Herr Paal (Gunkl) hat - nach nochmaligem Nachfragen - auf meine Mail geantwortet wie folgt:
Sehr geehrte Frau B.,
zunächst einmal muß ich mich dafür entschuldigen, daß ich nicht auf Ihr erstes Mail geantwortet habe, aber ich habe mir neulich einfach einmal eine Woche lang mailfrei genommen. Ich wollte keineswegs Asperger-Autisten als Simulanten denunzieren, oder schweren Fällen eine Behinderung absprechen. Der Vergleich mit dem Eskimo zielt darauf ab, daß, wer kein oder nur ein sehr schwach ausgeprägtes Sensorium fürs Miteinander hat, dementsprechend auch keinen Mangel verspürt, wenn er - ebenso dementsprechend - alleine ist.
Es gibt im Internet einen Test (von dem ich allerdings nicht weiß, wie sehr der von allen damit befaßten Menschen aprobiert ist)
http://www.psychotherapiepraxis.at/a_survey.phtml Diesen Test habe ich gemacht, weil ich mich mit meinem offensiven Desinteresse an Kontakt mit Mitmenschen grundsätzlich in der Nähe dieses Persönlichkeitstypus ansiedle. Und das Ergebnis war so, daß ich zwar nicht mit Höchstpunktezahl, aber doch eindeutig dabei bin. Vor diesem Hintergrund habe ich mir gestattet, anzumerken, daß, wenn man schon eine Verscherung im Gemüt hat, es doch sicher sehr praktisch ist, wenn die eben darin besteht, daß man mit Menschen nicht in engeren Kontakt treten kann, und es halt auch gleich gar nicht will.
Wenigstens an mir beobachte ich, daß mich Dinge wesentlich mehr interessieren als Menschen, ich lieber alleine bin als in Gesellschaft und wenn mich an Menschen etwas interessiert, dann ist das eigentlich nur ihre Funktionsweise. Ich bin tatsächlich lieber beim Zahnarzt als auf einem Fest; beim Zahnarzt weiß ich nämlich, wie lange es dauert, und wofür es gut ist. In einer Gruppe fühle ich mich schon einmal unwohl. Wenn es ausgewiesene Aufgaben, Ziele und Motive gibt, kann ich in einer Gruppe durchaus agieren. Wenn aber nur das Sein der Gruppe, daß man halt nicht alleine ist, das - noch dazu verheimlichte - Spielziel ist, kann ich darin nur noch als Beobachter der Funktionsweisen menschlicher Verhaltensmuster sein, aber sicher nicht als Mitglied. Das ist so einmal ein kurzer Abriß dessen, wie es mir als Lieber-nicht-Mitmensch so geht. Ich suche nicht das, was ich nicht haben kann. Und damit kann ich als - laut diesem Test - Aspergerpatient prima leben.
Übrigens habe ich jüngst auf eben dieses Interview folgendes Mail zugesandt bekommen.
Hallo!
Ich wollte Ihnen kurz schreiben, weil ich einen Artikel über sie gelesen habe, indem sie - wie sie schrieben - erwähnten eine Club-Karte für den Aspgerger-Autismus zu haben!
Ich habe darüber sehr lachen müssen und denke, dass das schon gut sein kann. Es gibt eine sehr lustige Asperger-Autistin Temple Grandin heisst die.
Ich finde auch, ihr sprachliches Geschick zeigt klassische asperger-autistische Züge!
Ich freue mich, dass sie sich für einen "Aspie" halten, denn das zeigt uns Aspergern doch, dass man auch Spaß haben und das Leben mit viel Humor meistern kann!
Ich wünschte viele von uns würden sich nicht auf dem Stigma "Behinderung" ausruhen, sondern auch mehr lachen und Spaß haben!
Autisten haben nämlich den unschönen Ruf eher humorlos zu sein. Ich finde es gut, wenn sie da mal ein anderes Bild zeigen!
Ganz herliche Grüße und alles alles Gute!
Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt soweit klarstellen, und Sie können meine Aussagen somit in diesem Lichte eher verdauen.
Mit den besten Grüßen
Gunkl
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