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Autor Nachricht
eizi
(Standard)

geändert von: eizi - 20.01.13, 22:02:26

Hallo,

ich bin mir nicht sicher ob ich autistisch bin,
da ich nie entsprechend diagnostiziert wurde,
aber kann mich mit den Problemen wie sozialer Isolation gut identifizieren.

Was mir durch den Kopf geht ist ob Autismus in Bezug
auf soziale Isolation weniger ursächlich ist als
die gesellschaftliche Gesetzeslage.

Mein Eindruck ist, dass einige Gewaltformen zu lax
durch den Staat gehandhabt werden,
was dann dazu führt dass die Menschen sich unnötig
stark voreinander schützen müssen,
weil jeder weiß dass falls einer diese Gewaltformen
anwendet er damit ungestraft durchkommt.

Im besonderen denke ich an verbale,
emotionale und gruppen Gewalt.

Ich weiß ein Polizeistaat will ich auch nicht,
aber ich glaube dass es deutlich besser (strikter)
geregelt werden sollte als es momentan der Fall ist.

Eine Idee wäre das man den Menschen verbieten sollte
öffentlich über andere Menschen zu sprechen,
dass sollte nur unter vier Augen erlaubt sein.

Würd gern ein Projekt starten um zu sehen ob striktere
Regeln das Leben angenehmer machen könnte,
weiß aber noch nicht wie ich das objektiv am besten umsetze.
Der rein politische Weg wird wohl eher nicht gehen da
die Mühlen der Politik extrem langsam mahlen.

Würde mich freuen eure Meinung dazu zu hören.

VG
Michael
20.01.13, 21:57:15
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 20.01.13, 22:49:19

Das ist ein großes Problem. Wo Menschen zusammen tun oft einige wenige von ihnen nach dem Prinzip Win-Loss, teilweise weil es ihnen Freude macht anderen zu schaden. Dann werden in Reaktion darauf Regeln geschaffen, die auch die Freiheit derjenigen beschränkt, die gar nicht gegen ihren Sinn handeln.

Wenn man es durch Strafen angehen wollte, was sollten das dann für Strafen sein und vor allem wie sollen die Tatbestände bewiesen werden?

Edit: Was verstehst du unter verbaler Gewalt? Da gehen die Meinungen ja auch sehr weit auseinander. Nichtautisten und manche "Aspies" fühlen sich ja von Aussagen von Autisten angegriffen, weil sie in diese etwas deuten, was der Autist mit ihnen nie ausdrücken wollte. Oder es wird Offenheit und Ehrlichkeit als beleidigend aufgefasst.

In der Öffentlichkeit nicht über andere zu reden zielt wohl auf die Sachdiskussion meidende Machtspiele wie Mobbing und Verleumdungen? Wie würden bei so einer Regel aber andere überhaupt "angezeigt"?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.01.13, 22:41:13
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eizi
(Standard)

Z.Bsp zusätzlicher Paragraph,
§ 185 StGb, neuer Abschnitt b kommuikative informationelle Selbstbestimmung:

(1)
Es ist grundsätzlich nicht erlaubt sich über andere Menschen gegenüber Dritten zu äußern,
im besonderen ist es nicht erlaubt sich über persönliche Gegenstände oder Handlungen einer Person zu äußern.

(2)
Erlaubt ist eine solche Äußerung jedoch unter vier Augen der betroffenen Person selbst gegenüber.

(3)
Ebenfalls erlaubt sind solche Äußerung gegenüber engsten Vertrauenspersonen ( engster Familienkreis,... analog §35 StGb)

(4)
Erlaubt sind solche Äußerungen falls sie explizit von der Person genehmigt wurden.

(5)
Erlaubt sind solche Äußerungen, insbesondere von staatlicher Seite, falls das allgemeine Interesse die persönlichen Schutzrechte überwiegt.

Strafen: Geldstrafen

Beweisbarkeit: Zeugenaussagen etwas problematisch aber in der modernen Zeit mit Handys kann vieles auch aufgenommen werden.
20.01.13, 22:45:14
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akurei
(Autistenbereich)

Sehe ich das richtig: autistisch = soziale Isolation?

Bei dir klingt das so, als würdest du dich selbst isolieren. Ist es autistisch zu isolieren oder isoliert zu werden?
20.01.13, 22:53:25
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 20.01.13, 23:00:09

Da haben sich dein neuer Beitrag und mein Edit oben überschnitten.

So wie ich die NA kenne würde sich dann rasch eine Verschleierungssprache entwickeln, die sich weiterentwickelt durch das sanktionierende Feedback.

Z.B.: "Heute habe ich deinen Bruder in der Stadt getroffen, beim Fleischer gab es Eselssalami, aber sie sah mir nicht so ganz gut aus."

Edit: Ich hatte es so verstanden, daß er meint Autisten wären oft sozial isoliert in dieser nichtautistisch dominierten Gesellschaft (das kann man in Foren rauf und runter nachlesen), das liege aber weniger an der Veranlagung Autismus als vielmehr an der gesellschaftlichen Sitte etliches an Gewalt zu tolerieren, was darunter auch genau verstanden wird.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.01.13, 22:56:56
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eizi
(Standard)

geändert von: eizi - 20.01.13, 23:24:02

Zitat von 55555:


Edit: Ich hatte es so verstanden, daß er meint Autisten wären oft sozial isoliert in dieser nichtautistisch dominierten Gesellschaft (das kann man in Foren rauf und runter nachlesen), das liege aber weniger an der Veranlagung Autismus als vielmehr an der gesellschaftlichen Sitte etliches an Gewalt zu tolerieren, was darunter auch genau verstanden wird.


Exakt

Unter verbaler Gewalt verstehe ich,
Scherze auf Kosten anderer, streuen von Gerüchten, Demütigende Aussagen.

Gerade Gruppengewalt läuft auch meist über die verbale Schiene, durch streuen von Gerüchten und abwertenden Aussagen.

Vielleicht gesetzlich unterbindbar ohne den sachlichen Dialog anzugreifen.
20.01.13, 23:18:31
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akurei
(Autistenbereich)

Zitat von eizi:
Gerade Gruppengewalt läuft auch meist über die verbale Schiene, durch streuen von Gerüchten und abwertenden Aussagen.

Das ist doch auch eher eine Folge, oder? Dieses Aussonderungsverfahren kommt doch erst durch die Andersartigkeit von Autisten in Bezug auf Nichtautisten zustande.
Es scheint ganz natürlich zu sein, daß Herdentiere schwache oder irgendwie anderweitig von der Norm abweichende "sonderbare" Rassengenossen aussondern und das aus sehr basalen Gründen wie der kontrollierten Erbgutweitergabe.

Zitat von eizi:
Vielleicht gesetzlich unterbindbar ohne den sachlichen Dialog anzugreifen.

Zu was willst du die Leute denn alles zwingen? Es ist gegen das Naturell des Menschen, sich nicht über Mitmenschen auszutauschen (tue ich auch). Verbote werden nichts an der Tatsache ändern, daß wir sobald wir in einer Gruppe sind auffallen. Das solltest du akzeptieren lernen.

Ich mache mir in letzter Zeit wieder viele Gedanken darüber und tja. So richtig klar bin ich mir gerade nicht.
20.01.13, 23:59:04
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eizi
(Standard)

geändert von: eizi - 21.01.13, 00:11:35

Zitat von akurei:

Zu was willst du die Leute denn alles zwingen? Es ist gegen das Naturell des Menschen, sich nicht über Mitmenschen auszutauschen (tue ich auch). Verbote werden nichts an der Tatsache ändern, daß wir sobald wir in einer Gruppe sind auffallen. Das solltest du akzeptieren lernen.

Ich mache mir in letzter Zeit wieder viele Gedanken darüber und tja. So richtig klar bin ich mir gerade nicht.


Wir zwingen die Menschen zu sehr vielen Sachen,
Steuern zahlen, körperliches Gewaltverbot, Verbot der Volksverhetzung etc..

Menschen werden durch die Gesellschaft zu zivilisierterem Verhalten genötigt, das finde ich gut und sollte auch auf psychische Gewaltarten ausgeweitet werden.
21.01.13, 00:10:57
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schuschu
(Angehörigenbereich)

ich finde diese vorstellung gruselig.
bin auch überzeugt, dass das nicht zum erhofften ergebnis führt.

das grenzt schon irgendwie an freiheitsberaubung..und wer entscheidet dann, ab wann genau es dann gewalt war?

ich glaube nicht, dass das ziel zu einer achtsameren gesellschaft über noch mehr kontrolle und strafen und sanktionierungen führt.

mir auf jeden fall stellen sich die nackenhaare auf, wenn ich denke , ich müsste in so einem staat leben.
21.01.13, 02:15:07
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eizi
(Standard)

geändert von: [55555] - 21.01.13, 12:48:25

[Komplettzitat des Vorbeitrags gemäß der Formvorgaben über dem Absendeknopf gelöscht. Bitte prägnant zitieren, mfg [55555]]

Das wäre ja genau die Stärke an der Regelung, es muss niemand entscheiden was Gewalt ist,
es ist einfach grundsätzlich nicht erlaubt sich über einzelne Menschen in der Öffentlichkeit zu äußern.

Über Gruppen und Institutionen sich zu äußern ist aber ausdrücklich erlaubt.

Kontrolle und Strafen können auch kontraproduktiv sein,
zum Bsp die Prohibition war so ein gescheitertes Experiment.
Kommt halt immer drauf an.

Aber Gruppengewalt und verbale Gewalt sind momentan
weit verbreitet. In den Medien wirds ja vorgelebt Pocher, Raab und Bohlen machens vor.
Gewalt zur Volksbelustigung, find ich schrecklich unzivilisiert.
21.01.13, 06:35:39
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schuschu
(Angehörigenbereich)

"Gewalt zur Volksbelustigung, find ich schrecklich unzivilisiert."

ja, das sehe ich genauso.
mein sohn kommt mit genau diesen dingen an seine grenzen, weil er auch nicht versteht, wozu das gut sein soll.
und mir geht das auch so, habe das schon mehrfach in meinem umfeld zur sprache gebracht, weil ich den sinn hinter diesem sich lustig machen auf kosten anderer und wenn es noch so harmlos wirkt, nicht erkennen kann.ausser das der andere sich damit gross und wichtig machen will, meist auch unbewusst...das sind mechanismen die meist nicht hinterfragt werden.

ich finde gut, dass du mit deinem beitrag zum nachdenken und in sich gehen anregst.
dennoch glaube ich , dass der weg des gesetzes oder der verbote nicht der richtige ist.
es wird nicht darüber nachgedacht werden, weshalb das gut sein könnte, es würde ablehnung und widerstand und heuchelei vorherrschen.
bewusstwerdeung dahingehend wäre doch viel wichtiger oder?
wenn sich ein mensch über etwas bewusst wird, dann kann er aus überzeugung handeln.
ohne dieses bewusstwerden, würden die menschen sich vielleicht auch mehr oder weniger dran halten( oder auch nicht) aber sie würden aus angst und nicht aus überzeugung so handeln und neue strategien entwickel.
21.01.13, 09:50:32
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akurei
(Autistenbereich)

geändert von: akurei - 21.01.13, 11:04:41

Das hat leicht weltfremden Charakter.
Menschen sind Rudeltiere, die aus ihrer Grundkonfiguration heraus zum Zusammenleben geschaffen sind. Die Regeln einer Gesellschaft sind erstmal dazu konzipiert, das Zusammenleben zu verbessern und dem Naturell des Menschen entgegenzukommen.
Dazu zählen z.B. in unserem Sozialstaat das Helfen der Schwachen, zu denen Autisten in dem System nunmal leider zählen.
Das System an sich würde ich in seinen Grundfesten erstmal nicht torpedieren wollen.
Außerdem, nur weil ich Autist bin würde ich nicht wollen, daß sich andere Menschen wegen mir unheimlich verbiegen müssen oder sich Repressalien auferlegt fühlen.

Deine Motivation mag ja aus sinnvollen Überlegungen herrühren, ist aber nicht zuende gedacht und schon gar nicht fair für alle Beteiligten.
21.01.13, 11:03:08
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