Ich habe eher das Gefühl, dass Schulbegleiter nicht eingesetzt werden um dem A Schüler zu helfen oder diesen zu unterstützen, sondern dass Schulhelfer wohl eher eingesetzt werden um der Schule/dem Lehrer zur Seite zu stehen. Und nur unter dieser Voraussetzung wird von der Schule auch die Aufnahme eines Autisten akzeptiert/geduldet. Ansonsten würde der Autist doch auf eine Sonderschule abgeschoben mit der Begründung dass dies doch nur zu seinem Besten wäre.
Nach den Berichten, auch Anderen, habe ich den Eindruck, daß Schulbegleiter meistens gutwillige, nicht ausgebildete, Hilfskräfte sind, die da irgendwie helfen sollen. Was sie machen sollen, ist unklar. Die Lehrer wollen Assistenten für sich. Die Eltern wollen Unterstützung für sich und ihr Kind. Die Schüler wollen Unterstützung in der Schule, teilweise auch gegen die Lehrer.
Ich denke, Schulbegleiter sollen Schüler in der Schule begleiten und unterstützen, den Schülern helfen, die Schule und den Schulstoff zu bewältigen, und die Interessen der Schüler vertreten, auch gegen die Lehrer.
Wem unterstehen denn Schulbegleiter? Sind Schulbegleiter Angestellte der Schule oder unabhängig von der Schule, also auswärtige Vertreter in der Schule?
Ich beschreibe die Sache nochmal ausführlicher aus meiner Erfahrung:
Die Anträge für Schulhelfer stellen die Schulen in Absprache mit den Eltern. Die Anwerbung, Schulung und Organisation übernehmen unabhängige, gemeinnützige Vereine. Es gibt Vereine für körperlich und geistig beeinträchtigte Schüler und welche für Autisten, obwohl ich glaube dass es früher nicht getrennt war. Das Geld kommt komplett aus einem staatlichen Topf. Die Finanzierungen sind aber wohl relativ unsicher und nicht alle die einen Schulhelfer beantragen bekommen auch einen. Als ich angefangen habe, habe ich nur einen Vertrag für 3 Monate bekommen, weil die Finanzierung eben noch nicht stand, ob ich nächstes Schuljahr noch arbeiten kann weiß ich jetzt noch nicht.
Ich habe von einem Freund von der Tätigkeit erfahren und mich telefonisch gemeldet. Ich hatte eine kurze telefonische Unterhaltung mit einem Mitarbeiter des Vereins, der selber auch mit autistischen Schülern arbeitet, dann habe ich zwei Tage an der Schule hospitiert und hatte ein kurzes Gespräch mit dem Klassenlehrer und der Direktorin. Dabei ging es meinem Gefühl nach eher darum, ob ich mir den Job vorstellen könnte, nicht so sehr, ob ich auch geeignet sei. Ich hätte auch keine Ahnung, wie man eine solche Eignung feststellen könnte. Fast alle anderen Schulhelfer an dieser Schule haben eine pädagogische oder ähnliche Ausbildung, auch die andere Schulhelferin, die mit einem frühkindlichen Autisten arbeitet. Ich habe keine derartige Ausbildung und es war auch ausdrücklich nicht gefordert. Danach hatte ich noch ein etwas längeres Gespräch mit dem Mitarbeiter des Vereins, wo es vor allem um organisatorische Sachen ging und er mir ein wenig aus seiner eigenen Erfahrung berichtete. Eine Woche danach habe ich angefangen zu arbeiten.
Es gab wie gesagt keine Schulung, keine allgemeinen Handlungsanweisungen und auch keine Pflicht oder den Hinweis darauf mich selber zu schulen. Ich habe die Möglichkeit bei Fragen den Verein telefonisch zu kontaktieren, einmal im Monat gibt es eine Beratungszeit und einmal pro Quartal einen Vortrag mit Diskussion. All diese Angebote sind freiwillig, bis jetzt hat der Verein von sich aus meine Arbeit nicht überprüft, mich kontaktiert, gefragt oder ähnliches.
Bei der Schule handelt es sich um ein Förderzentrum, welches wohl schon länger integrative Klassen mit Autisten hat. Die Lehrer sind alles Sonderpädagogen, haben jedoch keine besonderen Schulungen im Umgang mit Autisten. Die Schule ist meiner Meinung nach für eine quasi Sonderschule in einem Problemkiez sehr gut geführt und bei den Lehrkräften ist mir bis jetzt nichts grob negatives aufgefallen.
Seitens der Lehrer wurden keine Anforderungen an meine Arbeit gestellt. Eine Lehrkraft wollte mich jedoch ausdrücklich nicht in ihrem Unterricht haben. Für die Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Schulhelfer gibt es wohl keine Richtlinien, es hängt von den jeweiligen Personen ab. Mit den Klassenlehrer verstehe ich mich sehr gut und er ist sehr interessiert an meiner Meinung und meinen Hinweisen, mit manch anderen Lehrern findet sehr wenig Austausch statt.
Das Prinzip des Schulhelfers scheint mir eher von körperlich oder geistig stark eingeschränkten Schülern her zu kommen. Hier sitzt der Schulhelfer die ganze Zeit neben dem Schüler und hilft ihm bei allem, auch die Schultasche packen oder zur Toilette gehen. Mein Schützling hat eine schwächere Asperger Ausprägung und braucht diese Art der Hilfe nicht, um ihm im Klassenverband nicht zu isolieren bin ich offiziell kein Schulhelfer, sondern ein Hilfslehrer, der in den Stunden und Pausen für alle Schüler da ist. Ich arbeite deswegen auch sehr viel mit den anderen Schülern. Während des Unterrichtes helfe ich den Schülern bei den Aufgaben und in den Pausen unterhalte ich mich mit ihnen über alles Mögliche. Anfangs habe ich bewusst, aber "inkognito" den Kontakt zu meinem Schützling gesucht, sehr schnell hat er mich jedoch als Vertrauensperson wahrgenommen und sucht seit dem täglich das Gespräch mit mir. Ich verbringe wohl ca. 50% der Zeit mit ihm und 50% der Zeit mit den anderen Schülern. Bei meiner Arbeit mit den anderen Schülern geht es mir vor allem auch darum, dass Klassengefüge zu stärken, Mobbing zu thematisieren und zu unterbinden, um so auch indirekt die Situation für ihn zu verbessern. Es wurde mir bis jetzt nicht genau gesagt, aber es ist offensichtlich so, dass mein Schützling selber nicht weiß, dass bei ihm Asperger diagnostiziert wurde (!).
Ich habe große Freiheiten bei meiner Arbeit und eigentlich keine Vorgaben oder Einschränkungen weder seitens des Vereins, noch seitens der Schulleitung oder der Lehrer. Allerdings war es bis jetzt noch nicht nötig, bzw. ich habe es vermieden in direkten Konflikt mit der Schule zu treten. Mein Schützling hat weniger Probleme mit dem Schul- und Klassensystem, vielleicht wären Konflikte unvermeidlicher, wäre dies anders.
Mit den Eltern hatte ich noch keinen Kontakt und dieses ist wie gesagt auch nicht vorgesehen.
Ich behaupte mal, dass ich meine Arbeit nicht schlecht mache und sie wirklich liebe und schon auch geeignet dafür bin. Ich denke aber auch, dass ich sie noch viel besser machen könnte, hätte ich mehr theoretisches Wissen und eine umfassendere Vorbereitung. Außerdem sollten Schulhelfer Berichte anfertigen und eine regelmäßige Kommunikation zwischen Schule, Eltern, Trägerverein und Schulhelfer bestehen.
Mein Arbeitsvertrag hat eine Anlage, worin die von mir zu leistenden Tätigkeiten aufgeführt sind, ich zitiere komplett:
Kooperation mit den beteiligten Lehrkräften
Beaufsichtigung während des Schulbesuches
Anregung einholen, aufgreifen, umsetzen, erproben, auswerten in Bezug auf Arbeitsmittel.
Lernangebote je nach Fähigkeiten reduzieren/erweitern.
Ordnungsprinzipien aufbauen und üben.
helfen Kontakte zu Mitschülern zu knüpfen und zu pflegen.
Teilnahme an Gruppensituationen anbahnen und festigen.
helfen Bedürfnisse verbal und angemessen zu äußern.
Zuhörenkönnen fördern.
Unterstützung bei der Regelakzeptanz.
helfen zu einer realistischen eigen- und Fremdwahrnehmung zu gelangen.
In Stressituatione deeskalierend helfen bzw. versuchen zu vermeiden.
Möglichkeiten der Abreaktion und Entspannung finden und üben.
Unterstützung bei der Ablösung von Zwängen und Ritualen.