Nun meine Frage: Kann man (sofern man jemals autistisch war) sich selbst so stark anpassen, dass sich keiner vorstellen kann, dass man auch nur ins Spektrum passen KÖNNTE?
Kommt meines Erachtens a) auf die Wahrnehmung, Werte und Menschenerlebnisvielfalt des Umfeldes an und auf die eigene Ausstrahlung / Beobachtungsgabe / Ausdruck / Resilienz. Hab letztens irgendwo einen Artikel gelesen, wo ein Autist beschrieben wurde, den man als solchen gar nicht erkennt. Auch bei mir kommt keiner so wirklich darauf, - erst wenn ich über den anfänglichen Smalltalk spreche, werden die ersten irritiert und lächeln dann jedoch noch verunischert. Sehr tolerante + zufriedene Menschen nehmen das dann eher an oder fragen auch schon mal direkter nach dann, was in einem vorgeht, weil sie merken, dass man etwas anders ist. Andere gehen mir dann schon Mal aus dem Weg oder nervös.
In meiner Pubertät war meine Tarnung dann die Zurückgezogenheit. Irgendwann hatte ich das satt und konnte auch nicht mehr, - weder das ständige Unterdrücken oder Aufgeben von Wünschen oder das ständige Anpassen. Ich ging mir selbst auf den Keks, vermisste meine Authenzität. So dass ich nach und nach mir erlaubt habe, etwas behindert auf andere zu wirken. Hinterhältige Menschen versuchen einen dann nur leider schnell auszunutzen / für blöd zu verkaufen. Aber es ist widerum auch dann hilfreich zu sehen, wie die Menschen ticken.
Aber einhergehend mit meiner Unlust mich zu verstellen kamen
mir auch viele Überforderungen, die mir zunächst nicht so bewusst waren. Abgespalten, derealisiert, Burn-Outs usw.
Ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Menschen gibt, der sich dauerhaft verstellen oder sich ohne Schaden brechen kann. Vielleicht kann ein Autist durch Zufall eher verkannt sein, ohne sich dabei groß verstellen zu müssen. Dass die Anpassung gerade noch so vereinbar ist mit sich und dem Umfeld. Also irgendwo die Umstände dann nur wenig Anpassung erfordern. Ich frage mich gerade, ob Autisten Autisten-untypische Resilienz aneignen können, - also zu einem Teil von sich. Vielleicht war das auch die Augsangsfrage. - Wenn sie bestärkend / mit Selbstzufriedenheit aufwachsen und dabei viele Erfolgserlebnisse haben, bestimmt. Also je besser es einem geht IN KOMBINATION mit Selbstliebe / Selbstachtung, egal was man hat, desto besser kann man nach außen hin ankommen, insofern keine Saborteure durch z. B. Neid oder innerer Gegenwehr (man präsentiert etwas, was jemand an sich selbst / anderen nicht leiden kann) in der Nähe sind. Ergo; hängt von vielen Faktoren ab.
Ab und zu gab es auch bei mir Zeiten, da dachte ich, ich funktioniere ziemlich gut. Aber ich habe noch darüber nachgedacht. Was man nicht für selbstverständlich nimmt, stellt man automatisch in Frage. Was einem auffällt. Und wenn man sich selbst in Frage stellt, trägt man das auch irgendwie nach außen. Wobei sich jeder vermutlich irgendwo in Frage stellt und Autismus nun auch nicht all zu bekannt ist. Zudem viele "Störungen" komorbid. Die wenigsten Menschen können sich an den Maßstab anpassen. Wenn man genau hinsieht, begegnen einem täglich viele verschiedene Menschen, wo einige darunter sind, die z. B. antisozial dreinschauen, stinken, aggressiv sind oder besorgt klingen oder theatralisch. Viele ruhige Menschen beobachte ich. Meistens fällt denen am meisten auf, die am wenigsten kennen. Hinterwäldler-mäßig. Die tratschen dann vermutlich auch nicht nur über eine Person.