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Autor Nachricht
Samantha
(Angehörigenbereich)

Zitat von Zweiblum:

wie jetzt - kann man das erlernen, streiten zu können? fragen


ich weiß nicht, wie du das verstanden haben wolltest.
falls es eine ehrliche frage war und keine ironie:

ich meine positives streiten, also streiten als fähigkeit, seine position, ansichten wünsche zu äußern und zu begründen um in einer partnerschaft oder auch im leben allgemein kompromisse auszuhandeln.

kurz zur erklärung: ich bin aufgewachsen als einzelkind, ohne gleichaltrige in der umgebung und einem elternhaus aus friede freude eierkuchen. von daher war ich eben nicht in der lage mich auch mal hinzustellen und zu sagen "das gefällt mir nicht, ich hätts - sehs anders". ich dachte, wenn es der richtige partner ist, versteht man sich blind. da das nicht klappte, setzte ich mich in die ecke und schmollte vor mich hin.
ergebnis: enttäuschung --> emotionen runter ---> der nächste bitte.

dauerte bis mitte 20, bis ich gemerkt hab, was ich da mache, als es mit mir mal jemand genauso machte.
dann hab ich mich die nächsten 3 jahre hingesetzt und mich sozsagen um 180 grad gedreht.

wenn dus so siehst: ja, man kann es lernen.
11.12.07, 15:29:32
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Samantha:
danach bringt er es doch fertig, mich nachmittag gegen zwei ins auto zu packen und wieder schnurstracks nach hause zu fahren. ich war so baff, dass ich nicht wußte, was ich dazu sagensollte. für mich war klar, dass man so ne gemeinsame fahrt wenn schon mit arbeit verbunden dazu nutzt, um hinterher noch ein paar stunden mit weihnachtsmarktbummel oder im cafe zu verbringen.
darauf angesprochen kam dann nur die reaktion "war halt nur so ne spontane idee". aber keinerlei erklärung für diesn für mich abslolut undenkbaren stil eines "ausflugs".
Ich vermute, für ihn war das logisch. Alles erledigt und dann nach Hause. Das könnte ein Fall von nicht bekannter sozialer Regel sein. Vielleich wäre er auch mit Dir ins Cafe oder auf den Weihnachtsmarkt, wenn er das gewußt hätte.
Zitat von Samantha:
mal dachte, man müsse sich blind verstehen.
Bei einem Autisten kommst Du besser, wenn Du es einfach sagst. Keine Andeutung, keine unausgesprochene Erwartung, sondern direkt sagen. Das 'blind verstehen' funktioniert nicht normal, weil Autisten anders sind und deshalb anders verstehen.
11.12.07, 16:44:55
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Samantha
(Angehörigenbereich)

blindverstehn funktioniert überhaupt nicht, da muß man nich autist zu sein...

also das jedenfalls kann ich mittlerweile, direkt zu sagen was ich will-meine.

nun ja...damit ecke ich natürlich "in der normalen welt" wieder überall dort an, wo sogenannte "diplomatie" üblich ist, die ich einfach nur als falschheit bezeichne.

aber wer im leben ein schauspiel möchte, der soll halt den beruf lernen. punkt.

ich kann das also prima.

für mich stellt sich die frage eher umgekehrt: wie kriege ich meinen autisten zum reden...also dass er sagt was er will. das tut er nämlich nicht. entweder er sagt gar nichts, diverse muskelspiele "mir liegt was auf der zunge" sind aber unübersehbar wohl nicht mal für einen blinden zu übersehen oder er versucht sich wie die katze um den heißen brei zu winden, dass man die angebrannte suppe schon im treppenhaus riecht.

nun hab ich auch kein problem damit, zu fragen, "möchtest du dies oder das"? aber dazu müßte ich mir erstmal vorstellen können, was er vielleicht will. ziemlich schwierig wenn man anders tickt.

11.12.07, 16:54:31
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Samantha
(Angehörigenbereich)

Zitat von drvaust:
Ich vermute, für ihn war das logisch. Alles erledigt und dann nach Hause. Das könnte ein Fall von nicht bekannter sozialer Regel sein. Vielleich wäre er auch mit Dir ins Cafe oder auf den Weihnachtsmarkt, wenn er das gewußt hätte.


für mich stellt sich halt die frage, warum (zum kuckuck) hat er mich dann erst mitgenommen? ich meine an langeweile beim auto fahren oder fälliger abnutzung des beifahrersitzes kanns ja wohl nicht liegen.
oder ohne ironie:
warum fährt der mann mich hin und her, wenn er nichts mit mir unternehmen will? das gibt für mich absolut keinen sinn.
11.12.07, 16:57:58
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Samantha:
für mich stellt sich halt die frage, warum (zum kuckuck) hat er mich dann erst mitgenommen?
warum fährt der mann mich hin und her, wenn er nichts mit mir unternehmen will? das gibt für mich absolut keinen sinn.
Vielleicht wollte er Dir helfen, Dir ermöglichen, in der Stadt einzukaufen. Vielleicht wollte er mit Dir zusammensein (im geschlossenen Auto). Vermutlich wußte er nicht, was Du erwartet hast.

11.12.07, 17:11:52
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Samantha
(Angehörigenbereich)

und wie erklärst du dir, dass so jemand wie oben beschrieben in der lage ist, eine wenn auch nicht sehr große firma zu leiten, schon seit 1990 und das auch gut hinbekommt?

noch dazu eine baufirma, wo verhandeln, sitzungen, absprachen, durchsetzen und nicht zuletzt aufträge ergattern ja wirklich das A und O ist.

deshalb kam ich ja irgendwie auf die idee trauma, da sich sein "anders sein" wohl nur im privaten bereich auswirkt.

habe schon verschiedene (geschäftliche) telefongespräche und so mitbekommen. das ist einunterschied wie tag und nacht.
11.12.07, 17:16:11
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drvaust
(stillgelegt)

Vielleicht hat er die Regeln des Geschäftes erlernt, hat Übung und Erfahrung damit. Vielleicht führt er das Geschäft sehr sachlich und objektiv.
Vielleicht hat er privat noch nicht so viel Erfahrung und Übung, ist noch unsicher. In privaten Beziehungen gelten andere Regeln. Vielleich hatte er privat viele Mißerfolge und traumatische Erlebnisse, die ihn behindern.
Will er das lernen und üben? Dann hilf ihm doch, erkläre es ihm, damit Ihr zusammen besser zurechtkommt.
Ich habe mit 28 Jahren mühsam, mit professioneller Hilfe, Verhaltensweisen gelernt, die Andere schon mit 14 beherrschen. Bis jetzt kann ich den Umgang mit Menschen nicht so gut wie Andere mit 14.

11.12.07, 17:35:50
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Samantha
(Angehörigenbereich)

darf ich dich, drvaust, fragen, WAS für dich denn so schwierig zu erlenen ist im umgang mit menschen und warum du es als schwierig empfindest?

ich denke, regeln werden doch allgemein "nur" erlernt. keiner wird mit dem wissen eines knigge geboren und ohne vorher die regeln anderer länder zu lernen, würde sich dort jeder daneben benehmen.
deshalb kann ich nicht ganz nachvollziehen, was daran für euch schwerer ist als für mich.

ihr könnt euch nicht so in andre reinversetzen steht da.
aber warum? hineinversetzen lernt man doch zurecht oder unrecht zuerst dadurch, dass man von sich selbst ausgeht.
das was ich bisher hier gelesen habe läßt mich nicht zu der annahme kommen, dass ihr grundlegend andere menschen, mit anderen hoffnungen und bedürfnissen seid.

auch hier gibt es sehnsucht nach liebe und partnerschaft, wenn auch von resignation teilweise unterspült. und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von euch erfreut wäre, wenn er auf ein "ich würd mich auch gerne mal anlehnen" die antwort bekommt "kannst du doch an der wand".

warum sagt ihr dann unbedacht solche dinge?

11.12.07, 21:54:42
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drvaust
(stillgelegt)

geändert von: drvaust - 11.12.07, 23:24:22

Zitat von Samantha:
darf ich dich, drvaust, fragen, WAS für dich denn so schwierig zu erlenen ist im umgang mit menschen und warum du es als schwierig empfindest?
hineinversetzen lernt man doch zurecht oder unrecht zuerst dadurch, dass man von sich selbst ausgeht.
Ich habe teilweise andere Bedürfnisse und Empfindungen. Ich kann Bedürfnisse und Empfindungen bei Menschen schlecht erkennen. Es ist schwerer, ständig nach komplizierten Regeln zu leben, die nicht den eigenen Bedürfnisse und Empfindungen entsprechen, als nach Regeln, die ungefähr den eigenen Bedürfnisse und Empfindungen entsprechen. Es ist schwer zu verstehen, daß Menschen der emotionale Austausch wichtiger ist als die klare sachliche Aussage. Ich spreche z.B. über reine unpersönliche Fakten und die Menschen verstehen eine Beleidigung.
Z.B. wird jetzt in fast allen Märkten Weihnachtsmusik gespielt, und das scheint den Menschen zu gefallen. Für mich ist das Streß und Folter, ich wünsche Stille, damit ich mich auf das Einkaufen konzentrieren kann. Schon wenn ich sehe, wie sich Menschen mit Handschlag begrüßen, ganz zu schweigen von umarmen, ist mir das unangenehm, Berührung empfinde ich mehr oder weniger als ekelig und verletzend. Ich habe mich mühsam trainiert, damit ich jemand die Hand geben kann, ohne dabei etwas zu empfinden. Das Verhalten der Menschen ist mir oft unverständlich, ich musste das wie bei einer fremden Tierart erlernen. Mir fällt immer wieder auf, daß Menschengruppen ohne viel Abstimmung gut zusammenarbeiten, dabei weiß ich nicht, was ich soll.
zwinkern Natürlich sind wir nicht völlig anders, wir sind auch eine Art von Menschen.

Zitat von Samantha:
ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von euch erfreut wäre, wenn er auf ein "ich würd mich auch gerne mal anlehnen" die antwort bekommt "kannst du doch an der wand".
warum sagt ihr dann unbedacht solche dinge?
Das ist eine logische Antwort. fröhlich Die Frage ist falsch formuliert, richtig wäre "ich würd mich auch gerne mal bei dir anlehnen". Natürlich lernt jeder, wie das gemeint ist und erkennt, wenn er die Frage analysiert, was gemeint ist. Aber wenn man die Frage nicht analysiert, kann man unbedacht so antworten. Es fehlt teilweise das Empfinden, was unausgesprochen gemeint ist. Wenn ich auf eine solche Frage eine derartige Antwort bekäme, in neutralem Ton, würde ich stutzen, mich amüsieren und über meine falsche Formulierung ärgern.
11.12.07, 23:18:20
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Samantha
(Angehörigenbereich)

du sprichst von der bevorzugung sachlicher grundsätze vor emotionen.
an anderer stelle dieses forums lese ich immer wieder, das NA's als die oberflächlichen bezeichnet werden.
oberflächlichkeit heißt für mich ohne tiefgreifende beziehung-emotion zum gegenüber und widerspricht sich von der seite aus.

noch eine ehrliche frage: bist du schon immer so, dass du emotionen-berührungen meidest oder ist das eventuell ein reflektionsverhalten auf das unverständis deiner umwelt dir gegenüber?

die frage kommt von daher, da ich auch viele menschen kenne, die ohne autist zu sein aus entäuschung, angst - vor möglicher verletzung und/oder erneuter enttäuschung niemanden mehr an sich ranlassen und lieber selbst verletzen.

der "russische bruderkuß" ist mir auch zuwider. ich mag auch nur umarmungen von menschen, die mir auf gewisser ebene nahe stehen.

und diese dümmliche dudelei im "einkaufparadies" möglichst schon ab september wirkt auch auf mich nicht eben herzerfrischend.

vielleicht habe ich den vorteil, diese störenden faktoren einfach irgendwie "ausblenden" zu können. ich könnte dir nicht sagen, ob heute in der kaufhalle weihnachtsmusk, das radio oder irgend ne werbekampagne aus den lautsprechern dröhnte.

das mit der falschen formulierung empfinde ich als an den haaren herbeigezogen. ich nehme solche dinge nur wörtlich, wenn ich absichtlich jemanden ärgern will. ich lerne aber zu verstehen, dass es bei euch anders ist.
11.12.07, 23:44:35
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Linde
(Gesinde)

Hallo Samantha,
was mich sehr interessieren würde, wieso dir an diesem Menschen soviel liegt? Vielleicht ist doch eher die Frage, wieso du was an ihm verändern willst?
VG Linde
12.12.07, 00:22:53
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Samantha
(Angehörigenbereich)

Zitat von Linde:
Hallo Samantha,
was mich sehr interessieren würde, wieso dir an diesem Menschen soviel liegt? Vielleicht ist doch eher die Frage, wieso du was an ihm verändern willst?
VG Linde


gute frage, schwer in worte zu kleiden.
ich zäum das pferd mal von hinten auf".

1) ich will nicht zwingend etwas an ihm ändern, sondern ihn in erster linie verstehen.

aufgrund seiner (teil-)äußerungen -anders nicht zu werten da er nur mal fragmental das thema anschneidet - fühlt ER sich nicht sonderlich wohl damit. also würde ich ihn gerne dort und so unterstützen können, wie es ihm gut tut. ich spüre nicht nur oder bilde mir ein, sondern sehe sehr deutlich, dass er mir oft dinge sagen möchte, ihm die logisch?-korrekte ausdrucksweise fehlt und ihm das weh tut.
er bringt dann oft nur ein "du-du" zu stande und nimmt mich in einer art in den arm, der mich das glück und den schmerz, den willen und das unvermögen gleichermaßen spüren läßt.

2) ist noch schwerer. es ist kein dejavue, kein focus. ich kann es nicht anders ausdrücken, auch wenn es überdreht klingt. es ist ein schwingen seiner seele, die reinheit seines charakters, seine offenheit, auch wenn sie sich aufgrund verbaler hemmnisse anders ausdrückt.
dieser mensch ist nicht von der alltäglich oberflächlichen art. er ist echt. tief im innern.
12.12.07, 00:39:14
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