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Tanzender Spatz
(Gesinde)

14 jähriger Junge, 100 kg, absolut niedlich, Hat ein ganz prima Elternhaus, Mutti ist die Bezugsperson.
Spricht ein wenig. Bezeichnet Dinge, äußert Bedürfnisse (Toilette, Essen, Trinken, Kuscheln, Krabbeln). Wir üben zur Zeit immer wieder Sätze. Wird auch schon besser. Kann aber überhaupt nicht sagen, was ihn stört, ärgert oder weh tut. Auch gegenüber der Mutti nicht. Wir haben auch schon viel versucht abzustellen, zu ändern, haben aber keinen durchschlagenden Erfolg. Seine Reaktionen auf die Umwelt sind zu Hause und in der Schule die gleichen.
Ich beschreibe jetzt mal einige Beobachtungen, vielleicht kann mir ja jemand den Hintergrund erklären.
1. Ständiges Beißen auf seine Finger (kommt auch beim Musik hören vor)
2. Flattern mit den Händen, starke motorische Unruhe
3. Andauernder, sehr lauter Sprachgebrauch ohne Bezug zur aktuellen Situation, sind manchmal auch Wein- oder Lachlaute
4. Koplette "Ausraster", brüllt "Musst schubbsen, musst beißen, musst schreien",was er dann auch macht. Ruft nach der Mama, obwohl sie bei ihm isst und auch hält, wirft alles um, was in den Momenten im Weg steht, schwitzt und riecht dabei ganz sehr und hat dabei auch schon einmal richtig mit Tränen geweint, obwohl er das sonst nie tut,
Von außen beobachtet sieht es aus wie Wahnvorstellungen.
Kann eine halbe Stunde andauern, anschließend sieht das Kind wieder aus als wäre nichts gewesen. Er weiß aber noch, dass er geschrien hat.
Passiert zu den unterschiedlichsten Tageszeiten, auch im Elternhaus in den unterschiedlichsten Situationen, so dass wir einfach nicht wissen, was wir als eventuelle Ursache ausräumen sollen.
20.04.09, 22:39:21
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haggard
(Autistenbereich)

in welchen situationen treten denn die genannten punkte auf?

von mir selbst ausgehend und immer in bezug zu äußeren einflüssen auf mich:

1. wenn ich unter starker anspannung stehe und nicht aus der situation herauskommen kann.
2. innerer impuls, den ich nicht will, aber dann doch erlebe. "reflexartig"?
3. kenne ich nicht.
4. kenne ich nicht.

diese "wahnvorstellungen" sind überlastung? nehme ich an... vielleicht will er dann auch gar nicht beißen, schubsen, etc.? schon einmal danach gefragt, warum er vorwarnt?
20.04.09, 22:57:26
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Tanzender Spatz
(Gesinde)

geändert von: Tanzender Spatz - 20.04.09, 23:20:39

1. Steht er dann fast den ganzen Tag unter enormer Anspannung, also auch zu Hause?
Ist es für ihn hilfreich, wenn ich ihm statt der Finger ein Äquivalent anbiete (habe bisher Plasteschläuche gegeben,nutzt er auch) oder kann ich ihm noch anders hilfreich sein.

Er kann mir dazu nichts sagen, er stellt nur fest, dass er eben getreten, gebrüllt oder ähnliches hat.
20.04.09, 23:19:29
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 20.04.09, 23:27:40

wichtiger als irgendwelche ersatzmittel wäre es, herauszufinden, unter welchen konkreten situationen er wie reagiert um dann auslöser für die reaktionen zu verändern/abzuschaffen. oder wenn es sich dabei um anzeichen für überforderung handeln sollte, ihm eine pause zu ermöglichen - außerhalb der situation. wenn er auf plastikschläuchen herumkaut/beißt, besteht das eigentliche problem (der grund für seine derartigen reaktionen) noch immer und ihm selbst ist gar nicht geholfen worden - nur der betrachter fühlt sich womöglich besser.

fiktives beispiel:
wenn eine person es nicht ertragen kann, dass verschiedene menschen sich sehr laut anschreien (unterhalten) und sich deswegen vielleicht die hände aufbeißt, schreien sich die leute noch immer an, auch wenn die person einbandagierte hände hat und alternativ auf schläuchen herumkaut.
20.04.09, 23:27:19
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Tanzender Spatz
(Gesinde)

Ich weiß was du meinst, aber es passiert auch bei seiner absoluten Lieblingsbeschäftigung , dem Essen. Auch beim Snoozelen, beim Sand spielen (macht er alles gern), unterbricht er seine Tätigkeit, um auf die Finger zu beißen. Es passiert in den unterschiedlichsten Räumen, in der Schule, zu Hause. Es ist mir nicht möglich gewesen, bis jetzt ein Detail herauszufinden, was in allen Situationen stört, vorhanden ist. ich sehe es oder höre es eben nicht und sagen kann er es nicht. Ich habe ihn schon mal gefragt, ob es schön für ihn ist. Er hat mit ja geantwortet und mir seine Finger in den Mund gesteckt, damit ich draufbeißen sollte. Habe ihn dann glaube nicht so richtig befriedigt, war nicht heftig genug.
20.04.09, 23:48:09
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Bei meinem Sohn glaube ich manchmal,dass Reaktionen auf Stress verzögert auftreten.Z.Bspl. im Kiga ist er sehr neugierig,beschäftigt, körperlich extrem aktiv (immer in Bewegung),aber er scheint nicht überlastet.Zu Hause ca. 1 Stunde später ist er dann sehr aufgeregt,steckt dann auch die Hände in den Mund bis zum Würgereiz,flattert mit den Händen und schreit... allerdings lasse ich ihm diesen Stressabbau,solange er sich dabei nicht wehtut...er kommt dann auch von selbst,will seine Flasche mit Milch gefüllt haben und dann kann er sich wieder beruhigen...
Also vielleicht reagiert dein Schützling auch auf etwas,das schon Stunden zuvor gewesen ist??Dass sich irgendwie Spannung aufgebaut hat,die jetzt raus muss??

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
21.04.09, 09:15:36
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Tanzender Spatz
(Gesinde)

Hallo connySL,
dass bedeutet aber, dass meine Chance gegen Null geht, herauszufinden, was für ihn Stress bedeutet. Es sei denn, dass er irgendwann in der Lage ist,darüber zu reden.
21.04.09, 21:15:31
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Das muss ja nicht zwingend so sein,das ist mir nur bei meinem Sohn schon aufgefallen...auch bei mir ist es manchmal so,dass ich tagelang Stress aushalten kann und dann erst Tage später vor lauter Anstrengung mich am liebste verkriechen möchte und fast unbrauchbar bin...

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
21.04.09, 21:17:53
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haggard
(Autistenbereich)

oder beobachten, falls das überhaupt möglich ist, wie er sich in anderen situationen, die ähnlich sind vom "anspruch" her, verhält?

nach außen habe ich gelernt, dass ich nicht einfach "zusammenbrechen" darf und dass viele dinge pflichtprogramm sind (schulbesuch, etc.).
beispiel:
in konferenzen, wenn die leute "wild" durcheinander sprechen, oder beamersummen nervt, und so weiter - kann ich nicht einfach anfangen, mich mit einem stuhl zu drehen (falls es ein drehstuhl ist), oder mir die hände über die ohren legen, die löcher in den deckenplatten über mir zählen... ich bin dann krampfhaft bemüht, nicht vom stuhl zu fallen. andere bewundern mich bei sehr langen konferenzen und ausufernden erzählungen, dass ich immer so interessiert am geschehen bleibe. einer meinte gar, dass er ein schlechtes gewissen hätte, jedes mal wenn er mich sehen würde, da ich immer kerzengerade und ohne anzulehnen dasitzen würde so viel aufmerksamkeit und konzentration würde er noch nicht einmal für fünf minuten aufbringen können.

anders, wenn es privat ist. entweder ziehe ich mich dann sofort zurück - oder ich führe solche dinge aus. nicht privat sind familienfremde, wie freunde/bekannte.
21.04.09, 21:49:46
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Tanzender Spatz
(Gesinde)

Die Mutti beobachtet, ich beobachte und das schon lange, wir kommen aber nicht dahinter. Die Eltern probieren auch vieles aus, was sie so gehört haben, Lampen ausgewechselt, Computer an oder aus und anderes, es hat aber bisehr für ihn nichts erleichtert. Ihn begleitet den ganzen Tag eine motorische Unruhe, Hände flattern, trifft sich dabei auch an den Kopf oder andere am Oberkörper, sind auch heftige Berührungen, beißen in die Finger. Seine Bewegungen sonst sind aber eher ganz verlangsamt (laufen, anziehen, schwimmen). Bei praktischen Tätigkeiten fällt das Händeflattern auch manchmal 10 min weg, manchmal ist er dem aber auch so ausgeliefert, dass er seine 2.Lieblingsbeschäftigung, das Malen, überhaupt nicht machen kann, obwohl er will.
21.04.09, 23:11:13
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Es ist hier mal wieder sehr schwer etwas aus der Ferne zu raten. Vielleicht hat er menschlich gesehen nicht genug Rückzugsraum? Ist in diesem nicht sicher, weil er ohne Erlaubis betreten wird? Sowas in der Art vielleicht?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
21.04.09, 23:16:38
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 21.04.09, 23:35:02

Man kann jetzt nur spekulieren und deshalb hilft wirklich nur beobachten.
Ist sein Verhalten unabhängig vom Raum? In manchen höre ich den Schall.
Ich würde auch die Situationen bewußt analysieren, in denen es ihm gut geht.
Wenn es immer die gleiche Situation, das gleiche Umfeld ist,vielleicht lassen sich auch daraus Rückschlüsse ziehen.

stillgelegt
21.04.09, 23:23:19
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