[...]Sie baten 160 Probanden um ihre Einschätzung zu moralischen Fragen. Anschließend manipulierten die Forscher die Antworten so, dass einige das Gegenteil dessen aussagten, was die Probanden zuvor angegeben hatten. Die Mehrheit der Teilnehmer bemerkte diese Manipulation nicht. Stattdessen rechtfertigten sie in einer anschließenden Diskussion moralische Haltungen, die sie Minuten zuvor teils heftig abgelehnt hatten.[...]
Ich würde das eher so erklären, dass jeweils eine "Ja"-Kette aufgebaut worden ist. Als die Probanden den manipulierten Aussagen zustimmten, mag ihnen die gegenteilige Bedeutung zunächst nicht bewusst gewesen sein und als sie erst einmal zugestimmt hatten, war es ihnen zu unangenehm einen "Rückzieher" zu machen und damit einzugestehen etwas nicht richtig verstanden zu haben. Dabei spielt auch das Geltungsbedürfnis und das "Ego" eine wichtige Rolle. Auf derartige "Ja"-Ketten werden Verkäufer ganz gezielt geschult und auch aus diesem Grund gibt es das gesetzliche Rücktrittsrecht von Käufen.
Man darf davon ausgehen, dass es vielen der Probanden durchaus bewusst gewesen sein dürfte, dass sie ihre Meinung geändert haben, aus Gründen der persönlichen Raison haben sie dann aber möglicherweise behauptet die ganze Zeit dieselbe Auffassung vertreten zu haben.
Im Wesentlichen zeugt dieser Versuch daher nicht unbedingt von der Manipulierbarkeit der Probanden, um so mehr von der Fähigkeit der Psychologen besagte "Ja"-Ketten aufzubauen, was insbesondere dann nicht all zu schwierig ist, wenn man einen Wissensvorsprung hat und auf Gespräche vorbereitet ist.