Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 
Autor Nachricht
Viktor*
(stillgelegt)

geändert von: Viktor* - 23.07.09, 13:57:12

Zitat von feder:
Viktor: Wieso meinst du/dein Psychologe das? Wieso beinahe?


Hei

Autisten haben Gedankenspruenge bzw intensiven Detailblick. Liest A ein Text eines anderes Autisten und beisst sich an einem einzigen Wort fest, kann es drastische Missverstaendnisse geben, die beide nicht bemerken, weil die Aufregung sehr stark werden kann und man dann komplett aneinander vorbeiredet.

Das Wort -beinah- bezog ich auf das Wort -schlimmer als- mit den anderen.

Ausserdem suchen Autisten ebenso nach der Ironie, wie mir in einem anderen Autistenforum erklaert wurde, man glaubt veralbert zu werden.

Jeder Autist kann ein Sprichwort, was der andere vielleicht nicht kann und wieder kann der andere Autist es komplett missverstehen

Dann spielt die Sensibilitaet noch eine grosse Rolle, man ist schneller verletzt, weil man wieder etwas missverstanden hat und Autisten sind bekanntlich sehr nachtragend und "reiben" gerne noch altes, was Monate her war, was sie als Beleidigung auffassten, "unter die Nase"
Selbst aber haben Autisten bekanntlich einen unsensiblen Ton, den aber ein sensibler Autist auch missverstehen kann.

Dann hat jeder Autist so seinen eigenen Tic, den der andere Autist nicht abhaben kann und es gerne so haette, wie er es sich denkt. Ausserdem faellt es einem schwer sich in andere einzudenken und zu akzeptieren, das der andere auch eigene Gedanken und Wuensche hat.

uvm

Oktober 2008 Diagnose Asperger Syndrom. Eigenverdacht ADHS/Borderlinezuege

--

[Stillgelegtes altes Konto von NoDesign, mfg [55555]]
23.07.09, 13:43:39
Link
quamquam
(Gastzugang)

Das mit dem Interpretieren in Dinge die ein Mensch sagt, kenne ich. Ich mache das nicht. Ich überlege zwar, was hat der andere gemeint, aber eigentlich mache ich das mehr, weil mir erklärt wurde, dass Menschen immer noch was anderes meinen, als sie sagen. Aber ich gebe das dann auch immer schnell wieder auf, weil ich ja doch nicht dahinter komme, was nun noch gemeint sein kann. Wenn es wichtig ist und ich das Gefühl habe, dass da doch noch was hinter stecken könnte, dann frage ich einfach eine Freundin, die mir hilft.
Mich irritiert auch immer die Aussage: Interpretiere nichts in meine Aussage. Der nicht Autist überträgt also sein Verhalten automatisch auf mich. OK, kann ich nachvollziehen, weil er ja nicht wissen kann, dass ich anders ticke und vielleicht Hilfe brauche ihn zu verstehen.

Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es zu Missverständnissen bei Autisten kommen kann, allerdings glaube ich, dass das einfach bei jedem Menschen passieren kann.

Nun und dass es zu Reibungen kommen kann, wenn ein Autist einem anderen eine Metapher vor die Füße wirft und sich dann dazu nicht weiter äußert, ist klar. Aber der Autist, der sie dann gemacht hat, sollte sie dann auch erklären, dann sind die Missverständnisse zu umgehen. Da glaube ich, dass der Autist es eigentlich besser nachvollziehen kann, als der nicht Autist.

Ich würde einfach eher sagen: Menschen haben oft Schwierigkeiten mit Kommunikation.
23.07.09, 13:57:52
Link
feder
(Autistenbereich)

Das mit dem Interpretieren kenne ich auch. Vor allem, dass in meine Aussagen Dinge interpretiert werden, die ich weder gesagt, noch gedacht habe. Ein weiteres Problem meiner Kommunikation ist, dass ich Aussagen meist so nehme, wie sie gemacht wurden und es dann zu Missverständnissen kommt, da der Sprecher eigentlich etwas völlig anderes meinte, als er sagte.
Wie quamquam glaube ich auch, dass es bei allen Menschen zu Missverständnissen kommen kann.

Viktor: Das mit dem 'beinahe' verstehe ich immer noch nicht, will aber die Diskussion nicht an einem Wort festmachen.

Zitat:
Liest A ein Text eines anderes Autisten und beisst sich an einem einzigen Wort fest, kann es drastische Missverstaendnisse geben, die beide nicht bemerken, weil die Aufregung sehr stark werden kann und man dann komplett aneinander vorbeiredet.


Beziehst du das jetzt auf mein 'beinahe'? Ich nehme einzelne Wörter tatsächlich sehr ernst. Mag vielleicht teilweise daran liegen, dass ich nicht deutscher Muttersprache bin und zudem in meinem Studium so gut wie nichts anderes mache, als Texte auseinanderzunehmen. Ich rege mich dann aber nicht auf, sondern frage nach.

Nach Ironie beginne ich erst zu suchen, wenn mir eine Aussage in ihrer wörtlichen Bedeutung nicht passend erscheint. Wenn ich veralbert werde, merke ich das häufig erst hinterher.

Sprichwörter können erklärt werden. Wie auch bei einzelnen Wörtern frage ich auch bei Sprichwörtern nach und wenn ich merke, dass das Gegenüber ein Sprichwort von mir nicht verstanden hat, dann spreche ich ihn darauf an und versuche das Missverständnis zu klären.

Zitat:
Dann spielt die Sensibilitaet noch eine grosse Rolle, man ist schneller verletzt, weil man wieder etwas missverstanden hat und Autisten sind bekanntlich sehr nachtragend und "reiben" gerne noch altes, was Monate her war, was sie als Beleidigung auffassten, "unter die Nase" Selbst aber haben Autisten bekanntlich einen unsensiblen Ton, den aber ein sensibler Autist auch missverstehen kann.


Als nachtragend würde ich mich nicht bezeichnen. Ich gebe mir Mühe Missverständnisse zu klären, habe aber die Erfahrung gemacht, dass meine Mitmenschen lieber ausweichen. Ferner ist es mir lieber, etwas direkt gesagt zu bekommen, als es entstellt in Höflichkeitsfloskeln suchen zu müssen.

Auch NA haben ihre Eigenheiten, die stören können. Entweder kann ich damit umgehen und wenn es für mich etwas Unerträgliches ist und die Person auch nicht bereit ist, das zu unterlassen, dann distanziere ich mich von dieser Person notgedrungen. Ich muss nicht jeden mögen und von jedem gemocht werden.
23.07.09, 15:04:11
Link
Lena K.
(Standard)

die Sache mit dem Nachtragend finde ich irgendwie interessant. Ich kenne dieses Phenomän bei mir auch aber ich weis auch das es mir nicht darum geht jemanden ein schlechtes Gewissen zu machen sondern es mir darum geht das Geschehene zu verstehen. Und da viele ausweichend auf sowas reagieren dauert das halt seine zeit da klarheit rein zu bekommen. ich versuche Missverständnissen und ähnlichen Problemen aus dem Weg zu gehen indem ich meinen Mitmenschen ganz klar sage das ich sie Wörtlich nehme und schwierigkeiten habe ironisches zu verstehen.
23.07.09, 19:53:24
Link
drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Viktor*:
Autisten sind bekanntlich sehr nachtragend und "reiben" gerne noch altes, was Monate her war, was sie als Beleidigung auffassten, "unter die Nase"
Ich halte das für ein Mißverständnis.
Meiner Meinung nach sind Autisten nicht sehr nachtragend, aber können sich gut an, für sie, wichtige Ereignisse erinnern. Das könnte als nachtragend empfunden werden. Der Autist erinnert sich neutral an ein Ereignis und erwähnt das, der Nichtautist versteht das als Vorwurf.
Emotionale Konflikte sind anstrengend, deshalb vermeide ich die, vergesse das lieber. Oder ich breche den Kontakt ab und vergesse die Person.
Ich habe manchmal das Problem, daß ich neutral emotionslos über Fakten spreche, und der Nichtautist interpretiert eine Wertung hinein. Also, ich spreche unpersönlich über Sachverhalte, der NA spricht über Beziehungen.
25.07.09, 01:44:17
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Und dann gibt es noch Situationen, in denen Autisten in ihnen wichtigen Dingen, Beziehungen gerne wieder Ordnung für sich durch Klärungen herstellen würden. Das kann auf NA kleinlich wirken, da sie Sprache anders gebrauchen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.07.09, 12:34:12
Link
Lena K.
(Standard)

55555 was ich mir manchmal überlege ist wenn man jetzt als A eine Situation klären möchte meinst du dass das für ein NA kleinlich ist (ist nicht grundsätzlich gemeint) oder kann das auch sein das manchmal ein NA auch garnicht weiß wie er jetzt diese oder jene Situation erklären soll weil für ihn solche Situationen einfach ganz normal sind und er sich da keine Gedanken gemacht hat?
25.07.09, 13:17:09
Link
Coyote
(Autistenbereich)

Zitat von 55555:
Und dann gibt es noch Situationen, in denen Autisten in ihnen wichtigen Dingen, Beziehungen gerne wieder Ordnung für sich durch Klärungen herstellen würden. Das kann auf NA kleinlich wirken, da sie Sprache anders gebrauchen.


Das! - genau das bin ich und so geht es mir fast täglich. Ich kann nichts ungeklärt lassen, komme dann nicht zur Ruhe. Und meinem Mann gehe ich damit ziemlich auf die Nerven.
Und er mir, indem er etwas äußert oder andeutet und es im Raum stehen läst.

Halb fertig kann ich nichts stehen lassen.

Er sagt, dass ich erstmal drüber schlafen soll, aber genau deshalb kann ich ja nicht schlafen ...

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
25.07.09, 17:50:15
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ja, denke schon, daß es auf sie öfters kleinlich wirkt, weil sie nachdem was ich meine erkannt zu haben bei Problemen nicht unbedingt die Sache klären, sondern eher die Rangordnung. Deswegen fühlen sie sich dann oft wohl herausgefordert, wenn jemand wirklich eine Sache klären will. Weil sie Widerworte eben als Angriff in einem Rangordnungskampf verstehen. Autisten wollen jedoch wohl oft wissen, wie sie etwas denken sollen systematisch, um sich dann danach richten zu können. Das klappt dann unter Autisten auch recht gut, solange sich keiner persönlich angegriffen fühlt und anfängt psychisch für die Sache deswegen "zuzumachen".

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.07.09, 19:54:56
Link
Sturm
(Standard)

Zitat von drvaust:

Ich habe manchmal das Problem, daß ich neutral emotionslos über Fakten spreche, und der Nichtautist interpretiert eine Wertung hinein. Also, ich spreche unpersönlich über Sachverhalte, der NA spricht über Beziehungen.


Hallo drvaust,

dieses Problem habe ich nicht "manchmal", sondern häufig.

Sturm

25.07.09, 21:15:33
Link
Coyote
(Autistenbereich)

Allmählich klärt sich bei mir so einiges auf.
Rangordnung - darauf wäre ich gar nicht gekommen, wäre vorstellbar.
Beziehungsprobleme - bei einer sachlichen Diskussion - kann durchaus sein.

Oh, wie kompliziert die Menschheit doch ist.




Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
25.07.09, 21:33:23
Link
Lena K.
(Standard)

wobei ich mir unter Rangordnung mehr vorstellen kann wie wenn es darum geht ob etwas zu kleinlich ist oder nicht (das ist meinst von Situation zu Situation anderst). wobei ich das mit der Rang ordung speziell bei dem momentanen Thema nicht wirklich verstehe.
26.07.09, 15:18:52
Link
Gehe zu:
Technische Rechte (vorbehaltlich seperater moderativer Einschränkungen):

Es ist dir nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AN
Smilies sind AN
Umfragen sind AN

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 4 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:

Ähnliche Themen
Thema Antworten Hits Letzter Beitrag
Gehe zum ersten neuen Beitrag Religion
536 2666600
20.08.24, 15:32:15
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Hallo.
585 1160253
11.12.16, 18:05:19
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Grundsatzfragen "krank" vs. autistic pride
305 1068225
07.06.13, 12:14:28
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Archiv
Ausführzeit: 4.9295 sec. DB-Abfragen: 14
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder