellschaftlich akzeptiert und wertgeschätzt. Bevor ich meinen Freund getroffen habe wusste ich gar nichts davon. Jetzt mittlerweile respektiere ich dieses Anserssein sehr. Ich finde man kann sich gut komplementieren wenn man die andere Seite versteht/zu verstehen bemüht.

Die Informationen über Autismus fehlen. Es gibt so viele andere Bewegungen und Gruppen, die sich popularisiert haben. Warum machen die As das nicht? Es wird für allen NAs und As von Nutzem sein.


Geschrieben von: Losy am: 30.12.08, 14:32:48
Zitat von 55555:

Zudem sollte bedacht werden, daß Xenophobie eine verbreitete menschliche Eigenschaft ist. Diskriminierungen von Andersartigen sind gewissermaßen natürlich für NA.
. Und As können niemanden diskriminieren? Auch nicht Andersdenkende?

Diskriminierung ist überhaupt nicht natürlich für NAs. Mobbing ist unnatürlich für alle! Leider gibt es kein gutes Gesetz in DE dagegen!
Ich schätzte mich als NA und ich habe immer Andersartigen als die interessantere Menschen betrachtet. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass genau Andersartigkeit bringt Fortschritte, neue Sichtweisen und Ideen für eine Gesellschaft. Meine Freunde und Kollegen sind auch nicht konformistisch. Es gibt viele NAs die genau die Andersartigkeit schätzen, suchen und unterstützen.
Zitat von 55555:

daher ist ein ethisch verfasstes Gemeinwesen aus meiner Sicht nur denkbar, wenn ständig Menschen die Grenzen des Anstands verteidigen oder wieder ausweiten.

Bitte, definiere Anstand.

Zitat von 55555:

Unrecht hatte schon oft Gesetzesform, aber scheinbar ist das einigen Menschen nicht bekannt.

Absolut wahr. Unrecht hatte schon oft Gesetzesform!


Geschrieben von: Losy am: 30.12.08, 14:40:27
Zitat von Silvana:
Ich halt DIESE Art von autistic pride, die sich teilweise ja wirklich mit der homosexuellen Bewegung vergleicht, für genauso überzogen wie die Emanzipations-Bewegung in den 60er Jahren, wo die Frauen teilweise ihre BH´s verbrannten und gesagt haben wir brauchen keine Männer zum Kinder kriegen.


Die Form der Bewegung(das "Wie macht ihr das?") ist egal. Wichtig ist, dass es eine Bewegung gibt von der ja bitte mehrere Menschen erfahren.

Ein sehr niedriger Prozentteil der Bevölkerung weiss, dass Autisten überhaupt sprechen und lesen können. Es mangelt an Informationen. Ich finde diese Ignoranz unserer Gesellschaft erschreckend und schädigend für As. Das muss geändert werden.


Geschrieben von: Losy am: 30.12.08, 15:08:16
@cony und @55555, ich finde eure Discussion sehr wichtig und führend zu einem besseren Verständniss der Kommunikationsproblemen zwischen NAs und As. Ich verstehe teilweise die beiden Seiten.

Zitat von cony:

Der Knackpunkt ist,das du darauf beharrst, das man im laufe der Diskusion doch irgendwann deine Sicht der Dinge annehmen muß, weil du nur diese als richtig gelten läßt.

Genau diese Schwierigkeiten habe ich manchmal mit meinem A Freund. Es gibt nur eine Sicht die richtig ist, eine andere wird als falsch bezeichnet.

Ich vermute, dass sich in der Lage einer anderen Person zu stellen ist schwierig für As.

Unsere Diskussionen sind soweit gegangen, dass ich gefragt habe "Steht das in der Bibel?". Ein Bezugspunkt, der von ihm respektiert wird, kann auch eine wissenschaftliche Studie sein, hat manchmal geholfen. Manchmal nicht.

Zitat von cony:

Macht man es nicht,kommen oben genannte Bemerkungen raus.
Man ist nicht Ignorant, Pervers oder sonstiges, weil man eine Meinung hat.(mit der man übrigens nicht alleine dasteht ).
Ich glaube 55555 hat Dich nicht als das bezeichnet sondern bestimmte Aussagen/Gedanken. Er, glaube ich, oder zumindest mein Freund trennen die Person(in diesem Fall Dich oder mich) von den Aussagen, die negativ von dennen bewertet sind. Ich würde das nicht als Beleidigung annehmen.

Ich glaube wenige As würden sich Gedanken machen von der Sorte "Wie beleidige ich jemanden." sondern sie benutzten na ja einige unangenehme Wörter um besser zu argumentieren. Es ist ja nur eine Vermutung von mir.
Warum ist es bei dir eine andere Geschichte, wenn du uns beleidigst (Was du mit deinen Aussagen tust.Nur das du einer anderen Meinung bist ist keine ausreichende Begründung dafür)


Geschrieben von: 55555 am: 30.12.08, 22:19:25
Zitat von Losy:
Es gibt so viele andere Bewegungen und Gruppen, die sich popularisiert haben. Warum machen die As das nicht?

Ich frage mich auch, warum so wenige aktiv mitmachen. Vielleicht liegt es daran, daß viele Autisten mit ihrem Alltag schon überlastet sind und nicht noch an grundsätzliche Probleme denken wollen. Sinnvoll ist diese Herangehensweise sicherlich nicht, aber sowas lese ich immer wieder.
Zitat:
Diskriminierung ist überhaupt nicht natürlich für NAs.

Ich zweifle daran.
Zitat:
Bitte, definiere Anstand.

An der Stelle war es auf ethische Grundsätze bezogen.
Zitat:
Ich vermute, dass sich in der Lage einer anderen Person zu stellen ist schwierig für As.

Ich vermute die meisten Menschens ind nicht weitsichtig genug um meine Argumentation im Gänze zu verstehen, darum finden es dann viele ärgerlich, wenn ich bei meiner Meinung bleibe, wenn mich eine andere Position nicht überzeugt hat (das tut doch praktisch jeder eigentlich, wenn es um wichtige Fragen geht, oder?
Zitat:
Er, glaube ich, oder zumindest mein Freund trennen die Person(in diesem Fall Dich oder mich) von den Aussagen, die negativ von dennen bewertet sind.

Genau.
Zitat:
sondern sie benutzten na ja einige unangenehme Wörter

Inwiefern ein Wort unangenehm ist, dürfte Ansichtssache sein. Oft sind es Worte, die mit Schwächen zu tun haben. NA wollen oft gerne nach außen perfekt erscheinen. Sie wollen, daß andere glauben sie wären es, weil sie in einer oberflächlichen Welt leben, in der die Fassade viel zählt. Aber ist das nicht verschwendetes Leben? Nein, niemand muß perfekt sein, um geschätzt zu werden. Das hat wohl auch was mit dieser Leistungsgesellschaft zu tun, die das Wesentliche gerne völlig aus dem Blick verliert.


Geschrieben von: laleni am: 30.12.08, 23:26:10
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Inwiefern ein Wort unangenehm ist, dürfte Ansichtssache sein. Oft sind es Worte, die mit Schwächen zu tun haben. NA wollen oft gerne nach außen perfekt erscheinen. Sie wollen, daß andere glauben sie wären es, weil sie in einer oberflächlichen Welt leben, in der die Fassade viel zählt. Aber ist das nicht verschwendetes Leben? Nein, niemand muß perfekt sein, um geschätzt zu werden. Das hat wohl auch was mit dieser Leistungsgesellschaft zu tun, die das Wesentliche gerne völlig aus dem Blick verliert.[/quote]
hm das mit dem perfekt sehe ich so: ich gäbe viel dafür, wenn nicht dauernd jemand meint ich muss perfekt sein.leider vermittelt mir auch mein freund manchmal das gefühl ich sei nicht perfekt( in seinem sinne- in seiner autistisch gefärbten welt)ich hab ihm das auch schon vorgeworfen- weil ich diese erwartungshaltung nicht mehr ausgehalten hab- für ihn sollte auch unser zusammentreffen jedesmal perfekt sein.seine wohnung ist immer perfekt aufgeräumt ( ja... ich weiss den grund).ich muss immer die türen offen lassen, darf nie vergessen das licht abzudrehen- vor lauter perfekt -sein vergess ich dann natürlich genau diese dinge zu tun. und komm mir ziemlich unperfekt vor- das wär für mich aber nicht das problem- dann bin ich halt NICHT PERFEKT.wer isses denn schon??? aber ihn stört das schon sehr.
also es ist keine spezialität von NAs.es ist das, was uns alle zusammen dann an stiller verzweiflung leiden lässt.
oder?


Geschrieben von: haggard am: 30.12.08, 23:49:40
zur wohnung: in meiner tobt das chaos. diese "ordnung" darf dann allerdings auch nicht durcheinander gebracht werden - und selbsttätig durch andere licht einschalten geht auch nicht...