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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Sprache, Begriffe transportieren oft Weltbilder.

Ich stelle die These auf, daß mehr Augenmerk auf eine konsequent diskriminierungsfreie Sprache das schon vor einigen Jahrzehnten möglich gewesen wäre dazu geführt hätte, daß wir mit dem Abbau von Diskriminierungen nun weiter wären. Stattdessen befassen sich viele Gruppen aus meiner Sicht viel zu sehr mit konkreten Einzelfällen. Das ist auch wichtig, aber man sollte nicht die Zusammenhänge vergessen. Das würde ich damit vergleichen, daß Leute meinen sie würden ein Haus trockenlegen können, indem sie nur kräftig Wasser ausschöpfen, sie würden es aber als nicht entscheidend und zu mühsam ansehen die Lecks in den Wasserrohren zu flicken (Wasser abstellen geht nicht).

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.03.13, 16:35:53
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arwen
(Angehörigenbereich)

meiner bescheidenen meinung nach ist es so.
sprache, begriffe, wortgefüge, sätze... sind wichtig.
angelehnt an ein lied von yvonne catterfeld, das vielleicht der eine oder andere kennt.
es macht einen riesengroßen unterschied ob gesagt wird:
für dich schiebe ich die wolken weiter...
oder ob gesagt wird:
wegen dir schiebe ich die wolken weiter.
sprache kann, wenn sie richtig bewusst verwendet wird, wahrscheinlich schon zu einem umdenken führen.
oder zumindest, und das wäre immerhin ein anfang, menschen ins nachdenken bringen.
überlegen wie man was ausdrückt.
bewusst ausdrückt.

da gibt's doch sogar sätze in der bibel... über die worte der menschen.
einmal was in richtung... also soll das wort aus deinem mund nicht leer zurückkommen
und einmal was in richtung... an deinen worten sollst du erkannt werden... so ähnlich zumindest.
und, mmmhhhh, beides ohne gewähr.
besser krieg ich meine gedanken für den moment nicht ausgedrückt, aber vielleicht versteht ihr dennoch wie und was ich meine?
ich hoffe.
19.03.13, 21:01:46
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drvaust
(stillgelegt)

Meiner Meinung nach wird heutzutage zu viel auf politisch korrekte Sprache geachtet, ohne daß inhaltlich etwas anders wird.
Da werden angeblich diskriminierende Begriffe tabuisiert, und durch andere Begriffe ersetzt, die bald genauso diskriminierend benutzt werden. Da werden nur Begriffe ausgetauscht, manchmal komplizierte Sprachverrenkungen geschaffen, die diskriminierende Bedeutung bleibt.
Z.B. früher war der Begriff Krüppel üblich. Jetzt ist dieser Begriff tabu, weil er als diskriminierendes Schimpfwort gilt. Dafür kamen andere Begriffe, z.B. Behinderter und 'Mensch mit besonderen Bedürfnissen'. Diese anderen Begriffe hatten bald die gleiche Bedeutung, wurden ähnlich als diskriminierende Schimpfworte benutzt.
Siehe Euphemismus-Tretmühle.

Wichtig ist ein anderes Denken, eine andere Einstellung, die tatsächliche Abschaffung der Diskriminierung.
Dabei spielt zwar auch die Sprache eine Rolle, aber ein Austausch der Begriffe bringt nicht viel. Wichtig ist der richtige Gebrauch der Sprache, der durch die richtige Einstellung, ohne Diskriminierung, entsteht. Wobei Sprache auch Denkanstöße liefern kann.
19.03.13, 21:39:54
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eraser
(Autistenbereich)

Ich glaube, Sprache ist wichtig, aber andere Dinge sind wichtiger. Die Mehrheit kümmert sich nicht darum, wie die Minderheit spricht.
22.03.13, 08:07:40
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

@eraser: Überschätzen wir dann z.B. den Einfluss von Kultusministerien und Schulbuchverlagen?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
22.03.13, 21:59:38
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arwen
(Angehörigenbereich)

selbst wenn es für den moment so wäre, dass sich um die ausdrcuksweise nicht gekümmert wird, denke ich doch, dass sich sprache und ausdruck nur dann wandelt, wenn es anders vorgelebt würde.
das ist so eine sache, die sich mit der zeit verändern würde. da bin ich mir sicher. sehr sicher, auch wenn es jahre dauert.
wenn niemand damit anfängt, kann sich auch nichts verändern.
wie heißt es... steter tropfen höhlt den stein.
23.03.13, 04:12:59
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schuschu
(Angehörigenbereich)

...au das tut weh arwen ;-)..ich meine den steten tropfen...den stelle ich mir nämlich grad vor.

ich bin auch der meinung, dass sprache mächtiger ist , als man denkt...und auch wiederspiegelt, was man denkt, welche überzeugungen man hegt.

ich selbst spreche anders als noch vor jahren, weil ich ja auch eine bewusstseinsentwicklung erlebe.

für mich ist es schon wichtig, sich mit sprache und ausdruck auseinanderzusetzen, was der begriff bedeutet...nur wenn ich verstehe , was gemeint ist, kann ich auch bewusster damit umgehen.

... also ich möchte es zum beispiel nicht, dass ein mann der mich angeblich liebt mit dem jargon aus einem porno mit mir oder über mich kommuniziert....und wenn einem dieses bewusst wird was für eine "ausstrahlung" bedeutung diese wörter haben, nutze ich sie auch nicht mehr und gehe achtsamer, bewusster mit aussprache um.

also bedingt sich das bewusstwerden der sprache mit dem bewusstwerden der dazugehörenden überzeugungen.

ist vielleicht heftig dieses beispiel aber deutlich, oder?
23.03.13, 08:55:24
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Alabama Man
(Autistenbereich)

Ich stimme drvaust zu.

Allerdings denke ich nicht, dass es sich dabei einfach um eine Überbewertung der Sprache handelt sondern mal wieder um falsche Urteile darüber, wie Sprache funktioniert (ja, ich analysiere gerne).

Erstmal möchte ich fragen, was jetzt Weltbilder vermitteln soll, Sprache oder Begriffe? Das ist ein Unterschied.

Sprache ist ein Kommunikationssystem. Es gibt unzählige Formen von Sprache. Und sie bestehen in der Regel aus Botschaften und Codes. Botschaften sind im Prinzip die Inhalte und Codes die Formen, in denen diese transportiert werden. Über Sprache können richtige als auch falsche Urteile transportiert werden. Das geschieht aber in der Botschaft. Die Urteile werden nicht richtig oder falsch dadurch, dass wir die Codes verändern. Das ist aber das, was die mit diskriminierungsfreier Sprache versucht wird.
Ich halte das für psychologistischen Blödsinn, weil mal wieder geleugnet wird, dass das Denken des Menschen aus Inhalten besteht und ein Mensch sich in seinem freien Willen Urteile bildet, sondern irgendwas anderes hingestellt wird, was die Denkinhalte erzeugt.
So wie bei Autisten laut Mehrheitsmeinung die Denkinhalte eben durch den Autismus verursacht sind und keine Ergebnisse von Überlegungen, Abwägungen, Urteilen usw. sind.

Ein Begriff ist ein Bedeutungsinhalt (und nicht identisch mit einem Wort, das ein Lautgebilde ist, das in einer Sprache mit einem Begriff verknüpft sein kann). Um einen Begriff zu verändern, reicht es nicht, das Wort zu verändern. Wenn jemand nicht mehr „Neger“, sondern „Schwarzer“ denkt und trotzdem „minderwertiger Mensch“ konnotiert ist, dann ändert sich nichts.
Also hilft es doch nur, herauszufinden, wie solche Bedeutungsinhalte entstehen. Welche gesellschaftlichen Strukturen führen denn zur Diskriminierung? Wer gilt als „minderwertig“? Welche Kriterien werden für solche Bestimmungen angelegt?
Und warum gibt es so einen extremen Hang dazu, zu vermeiden über Inhalte zu sprechen und sich alle möglichen Alternativangriffspunkte zu suchen (was in der gesamten Psychologie ohnehin der Fall ist – Neurowissenschaften eingeschlossen –, in der Soziologie aber auch sehr viel)? Wem nützt das tatsächlich?

Autisti ist lieb.
26.03.13, 10:16:39
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Alabama Man:
Erstmal möchte ich fragen, was jetzt Weltbilder vermitteln soll, Sprache oder Begriffe? Das ist ein Unterschied.

Wenn es um mich geht, dann verstehe ich Sprache auch als Ausdruck von Denkkategorien, als Leitbild Dinge zu unterscheiden oder als ähnlich zu erleben grundlegende Zusammenhänge herzustellen.
Zitat:
Über Sprache können richtige als auch falsche Urteile transportiert werden. Das geschieht aber in der Botschaft. Die Urteile werden nicht richtig oder falsch dadurch, dass wir die Codes verändern. Das ist aber das, was die mit diskriminierungsfreier Sprache versucht wird.

Mir geht es nicht um das Austauschen vermeintlich negativ besetzter Sonderbegriffe, sondern vor allem um die Verwendung von Worten, die allgemein innerhalb einer Sprache auch anderswo verwendet werden und in dieser Hinsicht problematisch erscheinen. Begriffe wie "Neger" bezeichnen eigentlich nur gezielt eine Gruppe von Menschen, daher hat die Wertung dieses Begriffs viel mit dem Image dieser Gruppe zu tun. Würde ein neues Wort gewählt, erhält es nicht selten eine ähnliche Bedeutung wie das vorherige als diskriminierend betrachtete. Es geht nicht um Sprachstrukturen, nur um Assoziationen zu einem einzelnen Wort. Das eigentliche Problem ist ohnehin, daß der Hautfarbe viel mehr fragwürdige Beachtung geschenkt wird als der Haarfarbe. Hingegen sind diskriminierende Begriffsbildungen wie "Menschen mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" nicht strukturell frei deutbar wie "Neger". Wenn man dies ändern will, muß man erklären wo das Problem liegt, bestenfalls versteht es der andere dann auch auf der Sachebene. Das Wort "bedauerlicherweise" hat eine bestimmte Wertung, es signalisiert, daß das was bedauerlich ist etwas Schlechtes ist. Auch solche Aussagen können diskriminierend sein.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
26.03.13, 12:54:36
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Alabama Man
(Autistenbereich)

Aber die Frage nach der inhaltlichen Begründung bleibt doch: Warum findet jemand es zum Beispiel dann „bedauerlich“, dass es Autisten gibt oder auch, dass es „Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]“ gibt. Letzteres hat ja noch die Qualität, dass sie es auch für den vermeintlich „betroffenen“ auch bedauerlich finden.

Klar spricht der sprachliche Ausdruck hier Bände. Aber es bleibt ja, dass es einen Grund gibt, warum jemand so von Autisten spricht. Oftmals ist es nur das falsche Urteil, das wider besseren Wissens von anderen übernommen wird, aber es steckt ja vor allem eben ein bestimmtes Denkmuster dahinter: alles was von einer bestimmten Norm abweicht, ist nicht gut.

Dass man erklären muss, wo das Problem liegt, ist eben genau der Punkt. Klar lässt sich da auch ein bestimmte sprachliche Äußerung als Anhaltspunkt nehmen. Aber es ist ja nicht damit allein getan, sondern nur ein Schritt um dahin zu gehen, wo die Ursache liegt, nämlich im falschen Urteil – und wie dieses entsteht (vielleicht ist es ja auch tatsächlich einfach eine Störung im NT-Gehirn, die bei denen zu falschen Urteilen führt – wobei ich das nicht ernsthaft glaube, aber verkneifen konnte ich es mir trotzdem nicht).

Autisti ist lieb.
26.03.13, 13:58:49
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Sind wir uns darin einig?

1. Diskriminierende Formulierungen zeigen inhaltlichen Diskussionsbedarf auf
2. Interessenvertreter einer Gruppe sollten sehr darauf achten keine für die eigenen Gruppe diskriminierenden Formulierungen zu verwenden

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
26.03.13, 14:03:16
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Alabama Man
(Autistenbereich)

Ja, das auf jeden Fall.

Autisti ist lieb.
27.03.13, 08:20:36
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