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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Vor einigen Jahren wurde mit den bildgebenden Verfahren festgestellt, dass die "Persönlichkeiten" dissoziierter Menschen mit verschiedenen Gehirnverbindungen arbeiten. Die bis dahin praktizierten Ansätze, die verschiedenen Persönlichkeiten auf therapeutischem Wege miteinander bekannt zu machen und zu einem "Ganzen" zusammen zu führen, wurden durch das Verfahren hinfällig, weil sie unabhängig voneinander agieren und es dadurch nicht geht.

Wenn nun durch bildgebende Verfahren gewusst wird, dass bei Autisten Informationen in anderen Gehirnregionen registriert werden als bei neurotypischen Menschen, stellt sich zum Vergleich die Frage:

Mit welcher wissenschaftlichen Legitimation halten Ärzte und Therapeuten daran fest Autisten zu trainieren, neurotypische Gehirnareale gewaltsam zu erschließen und Verhaltensweisen nachzuäffen, obwohl gewusst wird, dass das Vermögen von Autisten an anderer Stelle im Gehirn angesiedelt ist?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
08.07.12, 00:36:01
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apeiron
(Standard)

geändert von: apeiron - 08.07.12, 01:48:40

Hallo Fundevogel...
ich denke, die Ärzte halten daran fest, weil es funktioniert. Auch Autisten sind lernfähig. Auch, wenn auf eine andere Art und Weise, mit verschiedenen Ansichten. Aber auch Autisten können sich sozial eingliedern lernen.

Und mit der dissoziativen Identitätsstörung (multiple Persönlichkeitsstörung), die Persönlichkeiten können sich kennenlernen. Das ist auch Therapieziel. Einige Therapeuten, die diesem "Phänomen" überhaupt sich annehmen, drängen sogar auf Integration der Persönlichkeiten. Auch das ist möglich, je mehr Traumata verarbeitet wurden und dem Leben wieder vertraut wird. Michaela Huber zum Beispiel ist für Integration, wie ich ihre Bücher verstehe. Ein "zu schnell" jedoch, kann auch mehr (Vertrauen) zerstören, weil Kommunikation teilweise effektiver ist. Denn auch, wenn zerstörtes wieder "heile" gemacht wird, so wird es doch niemals ganz werden.

Auch, wenn ein Autist einiges an Fertigkeiten und Fähigkeiten in seinen Ressourcen zur Verfügung hat, um sich in der Nicht-Autistischen Welt zurechtzufinden, so bleibt der Mensch noch immer Autist. Außer dann, wenn versucht wird, mit "Macht" was zu erreichen. Dann zerbricht auch ein Autist. Aber ich denke, auch Autisten möchten gefordert und gefördert werden. Vielleicht auch nicht, dann bitte ich um Korrektur dieser Aussage. Danke. Wobei sich das ganz gewiss auch nicht pauschalisieren lässt.

Generell finde ich jedoch nicht, dass dies vergleichbar ist.
Autismus hat eine neurologische Ursache.
DIS hingegen ist eine Überlebensstrategie.
08.07.12, 01:38:31
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 08.07.12, 01:51:50

Es ist das normative Denken. Ich hatte gerade heute (d.h. 7.7.12) einen Beitrag im Deutschlandfunk zum Thema Intersexualität gehört. Das (meiste von dem), was zum Schicksal der Intersexuellen gesagt wurde, läßt sich auch vom Schicksal der (meisten) Autisten sagen: Es gibt eine Norm und jeder, der nicht in die Norm paßt, wird passend gemacht.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
08.07.12, 01:50:53
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

geändert von: Fundevogel - 08.07.12, 09:45:38

@apeiron: Autisten sind sozial eingegliedert, weil sie Teil der Schöpfung und unserer Gesellschaft per Geburt sind.
Wenn die sozialen Normen nur für einen Teil der Bevölkerung erträglich sind, sind die Normen unsozial. Dann sollte eine Normenkontrolle in Gang gesetzt werden und ggf. eine Änderung dieser Normen betrieben werden.

Ich kann bei einer Dissoziation nichts "Zerstörtes" feststellen sondern eher einen Heilprozess des Körpers, sich von Traumatisierungen entfernen zu können. Dissoziative Menschen gibt es nach Kriegen zuhauf, sie leben ein gutes Leben mit Partnern, die das akzeptieren und damit gut umzugehen wissen.
Zu Ärzten gehen wahrscheinlich nur diejenigen, die in ihrem Umfeld nicht auf Verständnis stoßen.
Vielleicht weil nur die wenigen Fälle kennen gelernt werden, die unter mangelndem Verständnis leiden, kann irrtümlicherweise der Eindruck entstehen, dass "alle" Dissoziierten eine Störung hätten...werden da nicht Äpfel mit Birnen verglichen?

DIS hat nach Forschungsergebnissen von Simone Reinders und ihrem Team, Groningen, eine natürliche neurologische Auswirkung, kann also durchaus für einen Vergleich heran gezogen werden.

Es ist mir ein Rätsel, dass sich einerseits darum bemüht wird, in der Tier- und Pflanzenwelt die Artenvielfalt zu erhalten, andererseits in der Menschenwelt alles "wegtherapiert" werden soll, was einem fragwürdigen Gesellschaftsmensch-Modemodell nicht entspricht.

Während vor 10 Jahren ein Sofa mit vielen Kissen den Wohnungsinhaber als warmen lebendigen Menschen auswies, wird er heute in der Zeit des kühlen Designs als ewig Gestriger und am Zeitgeist vorbeigehender Mensch eher negativ gesehen.
Sollten diese wechselnden AnSichten tatsächlich als anstrebsame Größe herhalten, für deren Erringen manche Menschen sich total verbiegen müssen?
Ich kann nur wiederholen, was eine Gruppe Autisten bei einer Veranstaltung hier in der Nähe sagte: "Lasst uns doch endlich in Ruhe!"






Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
08.07.12, 09:40:24
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apeiron
(Standard)

geändert von: apeiron - 08.07.12, 15:00:33

Das Thema der DIS ist mir sehr sehr wichtig, vielleicht verwenden wir ein gleiches Wort, für eine andere Definition, ich meine
Menschen mit der Diagnose "Dissoziierte Identitätsstörung" leiden, solange kein "Co-Bewusstsein" vorhanden ist.

Personen mit DIS, haben ebenso Flash-Backs, wie Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Multiple Persönlichkeiten leben in "verschiedenen Richtungen". Das heißt: nicht nur die Vorlieben und Bedürfnisse sind anders, sondern auch die Erinnerungen, die (in den einzelnen Persönlichkeiten) abgespalten werden mussten, sind anders.

Könntest Du damit Leben, dass Du Stunden - vielleicht auch Tage nicht mitbekommst? Wenn Du desorientiert bist mit der Zeit, weil Du weißt, dass jeder Moment wieder solch eine "Phase der Schwärze" sein könnte? Wenn Du nicht weißt, was Du gerade eben gemacht hast und trotzdem handeln musst, weil Du auch noch einer Arbeit nachgehst?

Du schreibst von Kriegsführung... das heißt, es gab also ein "normales Leben". Dann kommt noch hinschwert hinzu, dass man sich selbst fremd geworden ist.

Die Persönlichkeitswechsel finden durch "Trigger" statt. Also Auslöser, die _Angst_ oder einen besonderes Ziel haben. "Angst" ist ein Gefühl. Angst macht angreifbar.

Wenn dem tatsächlich so wäre, dass Menschen mit DIS nur ein geeignetes Umfeld benötigen, dann würden diese Menschen "Sicherheit" erfahren. Aber weil (auch) diese Menschen nicht ausschließlich in diesem Umfeld abgeschirmt leben können, sondern auch "die Welt entdecken wollen", werden auch diese Menschen leiden, solange die "Triggerpunkte" nicht bearbeitet wurden. Und Flash-Backs werden trotzdem noch erlebt.

Und ein Umfeld!?
Stelle Dir vor, eine Person macht immer wieder etwas kaputt, was Dir lieb ist. Du bist immer wieder damit beschäftigt herauszufinden, was in den letzten Stunden/Tagen alles passiert ist an Wichtigem. In Dir ist reinstes Chaos von Vorgängen, die Du Dir nicht erklären kannst.

Aber... ich würde mich freuen, wenn Du erklärst, wie Du es meinst, wenn Du sagst, dass bei einer "Dissoziation" Du nichts "Zerstörtes" feststellen kannst.
Denn eine Dissoziation ist entweder der Verlust von Zeit, Erinnerungen, Körpergefühl (bzw. Körperteile), Realität, oder ähnliches. Wobei Verlust des Körpergefühls auch Depersonalisation genannt wird. Die Unterschiede hierbei verstand ich allerdings noch nicht.

Ausgelöst ist dieses Phänomen IMMER aufgrund von Gewaltaktionen. (Krieg, Naturkatastrophen, Missbrauch, permanente Vernachlässigung). Der Körper muss sich "aufspalten", um überleben zu können. Dieser Fakt allein ist für mich schon Zerstörung genug. Das Leben durfte sich nicht "natürlich" entwickeln. Und kein Leben kommt als multiple Persönlichkeit zur Welt.

[I]Trigger sind Auslöser. Autisten reagieren nach Reizüberflutung sehr oft aggressiv. Der Trigger hierbei also die Reizüberflutung (um es sehr grob darzustellen).[/I]

Ein Video möchte ich noch verlinken....
dieser "Kampf" (auch latente Einsamkeit) finde ich, wurde hier verdeutlicht.
http://www.youtube.com/watch?v=0gncEbufugg&feature=results_main&playnext=1&list=PLB093DF445EB60FA3
08.07.12, 14:55:42
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Ich betrachte diese Abwehrmechanismen nicht als Zerstörung einer natürlichen Entwicklung, denn der Vorgang ist natürlich, weil die Natur ihn als Mittel bereithält.

Auf gewisse Weise wird der Mensch damit zu einer Firma von mehreren Mitarbeitern, die alle unterschiedlich ihre Arbeit tun. Wie im Alltag wissen sie oft nicht, was der andere tut, kommen aber vielleicht bei Dienstbesprechungen zusammen, um einander zu informieren.

Es kann aber durchaus auch so sein, dass die Mitarbeiter einer Firma ohne diesen gegenseitigen Informationsaustausch an der Zielsetzung der Firma arbeiten. Dann heißt es Vertrauen haben, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben erledigen.

Es kann zu Informationsdefiziten in der Firma führen, aber dass diese Defizite zwangsläufig Angst auslösen müssen, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen, weil fremde Situationen zum Alltag auch vieler „Einpersoner“ zählen und zu bewältigen sind.

Ich könnte mir vorstellen, dass eine gute Organisation helfen könnte, dass z.B. jede Person einen Datenspeicher (vielleicht im PC) anlegt, der allen Personen zugänglich ist wie das Postfach in einem Sekretariat und dahinein Informationen einlegt, ähnlich einem Übergabebuch im Schwesternzimmer eines Krankenhauses oder dem Info-Buch für Erzieher in einem Kinderheim?
In diesen Speicher können auch Menschen aus dem Umfeld ihre Informationen einspeisen. Gut bestückt kann dieser Datenspeicher eine ausgereifte Team-Unternehmungsführung möglich machen.

Ich weigere mich, die Situation durch Stigmatisierungen und Unglücksdefinitionen zur Belastung anwachsen zu lassen und

ich meine beobachtet zu haben, dass eine EntWicklung frei gesetzt wird, wenn eine Persönlichkeit etwas kaputt machte, was einer anderen lieb ist.



Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
09.07.12, 03:05:41
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apeiron
(Standard)

geändert von: apeiron - 09.07.12, 08:39:53

Hallo Fundevogel,
zum Einen entschuldige ich mich bei Dir. Dass ich primär auf die DIS eingegangen bin (nicht für meine Worte, denn es ist in der Tat ein Mythos, dass die Probleme einer DIS ausschließlich von der aktuellen Außen-Situation entspringen. Vor allem deswegen, weil fast jeder Anteil seine eigene Posttraumatische Belastungsstörung hat! Dies ist Fakt und kann Dir wahrscheinlich jede multiple Persönlichkeit mitteilen. Und PTBS gehört zu Dissoziation dazu. Die DIS ist die höchste Form der Dissoziation.)

Wobei ich mich primär aber mich auf Dein Anliegen nun fixieren möchte. Deine Frage war nicht, was die DIS ausmacht, sondern weswegen "andersdenkende Menschen" nicht so bleiben dürfen, wie sie sind. Und hier könnte auch DIS als ADHS oder ähnliches gelten.

Deine Anfragen / Aussagen, welche mir aufgefallen sind:
1. verschiedene Gehirnareale bei multiplen einzelnen Persönlichkeiten.
2. Integration des Systems einer multiplen Persönlichkeit.
3. Autisten trainieren um in die Gemeinschaft einzugliedern.



Zitat von Fundevogel:
Vor einigen Jahren wurde mit den bildgebenden Verfahren festgestellt, dass die "Persönlichkeiten" dissoziierter Menschen mit verschiedenen Gehirnverbindungen arbeiten.

Auch bei Autismus wurde dies festgestellt. Diese Verfahren jedoch sind noch nicht bekannt. Zumindest nicht so sehr, als dass diese für eine Diagnose "ausreichen" würden. Zudem ist es auch wohl so, dass sich nicht immer etwas nachweisen lässt. Sowohl bei Autismus, als auch bei multiplen Persönlichkeiten.



Zitat von Fundevogel:

Die bis dahin praktizierten Ansätze, die verschiedenen Persönlichkeiten auf therapeutischem Wege miteinander bekannt zu machen und zu einem "Ganzen" zusammen zu führen, wurden durch das Verfahren hinfällig, weil sie unabhängig voneinander agieren und es dadurch nicht geht.

Zwar agieren sie (vorerst) unabhängig voneinander, allerdings ist eine Verschmelzung der Persönlichkeiten tatsächlich möglich. Aber erst dann, wenn
1. jede einzelne Persönlichkeit seinen "Daseinssinn" quasi verloren hat... und
2. "gehen darf".
3. Das Trauma somit jeder Einzelnen Persönlichkeit aufgearbeitet wurde, (wieder) "fest" im Leben steht (die "Host", also "Erst-Person") und vor allem auch, keine akuten Gefahren mehr bestehen. Innere, wie äußere Sicherheit also entstanden ist.

In einzelnen Fällen möglich, meist aus verschiedensten Gründen nicht. Aber als Therapieziel sollte immer stehen, die Kommunikation der Einzelnen Persönlichkeiten. Andernfalls ist ein Leben gar nicht möglich, weil immer wieder die Zusammenhänge des Großen und Ganzen fehlen. Wahrnehmungen sind verschieden, das was geschrieben wird, muss noch lange nicht der Realität entsprechen. Nicht alle Anteile können Schreiben, vor allem kleine Anteile sind ohne Unterstützung halbwegs verloren. [....]



Zitat von Fundevogel:

Wenn nun durch bildgebende Verfahren gewusst wird, dass bei Autisten Informationen in anderen Gehirnregionen registriert werden als bei neurotypischen Menschen, stellt sich zum Vergleich die Frage:

Mit welcher wissenschaftlichen Legitimation halten Ärzte und Therapeuten daran fest Autisten zu trainieren, neurotypische Gehirnareale gewaltsam zu erschließen und Verhaltensweisen nachzuäffen, obwohl gewusst wird, dass das Vermögen von Autisten an anderer Stelle im Gehirn angesiedelt ist?

Nun zur wichtigsten Frage, denn dieses ist ein Autismusforum und kein Traumaforum. DIS und Autismus kann auch in keiner Weise miteinander verglichen werden. DIS entsteht aufgrund von Gewalt (Natur - Menschlich.... egal. Aber niemand kommt als multiple Persönlichkeit zur Welt. Autisten schon.

Und ich denke der Grund, weswegen die Therapieformen angewandt werden ist, weil es einigen Autisten tatsächlich hilft. Die Frage ist in der Tat, was durch das erlernte alles zerstört wurde.

Und vielleicht denken auch andere so, wie Du Deinen letzten Satz im letzten Beitrag geschrieben hast:

  • Zitat:
    ich meine beobachtet zu haben, dass eine EntWicklung frei gesetzt wird, wenn eine Persönlichkeit etwas kaputt machte, was einer anderen lieb ist.

Auch Autisten sind lernfähig, das stelle ich hier als Fakt dar. Wenn Autisten sich nicht entwickeln (lernen) dürfen, werden diese genauso depressiv, antriebslos, als Menschen, ohne Autismus. Auch Autisten benötigen Unterstützen des Lernens. Zumindest diese, welche ich kennenlernen durfte. Es sind nicht viele... aber immerhin. (Ich rede nicht vom Forum, weil ich euch nicht "kenne". -leben / handeln / Interessen / verhasstes /...-)

Im übrigen: falls es Dir lieber ist,dass ich mich in Deinem Bereich raus halte, so teile es mir bitte mit.
Das heißt: ich bin mir nicht sicher, inwiefern diese Antworten Deine Fragen sotieren können. Zudem kann ich auch nicht versprechen, dass ich hier weg von der "DIS-Aktion" bin, weil auch das ein Thema hier ist. Weil dieses Thema aber nicht im Trauma-Bereich steht, so nehme ich ganz stark an, dass dies nicht Deine ursprüngliche Intention war, das zu klären. Zudem es auch irrelevant ist, falls Deine "umkreisende Frage" darstellt, weswegen "andersartige" Personen nicht so gelassen werden, wie sie sind.

Und doch finde ich es wichtig, weil wenigstens das Fakten sind, die ich hier nicht falsch stehen lassen möchte. Das kann ich nicht. Aber ich kann mich raus halten und werde es tun, wenn Du es möchtest.
09.07.12, 08:34:37
Link
Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Meine Frage lud zur Diskussion ein, insofern kann das gerne so bleiben, wenn es andere nicht stört.

Sicher gibt es Menschen, denen Therapien helfen, aber dann muss man auch sagen, dass die Annahme durch den Therapeuten, die persönliche Widmung, das Anhören und Glaubenschenken, die räumliche Situation, der Garten einer Praxis/Einrichtung etc....wichtige Bestandteile des Wohlbefindens sind und eine Entwicklung bewirken können. Was Nähe und Verständnis etc. angeht, kann das durchaus auch privat geleistet werden, was ja auch im Alltag so geschieht.

Dass Autisten Unterstützung beim Lernen brauchen, kann ich aus meinem Umfeld nicht bestätigen. Die Autisten, die ich kenne, lernen leidenschaftlich gern aber anders. Ich erlebe eher, dass das neurotypische Umfeld ihnen aus Mangel an Kenntnis autistischen Seins Lernfähigkeit abspricht und an sie Maßstäbe anlegt, die hinten und vorne nicht passen...und weil sie nicht passen, Autisten für lernbehindert und förderungserforderlich hält.
Und ich erlebe auch vielfach, dass Autisten als auch NT glauben, dass ihnen eine Therapie geholfen hat, weil sie nun eingepasster leben können, weil ihnen die Tricks, nicht aufzufallen, beigebracht wurden. Das hat aber doch mit ihrer inneren Wahrheit nichts zu tun und diese Falschheit wird sie eines Tages wieder einholen. Es ist Weltentheater.

Wenn ich im Bekanntenkreis herumfrage, was in Identitätskrisen geholfen hat, dann werden Traum, Buchzitat, Musik, schweigende Anteilnahme durch einen da seienden Menschen, Gebet und auch Therapie genannt. Immer steht im Vordergrund, dass ein Eigenprozess ausgelöst werden will, der die eigenen Möglichkeiten entdecken und ausbauen kann.
Womit allerdings begründet werden kann, warum z.B. ein Kind ein halbes Jahr in einer Therapie darauf trainiert wird (wie bei einer Tagung als "Erfolg" ausgestellt), dass es endlich die Buchstaben so klein macht, dass sie in ein Kästchen eines Matheschreibheftes passen und dem Kind damit enorme Energien entzieht, weil seine Stärke auf ganz anderem Gebiet liegt und weil bei ihm andere Gehirnverbindungen tätig sind, entzieht sich meinem Verstand.

Ich lese, dass du deine Fakten aufschreibst und sie für richtig hältst. Das kann ich so stehen lassen.
Meine Erfahrung ist, dass Fakten einen doppelten Boden haben können und ganz stark geprägt sein können von der Sichtweise des Betrachters (worunter auch die Eigenbetrachtung fällt).
So sehe ich oft einen Mangel an Eigenrespekt, sich so anzunehmen, wie man ist, einen Mangel an Freude über das ureigene Sein, einen Mangel in der selbstbewussten Eigenvertretung in der Originalität.

Dass verschiedene Persönlichkeiten einer "Datenbank" nicht zuarbeiten können (z.B. weil sie im Kleinkindalter entstanden), ist wohl schwierig, ich habe allerdings auch bei einem Bekannten erlebt, dass sie älter werden können bzw. sich anderer bedienen.

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09.07.12, 10:03:21
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drvaust
(stillgelegt)

Zu der ursprünglichen Frage:
Zitat von Fundevogel:
Mit welcher wissenschaftlichen Legitimation halten Ärzte und Therapeuten daran fest Autisten zu trainieren, neurotypische Gehirnareale gewaltsam zu erschließen und Verhaltensweisen nachzuäffen, obwohl gewusst wird, dass das Vermögen von Autisten an anderer Stelle im Gehirn angesiedelt ist?
Es geht um Normalität. Es gibt einen Standard, was normal, und damit richtig, ist. Alles andere ist unnormal und damit krank, muß wegtherapiert werden. Jemand der nicht normal ist, hat es im Leben schwerer, also ist eine Normalisierung eine Erleichterung. (Das ist nicht meine Meinung.)

Mir haben Therapien sehr geholfen, sonst würde ich nicht mehr leben. Aber dabei ging es nicht um Autismus und kaum um Normalität, sondern darum, wie ich mit meinem Leben klarkommen kann. Ich habe dabei viel gelernt, wie ich mit Menschen umgehen kann und wie ich in meiner Art besser leben kann. Mir waren die (NA-)Menschen fremd und schwerverständlich und diesen konnte ich mich schlecht verständlich machen. Danach konnte ich besser leben, auch als Autist.
Zitat von Fundevogel:
So sehe ich oft einen Mangel an Eigenrespekt, sich so anzunehmen, wie man ist, einen Mangel an Freude über das ureigene Sein, einen Mangel in der selbstbewussten Eigenvertretung in der Originalität.
Das hat auf mich nie zugetroffen. Ich wollte nie ein normaler Mensch sein. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, daß ich so etwas ähnliches wie ein Mensch bin. Ich bin ich, unvergleichlich, besonders.

Zitat von Fundevogel:
... Auf gewisse Weise wird der Mensch damit zu einer Firma von mehreren Mitarbeitern, die alle unterschiedlich ihre Arbeit tun. Wie im Alltag wissen sie oft nicht, was der andere tut, kommen aber vielleicht bei Dienstbesprechungen zusammen, um einander zu informieren. ...
Leider geht das bei multiplen Persönlichkeiten nicht, weil immer nur eine Persönlichkeit vorhanden ist. Die können sich nicht treffen und kaum bewußt wechseln (abgesehen von Triggern). Z.B.: Da steht einer früh auf und steht plötzlich abends vor einer Versammlung, als Referent mitten im Referat, vielleicht noch als Kleinkind.
10.07.12, 09:39:39
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Ich konnte diesen Wechsel der Persönlichkeiten sogar innerhalb mehrerer gesprochener Sätze beobachten... auch dass einige miteinander kommunizierten (manche kennen sich und werden in ihrem jeweiligen Dasein von anderen beobachtet) Es war von außen möglich, eine von ihnen wegzuschicken und eine andere herbei zu rufen.
Ich denke, dass es natürlich von der jeweiligen Beschaffenheit des Menschen abhängt, welche Möglichkeiten und Überlebensstrategien die Persönlichkeiten haben. Neben dem Stress, der durch die neuen Umgebungen entstehen kann, sah ich aber auch sehr viel Professionalität.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
10.07.12, 11:40:07
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Mir ist auch bekannt, daß multiple Persönlichkeiten in einem Menschen miteinander kommunizieren können.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
10.07.12, 13:19:47
Link
drvaust
(stillgelegt)

Ich vermute, daß das eine Frage der Definition ist.
Es gibt auch die Erscheinung, daß eine Person mehrere unterschiedliche Persönlichkeiten hat, die aber gemeinsam vorhanden sind, wobei meistens eine Persönlichkeit, oder eine Mischform, dominiert. So ist das bei mir. Aber das ist keine multiple Persönlichkeiten nach Definition.
Meines Wissens sind multiple Persönlichkeiten, ICD-10 F44.81, (Dissoziative Identitätsstörung) völlig getrennt in einem Körper und können nur indirekt miteinander kommunizieren. Dazu müssen sie sich erst kennen und verstehen lernen. Was schwierig ist, weil sie sich nicht direkt begegnen.
Zitat:
Patienten mit einer dissoziativen Identitätsstörung weisen zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeiten auf, die abwechselnd, aber nie gemeinsam, sichtbar sind und getrennte Gedanken, Erinnerungen, Verhaltensweisen und Gefühle äußern. Mindestens zwei dieser Persönlickeitsanteile übernehmen phasenweise die vollständige Kontrolle über das Gesamtindividuum. Der Wechsel von einer Person zur anderen wird nicht wahrgenommen.
Quelle
11.07.12, 16:54:45
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