Ich habe Second Life mal angeschaut, als es noch ziemlich neu war.
Ich konnte nichts damit anfangen, ich habe den Sinn dahinter schlicht und ergreifend nicht finden können, so hat es keinerlei Spass gemacht oder Motivation erzeugt.
Davon ab, habe ich auch mit niemandem direkt dort geredet, was freilich der Grund für o.g. sein könnte ;).
Ebenso ist es mit MMPORGS, also Onlinerollenspielen mit sehr vielen Spielern gleichzeitig...Ich habe ihnen nie etwas abgewinnen können ab dem Punkt, wo man nicht mehr alleine durchkommt, sondern sich mit anderen zu Gruppen zusammenschliessen und 'teamworken' muss.
Und dennoch ist es so, das mein soziales Umfeld seit sehr vielen Jahren ein rein virtuelles ist. Es wechselt gelegentlich, wenn ich die Zeit gekommen sehe, neu anzufangen, was regelmäßig, oft alle 1-3 Jahre, vorkommt.
Zitat:
Beim Chatten werde es laut Gross problematisch, wenn man sich nicht mehr im realen Leben, sondern nur noch im Internet verabrede.
Dies ist meines Erachtens und auch meiner persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen für den allergrössten Teil der NTs sicherlich richtig. Ich habe einen derartigen 'Absturz' in die Onlinespielsucht live von aussen beobachten können- an meinem damaligen Lebensgefährten, wir lebten zusammen in einer Wohnung.
Die virtuelle Welt scheint so viel besser, einfacher und perfekter, so ziehen sie sich immer weiter in diese zurück.
Dadurch verlieren sie in der Tat ihren realen Freundes- und Bekanntenkreis, dem es irgendwann zu blöd wird, sich zu melden weil sie was unternehmen wollen, und der jenige dann sagt, das er lieber Mission XY bei World of Warcraft mit seiner Gilde durchspielt. In der realen Welt vereinsamen sie, das soziale Netz trennt sie ab, irgendwann erwachen sie aus ihrem virutellen Traum und stellen fest, das nichts oder fast nichts geblieben ist, inkl. Freundeskreis, Job, Karriere, Familie.
Man muss aber auch sehen, das dies nicht die Vorraussetzungen sind, die ein Autist hat. Ich will hier auf keinen Fall für alle Autisten sprechen, ich gehe nur mal von mir aus und schliesse ein wenig aus dem grösseren Teil der Autisten, mit denen ich schonmal intensiveren Kontakt hatte oder die ich über längere Zeiträume in Foren o.ä. erlebt habe.
Ein Autist hat im realen Leben kein so dichtgeknüpftes festes soziales Netz aus vielen Bekannten und Freunden. Es entspricht nicht seiner Natur oder er kann es ganz einfach nicht- aus verschiedensten Gründen.
Tritt er in die Welt der Möglichkeiten viruteller Kommunikation ein, so lässt er dafür in der realen wenig oder nichts zurück. So kann er fast nur profitieren, selbst wenn er dabei nichts 'fürs echte Leben' lernt. Viele von uns können sich zudem schriftlich wesentlich besser als mündlich- spontan ausdrücken, was uns erst die Möglichkeit zu wirklichem Austausch gibt.
IRL gibt man uns diese Möglichkeit selten, da mündliche Kommunikation meist zwingend gefordert wird, mäßig sinnvollerweise.
Ich für meinen Teil kann sagen, das ich IRL nicht in der Lage bin, einen Freundes- oder Bekanntenkreis zu haben oder zu halten. Ich bin nicht in der Lage, der Erfordernisse, Reaktionen, notwendigen Zuwendungen und Aktivitäten und das was/wann/wie zu überblicken.
Ich kann das eine Weile mit grosser Anstrengung geistig emulieren, doch ist es nicht nachhaltig, es fällt irgendwann in sich zusammen.
Es fällt mir schon einer einzelnen Person gegenüber schwer, wären es gleich mehrere...
Ich habe das versucht, mehrmals. Auch passiv, indem ich über jemanden in denn Freundeskreis 'hineinrutschte'. Es hat nie gepasst oder geklappt, nicht nachhaltig.
Meine Bekanntschaften und regelmäßigen Kontakte finden schon seit fast 10 Jahren überwiegend virtuell statt. Vorher gab es diese Möglichkeit für mich leider noch nicht, so hatte ich auch kaum Kontakte.
Auf verschiedene Arten- Online spielend in einem Clan (kein Rollenspiel), was mir sehr entgegenkam da es mehrere angenehme Dinge miteinander kombinierte- Immer die gleichen Personen, die immer einschätzbarer und vorausberechenbarer wurden (was wichtig für mich ist) und eine gemeinsame Tätigkeit, an der man Spass hat, ohne zu irgendetwas gezwungen zu sein.
In Foren zu Themengebieten, die meinen aktuellen besonderen Interessen entsprachen.
In dementsprechenden Chats.
Die schriftliche Ebene ermöglicht mir dies erst. Ebenso ermöglicht mir erst dies, Menschen zu finden, die meine doch exzentrischen Eigenschaften und Interessen teilen- und ohne das macht für mich Kontakt keinerlei Sinn.
Daraus sind durchaus sehr reale Dinge entstanden- 3 feste partnerschaftliche Beziehungen, 2 mehrjährige, eine aktuell fortlaufend.
Etwas, was ich auf 'konventionellem' Wege niemals hätte finden können, weil ich einfach zu 'speziell' bin.
Langfristige Bekanntschaften, Freundschaften, aktiv und wesentlich regelmäßiger, als selbst viele NTs sie haben- und nicht nur rein virtuell. Wenn auch wegen der meist existierenden grösseren Entfernungen vorwiegend.
Ja, mein soziales Umfeld ist ein Chatraum, besetzt mit 'festem' Personal inkl. mir seit nun gut 1,5 Jahren. Wir haben sehr interessante Gespräche, jeden Tag. Ohne Zwang ohne uneinschätzbare unausgesprochene Erwartungen.
Wer schwingt sich auf zu sagen, dies sei weniger wert als die allsamstägliche Männergruppe, die zur hirnlosen Sauftour ausbricht oder die Freundinnenclique, die zusammen shoppen geht?
Zitat:
"Wenn die Diskrepanz zwischen realem Ich und idealem Ich zu groß wird, dann kommt es zu einem Abbruch mit dem realen Ich", sagt Gross.
Ich weiss, das NTs sich virutell oft völlig anders geben, als sie sind. Ebenso viele und mehr gibt es, die dies nicht tun.
Ich nehme an, Autisten als direkte und offene Wesen, ausserdem kaum zu manipulativer Schauspielerei in der Lage, geben sich eher so wie sie sind auch online. Freilich ist das eine totale Vermutung.
Ich bin virtuell der selbe Mensch wie real, alles andere erscheint mir auch vollkommen abwegig und unmöglich. Ich kann niemanden darstellen, der ich nicht bin, so sehe ich auch keinen Sinn darin.
So gibt es nichts abzubrechen oder abzuspalten- Ich lebe mein Leben in beiden Teilen, und beide Teile sind gleichwertig 'real'. Nur finden sie auf unterschiedlichen 'Plattformen' statt.