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Ich glaube man kann Aufmerksamkeit nicht suchen, allerdings Gefühle, die dahinter stecken. Z.B. das Gefühl von Anerkennung, vielleicht Geborgenheit oder einfach akzeptiert zu werden.
Jein, man kann Aufmerksamkeit schon suchen. Aufmerksamkeit erlangen ist ja der erste Schritt um bei den anderen Gefühle zu wecken. Wenn mir jemand Aufmerksamkeit schenkt, nimmt er mich wahr. Wer mich aber nicht wahrnimmt, kann mir auch keine Gefühle zeigen.
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Wenn man allerdings etwas an der eigenen Situation verändern möchte, dann muss man für sein eigenes Leben die Verantwortung übernehmen und nicht diese, ob bewusst oder eher unbewusst, anderen geben.
Es gibt Gründe warum man sein Leben in bestimmten Situationen nicht verändern kann. Dies können z.B. finanzielle Gründe sein oder familiäre Gründe, wie das man Kinder hat und deshalb z.B. nicht alles hinschmeißen kann.
Bei mir ist es zum einen die finanzielle Sicherheit, die auch damit verbunden ist, dass ich diesen Schulplatz brauche. Ohne Abi keine Ausbildung. Das liegt zum einen an meiner Vergangenheit und zum anderen an den hohen Anforderungen, die Deutschland weiterhin ausbaut.
Ohne Ausbildung kannst du heute deine Zukunft als junger Mensch vergessen und als sog. Wanderarbeiter anfangen.
Bevor ich also irgendwas machen kann, ist es unabdenklich, dass meine finanzielle Situation gesichert ist, wenn ich ausziehe und zudem auch meine Würde.
Bisher wurden mir immer nur Heime vorgeschlagen (z.B. für geistig behinderte Autisten) oder betreutes wohnen.
Beide Formen möchte und brauche ich nicht. Ich kann meinen Pflichten sehr gut alleine hinterherkommen, sonst hätte ich keinen Schnitt von 1,7.
(Andere in meinem Alter und auch auf der Schule haben ein selbstverständliches Recht auf eine eigene Wohnung ohne Betreuung. Wieso sollte ich das dann nicht auch haben? Etwa nur weil ich diese Diagnose habe?)
Das wäre wie, wenn du sagst, du willst spazieren gehen und dann kommt dein Hausarzt und sagt, dass du das aber nur mit Krücken darfst, obwohl du normal laufen kannst.
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Wichtiger, als dass jemand anderes einen sagt, dass man ok so ist wie man ist, ist, dass man sich selbst so akzeptiert wie man ist. Und das darf jeder, unabhängig von Meinungen anderer Menschen.
Dürfen ja, können nein. Es gibt immernoch gewisse Personengruppen die radikal gegen dich angehen, wenn ihnen was an dir nicht passt. (Z.B. Leute die keine Ausländer leiden können oder was gegen Rothaarige haben etc.)
Theorethisch darfst du also dich selber ok finden, aber dennoch musst du gegen solche Leute eine gewisse Anpassung besitzen, wenn diese stärker sind.
Auch in unserer Familie sind einige Personengruppen nicht gerne gesehen. Menschen mit naturroten Haaren werden als hysterisch betrachtet, bestimmten Völkern schreibt man bestimmte Merkmale zu, Leute mit psychischen Problemen werden verachtet und Frauen sollten geschminkt sein und eine weibliche "Art und Weise" zeigen, sonst sind sie keine reifen Erwachsenen.
Bei mir war es wohl letzteres, was auch zu der Diagnose beigetragen hat. Immerhin hat mich meine Mutter bei der Ärztin als eigenwillig, dominant, aggressiv, eingebildet und mit zu hohen Ansprüchen beschrieben.
Sie hätte am liebsten ein zierliches Mädchen, dass sowas wie Verkäuferin im Blumenladen ist und nur "hihi" und "haha" sagen kann.
Ich glaube als Junge hätte ich manchmal weitaus bessere Chancen im Leben gehabt.
Ehrlich gesagt, kann ich mich mit einem Mädchen auch nicht identifizieren, zumindest nicht von der Rolle. Körperlich weiß ich nicht so recht.
Das schweift jetzt zwar ein bisschen vom Thema ab, aber ich finde es dennoch wichtig dies zu erwähnen, damit du nachvollziehen kannst, welche Probleme es bezüglich meiner Erziehung gegeben hat.
Die Erziehung trägt ja auch was zur späteren Meinungsbildung bei.
Dementsprechend bin ich etwas verwirrt, was ich manchmal "sagen darf, soll".