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Geschrieben von: Jasmin am: 31.12.07, 11:59:14
Schwerere Ausprägungen des Autismus zwingen die Betroffenen, sich auf sich selbst zurückzuziehen, führen zu massiver Angst vor allem Ungewohnten und Neuen und lassen wenig Raum für eine Weiterentwicklung.


Geschrieben von: bianka018 am: 31.12.07, 12:41:25
Hallo Jasmin, gut dass du hier bist. Nirgendwo anders kann dir so geholfen werden wie hier. Du wirst sehen.
Gruß, Bianka


Geschrieben von: 55555 am: 31.12.07, 13:08:03
Es gibt kein Gesetz, das verhindert einen Autisten in einen normalen Kindergarten zu geben. Es kommt auf die Bereitschaft des dortigen Teams an. Allerdings sind das Problem dabei scheinbar die geschilderten Wutanfälle. Kannst du diese auf irgendwelche Anlässe zurückführen? Diese herauszufinden wäre wie mir scheint das Wichtigste derzeit.

Autisten nehmen die Welt anders wahr als Nichtautisten. Wenn man das berücksichtigt sind die Reaktionen genauso verständlich wie bei Nichtautisten. Allerdings bedarf es einer gewissen Schulung der Aufmerksamkeit Details wahrzunehmen, die für deinen Sohn große Rollen spielen können. Achte auf alle möglichen Zusammenhänge so abwegig sie dir auch zunächst erscheinen mögen.


Geschrieben von: Ryn am: 31.12.07, 19:35:40
Ein normaler Kindrgarten kam für uns nicht Frage.Paul(bald 4)geht in einen Förderkindergarten,dort gibt es kleine Gruppen und ein ganz anderes Programm wie z.B.Reiten,Schwimmen .Er fühlt sich dort wohl und es klappt alles prima.
Tschau Ryn


Geschrieben von: eraser am: 01.01.08, 13:31:38
Das klingt vielleicht ziemlich schräg, aber habt ihr mal so ein Trampolin gekauft, damit er richtig rumtoben kann? Dann ist er vielleicht ausgeglichener und schläft besser.
(Es gibt Helme und Knieschützer wegen der Verletzungsgefahr)
Ein Schaukelpferd ist auch ein beliebtes Autistenspielzeug.

Wenn er nicht essen will, würde ich ihm was hinstellen und mal schauen, ob er sich das selbst irgendwann nimmt. Vielleicht passt ihm nämlich der Zeitpunkt nicht oder das Essen schmeckt ihm nicht.
Viele Autisten mögen auch gern Brei oder Essen mit viel Soße, weil man das besser runterschlucken kann.
Zwingen ist nicht gut. Sonst wird er Essen immer negativ assoziieren. Lieber verschiedene Dinge anbieten.

Beim Waschen und Kämmen das Kind festzuhalten ist auch keine gute Idee. Er muss lernen, das alles selbst zu tun, denn angefasst werden, besonders am Kopf, ist sehr unangenehm für Autisten.
Es kann sein, dass es im Bad zu kalt ist, dass der Waschlappen kratzt oder die Seife stinkt. Autisten sind sehr empfindlich.

Ich würde davon ausgehen, dass er zwar alles versteht, aber nicht so reagiert, wie man das erwartet und würde ihm z.B. genau erklären, dass er selbst Zähne putzen muss, wenn er nicht will, dass andere das tun.
Man hat kein Gefühl für das, was man da in einem anderen Mund herumkratzt. Wenn der Junge schreit, dann tut es ihm weh oder er hat Angst.

Er muss wieder Vertrauen bekommen und lernen, dass waschen usw. Spaß macht und dass Wasser eine Art Spielzeug ist.
Vielleicht ist die Badewanne eine Lösung, das Wasser sollte dann für den Erwachsenen subjektiv zu kalt sein.
Also 30- 35° vielleicht.
Ein Kind schwitzt noch nicht, das muss man sowieso nicht jeden Tag waschen, falls es keine Windeln mehr braucht.

Dann ist noch wichtig, dass er ein Versteck hat, möglichst eng und dunkel, ein Besenschrank oder ein Wäschekorb oder ein Karton.
LGE


Geschrieben von: KleinAdlerauge am: 01.01.08, 15:13:55
Willkommen Jasmin!

Danke eraser, so gut hätt ich`s nicht ausdrücken können!
ich glaub da liegt noch ein längerer lernprozess vor den dreien.

Jasmin, Du hast wirklich einen ganz süssen sohnemann und Ihr habt alle schon ne menge leid durchgemacht. ich kann mir gut vorstellen, dass Du nicht mehr weisst, wie das weitergehen soll.
also ich kann eraser`s worte nur beipflichten!

Tut Eurem sohn keinen zwang an. Er empfindet die welt ganz anders, als ihr.
Ihr dürft nicht versuchen, ihn so zu verbiegen, dass er nur noch das macht, so wie Ihr es wollt - das wird sie situation für Euch alle nur verschlimmern.

was in dem krankenhaus mit ihm gemacht wurde, möchte ich mir gar nicht vorstellen....dazu fällt mir irgendwie nur das wort "folter" ein - ich war zwar nicht dabei, aber Deine beschreibung lässt für mich kaum einen anderen eindruck zu.
diese medikamente haben nicht IHM geholfen, sondern EUCH, und zwar, dass IHR EURE ruhe habt. mehr nicht!

Bitte tut Euch selbst und vorallem EUREM SOHN einen gefallen:
Bitte NICHT festhalten!
Bitte NICHT anschreien!
Bitte KEINEN zwang ausüben!
Nicht zum essen zwingen und nicht zum trinken zwingen!

Wenn er hunger und durst hat, wird er sich schon was nehmen.
An unterernährung sterben in deutschland nur kinder, die von ihren eltern nix zu essen bekommen (leider immernoch zu viele!)
Wenn er aufhört zu essen, ist er satt! Kinder haben da einen ganz normalen instinkt. ich hab auch immer wenig gegessen und musste auch nicht alles aufessen und bin trotzdem gross geworden.
Und trinken wird er schon verlangen, wenn er durstig ist - der mensch braucht keine anleitung fürs überleben - das ist genetisch vorprogrammiert - der mensch ißt, wenn er hunger hat; er trinkt, wenn er durst hat und er schläft ein, wenn er müde ist.

Überleg Dir mal, wenn da ein grosser riese wär (und irgendwie sind ja alle erwachsene für ein kleines kind riesen), der Dir mit gewalt das essen und trinken reinzwingen würde und Dich ständig festhalten würde und soaws....würde Dir das nicht angst machen und würdest Du da nicht immer auf der hut vor dem riesen sein - meinst Du, da könntest Du noch in ruhe einschlafen?!

Dass ihr viel spazieren geht find ich super! ja, zeigt ihm wie schön die welt ist! Aber lasst sie ihn selbst entdecken - gebt ihm den freiraum, den er braucht!

Übt mehr gelassenheit mit IHM und mit EUCH selbst.

Versucht herauszubekommen, was er nicht mag, was ihm angst macht und was ihm unangenehm ist und vermeidet dann, ihn in diese unangenehmen situationen mit gewalt zu bringen.
Das bewirkt nur noch eine verstärkung seiner agressionen.

Sorry, das war jetzt vielleicht etwas viel auf einmal, aber Deine schilderung hat mich sehr aufgewühlt.

Auf jeden Fall ist es gut, dass Du Dir hilfe bei anderen sucht, so wie hier im Forum. Ärzte sind keine Allwissenden und leider oft nicht die Helfer, die sie sein sollten.
hier im forum gibt es viele, die Dir aus ihren erfahrungen erzählen können - lies einfach mal, was hie so geschrieben wird.

Ich hoffe, Du findest einen guten weg für Euch!

Bin natürlich für eine freischaltung für den Angehörigenbereich, falls Du das anstrebst.


Geschrieben von: Jasmin am: 01.01.08, 17:22:09
Schwerere Ausprägungen des Autismus zwingen die Betroffenen, sich auf sich selbst zurückzuziehen, führen zu massiver Angst vor allem Ungewohnten und Neuen und lassen wenig Raum für eine Weiterentwicklung.


Geschrieben von: Snape am: 01.01.08, 19:01:25
Ich bin auch gegen Zwang ausüben, aber auch ich mußte leider lernen, das es Kinder gibt, die erstmal einen gewissen Druck von Außen brauchen um dann ohne weiteren Druck etwas alleine zu machen.
Ich finde das jedesmal total schrecklich, wenn ich höre, das jemand gezungen werden muß, aber wenn jemand einfach nicht merkt das er Durst hat - ist bei Autisten weit verbreitet - oder eben nicht essen will, weil er vielleicht kein Hungergefühl hat, dann ist wohl über kurz oder lang irgendeine art von Zwang nötig, sonst bleibt nur künstliche Ernährung wie schon geschrieben und das ist ja auch eine Art von zwang !

Eine Bekannte hatte z.B. das Problem - glaube der Junge ist auch Autist - das er nicht essen wollte und auch das essen runter geworfen hat. Sie hat ihm dann gesagt - der war aber glaube schon über 6 Jahre alt - das wenn er das Essen nochmal runterwirft sie es ihm wegnimmt und er erst abends wieder etwas bekommt. das kind hat es ausprobiert, also Essen runter geworfen und die Mutter hat ihm den Teller weggenommen und mit Ihrem Mann zusammen vor den Augen des Kindes weitergegessen. War für sie total schwer, weil dafür viel Überwindung gehört, aber auch Konsequenz.
Aber schon am Abend hat der Junge ohne Probleme seitdem gegessen !

Und es ist ja auch nicht nur bei Autisten so, das man die Kinder nachts schreien lassen soll. Das bekommen auch NT's gesagt, eben weil die Kinder merken "aha wenn ich schreie bekomme ich z.B. die Flasche, Aufmerksamkeit". Die Kinder mussen aber auch eben lernen zu schlafen und das können sie nur indem man sie auch mal schreien lässt.

Ich denke es ist sehr unterschiedlich wie Kinder oder Menschen allgemein reagieren so das eine Patentlösung nicht möglich ist.

Wenn Du das mit dem Schlafen einfach - ohne Medikamente - so wie im Krankenhaus gezeigt mit ihm übst, wird er es vermutlich bald wieder machen.
Aber es wäre sicher auch wichtig zu wissen, ob es die Erkrankung alleine war, die ihm das Schlafen hat verlernen lassen oder es noch etwas anderes gab.


Geschrieben von: mia1982 am: 02.01.08, 19:53:20
Hallo Jasmin,
mein Sohn ist deinem sehr ähnlich,er liebt es auch immer rauszugehen,was ich auch viel mache,aber wenn es sehr kalt ist,dann eben nicht immer solange.
Allerdings habe ich was gefunden,was ihm Spass macht,und ihn besser an diesem Tag schlafen lässt,ich gehe mit im Schwimmen,ich nehme ihn,und seine Geschwister mit,das ist dann für alle ein Heidenspass,und Angelo schläft in dieser Nacht auch immer durch...................was ich sehr schätze.
L.G
mia


Geschrieben von: KleinAdlerauge am: 02.01.08, 21:41:54
Sicher geht vieles mit zwang...

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass das der falsche weg ist. traurig


Geschrieben von: eraser am: 03.01.08, 14:59:57
Das Argument "Ich zwinge mein Kind zum Essen, sonst muss es eines Tages künstlich ernährt werden und das ist auch Zwang." kommt mir so vor als würde jemand sagen "Ich lasse meinem stark kurzsichtigen Kind die Augäpfel entfernen, denn er könnte eines Tages von selbst erblinden und dann sieht er auch nichts mehr."
LGE


Geschrieben von: Snape am: 03.01.08, 16:02:12
@ KleinAdlerauge: ich denke es kommt darauf an zu unterscheiden wann Zwang nötig ist und wann nicht.

Wenn ein Kind ein anderes ständig verprügelt und Du das schlagende Kind davon abhalten willst, dann übst Du auch Zwang aus, weil das Kind eben weiter prügeln möchte. Aber Du kannst dem Kind ja nicht erlauben, immer wieder seine Mitmenschen zu verprügeln. Ich weis nicht, ob Du nachvollziehen kannst was ich meine?

Aber letztendlich ist doch das ganze Leben in unserer Gesellschaft mehr oder weniger ein Zwang. Wenn ich mich anpassen muß, um z.B. einen Job zu bekommen, dann werde ich dazu von der Gesellschaft gezwungen. Ich kann aber -sofern man nicht genug finanzielle Mittel hat - nicht einfach sagen, nein das mache ich nicht, weil ich dann irgendwann kein Geld -> keine Wohnung, kein Essen usw. mehr hätte. Gestze, Regeln bedeuten für den einen oder anderen immer ein Zwang.

Wie gesagt ich finde das nicht toll zu etwas gezungen zu werden!

@eraser: ich denke Du meinst mich mit dem Zitat, daher antworte ich Dir darauf. Ich mag Deiner Schlußfolgerung nicht zustimmen, denn so empfinde ich sie nicht als "richtig". Aber um bei dem Beispiel von Dir zu bleiben: das Kind braucht dann eine Brille, das Kind mag aber die Brille nicht, aber wenn seine Augen nicht schlechter werden sollen, muß es die tragen. Tja, was tun ? Brille tragen lassen = Zwang.
Ich mußte früher auch ein Augenpflaster bzw. Brille tragen, auch ich wollte das nicht, aber ich wurde dazu gezwungen, da ich sonst heute noch schlechter sehen würde als eh schon.

Wie gesagt ich denke man muß unterscheiden ob der Zwang dem Wohle des Kindes dient oder nicht. Zwang jedoch kategorisch abzulehnen sehe ich als nicht möglich an.