da ich mir schwer tu , es in eigenen worten zu formulieren bediene ich mich des autismuslexikon im forum und der grundlagen auf der esh seite:
"- Behinderung = kein Begriff der speziell von Autisten verwendet würde, jedoch eine große Rolle in der Autistenszene spielt und kontrovers betrachtet wird. Dabei gehen auch viele Autisten von einem längst überholten Behinderungsbegriff aus. Daher hier Auszüge aus einem allgemeinen auch an sich lesenwerten Vortrag von Prof. W. Jantzen:
Zitat:
Behinderung, auf diesem Hintergrund - und jetzt kommt der Begriff, den Heiner Bielefeldt verwendet und für den man uns wirklich fast gesteinigt hat [vor 30 Jahren, Anmerkung 55555] - Behinderung ist eine gesellschaftliche Konstruktion. Das heißt keineswegs, dass es nicht gewisse Besonderheiten der Natur gäbe, die es auch zwischen uns überall gibt, soweit wir als nicht behindert bezeichnet werden.
[...]
Dreimal in der Geschichte der Behindertenpädagogik ist herausgearbeitet worden - ich hatte das Glück, einer von den dreien zu sein - dass nicht der sogenannte Defekt der körperlichen Schädigung die Behinderung hervorbringt, sondern die dadurch hervorgebrachte soziale Isolation.
In dieser sozialen (Entwicklungs-)Situation der Isolation ist die Umgebung unfähig, einen sozialen Verkehr so zu gestalten, dass er den besonderen Bedingungen gerecht wird. Daraus resultiert ein sinnvoller und systemhafter Aufbau der psychischen Prozesse innerhalb der Isolation. Am deutlichsten kann man das nachlesen in Donna Williams Versuch einer Übersetzung von Besonderheiten autistischer Menschen. Was andere Menschen für Autismus halten und erklären, so sagt sie, die selbst als autistisch gilt, sind unsere Selbstverteidigungsmechanismen.
Quelle"
- Enthinderung = Autisten benötigen weniger Hilfen als Enthinderung, denn die Probleme von Autisten liegen zu großen Teilen nicht in ihrer Identität, zu der ihre autistische Art zählt, sondern in der Ausgrenzung und dem Leben in einer Gesellschaft, die für Nichtautisten und deren Wesensarten ausgelegt ist. Diese Hürden abzubauen nennt sich Enthinderung. Enthinderung ist ein Recht, wogegen man meist annimmt, für Hilfe müsse man dankbar sein. Näheres siehe Artikel
Warum wollen viele Autisten nicht krank oder behindert genannt werden, aber nehmen andererseits gerne gewisse staatliche Vergünstigungen in Anspruch? Widerspricht sich das nicht?
Das, was Autisten (und in entsprechenden Situationen alle anderen Menschen) krank macht, ist vor allem Ausgrenzung und die ist im Vergleich zu der früher ebenso vorhandenen von Linkshändern und Homosexuellen vermutlich noch ausgeprägter, da es sich nicht "nur" auf die Art sexuellen Empfindens oder abergläubische Vorstellungen von "guter" und "schlechter" Hand bezieht, sondern auf die ganze Person, ihr Welterleben und -empfinden.
Autismus an sich ist jedoch nicht krank und auch keine Behinderung.
Zitat:
Prof. Baron-Cohen: Autismus ist gesund!
Professor Simon Baron-Cohen, führender Autismus-Forscher an der Universität von Cambridge, sagt: "Ich stimme zu, dass sich HFA ("hochfunktioneller Autismus") besser in Begriffen der Neurodiversität beschreiben lässt. LFA ("niedrig funktioneller Autismus") vielleicht auch, aber wahrscheinlich ist er besser beschrieben als etwas, das zusätzliche Behinderungen mit sich bringt, wie Lernbehinderungen, verzögerte Sprachentwicklung, Epilepsie usw. Ich denke nicht, dass wir Autismus "heilen" wollen - nicht mehr als wir Linkshändigkeit oder Homosexualität heilen wollen. Aber wenn es Behandlungen oder Interventionen gäbe, die helfen ohne die Stärken zu beeinträchtigen (solche wie die herausragende Aufmerksamkeit für Details), kann ich mir vorstellen, dass die willkommen wären."
Quelle
Allerdings sind Autisten in der Regel behindert und zwar durch die Welt, in der sie gezwungen sind zu leben und die nicht für sie eingerichtet ist. Und dies ist die juristische Definition einer Behinderung nach deutschem Recht. Daher ist es kein Widerspruch, Autismus nicht als Behinderung einzustufen, jedoch einen Autisten in dieser Gesellschaft als behindert zu begreifen.
Im Übrigen sind die "Vergünstigungen", die Autisten hier und dort wahrnehmen können, Nachteilsausgleiche im Rahmen einer gesellschaftlichen Enthinderung, die ein Rechtsanspruch sind, der die vorliegende teilweise erhebliche Benachteiligung zumindest ein wenig kompensieren helfen soll.
hieraus:
http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=1523&highlight=&page=1&