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Mit der so genannten Animal Monitoring Hypothesis wollten die US-amerikanischen Wissenschaftler nun untersuchen, ob für den modernen Menschen noch immer ähnliche Aufmerksamkeitskriterien wie für unsere Ahnen gelten. Für diese waren Tiere oder Menschen die zwei Kategorien, deren Erkennen besonders zeitkritisch und folgenreich sein konnte. Darüber hinaus bewegen sich belebte Objekte natürlich deutlich häufiger als etwa Pflanzen oder Steine.
Im Experiment sahen die Probanden jeweils zwei Fotografien einer bestimmten natürlichen Szene in rascher Abfolge. Das zweite Foto wies lediglich eine kleine Änderung auf. Die Hypothese, dass die Testpersonen Veränderungen, die belebte Objekte betreffen, schneller und genauer feststellen würden, konnte dabei bestätigt werden.
Die Wissenschaftler rund um Joshua New konnten auch zeigen, dass diese Wahrnehmung quasi automatisch und autonom funktioniert. So konnten unserer Vorfahren derartige Änderungen blitzschnell registrieren, unabhängig vom momentanen Kontext oder anderen Aktivitäten.
Im Rahmen der Untersuchung überprüften die Forscher auch eine wesentliche Gegenhypothese. Wäre ausschließlich die Bewegung ausschlaggebend für die schnelle Aufmerksamkeitsreaktion, müsste der moderne Mensch auf bewegte Fahrzeuge ebenso schnell reagieren, nicht zuletzt aufgrund der Gefahr, die etwa von fahrenden Autos ausgeht, wie das heutige Menschen im Lauf ihres Lebens gelernt haben müssten.
Dennoch: Auch hier hielt die Hypothese. Autos fallen gemäß den Experimenten eindeutig in die Kategorie lebloser Objekte. Ihre Bewegungsänderungen wurden deutlich langsamer registriert als etwa jene von seltenen Tierarten. Erfahrung oder Lernen scheinen also keine Rolle zu spielen.