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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Nur noch eben bei Facebook gucken, schnell den Kühlschrank wischen, Papa anrufen: Alles ist besser, als die Hausarbeit zu schreiben. Viele Aufschieber landen mittlerweile bei Psychologen, in Münster kümmert sich sogar eine Prokrastinationsambulanz um die Deadline-Reißer.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.04.12, 14:42:25
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Betroffen sind angeblich 20 Prozent der deutschen Bevölkerung, in den USA 40 Prozent. Dort soll das demnächst als Krankheit oder Persönlichkeitsstörung anerkannt werden. Dann kann man, wenn man den Artikel nicht liefert, zum Arzt gehen und sich ein Attest geben lassen. Prokrastination ist das nächste große Ding der Psychoindustrie, das nächste ADHS. Literarisch haben sich bereits Kathrin Passig und Sascha Lobo sowie Max Goldt mit der Prokrastination auseinandergesetzt. Letzterem verdanke ich den Hinweis, dass man gewöhnliche Faulheit und das Krankheitsbild Prokrastination sehr leicht am morgendlichen Verhalten unterscheiden kann.

Wenn etwas Dringendes zu erledigen ist und der Wecker klingelt, dann bleibt der medizinisch unbedenkliche Faulpelz einfach liegen. Der Prokrastinationskranke dagegen steht auf. Aber er tut dann etwas völlig anderes als das, was getan werden müsste.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
21.07.12, 12:04:28
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Zitat von 55555:
Zitat:

Wenn etwas Dringendes zu erledigen ist und der Wecker klingelt, dann bleibt der medizinisch unbedenkliche Faulpelz einfach liegen. Der Prokrastinationskranke dagegen steht auf. Aber er tut dann etwas völlig anderes als das, was getan werden müsste.

Quelle

Was bin ich froh, die 68er noch gestreift zu haben, als die Ablehnung dessen, "was getan werden müsste", noch als Ausdruck eines freien unbeugsamen Geistes gesehen wurde. Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet die Menschen/Ärzte, die sich damals die Freiheit der Entscheidungsfindung leisteten und ihre Professoren mit Tomaten bewarfen, wenn sie ihnen sagten, was getan werden müsste, heute daran beteiligt wären, Verweigerungshaltungen als Krankheit anzusehen.
Es ist doch völlig gesund, dass der Körper sagt: "Bis hierhin und nicht weiter, ich mache jetzt was ich will und brauche!" fröhlich
Wenn sich die Menschen nicht mehr an die Regeln halten können, dann ist vielleicht das Regelwerk krank.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
21.07.12, 21:03:25
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Fundevogel:
... Wenn sich die Menschen nicht mehr an die Regeln halten können, dann ist vielleicht das Regelwerk krank.
Ich denke, da ist etwas Anderes gemeint. Es geht nicht um die Befolgung künstlicher Regeln, sondern um notwendige Handlungen.
Z.B.: Wenn ich spätestens in 10 Minuten aus dem Haus gehen muß, um die letzte Straßenbahn zu erreichen, die mich pünktlich ans Ziel bringen kann (ich will pünktlich sein), muß ich mich evtl. beeilen. Aber dann 'muß' ich noch schnell mal nach den E-Mail sehen, eine E-Mail gleich beantworten, die Blumen 'muß' ich noch gießen, den Tee austrinken, die Schnitte aufessen (geht nicht beim Teetrinken), die Fenster schließen, den Computer herunterfahren usw., und natürlich muß ich mich noch anziehen. Dann muß ich mir eine Ausrede ausdenken, warum ich eine halbe Stunde zu spät komme. Warum habe ich nicht eine Stunde eher angefangen, alles in Ruhe zu erledigen? Warum habe ich nicht auf später verschoben? Warum passiert das immer wieder?
Aber ich sehe das nicht als Krankheit oder Behinderung, die diagnostiziert und attestiert werden muß, um dann als Entschuldigung zu gelten und therapiert zu werden. Obwohl mich das behindert und vermutlich krankhaft ist. Ich muß das in den Griff bekommen.
22.07.12, 17:50:39
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Um dein Beispiel aufzugreifen:
In meiner Jugendzeit und in einem anderen Lebenskreis war eine notwendige Handlung völlig verschieden von der, die heute als notwendig angesehen wird.

Pünktlich sein war in vielen Fällen nicht möglich, weil Kinder, Vieh und Wetter täglich andere Vorgaben machten, also gab es nur grobe Anforderungen an Pünktlichkeit und es waren keine Lügen erforderlich.

Die Morgenwäsche dauerte 5 Minuten, weil niemand erwartete, dass man in repräsentativen Bereichen geschminkt sein sollte.

Die meisten hatten nur 4 bis 6 Kleidungsstücke, die aus Wolle oder Baumwolle bestanden und die erst nach einigen Tagen Tragens gewaschen werden konnten, weil sie viel später erst nach Schweiß rochen bzw. nach Schweiß riechen ein Zeichen ehrlicher Arbeit war.

Fenster schließen, Blumen gießen entfiel, weil dafür immer jemand auf dem Hof war (Tiere versorgen, Mehrgenerationenwohnen u.a. als Erleichterung), eingehende Telefonate oder mails waren kein Thema, ein Brief traf selten ein und wurde nach Feierabend allen vorgelesen (man war im Geiste beim anderen und sich einmal im Jahr zur Kirmes sehen genügte).
Meine Großväter gingen 2 Stunden zu Fuß zur Arbeit, eine kontemplative Zeit in der Landschaft (kaum Herz-Kreislauf-Wohlstandzuckerkrankheiten), in der sie beteten und nach Feierabend auch mal in irgendeiner Gaststätte hängen blieben, ohne dass jemand wusste wo sie abgeblieben waren.

Wenn die Menschen es heute nicht mehr packen, die selbstgesetzten Ziele zu erreichen, dann kann ihre Irritation doch auch an falschen Maßstäben liegen, die sie sich setzen?

Ich vermute, dass es dem Menschen nicht bekommt, sich viele dringliche Erfordernisse zu schaffen und dass er ganz bewusst auch einplanen sollte, "Fünfe gerade sein zu lassen".

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
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23.07.12, 00:20:44
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drvaust
(stillgelegt)

Fundevogel, ich denke ich weiß, was Du meinst. Aber das ist in dem Fall nicht gemeint.
Das Problem ist nicht die Menge der Arbeiten, sondern das etwas, was jetzt dringend gemacht werden müßte, zu spät gemacht wird, weil andere Arbeiten gemacht werden, die nicht dringend sind. Obwohl völlig klar ist, daß das jetzt dringend ist.
Ein anderes Beispiel: Was wäre gewesen, wenn der, der das Vieh früh füttern sollte, bis abends alles Mögliche (oder nichts) getan hätte, statt das Vieh zu füttern? Wenn bei aufziehendem Sturm der, der auf dem Hof war, die Fenster zu spät geschlossen hätte, so daß der Sturm Schäden im Haus angerichtet hätte?
Blumen gießen kann nicht entfallen, weil sonst die Blumen vertrocknen, auch wenn jemand auf dem Hof ist. Auch wenn man 2 Stunden zu Fuß auf Arbeit geht, muß man rechtzeitig losgehen, um rechtzeitig auf Arbeit zu sein. Es ist nicht gut, wenn man zur Tagesarbeit erst abends ankommt.

23.07.12, 09:11:29
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

drvaust: Ich möchte dort ansetzen, dass untersucht werden sollte, ob diese Irritationen dadurch entstehen, dass sich der Mensch eine zu große Menge an Erledigungen aufhalst.
Im Bekannten- und Kollegenkreis erlebe ich immer wieder, dass viele Menschen, die z.B. 3 Aufgaben am Morgen erledigen wollen, dies auch gezielt tun können, weil das das gesunde Maß für sie ist.
Wenn sie sich aber 6 Aufgaben vornehmen, dann entsteht in ihnen soviel Stress, dass sie so blockiert werden, dass schließlich die Orientierung verloren geht und garnichts mehr getan werden kann.

Wenn es z.B. in Japan Unternehmen gibt, die Persönlichkeitsprofile erstellen und mit den Informationen Arbeitsgemeinschaften mit weniger belastbaren und welche mit hoch belastbaren Arbeitnehmern getrennt voneinander zusammen setzen, dann ist doch erkannt, dass Menschen verschieden belastbar sind.
Ziele dieser Unternehmen sind gute Arbeitsleistung, angenehmes Arbeitsklima und wenig Fehlzeiten. Würde man allen Rotten hohe Aufgabenstellungen zumuten, würden eine Menge Mitarbeiter krank, weil sie den Überblick verlören.
Sie werden doch dann an den zu ihnen nicht passenden Arbeitsverhältnissen krank und nicht weil sie wie aus heiterem Himmel keine 6 verschiedenen Arbeitsprozesse mehr schaffen.

Es gilt also zu prüfen, ob mit weniger Aufgabenstellungen im Tagwerk eine größere Entspannung und damit eine erhöhte Konzentration erreicht werden könnte.
Im Arbeitsleben einem Mitarbeiter zu sagen: "Du bist für diese Arbeit nicht geeignet, weil sie dich überfordern würde und du den Überblick verlieren würdest, du kannst etwas anderes Übersichtlicheres besser erledigen", ist fast unmöglich geworden, weil es z.B. als mobbing/bossing bewertet würde.

Also trauen sich weiter alle alles zu...aber alle können nicht alles...manche verlieren den Überblick und ihre Körper scheitern an den Verhältnissen. Dies den Körpern anzulasten und sie unter Medikamente und Trainingsprogramme zu setzen anstatt über die Änderung der Verhältnisse nachzudenken bzw. die Aufgabenstellungen zu reduzieren oder zu vereinfachen, finde ich einen unzulänglichen Lösungsansatz.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
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24.07.12, 00:23:01
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Liest sich fast so als würde es um eigenen Ehrgeiz der Tätigen gehen, dabei handeln sie wohl oft aus Furcht für Abstufung des eigenen Wertes aus Sicht dessen, von dem sie abhängen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.07.12, 09:57:44
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Hans
(Autistenbereich)

Ich würde das eher wie die Antriebsschwäche bei depressiven Menschen sehen,
die alles Mögliche Andere anpacken, damit sie das eigentliche Problem
wegen "dem" nicht angehen müssen.

Ich kann mich aber auch täuschen, ich bin kein Psycho-Fachmann.
25.07.12, 00:08:42
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