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Autor Nachricht
Miss
(Angehörigenbereich)

geändert von: Miss - 20.03.10, 20:15:36

Meine Freudin ist Autistin und ist nahezu vernarrt in alle möglichen Themen der Zoologie. Sie hat ein unglaubliches Wissen dazu und beschäftigt sich mit diesem Thema tag täglich, liest was voller interesse und kann den inhalt sofort. Auch die mathematik geht ihr ganz leicht von der hand und das ganz ohne Lernen, sie kann einfach alle Formeln in ihrem Kopf ableiten. aber sie meinst, mathe sei zwar interessant und sei leicht zu beherrschen, jedoch läge ihr leben eben in der Zoologie...

Dann der mutmaßliche Autist, den ich neulich kennengelernt habe, lebt in seiner Philosophiewelt, liest täglich viel und kennt sich diesbezüglich super gut aus.

Hat jeder Autist denn so ein oder mehrere Spezial-/ Interessensgebiete, die eine bedeutende Rolle in seinem Leben spielen? und sind Autisten immer auch automatisch "gut" in diesem Interessengebieten? und umgekehrt: kann ein autist z.B. in mathe super gut sein, es aber nicht wirklich leiden? oder geht das immer hand in hand?

was interessiert denn euch besonders und wie viel zeit verbringt ihr mit der "Tätigkeit"?
was würde passieren, wenn man euch dieses "Hobby", vorausgesetzt ihr habt eins, wegnehmen würde? Welche Folgen hätte das?
20.03.10, 20:14:08
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Alle Menschen haben so ihre Interessensgebiete, oder?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.03.10, 20:31:23
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Miss
(Angehörigenbereich)

geändert von: Miss - 20.03.10, 20:43:48

Ja schon aber ich hab zumindest das gefühl, dass es bei der freundin noch viel intensiver ist als bei "normalos"... und sie ist noch sehr sehr gut darin und lebt beinahe fast nur für dieses Hobby. ich glaube, wenn man ihr das wehnehmen würde, würde sie das nicht überleben.

ich finde es bemerkenswert wie sehr sie sich in ihre gebiet reinhängt und wie gut sie sich mit alle dem auskennt und wie schnell sie lernt. zudem scheint sie diesbezüglich einfach ein besonderes talent zu haben, ein normalo könnte das nicht, was sie kann. sie hat eine unglaubliche erinnerung (aber nur bezüglich zoologie), kann im kopf sachen auf mir unbekannte art und weise miteinder verknüpfen etc. abstraktes und komplexes denkvermögen in bildern oder ich weiss nciht wie ich das benennen soll...der umgang mit diesem spezielthema scheint bei ihr ein anderer zu sein als bei NA.

ich würde gerne mal in ihren kopf schauen können oder generell in eure, ich denke da gibt es so manch fazinierendes zu entdecken.
20.03.10, 20:42:11
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drvaust
(stillgelegt)

Vielleicht können sich Autisten besser auf ein Themengebiet konzentrieren
und werden nicht so stark vom allgemeinen Gruppenleben abgelenkt.
Wer sich nicht für Mode, Ansehen, Karriere, Inn-Themen usw. interessiert
hat wohl mehr Kapazitäten für ernsthafte Themen frei.

Ich bin in Mathematik gut, verstehe das leichter.
Aber ich interessiere mich nicht besonders für Mathematik.

Ich habe beobachtet, daß NA jede kleine Fähigkeit nutzen,
um damit irgendwie zu glänzen.
Mir sind meine Fähigkeiten relativ egal, wenn ich sie nicht brauche.
Ansehen ist für mich kaum ein Nutzen, eher lästig.
20.03.10, 23:15:14
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Miss
(Angehörigenbereich)

Deine Vermutung würde ich fast so stehen lassen.

Ich würde sagen, dass in unserer welt so eine extreme Reizüberflutung herrscht, dass man von allem für einen wirklich wichtigem abgelenkt wird. das überfordert mich total, so dass ich eigentlich nicht so handeln kann wie ich will. man steht ständig unter stress und hat das gefühl auseinander zu fallen.

"Ich habe beobachtet, daß NA jede kleine Fähigkeit nutzen,
um damit irgendwie zu glänzen."
- das stimmt, sie definieren sich fast nur über den erfolg, profilieren sich so oft es geht. das ist sehr traurig, aber so werden menschen von kindheit an erzogen, alles ist leistungsorientiert, für das innere, das in sich gehen bleibt kaum zeit. erreicht man was, so versucht man auf dieser erfolgs- bzw. ansehenssstufe zu verweilen oder noch höher aufzusteigen und das erfordert noch mehr kraft. im grunde genommen führen die leute einen ständigen kampf mit sich und ihrer umwelt.

darf ich fragen, was deine interessen sind, mit was du deine freizeit verbringst?

und noch eine frage: kann sich ein autist einsam fühlen?



20.03.10, 23:34:29
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Miss:
darf ich fragen, was deine interessen sind, mit was du deine freizeit verbringst?
Verschieden. Z.B. (Modell-) Eisenbahn, Computer, theoretische Politik und Geschichte, Technik, allgemein Wissen.
Zitat von Miss:
und noch eine frage: kann sich ein autist einsam fühlen?
Ich kann mich einsam fühlen.
Wenn ich alleine bin, fühle ich mich nicht einsam.
Aber wenn ich in einer gemeinsam vergnügten Menschenmenge bin, zu der ich keinen Zugang habe, fühle ich mich sehr einsam. Lauter Menschen um mich, denen es gemeinsam gut geht, und ich gehöre nicht dazu, verstehe die nicht, bin ausgeschlossen. Manchmal fühle ich mich dann alleine unter Wahnsinnigen. Siehe mein Avatar.
Ich kenne es aber auch, daß ich dazugehöre, besonders unter Technikern und Wissenschaftlern. Das ist dann schön.
21.03.10, 02:01:33
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Coyote
(Autistenbereich)

Zitat von Miss:
Hat jeder Autist denn so ein oder mehrere Spezial-/ Interessensgebiete, die eine bedeutende Rolle in seinem Leben spielen? und sind Autisten immer auch automatisch "gut" in diesem Interessengebieten?[....]

was interessiert denn euch besonders und wie viel zeit verbringt ihr mit der "Tätigkeit"?
was würde passieren, wenn man euch dieses "Hobby", vorausgesetzt ihr habt eins, wegnehmen würde? Welche Folgen hätte das?


Mein Spezialinteresse gilt das Geldsuchen. Dies betreibe ich sehr intensiv und täglich ... hat so etwas wie einen Hauch Abenteuer und Goldrausch ...
Ich suche nicht in Privaträumen meiner Wohnmitglieder, nur in die gemeinsamen Räume wie Flur, Bad, Küche, Wohnbereich, Dachzimmer, Kellerzimmer ect.
Was passiert, wenn man mir dieses "Treiben" wegnimmt?
Dann bin ich nicht in der Lage mir Ohropax zu kaufen. Da ich nicht "in meiner eigenen Welt" lebe, sondern in der, die meine nicht autistischen Mitmenschen geschaffen haben, benötige ich diese "Hilfsmittel", damit ich nicht doch noch irgendwann emotional explodiere oder (eher) implodiere ...

Edidt: Leider nicht ironisch gemeint.

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
22.03.10, 17:55:40
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