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Autor Nachricht
Fundevogel
(Angehörigenbereich)

geändert von: Fundevogel - 18.10.10, 18:29:21

Lumpi, ich verstehe dich noch nicht:

Es wird im allgemeinen mit steigender Begeisterung eine Therapie empfohlen, wo etwas als krank empfunden, bezeichnet oder eingeordnet wird.

Wenn das Anderssein nicht als krank betrachtet wird, sozusagen normal ist und als glücklich machend empfunden wird, bedarf es keiner Therapie.

Zusammen Musik hören können verschiedene Menschen jederzeit. Da muss nichts Therapie heißen sondern eine Einladung unter Berücksichtigung der jeweiligen Eigenheiten ausgesprochen werden.

Sich in der Verschiedenheit zu begegnen verlangt nicht nach Therapie sondern nach gegenseitigem Respekt und Anerkennung!

Wenn es denn was Offizielles sein muss, dann plädiere ich dafür, die Bezeichnung "Therapeut" stark zu begrenzen und einen Beruf "Respektor" einzuführen, der zum AnErKennen anleitet.



Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
18.10.10, 18:28:13
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Lumpi
(Standard)

@Fundervogel,
warum muß einer Therapie eine Krankheit zugrunde liegen? Ich persönlich sehe Therapien als etwas um gewisse Sachen verstehen zu können. Therapiebedürftig ist fast jeder , da kann ich beim Bundespr.......nein das laß ich jetzt.............
18.10.10, 18:46:48
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Mama
(stillgelegt)

geändert von: Mama - 18.10.10, 19:41:10

Bedeutet Therapie nicht in eine Norm pressen?

Edit: Dieser Satz gefällt mir gar nicht.
Lieber: Ist der Sinn einer Therapie nicht der, einen Menschen in eine Norm zu pressen?

[Wegen diversen Regelverstößen und Vandalismus einschließlich Mißbrauch des Gastzugangs bei bereits früher vorgekommener Sperrung bis auf Weiteres gesperrt, mfg [55555]]
18.10.10, 19:30:26
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horrorvren
(Standard)

Ich finde die Idee von Lumpi an sich gut. Eine Therapie kann ja durchaus auch zum Ziel haben, Kommunikation und Verständnis zwischen verschiedenen Menschen zu ermöglichen bzw. zu verbessern (z.B. Paar- oder Familientherapie), wenn dies ohne Hilfe nicht mehr möglich ist.

Da NA meist erst mühsam lernen müssen, sich auf die Art von A (oder auch ADHSlern) einzulassen und sie zu verstehen/akzeptieren, ist diese Situation denke ich häufig gegeben.

In der Praxis wird der Therapiebegriff leider oft ausschließlich so verwendet wie Fundevogel geschrieben hat, wodurch er natürlich einen "komischen Beigeschmack" bekommt, aber der Gedanke, dass einer "krank" ist und verändert werden muss, liegt nicht jeder Therapie zugrunde (allerdings in Zusammenhang mit A viel zu häufig).
18.10.10, 19:50:33
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Therapie will etwas ändern, das als ungut verstanden wird und da kommt es drauf an, was an welcher Stelle als Problem angenommen wird und welche Wege als Lösung gesehen werden.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
18.10.10, 20:33:24
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horrorvren
(Standard)

@55555 Da stimme ich dir zu.

Ich habe aber den Eindruck, dass Lumpi im Prinzip schon an der richtigen Stelle ansetzt. Und dass das Verhältnis zwischen NA und autistischen Angehörigen oft mehr als ungut ist, mussten wohl die meisten von uns schon erleben, oder seht ihr das anders?

Was die Lösungswege angeht, fehlen mir persönlich noch Informationen, um mir ein Urteil zu bilden.
18.10.10, 21:33:58
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Lumpi
(Standard)

Die Lösung kann meines erachtens nur so aussehen, daß ein NA die Welten des A zu verstehen begreift. Es kommen doch jährlich immer mehr Autisten zur Welt, ich habe langsam den Eindruck die Evolution hat da ihre Finger mit im Spiel. Es ist zwar eine sehr kühne Voraussage, aber ich denke die Welt wird eines Tages von ADHSlern und Autisten beherrscht, sogenannte Normalos sind dann nur noch eine Randgruppe. Das wäre auch gut so.
18.10.10, 21:56:03
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haggard
(Autistenbereich)

glaube ich nicht. es werden noch "genügend" autisten in heime weggesperrt, die sich dann wohl auch nicht vermehren.

was als "anstieg" gewertet wird, sind wohl die andere handhabung der diagnosen sowie die medienwirksamkeit.
18.10.10, 22:12:45
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Mama
(stillgelegt)

Zitat von azrael:
was als "anstieg" gewertet wird, sind wohl die andere handhabung der diagnosen sowie die medienwirksamkeit.

Da stimme ich voll zu.

[Wegen diversen Regelverstößen und Vandalismus einschließlich Mißbrauch des Gastzugangs bei bereits früher vorgekommener Sperrung bis auf Weiteres gesperrt, mfg [55555]]
18.10.10, 22:16:42
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Lumpi
(Standard)

Zitat von azrael:
glaube ich nicht. es werden noch "genügend" autisten in heime weggesperrt, die sich dann wohl auch nicht vermehren.


Leider ja, aber Autismus ist in keinerlei Hinsicht mit Schizophrenie zu vergleichen, welche sich vererbt, abgesehen da von das Autismus keine geistige Behinderung ist! Weder in meiner Familie noch in derer meiner Frau kam Autismus jemals vor, Vererbungslehre können wir hier also getrost vergessen. Es muß etwas anderes sein was zum Autismus führt. Meine Hypothese, es handelt sich um hochgradig intelligente Menschen, die diese (zugegebenermaßen chaotische ) Welt nicht verstehen können.
18.10.10, 22:39:07
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Lumpi: Ich bin auf dem Dorf in einer Zeit erwachsen geworden, in der jeder so anders sein konnte, wie er war. Man war damit beschäftigt, mühsam sein täglich Brot zu erarbeiten. Es gab in der armen Zeit Leute ohne Zähne, ohne Brillen, Schweiger, Schwätzer, Menschen mit Verstümmelungen, weil kein Geld für OP's vorhanden war, Taubstumme, Kriegsversehrte. Jeder trug in seinem Anderssein im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten dazu bei, dass die Gemeinschaft überleben konnte.
Erst als das Geld in die Haushalte kam, kamen auch die Eitelkeiten, etwas Besseres zu sein...und "plötzlich" galt der Zahnlose als hässlich, der Brillenlose und Taubstumme als dumm, der Schwätzer bekam eine tragende Rolle, weil er formulieren konnte, was schön und schäbig, gesund und krank war, dem Schweiger wurde argwöhnisch begegnet, der Verstümmelte wurde vom Held zum Behinderten.

Und weil die erstbeste Lösung, den Menschen zu nehmen wie er ist, nun nicht mehr greifen konnte, weil sonst derjenige, der sich über die anderen erhoben hatte, nicht glänzen konnte, wurde die zweitbeste Lösung gewählt.
Der Reichtum hängte sich den Mantel des St. Martin um und bot Lösungen für die armen Behinderten an...man sprach nicht mehr auf Augenhöhe miteinander, sondern zahlte in eine Kasse ein, aus der ein Therapeut bezahlt wurde, der dann mit "dem Behinderten" reden sollte.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein Freund oder Nachbar aus Selbstverständnis und Anteilnahme mit mir spricht oder ob mich ein bezahlter Berufszuhörer zu fest vereinbarten Zeiten in von ihm vorgeschriebene Räumen kommen lässt, wo ich mich in eine Schlange einreihen und andienen muss.

Nächstenliebe ist nun institualisiert...man zahlt und kann sich abwenden...aber in dem Maße, wie wir das Anderssein weit umrunden werden auch wir von anderen nicht mehr wahr genommen.

Ja, es gibt Therapien und Therapeuten die helfen können, aber das, was aufmerksame Mitmenschen erledigen könnten (Respekt, Anerkennung, Beistand), sollte man die Menschen selbst tun lassen, damit wir zu einer Gesellschaft liebenswerter und geachteter Gesellen zurückfinden.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
18.10.10, 23:54:15
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Lumpi
(Standard)

@Fundervogel,
Du sprichst ein sozialpolitisches Thema an was ich sehr interessant finde. Da hole ich jetzt mal geschichtlich etwas aus - bei den alten Germanen konnte auch jeder sein wie er wollte, und war einfach mal ein Mitglied der Sippe, weiter noch, wenn er anders war schrieb man es höheren Wesen zu. Kleinwüchsige zum Beispiel waren Zwerge, oder Schwarzalben, welche als äußerst fleißig und als Glücksbringer galten. Noch heute gibt es in Skandinavien sogenannte Trolle als Glücksbringer zu kaufen. Kurzum, galt bei den Germanen alles was anders war von anderen Welten beseelt. Eine löbliche Einstellung wie ich finde. Leider hat der Fluch des Goldes irgendwann alles zu nichte gemacht, zu Zeiten der Christianisierung hat man führende Goden mit Gold und Wohlstand gelockt (das menschliche Wesen ist nunmal leider bestechlich). In bestimmten Schichten trat Wohlstand ein, sehr zu Lasten anderer Schichten. Von nun an wälzte man Mißstände auf Andersartige ab, welche wohl Hexer, Hexen und vom Teufel besessen seien. In einer gewissen Variation ist es noch heute der Fall.
19.10.10, 07:49:34
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