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Autor Nachricht
Lisa M.
(Standard)

geändert von: Lisa M. - 05.02.08, 16:16:31

Zitat:
fragte ich ob es vererbbar sei,weil bei meinem neffen auch adhs bekannt war.damals wurde mir gesagt das es nicht so ist.


Da haben die Unfug geredet. Über den genauen Vererbungsweg ist nichts bekannt, aber alle Formen von Autismus *und* ADS treten gemeinsam gehäuft in manchen Familien auf, und das sehr deutlich. Das müsste eigentlich auch schon vor 10 Jahren bekannt gewesen sein.

Zitat:
ich habe dignitas tatsache nicht gelesen,ich kannte es nur als sterbehilfeverein.


Du hast ja gemerkt, wie sehr es dich aufgeregt hat, dass dir "Sterbehilfe angeboten wird". Überleg mal, wie es anderen mit solchen Angeboten geht.

Und dann ist der Hintergrund des Threads bei Dignitas, dass einige Autisten das selbst eingebracht haben, dass sie ein solches Angebot bei Autismus für angebracht halten.

Aus dem Thread auf Dignitas:
Zitat:
4. Autismus ruft erhebliches Leiden hervor -- Auch bei leichten Formen von Autismus, sehen sich die Betroffenen Einschränkungen ausgesetzt, die ihnen die Verwirklichung eines normalen Lebens nicht ermöglichen. Autisten sind in ihrem Beruf weitaus weniger leistungsfähig, was mit mangelnder Kooperationsfähigkeit und auch Fähigkeit zur Begeisterung und Selbstmotivation zusammenhängt. An Familienleben ist ohnehin nicht zu denken, da normale Menschen die emotionale Distanz ihres autistischen Partners nicht auf Dauer ertragen würden. (Es ist demgegenüber auch unwahrscheinlich, daß eine Beziehung zwischen zwei Autisten funktionieren würde.) Auch wären Autisten mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert, da sie deren Gefühlsreaktionen nicht verstehen und ernst nehmen könnten. Wenn man von diesen beiden Bereichen absieht, (die wohl für normale Menschen die wichtigsten in ihrem Leben sind), kommt noch hinzu, daß die heruntergefahrene Emotionalität einen Zustand bewirkt, in dem es keine besondere Freude oder Lustempfindungen gibt. Man kann, wenn man all dies zusammennimmt von einem deutlichen Mangel an Leben sprechen, den der Autist auch mit fremder Hilfe nicht zu überwinden fähig ist. Viele Autisten benötigen zudem ihr ganzes Leben hindurch eine Art von Führung, da sie unfähig sind, sich zu organisieren.


Meinen Alltagskram zu organisieren fällt mir sehr schwer; das stimmt. Ansonsten: Wie kommen die bloß auf solche Behauptungen?

Thema Beruf: Viele Autist_innen sind beruflich mehr oder weniger stark eingeschränkt durch sensorische Hypersensibilitäten, die auf dem heutigen Arbeitsmarkt den Zugang für sensorisch sensible Autist_innen zu vielen Berufen fast unmöglich machen. Ich z.B. habe Pädagogik studiert, auch wirklich aus Interesse, aber je mehr sich das Ende des Studiums näherte, desto mehr bekam ich auch Angst, weil man mit so einem Abschluss bundesweit Jobangebote annehmen *muss* und ich mir damals nicht vorstellen konnte, mein gewohntes Umfeld zu verlassen. Außerdem wusste ich, dass ich z.B. eine Arbeit als Sozialarbeiterin in einem Jugendzentrum mit lauter gröhlenden, kreischenden Teenies nicht eine Woche durchstehen würde, ohne ernstlich zusammenzubrechen. Wenn man nicht weiß, warum das so ist, fühlt man sich da natürlich psychisch labil.

Dass ich psychisch völlig stabil bin und sogar eine "natürliche Tendenz zum Glücklichsein" habe, wenn ich mir nur wieder genügend Zeit für mich alleine nehme, habe ich erst später herausgefunden (auch Jahre vor der Diagnose).

Mangel an Begeisterung kann man mir nun wirklich nicht absprechen - im Gegenteil finden es Leute desöfteren wohl mal putzig oder bemerkenswert, wie sehr ich mich auch für "Kleinigkeiten" begeistern kann. Z.B. schenkte mir ein Kollege bei meinem letzten Job (in einem Naturschutzzentrum als 1-Euro-Hilfe) eine Streichholzschachtel mit einem Schwarzspecht drauf, weil ich auf dem Weg zur Arbeit im Wald einen gesehen hatte und wochenlang am Schwärmen war und dann noch ein eigenes Plakat über den Schwarzspecht als Ergänzung einer Vogel-Ausstellung vom BUND machte, die bei uns aufgehängt werden sollte. Der Chef selbst kam dann mal extra aus seinem Büro, als er durch's Fenster einen Schwarzspecht gesehen hatte, und schickte mich mit dem Fernglas nach draußen...

Das Plakat fanden übrigens auch alle gut. Ich habe mich überwiegend um Grafik, Aushänge und Ausstellungen gekümmert während der 9 Monate und hätte das gern weitergemacht, wenn ich nicht mit mehreren Leuten und zwei klingelnden Telefonen in einem Raum hätte sitzen müssen dabei, den auch noch alle möglichen Leute nebenher für Besprechungen benutzten (wenn ich selbst mit jemandem was besprechen wollte, dann hab ich das lieber draußen im Garten gemacht!)

Mit der Kooperationsfähigkeit klappte es immer dann nicht mehr, wenn ich in Stress geriet. Dann sehe ich wirklich nur noch meinen eigenen Kram und flippe auch aus, wenn im letzten Moment noch unvorhergesehene Änderungen vorgenommen werden. Auf der anderen Seite habe ich dann gelernt, mich eben nicht unter Zeitdruck zu setzen, sondern lieber Überstunden zu machen und die ein anderes Mal in Frieden abzufeiern - das ist auch schön, wenn man weiß, dass man ein kleines Zeitpolster hat und mal morgens anrufen kann und fragen, ob's okay wäre, wenn man heute zu Hause bleibt!

"Selbstmotivation" ist für mich wirklich ein schwieriges Thema - entweder ich bin motiviert oder ich bin's nicht, aber ich hab keine Ahnung, wie man sich selbst zu Dingen motivieren kann, zu denen man nicht motiviert ist. Ich denke mir, das kann man aber auch zu einer Stärke machen: Wenn ich nämlich motiviert bin, dann bin ich sehr fleissig und leistungsfähig! Also ist es doch das Klügste, sich möglichst viel mit Dingen zu befassen, zu denen man auch motiviert ist - und dann hat man auch ganz gewiss kein Bedürfnis nach Sterbehilfe!

Familie: Manche Autist_innen möchten lieber allein leben, andere haben Partner_innen oder auch Kinder. Es ist wirklich nicht immer ganz leicht für Autist_innen, Kinder zu haben, aber auf der anderen Seite scheint die Verantwortung für andere Menschen, insbesondere Kinder, viele Autist_innen stark zu motivieren, das mit der Alltagsorganisation und andere Dinge "im Griff zu behalten" und sich nicht "hängen zu lassen". Obwohl man solche Anstrengungen für sich selbst nicht unbedingt auf sich nehmen würde, hat man dann letztlich auch was davon und lernt eine Menge dabei.

Da viele Kinder von Autist_innen selbst "nicht so ganz nt" sind, verstehen autistische Eltern ihre Kinder meist genauso gut, wie NT-Eltern ihre Kinder verstehen - mindestens!!!

Wenn das alles bei den Leuten, die da auf Dignitas schreiben, so viel anders ist als bei mir, dann kann das doch wohl kaum am Autismus liegen.

Ich habe beobachtet, dass diese "Autistic-Pride-Leute" allesamt recht selbstbewusst und zufrieden sind und sehr viele andere Autist_innen mehr oder weniger stark depressiv und ihr Selbstwertgefühl oft völlig "krank" ist. Ich habe anfangs nach der Diagnose ebenfalls ziemlich an diesem Begriff "Behinderung" festgehalten und war kein bisschen scharf drauf, dass mir den jemand "wegnimmt" und ich dann womöglich wieder zu hören kriege, ich soll mich doch nicht so anstellen.

"Krankheit" und "Behinderung" sind zwei verschiedene Begriffe für zwei verschiedene Dinge, und Autismus ist definitiv eine Behinderung und keine Krankheit, wenn man es so allgemein behaupten will - aber auch der Begriff "Behinderung" ist äußerst zweifelhaft für Autismus, weil manche Autist_innen innerhalb ihres selbstgewählten Lebensumfelds keine bedeutsamen Einschränkungen erfahren. Man kann es also nicht so verallgemeinern. Dazu Wikipedia:

Zitat:
Von einer Behinderung spricht man bei individuellen Beeinträchtigungen eines Menschen, die umfänglich, vergleichsweise schwer und langfristig sind.

Die infrastrukturellen Umweltbedingungen, insbesondere aber gesellschaftliche Einstellungen und Verhalten gegenüber von Menschen mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff], nehmen in modernen Ansätzen zur Definition des Begriffs einen größeren Raum ein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Behinderung

Dort steht unter "Kategorien und Ursachen":

Zitat:
Hinsichtlich der Ursachen lässt sich unterscheiden zwischen:

* erworbenen Behinderungen

- durch perinatale (während der Geburt) entstandene Schäden
- durch Krankheiten
- durch körperliche Schädigungen, zum Beispiel Gewalteinwirkung, Unfall
- durch Alterungsprozesse

* angeborenen Behinderungen

- durch Vererbung bzw. chromosomal bedingt
- durch pränatale (vor der Geburt entstandene) Schädigungen.


Wenn ein/e Autist_in also behindert wird, dann ist es jedenfalls eine angeborene Behinderung und nicht eine, die durch Krankheit erworben wurde.

Zu der Frage, ob eine "Behinderung" denn nun eine Eigenschaft des Menschen ist, den die Mehrheit "behindert" nennt, oder eine Eigenschaft des gesamten "sozialen Ökosystems", in dem er sich befindet, steht da mehr, als ich zitieren kann - es lohnt das Durchlesen. Hier nur kurz ein Auszug:

Zitat:
Dennoch gilt in weiten Bereichen immer noch, dass Behinderungen häufig erst durch soziale Ausgrenzung zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung führen, wie es die Aktion Mensch in ihrem Leitspruch „Man ist nicht behindert - man wird behindert“ ausdrückt.


Mittlerweile "klebe" ich nicht mehr so an dem Begriff "behindert" für mich selbst, obwohl ich schon noch finde, dass ich in manchen Bereichen in meinen Möglichkeiten eingeschränkt bin. Aber indem ich allmählich neue Perspektiven entwickele, kann ich mir auch vorstellen, mein Leben so barrierefrei und für mich passend einzurichten, dass da überhaupt keine Behinderung mehr ist.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
05.02.08, 16:04:43
Link
Lisa M.
(Standard)

P.S.: Zur Beteiligung an diesem Thread hab ich mir übrigens was Neues überlegt: Ich antworte nur auf das, worauf es sich zu antworten lohnt, und lasse mich auf persönlichen Hickhack nicht ein. "Einfach wegignorieren!"

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
05.02.08, 16:23:04
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cony
(Angehörigenbereich)

hallo lisa
ich finde es wirklich gut,das du mir alles so offen erzählst.warum einige atisten sterbehilfe für sich in anspruch nehmen wollen und ob es dann wirklich nur mit dem autismus zu tun hat,weiß ich nicht,dafür kenne ich die menschen nicht gut genug.das es aber so ist finde ich schlimm,wenn menschen mit ihren problemen sich so allein gelassen fühlen,das sie es in erwägung ziehen.
auch wenn ich nicht sagen ob ich tatsächlich autistische züge habe,einige sachen fallen mir schon auf,wenn ich deinen beitrag lese.
als kind hatte ich kaum freunde,jedenfalls nie lange.warum das so war,kann ich im nachhinein nicht sagen,nur das es mich auch nicht gestört hat.aber ich war schon gerne mal mit anderen zusammen und es hat mir dann auch spaß gemacht,nur die menschen haben schnell gewechselt.auch habe ich schwierigkeiten mich zu motivieren,natürlich mach ich schon meine arbeit,aber bestimmte sachen halt erst,wenn es wirklich sein muß.auch muß ich zugeben,wenn ich der meinung bin ich habe recht,diskutiere ich(wie mein mann sagt)bis aufs blut.das war irgendwie schon immer so.auch werde ich schnell wütend,wenn zum beispiel in der küche sachen nicht im schrank stehen wie ich es immer mache.oder die tassen nicht in der richtigen sorte mit den henkeln in einer bestimmten richtung stehen.
allerdings find ich es völlig normal,weil es halt einfacher ist,wenn man die sachen sofort herausnehmen kann,ohne lange suchen zu müssen.weil andererseits bin ich ja nicht sozum beispiel wäsche legen mache ich erst,wenn es unbedingt sein muß.mein mann veralbert mich dann immer und singt,diesen weg auf den höhen bin ich gegangen...grins)ich weiß nicht ob du das lied kennst.ich denke viele machen etwas erst wenn es unbedingt sein muß,wenn es keinen spaß macht.mein mann sagt seit einiger zeit ich soll den arbeitsplatz wechseln(wäre bei uns möglich)damit ich nicht mehr in schicht und körperlich schwer arbeiten muß.da weigere ich mich wehement.ich arbeite schließlich seit meinem 16 lebensjahr in der küche,wenn man die lehre dazuzählt.allein in diesem kollektiv seit 16 jahren!!da ist es doch normal das man sich nicht auf neue menschen und arbeitumfeld einstellen kann.ich gebe zu,ich bin ziehmlich verunsichert.ob es sich lohnt einen test zu machen?(die frage ist eigentlich mehr an mich selbst gerichtet,mach ich leider öfter?)aber was bringt das.deswegen weiß ich auch nicht mehr als jetzt und habe dennoch meine eingefahrenen muster.aber auch das trifft sicher auf viele menschen zu,die jahrelang mehr oder weiger denselben tagesablauf haben.
05.02.08, 16:52:05
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green
(Autistenbereich)

Zitat von arlette:
Zitat von cony:
als bei meinem großen adhs diagnostiziert wurde,fragte ich ob es vererbbar sei,weil bei meinem neffen auch adhs bekannt war.damals wurde mir gesagt das es nicht so ist.

hallo green sowohl bei ads/adhs als auch bei asperger syndrom wird ....


@arlette:
war das ein vorangestellter gruß an mich, bevor du cony antwortetest zwinkern

@L4A: zum thema zynismus

Lisa M. beschreibt meine wahrnehmung ganz gut
Zitat von lisa:
Allerdings machte die Art der Anwendung dieser Methode der Umkehrung in diesem Thread auf mich immer mehr den Eindruck, dass es dabei nicht mehr darum ging, dir etwas begreiflich zu machen (dafür ist sie eigentlich da!), sondern darum, mal selbst das Gefühl des bewussten und bösartigen Diskriminierens zu genießen.

Listening on port XY...
05.02.08, 17:04:16
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L4A
(Standard)

@green
Nein, ich habe ja nicht gespiegelt. Mir ging während des lesens etwas anderes durch den Kopf und das ließ mich auch den ganzen Tag nicht in Ruhe.
Ich bin immer noch zu betroffen davon, wie schlimm es sich auswirkt wenn Aspies pathologisiert werden, als krank bezeichnet werden. Ich merke welche Tragweiten das hat und warum ein solche großer Wert darauf gelegt werden muss. Warum es so wichtig ist, das Aspies das Selbstbewusstsein haben müssen so zu sich zu stehen. Warum es so existentiell ist, sich auch politisch zu engagieren. Und ich frage mich nun wieviele Aspies es gibt die sich nicht zu Wort melden können weil sie keine Ahnung haben was los ist. Und ja, wie schlimm das ist. So lange ist mir dieses Thema nicht bewusst, als das ich mir bisher diese Fragen hätte stellen können. Und ich frage mich, welche Fragen ich mir diesbezüglich noch gar nicht gestellt habe.
05.02.08, 18:02:10
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Silvana
(stillgelegt)

Also währe die Beiträge von Lisa M nicht gewesen und es eine Live-Discussion: Hätte ich auf Seite 14-15 beide Hände gehoben und Veto geschrien.

Gut das kann ich hier auch nur sieht das keiner.

@Lisa
auch ich habe die Spiegelung nicht erfasst sondern die Beiträge von 5555 und Eraser sehr wörtlich genommen.

Das andere ist: Wenn ihr Conny davon überzeugen wollt, das der Begriff Krank einseitg und zum Teil auch diskriminierend ist, so sollte ihr sie nicht mit Worten (vor allem nicht mit Ironie und Zynismus) regelrecht erschlagen.
Es denckt sich nicht gut, wenn man das Gefühl hat, im Ring zu stehen.

Ich habe mir über den Begrif Krankheit Sontag Nacht noch viele Gedanken gemacht (konnte eh nicht schlafen).

Der Begriff IST einsetig, ob er auch diskrieminirent ist weis ich nicht, aber da die meisten von euch so empfinden.............

Krankheit fasst tatsächlich nur die Einschränkungen der Betroffene Person zusammen.

Zitat:
Diagnosekriterien

Das Asperger-Syndrom (AS) gilt als leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Kriterien nach Gillberg & Gillberg (1989) verwendet:

* Soziale Beeinträchtigung (extreme Ichbezogenheit)

(mindestens zwei der folgenden Merkmale):

1. Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren
2. mangelnder Wunsch, mit Gleichaltrigen zu interagieren
3. mangelndes Verständnis für soziale Signale
4. sozial und emotional unangemessenes Verhalten

* Eingegrenzte Interessen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

1. Ausschluss anderer Aktivitäten
2. repetitives Befolgen der Aktivität
3. mehr Routine als Bedeutung

* Repetitive Routinen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

1. für sich selbst, in Bezug auf bestimmte Lebensaspekte
2. für andere

* Rede- und Sprachbesonderheiten

(mindestens drei der folgenden Merkmale):

1. verzögerte Entwicklung
2. (oberflächlich gesehen) perfekter sprachlicher Ausdruck
3. formelle, pedantische Sprache
4. seltsame Prosodie, eigenartige Stimmmerkmale
5. beeinträchtigtes Verständnis einschließlich Fehlinterpretationen von wörtlichen/implizierten Bedeutungen

* Nonverbale Kommunikationsprobleme

(mindestens zwei der folgenden Merkmale)

1. begrenzter Blickkontakt
2. begrenzte Gestik
3. unbeholfene oder linkische Körpersprache
4. begrenzte Mimik
5. unangemessener Ausdruck
6. eigenartig starrer Blick


Ich habe das hier mal zitit.
Wenn ich das so durchlese, wird hier wirklich nur auf die Einschränkung durch die genetische Veränderung eingegangen, auch der weitere Text hier (Wiki) betrachtet nur den patologischen Aspekt des AS Syndroms.

Wenn man natürlich hingeht und sein Kind oder sich selber nur unter dem Aspekt betrachte, was man alles nicht kann und womöglich versäumt, dann wird man wirklich krank, bzw dann wird das Kind sich nicht als anders, sonder nur als krank, als Summe seiner Schwächen empfinden.
Das ist wie ein hochbegabter Mensch der erblindet, der anstat seine Hochbegabung zu nutzen und Blindenschrift zu lernen, sich in sein Zimmer einschließt und seinen Geist verfallen lässt, weil er nurnoch daran denk was er jetzt nicht mehr hat.

@ Conny ich denke der Beitrag Erklärt warum es die meisten Autisten, die in der Lage sind an der Welt teil zu nehmen es beleidigend oder discriminrend finden, wenn sie ein andere auser ihr Arzt (und auch da sind die Meisten sehr unglücklich drüber) als krank bezeichnet.
Weil der Begriff nur ihre Einschränkung ewähnt, nicht aber ihre Stärken.
Und wie Du ja auch nicht gerne gesagt bekommst was Du alles nicht kannst, sondern lieber hörst was Du kannst, oder wenn einer schon sagt Du könnest Dieses oder Jenes nicht, dann solte er doch erwähnen das Du dafür was Anderes sehr gut kannst, vielleicht besser als andere.
So geht es uns im Forum halt auch.

Unendliche Manigfaltigkeit, in unendlicher Kombination

-

Stillgelegt auf eigenen Wunsch, mfg [55555]
05.02.08, 18:06:03
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cony
(Angehörigenbereich)

hallo sylvana
ich kann dein erklärung,wenn es so gesehen wird sehr gut akzeptieren.
ich gebe auch ehrlich zu,das ich mich genauso gefühlt hab(wie im ringkampf)und auch dementsprechend reagiert habe.
auch habe ich kein problem damit zuzugeben,das ich(besonders wenn ich sehr erregt bin)schwierigkeiten habe zwischen den zeilen zu lesen(sprich zynismus oder spiegelungen)die ich allerdings in der diskusion,wie sie zum schluß geführt wurde,immer noch nicht erkenne.allgemein ist es aber so.
ebenso auch zusammenhänge im text.aus bestimmten gründen ist das bei mir halt so,besonders wenn ich mich in die ecke gedrängt und bewußt mißverstanden fühle.
05.02.08, 18:40:29
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lol
(Standard)

Hallo Cony,
war bis jetzt stiller Beobachter, muß jetzt aber doch mal was sagen. Auch wenn ich deine (private) Ansicht nicht teile, daß Autisten krank sind, fand ich die Art und Weise, wie mir Dir diskutiert wurde unsachlich und grenzüberschreitend.
05.02.08, 19:33:31
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cony
(Angehörigenbereich)

hallo lol,
schön,das doch einige wenige forumsmitglieder in der hinsicht meiner meinung sind,das die diskusion absolut unsachlich geführt.ich kann jetzt,wo ich mich beruhigt habe,ja auch nachvollziehen,warum autisten sich nicht als krank bezeichnen lassen möchten.
es ist aber verdammt schwer etwas nachzuvollziehen,wenn man total erregt ist und nur angegriffen wird,jedenfalls zum größten teil.
05.02.08, 19:52:16
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Silvana
(stillgelegt)

Das Problem ist, das alle sagen sie fühlen sich beleidigt aber keiner wirklich versucht hat zu erklären warum. Alle haben über die Auswirkungen geredet aber die Ursache nicht erklärt.
Ich vermute es wurde angenommen das sich die Gründe von selbst erklären.

Um mal eine Transmission vor zu nehmen.
Ein Kind sagt zu einem Farbigen Neger. Der Farbige schaut das Kind böse an und sagt zu dem Kind, das sagt man nicht.
Das Kind geht zur Mutter: Warum darf ich nicht Neger sagen?
Mutter: Weil er sich ärgert
Kind: Warum??
Mutter: Weil es ein Schimpfwort ist
Kind: Warum?? Früher sagte man doch Neger
Mutter: Weil es halt nicht mehr benutzt wird.
Kind: Warum??
Mutter:das ist halt so und man beschimpft andere nicht.
....

So ähnlich kam mir der Dialog hier vor. Du Mutter hat dem Kind nie erklärt wo her das Wort kommt und warum es Farbige misverstehen könnten oder gar beleidigt sind.

sorry an alle Farbigen hier, das soll nicht diskrieminierend sein, es ist nur eine Analogie.

Unendliche Manigfaltigkeit, in unendlicher Kombination

-

Stillgelegt auf eigenen Wunsch, mfg [55555]
05.02.08, 19:52:44
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
allerdings find ich es völlig normal,weil es halt einfacher ist,wenn man die sachen sofort herausnehmen kann,ohne lange suchen zu müssen.


Das ist auch so ein Grund, weshalb viele Autisten es ablehnen, sich als "krank" oder "behindert" bezeichnen zu lassen.

*Du* findest es normal, dass die Tassen im Schrank mit dem Henkel in eine bestimmte Richtung ausgerichtet werden müssen, andere finden das seltsam.

Aber wieso sollte man krank sein, nur weil man bestimmte Vorlieben hat oder bestimmte Begabungen und Charaktereigenschaften?

Schwächen haben andere Menschen ja auch, auch das ist kein Anzeichen von Krankheit.

Übrigens fand ich das sehr lustig mit den Tassen, weil bei mir ist das auch so, dass ich in Bezug auf die Tassen im Schrank plötzlich ordnungsliebend bin, wo ich sonst gern alles bis zum Letzten hinausschiebe. Allerdings ist es mir nicht wichtig, in welche Richtung die Henkel zeigen, sondern dass die Tassen so stehen, dass aller Platz möglichst gut ausgenutzt wird, und da sind die Henkel auch immer ein Grund zum Grübeln. Außerdem bin ich ein wenig "tassophil", bzw. "bechophil". Sie müssen bei mir alle verschieden sein, Farben und Bilder sind sehr wichtig. Ich habe eine nette kleine Sammlung von Bechern und hätte gern auch mehr, aber das ist ja Unfug, weil ich jetzt schon mehr Becher habe, als jemals Leute gleichzeitig hier zu Besuch gewesen sind.

Zitat:
ich gebe zu,ich bin ziehmlich verunsichert.ob es sich lohnt einen test zu machen?


Es gibt Tests im Internet, aber so furchtbar viel zuverlässiger als die Meinung von Laien, die einen noch dazu nie persönlich gesehen haben, sind die auch nicht. Wenn man es so richtig wissen will, muss man zu einem entsprechenden Spezialisten gehen (bei Aspies e.V. haben wir eine Liste von Ärzten, die AS diagnostizieren können - viele kennen das nämlich gar nicht). Ansonsten hab ich den Eindruck, dass die Selbsteinschätzung wohl abgesehen vom Arztbesuch das Zuverlässigste ist.

Für mich war die Diagnose schon gut, weil ich nicht so gern mit irgendwelchen Zweifeln und offenen Fragen lebe und außerdem, weil ich das Gefühl loswerden wollte, mich verstecken zu müssen. Z.B. Jobcenter: Da ist man ohne Diagnose leicht am Bangen, dass man in ein Callcenter gesteckt werden könnte oder so. Ich möchte offen dazu stehen können, dass ich so eine Arbeit nicht aushalten würde - und das z.B. empfinde ich ganz gewiss nicht als Einschränkung! Selbst wenn ich es könnte, würde ich es nämlich nicht wollen.

Gerade in Bezug auf Beruf entwickele ich seit der Diagnose wieder Perspektiven und Ideen. Davor war ich eine ganze Weile erwerbslos und ziemlich in der Defensive zu diesem Thema, gerade da habe ich mich eigentlich "unzulänglich" gefühlt, und jetzt sehe ich es immer mehr so, dass ich ja nichts dafür kann, dass ich so bin, wie ich bin, und dasselbe Recht auf Arbeit habe wie andere Leute auch. Und zwar nicht nur auf "irgendeinen Job", sondern auf eine Arbeit, in der ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen kann und erwarten darf, keinen Belastungen ausgesetzt zu werden, die ich nicht vertrage oder nicht Dinge von mir verlangt werden, die ich eben nicht kann.

Mit Rollstuhlfahrer_innen kann das Jobcenter das schließlich auch nicht machen, dass sie irgendwo 'nen Job annehmen müssen, wo eine Treppe ist, und dann von ihnen verlangt wird, dass sie den Rollstuhl unten stehen lassen und die Treppe hochlaufen - und wenn sie den Job nicht annehmen, wird das ALG gekürzt.

Also habe ich die Diagnose und auch das "Outing" beim Jobcenter als eine "Enthinderung" empfunden und mir im Moment tatsächlich den Freiraum erkämpft, dass sie mich erstmal in Ruhe lassen und ich ehrenamtlich für Aspies e.V. arbeite. Da verdiene ich zwar kein Geld, aber ich kann sinnvolle Arbeit machen, die mich interessiert und für die ich ein Stück weit qualifiziert bin - das fühlt sich momentan prächtig an!

@ Silvana: Der Dialog zwischen Mutter und Kind hat schon literarische Qualität!!!

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
05.02.08, 21:48:34
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eraser
(Autistenbereich)

Die Diskussion wurde nicht unsachlich geführt und ich habe mir wirklich Mühe gegeben, lang und breit zu erklären, warum ich nicht "krank" genannt werden, sondern höflich behandelt und respektiert werden will, dass mich das beleidigt und warum mich das beleidigt.
Da kam kein "Sorry, das wußte ich nicht." sondern da kam immer wieder "Ich habe aber Recht!"
Da soll man nicht zynisch werden?

Menschen kommen her in ein autistisches Forum und nennen die Autisten, die in seitenlangen Aufsätzen darum bitten, dies nicht zu tun "krank". Ich gehe auch nicht in das Haus eines Türken und ziehe meine Schuhe auch nach mehreren Bitten nicht aus, sondern erkläre, dass man bei Deutschen eben Schuhe im Haus trägt.
Das ist disrespektierlich.

Mir Mobbing zu unterstellen, nachdem ich einfach nur mal das, was ich mir so anhören durfte, zurückgebe, bedeutet ja, dass ich von cony gemobbt wurde, oder nicht?

Dann wird die Krebskarte aus dem Ärmel gezogen - das ist mir bei ähnlichen Diskussionen in englischen Chats schon zwei Mal passiert!
Das mit der Sterbehilfe ist in dem Zusammenhang natürlich geschmacklos, falls das mit dem Krebs stimmt.
Es ist aber schon auffällig, dass in solchen Debatten immer so ein Totschlag- Argument zur rechten Zeit kommt.

Ich könnte ja jetzt auch was von meiner Chemo schreiben oder von sonstigen Medikamenten oder Operationen oder Erkrankungen, nur geht das 1. absolut niemanden etwas an, ist 2. nicht nachprüfbar und hat 3. nicht das mindeste mit dieser Diskussion hier zu tun.
Unser aller Lebenszeit ist verdammt kurz und ich werde meine jedenfalls damit verbringen, mich dafür einzusetzen, dass Autisten ernst genommen und respektiert und nicht mit Festhaltetherapien oder Psychopharmaka behandelt und dann völlig kaputt in Heime gesperrt werden.

Ich finde es schön, dass Ihr alle Verbrüderung feiern und Cony zum Autisten ehrenhalber machen wollt.
Aber sie hat sich immer noch nicht von ihrer Pathologisierung distanziert. Und wenn ihr die Stellen noch mal genau lest, hat sie mitnichten etwas falsch verstanden oder interpretiert.
Sie hat behauptet, "krank" sei keine Beleidigung, wenn ein Nicht- Autist einen Autisten so bezeichnet, aber es sei eine Beleidigung, wenn ein Autist sie "krank" oder "behindert" nennt.
Das ist Doppelmoral und dabei spielt es keine Rolle, dass sie tatsächlich krank und mit dieser Art der Erkrankung auch "schwerbehindert" ist.
LGE
06.02.08, 02:19:24
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