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Autor Nachricht
Vendela
(Standard)

Ich weiß nicht genau, worauf das hinauslaufen soll.

Wenn ich an meinen Alltag denke, kann Gnade bequem sein, weil es nur mich nur belasten würde, wenn ich mich jahrzehntelang über irgendetwas ärgern würde, was nicht rückgängig zu machen ist oder worauf ich keinen Einfluss habe. Außerdem kann es sein, dass es sich in Zukunft für mich nachteilig auswirken würde, wenn ich nicht gnädig wäre.
Gnade kann ein Nachgeben oder eine Schwäche sein.
Umgekehrt kann jeder versehentlich "Fehler" machen und manchmal ist es einem nicht bewusst (dass man einen "Fehler" gemacht hat). Wenn mir das passiert,
dann bin ich froh, wenn jemand mit mir gnädig ist.

Zum Unterschied Vergebung / Gnade: Woher soll man wissen, dass jemand etwas bereut?

Zitat von Fundevogel:

Folgerichtig befindet sich die Gnade außerhalb des Recht-Habens und Recht-Bekommens, ist für mein Dafürhalten kein Gegensatz zu Recht sondern eine Erhöhung menschlicher Möglichkeiten, an Angelegenheiten des täglichen Miteinanders heran zu gehen


Was meinst du damit?
16.01.12, 15:12:02
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Vendela: Dort stand, dass Gnade das Gegenteil von Recht ist. Das bezweifele ich, weil es das Recht in seinem logischen Schluss nicht in Frage stellt. Gnade setzt sich über das Recht hinweg. Das ist vielleicht das, was 55555 meint: Es wird eine emotionale Instanz über die logische des Rechts gesetzt. Gnade bedarf keiner Gegenleistung z.B. in Form von Reue oder Dankbarkeit. Sie geschieht für den anderen in demjenigen selbst, der gnädig ist. Sie ist nicht logisch, denn sie auszuüben schafft auch Unrecht (da wo jemand z.B. nicht in ihren Genuss kommt und die Rechtsfolge unverkürzt antreten muss).

Ich fragte dies auch, weil ich vermutete, dass NA die durch Gnade entstehende emotionale Verwässerung des Rechts auf Grund ihres anderen Seins selbstverständlicher finden könnten und dass A das eher ablehnen?

Ich meine damit, dass Gnade auszuüben eine Befreiung vom Einhalten der logischen Schritte sein kann...Im Rheinland trifft man es an, dass jemand in einer hitzigen Diskussion, in der auf keinen Nenner zu kommen ist, zärtlich sagt: "Komm du Tollmann, lass uns ein Bier trinken." Es wird keine Lösung des Themas herbei geführt, sondern eine Lösung zum Weiterbestand der Gemeinschaft.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
16.01.12, 23:41:53
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Vielleicht hilft es, wenn du mal konkret als Beispiel schilderst, wie du dir so eine Situation bezüglich Gerechtigkeit im Alltag vorstellst. Das ist mir noch immer nicht klar. Ich denke, wenn ein Autist an einer Gerechtigkeitsregel festhält, dann kaum je als Selbstzweck. Höchstens noch als Stabilitätsfaktor um sich trotz allgemeiner Überlastung noch orientieren zu können.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.01.12, 11:19:55
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Vendela
(Standard)

Ich hab versucht mir das an zwei Beispielen zu überlegen:

Beispiel 1: Zwei Autos stehen nebeneinander im Halteverbot. Ein Auto bekommt von Politesse / Politeur einen Strafzettel und das andere daneben nicht, weil es
a) dem Bürgermeister gehört oder
b) eine Person im Auto sitzt.

Beispiel 2: Fritz (erfundene Namen) hat einen Privatparkplatz mit drei Stellplätzen. Max und Tom parken dort ohne vorher zu fragen und ohne Gegenleistung (weder eine Art Miete noch sonst irgendeine Gegenleistung). Als Tom wegfahren will, sagt Fritz zu ihm, dass er ihn das nächste mal abschleppen lässt. Als Max wegfährt, sagt Fritz gnadenhalber nichts und lässt ihn dort auch in Zukunft parken.

Entspricht das deiner Vorstellung von Gnade?
19.01.12, 12:30:06
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

1) a: hochgradig verwerflich, aber naheliegend, gerade seitdem die Gemeinden diese Aufgabe übernommen haben. b: entspricht das nicht den üblichen Regeln? Oder gilt das so nur im Parkverbot?
2) Der Eigentümer kann nach seiner Willkür handeln, wenn er das will. Kritisch würde es, wenn sich das an bestimmten gesellschaftlich besonders geschützten Merkmalen wie Hautfarbe, etc. festmachen würde.

Was all das mit Gnade zu tun haben soll vestehe ich allerdings nicht.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.01.12, 12:40:46
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

In Passau haben sie die Strafzettelei privatisiert, mit der Folge, daß sogar Polizeistreifen im Einsatz Strafzettel bekommen, wenn sie nicht schnell genug wieder weg sind. Ist das gnadenlose Gerechtigkeit oder gerechte Gnadenlosigkeit?

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
19.01.12, 20:20:41
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drvaust
(stillgelegt)

Warum sollten Polizeistreifen Sonderrechte bekommen, wenn das nicht dienstlich notwendig ist? Wenn Polizisten einen Verbrecher direkt verfolgen, müssen sie das Auto auch mal falsch stehen lassen. Aber wenn sie z.B. einen Zeugen besuchen, können sie das Auto auch vorschriftsmäßig parken und ein Stück laufen.

Gnade in begründeten Ausnahmefällen, z.B. um Härtefälle zu vermeiden, finde ich gut.
Aber ich bin mehr für eine korrekte Anwendung der Gesetze. Wenn ich bewußt gegen Gesetze verstoße, muß ich mit Strafe rechnen. Diese Strafe kann ich vermeiden, indem ich mich an die Gesetze halte. Das sind angenehm klare Verhältnisse.
Dagegen eine allgemeine Nichtdurchsetzung der Gesetze, aus Gnade, stört mich. Wenn es alle so machen, auch wenn es verboten ist, wird es geduldet. Wenn einer von vielen erwischt wird, beruft er sich empört auf das übliche Verhalten und wird gnädigerweise nicht bestraft. So wird es üblich, die Gesetze nicht so genau zu befolgen.
Z.B. früher war es absolut verboten, an einer Ampel bei Rot vorbeizufahren. Bei Gelb mußte man anhalten, wenn man das ohne scharfes Bremsen schafft. Jetzt bedeutet Gelb, Gas geben und noch schnell über die Kreuzung. Weil man dann bei Rot nicht mehr anhalten kann, wurde das Gesetz geändert, jetzt darf man noch bei Anfang Rot fahren.
Ich bin mehr für klare Verhältnisse. Ein Verstoß gegen ein Gesetz erfordert eine Strafe. Gnade sollte nur in echten Härtefällen gewährt werden. Ich bin nicht für harte Strafen und pedantische Gesetze, aber für klare Regeln, die zu befolgen sind. Ich will mich darauf verlassen können, daß sich alle an die Regeln halten.
20.01.12, 05:04:59
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Entweder die Polizei darf es oder sie darf es nicht.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.01.12, 13:17:03
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Vendela
(Standard)

geändert von: Vendela - 22.01.12, 04:22:54

Zitat von 55555:
Was all das mit Gnade zu tun haben soll vestehe ich allerdings nicht.

Ich dachte nicht an Gnade in Form einer offiziellen Begnadigung, sondern an Gnade im Sinne von Nachgeben, Zurechtweisung / Bestrafung / Konflikte vermeiden oder "nett" sein, aus welchen Motiven auch immer.

Wenn Polizisten einen Strafzettel bekommen, wer zahlt das dann eigentlich? Die Polizisten aus ihrem Privatvermögen oder wandert das von einem staatlichen Finanztopf in den anderen?

Ich persönlich halte nur Regeln für nützlich, die auch für die Gesellschaft / Gruppe (oder für wen sie sonst gelten) in irgendeiner Form sinnvoll sind, anderen Regeln nicht widersprechen und bei denen es möglich ist, sie einzuhalten. Bei den meisten Regeln ist mir der Sinn schleierhaft. Trotzdem versuche ich so gut es geht alle Regeln in Erfahrung zu bringen und mich daran zu halten, um meine Ruhe zu haben. Dass andere sich nicht an Regeln halten, passiert ziemlich oft. Meistens fällt es mir auf, ich registriere es, aber sage nichts.
Kontrolleure, die die Einhaltung von Regeln überwachen, finde ich auf der einen Seite spannend, weil sie selbst alle Regeln kennen müssten und Struktur hinein bringen könnten. Mir fällt aber immer wieder auf, dass sie selbst nicht alle Regeln kennen oder die Einhaltung von Regeln nur unregelmäßig, nicht bei allen Personen gleich ahnden oder sich selbst nicht an die Regeln (die sie überwachen oder die Regeln zur Überwachung) halten. Das führt dann zu noch mehr Ungerechtigkeit und Chaos, als wenn sie nichts tun würden.
Deshalb wäre es mir am liebsten, es gäbe nur eine Hand voll Regeln, die man sich merken und kontrollieren könnte und die wirklich in allen Situationen immer sinnvoll und einzuhalten sind, und alle anderen Regeln, Gesetze etc. würden ersatzlos gestrichen. Klingt vielleicht etwas radikal, aber besser ein bisschen Struktur als praktisch gar keine.
22.01.12, 03:43:52
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 22.01.12, 13:10:03

Im Fall der Polizei ist es ja nun so, daß ihr "Chef" nach der Bevölkerung auch der zuständige Gesetzgeber ist. Und wenn der entsprechende Regeln erlässt, dann gelten die ganz besonders auch für den eigenen Einflußbereich. Bei anderen Beispielen sind die Bindungen der Akteure aneinander nicht derart.

Edit: Je verkommener ein Volk ist, desto mehr Gesetze braucht es.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.01.12, 13:09:11
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zweifel
(Verlierer.)

Zitat von 55555:


Bei anderen Beispielen sind die Bindungen der Akteure aneinander nicht derart.

Edit: Je verkommener ein Volk ist, desto mehr Gesetze braucht es.




Welche Beispiele?

Ein verkommenes Volk, ist das ein Begriff aus der Bibel?

Ihr zweifel.
22.01.12, 21:11:20
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Beispiele zur Diskussion:

Ein Kind bricht einen Streit vom Zaum, ein anderes leidet und wehrt sich. Die erwachsenen Bewerter entscheiden sich, nicht den Verursacher zurecht zu weisen sondern Gnade walten zu lassen und es als kindliches Erkunden der Grenzen zu werten (zu verharmlosen).

In der richterlichen Bewertung eines Täters werden Herkunft und Werdegang mit "gütigen Augen" gesehen, was dazu führen kann, dass seine Tat in besserem Licht gesehen wird und er ein günstigeres Strafmaß erhält als andere Täter, die keine vergleichbare ergreifende Vorgeschichte aufzuweisen hatten.




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23.01.12, 01:54:33
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