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Autor Nachricht
NiklasV
(Standard)

Hallo,
Als Student der Sozialen Arbeit an der Uni Kassel bereite ich gerade meine Diplomarbeit im Themenbereich "Autismus" vor. Nun muss ich das Thema der Arbeit aber genauer eingrenzen. Dazu habe ich schon einige Literatur gelesen und recherchiert. Außerdem sind mir ein paar Fragen gekommen, von denen ich ein paar hier stelle. Falls jemand von euch dazu kommt, mir etwas dazu zu schreiben, wäre das super! Danke und alles Gute auf jeden Fall!
Freundliche Grüße,
Niklas

1. In wie fern macht die Diagnose Autismus einen Unterschied im Leben des/der Betroffenen (Autist/in) und den ihm/ihr nahe stehenden Personen?

2. Zu welchem Ausmaß macht Folgendes einen Unterschied im Leben der (autistischen) Person und in dem ihm/ihr Nahestehenden?
a. die konzeptionelle und diagnostische Definition von Autismus (z.B. ICD-10, DSM, Autismus als Krankheit/ als Behinderung/ als Besonderheit/ als Teil der Normalität/…)
b. die vermutete Herkunft des Autismus (z.B. Hirnschaden, Kühlschrankmutter, genetischer Defekt,…)
c. dementsprechend die Sichtweise und der Umgang mit dem-/derjenigen
d. vollzogene Maßnahmen, Therapien, etc. (z.B. Psycho-, Verhaltens-, Ergo-, Halte-, Reit-, Delphintherapie,…)?

3. Wie werden solche Fragen unterschiedlich von verschiedenen Autisten und Nichtautisten beantwortet?

4. Was empfinden unterschiedliche Autisten und Nichtautisten als positiv und was als negativ/ was als hilfreich und was als hinderlich/ was als richtig und was als falsch/ usw… in Bezug zu den Punkten oben (Diagnostik, Herkunft, Umgang, Therapien,…)?
19.11.08, 08:35:16
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Amidala
(Standard)

Zitat von NiklasV:
Hallo,

1. In wie fern macht die Diagnose Autismus einen Unterschied im Leben des/der Betroffenen (Autist/in) und den ihm/ihr nahe stehenden Personen?


Hi, Gruss nach Kassel zwinkern

Du erwaehnst das Wort Autismus, unterscheidest Du auch in diverse Kategorien, wie Kanner, Asperger Syndrom, atypisch etc? Ich denke, das ist wichtig, weil es da diverse Unterschiede gibt, die das kommunizieren erschwert oder erleichtert.

einen sehr grossen Unterschied in fast allen Lebenslagen bei mir als Aspergin mit einem Sprachhandicap.

Zitat:
2. Zu welchem Ausmaß macht Folgendes einen Unterschied im Leben der (autistischen) Person und in dem ihm/ihr Nahestehenden?
a. die konzeptionelle und diagnostische Definition von Autismus (z.B. ICD-10, DSM, Autismus als Krankheit/ als Behinderung/ als Besonderheit/ als Teil der Normalität/…)
b. die vermutete Herkunft des Autismus (z.B. Hirnschaden, Kühlschrankmutter, genetischer Defekt,…)
c. dementsprechend die Sichtweise und der Umgang mit dem-/derjenigen
d. vollzogene Maßnahmen, Therapien, etc. (z.B. Psycho-, Verhaltens-, Ergo-, Halte-, Reit-, Delphintherapie,…)?


Frage a bis c verstehe ich nicht, sorry. Kannst Du bitte etwas besser fuer weniger sprach- und verstaendnisbegabte Autisten schreiben, die gerne helfen wuerden? Danke

Zitat:
3. Wie werden solche Fragen unterschiedlich von verschiedenen Autisten und Nichtautisten beantwortet?

4. Was empfinden unterschiedliche Autisten und Nichtautisten als positiv und was als negativ/ was als hilfreich und was als hinderlich/ was als richtig und was als falsch/ usw… in Bezug zu den Punkten oben (Diagnostik, Herkunft, Umgang, Therapien,…)?


Vielleicht ist das peinlich, aber ich kapier das auch nicht. Ich hab den Text bestimmt 10x gelesen, dazu musste ich nochmal oben nachlesen, um das unten vielleicht zusammensetzen zu koennen, aber mein Gehirn schafft das nicht.

Das waere schonmal ein grosser Unterschied zu Nichtautisten
und das belastet mich sehr, besonders, wenn das mir jemand noch muendlich sagen wuerde.

Aber es gibt auch hier die WunderAutisten, die das alles koennen, weil sie in rhetorik Genies sind.

Viel Erfolg

Amidala
19.11.08, 11:47:59
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von NiklasV:
1. In wie fern macht die Diagnose Autismus einen Unterschied im Leben des/der Betroffenen (Autist/in) und den ihm/ihr nahe stehenden Personen?


Meinst du eine offizielle oder eine inoffizielle Diagnose?

Die inoffizielle Diagnose sagt mir, dass ich kein Sozialidiot bin, sondern mein unangepasstes Verhalten Gründe außerhalb meines Einflusses hat.

Die offizielle Diagnose bringt alle Nach- (Versicherungen) und Vorteile (Rente) einer Geisteserkrankung.

Zitat:
2. Zu welchem Ausmaß macht Folgendes einen Unterschied im Leben der (autistischen) Person und in dem ihm/ihr Nahestehenden?
a. die konzeptionelle und diagnostische Definition von Autismus (z.B. ICD-10, DSM, Autismus als Krankheit/ als Behinderung/ als Besonderheit/ als Teil der Normalität/…)


Im ICD stand auch mal Homosexualität als Krankheit.

Zitat:
b. die vermutete Herkunft des Autismus (z.B. Hirnschaden, Kühlschrankmutter, genetischer Defekt,…)


Zwischen religiösem Wahn, Dilettantismus und Wissenschaft…

Zitat:
c. dementsprechend die Sichtweise und der Umgang mit dem-/derjenigen


Keinen.

Zitat:
d. vollzogene Maßnahmen, Therapien, etc. (z.B. Psycho-, Verhaltens-, Ergo-, Halte-, Reit-, Delphintherapie,…)?


Eine Verhaltenstherapie kann sinnvoll sein, die Haltetherapie ist Folter, der Rest verbessert hauptsächlich die Kasse des Behandelnden.

Zitat:
3. Wie werden solche Fragen unterschiedlich von verschiedenen Autisten und Nichtautisten beantwortet?


Das ist deine Aufgabe!

Zitat:
4. Was empfinden unterschiedliche Autisten und Nichtautisten als positiv und was als negativ/ was als hilfreich und was als hinderlich/ was als richtig und was als falsch/ usw… in Bezug zu den Punkten oben (Diagnostik, Herkunft, Umgang, Therapien,…)?


Lies das Forum, die Fragen wurden bis zum Erbrechen behandelt.
19.11.08, 12:10:14
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Und wieder jemand, der eine gute Note möchte, aber dafür nicht selbst im Forum lesen will.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.11.08, 12:59:34
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NiklasV
(Standard)

hi. danke für die antworten. ist wahrscheinlich ein guter tipp, einfach mal das forum durchzugucken.

es tut mir leid amidala, dass ich die fragen so kompliziert geschrieben habe.

hoffentlich einfacher zu verstehen:

- ist die diagnose autist/kanner/asperger/atypisch/usw. wichtig für autisten und ihre familien? wieso? oder wäre es besser, wenn man sie nicht so nennt?

- ist es für autisten und ihre familien wichtig zu wissen wieso sie so sind wie sie sind? gibt es überhaupt jemanden, der davon überzeugt ist, dass er das weiß?

- wie möchten autisten, dass mit ihnen umgegangen wird, ihnen geholfen wird, sie therapiert werden? was gefällt ihnen und was gefällt ihnen nicht? zum beispiel reittherapie, verhaltenstherapie, haltetherapie, delphintherapie, psychotherapie, und andere...?
19.11.08, 13:03:07
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Amidala
(Standard)

Danke, viel besser zwinkern

Antwort kommt spaeter, muss los
19.11.08, 13:10:41
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NiklasV
(Standard)

okay. freut mich.
19.11.08, 13:12:15
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 19.11.08, 13:25:53

Zitat von NiklasV:
- ist die diagnose autist/kanner/asperger/atypisch/usw. wichtig für autisten und ihre familien? wieso? oder wäre es besser, wenn man sie nicht so nennt?

Sie hat Vor- und Nachteile. Einerseits kann man unter Verweis auf eine Diagnose Nachteilsausgleiche gekommen oder Barrierefreiheit / Enthinderung einfordern. Andererseits macht eine Diagnose einen Autisten, gerade Kinder, die noch in der Sozialisation begriffen sind, zum Ziel für viele Diskriminierungen, die ohne so nicht stattgefunden hätten.

Das was solchen autistischen Kindern dann über sich selbst vermittelt wird ist mitunter haarsträubend, mal ganz von häufig unverantwortlichem Einsatz von Arzneien und Willensbrechversuchen, die erst mit der Diagnose legitimiert werden und ohne dem Kind erspart geblieben würden.

Auch Verhaltens"therapie" ist oft Dressur ohne Sinn und Verstand zum Schaden des Kindes ähnlich Umerziehung von Linkshändern. Die wahren Ursachen für Konflikte werden durch solche Ansätze dann auch schön verschleiert. Das Kind muß therapiert werden, die "Schuldfrage" ist geklärt - und das wird Kindern dann zwangsläufig auch mehr oder weniger bewußt zu fühlen gegeben. Tatsächlich ist das nichts anderes als xenophobe Minderheitenunterdrückung. Das mag erstmal abstrus wirken, schließlich ist ja das Mem Autismus = Krankheit tief im Köpfchen eingegraben. Mit zunehmender Informiertheit kann diese Aussage jedoch auch besser verstanden werden.
Zitat:
- ist es für autisten und ihre familien wichtig zu wissen wieso sie so sind wie sie sind? gibt es überhaupt jemanden, der davon überzeugt ist, dass er das weiß?

Es ist schon interessant das zu wissen. Leider ist es ja oft praktisch nicht möglich normal darüber mit anderen zu kommunizieren, weil man gegen diese ganzen irrigen Meme kaum mit Argumenten ankommt und wenn dann nur unter erheblichem Zeitaufwand.
Zitat:
- wie möchten autisten, dass mit ihnen umgegangen wird, ihnen geholfen wird, sie therapiert werden? was gefällt ihnen und was gefällt ihnen nicht? zum beispiel reittherapie, verhaltenstherapie, haltetherapie, delphintherapie, psychotherapie, und andere...?

Siehe oben. Autismus ist keine Krankheit, somit sind sämtliche Therapien überflüssig oder gar als Körperverletzung zu betrachten.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.11.08, 13:24:25
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NiklasV
(Standard)

hey 55555,
liest sich gut was du schreibst, aber entschuldige- was sind denn "Mem"?
und wenn die ganzen therapien abzulehnen sind, wie sollte man denn dann mit autisten umgehen bzw. was sollten eltern tun, die ein autistisches kind haben, mit dem sie nicht zurecht kommen bzw. mit dem sie vor große probleme stoßen?
lg
19.11.08, 13:35:30
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Ein Mem ist eine Gedankeneinheit, die sich vervielfältigen (reproduzieren) lässt und auf diesem Weg ihre Existenz (als Replikator) sichert.

[...]

Die sprachliche Gestaltung ist dabei nicht wesentlich. Deshalb wäre es besser, von einer Vorstellungseinheit zu sprechen. Es kann sich beispielsweise auch um eine Tonfolge handeln (dadadadaaa – Beginn der 5. Sinfonie Beethovens).

Quelle

Wenn unterschiedlich veranlagte Menschen zusammen leben gibt es stets Reibungen. Der heute mit medizinischer Verbrämung oft gegangene Weg ist ein Weg der Apatheid, der Unterdrückung für minderwertig gehaltener Wesenzüge. Ein Weg, der die Menschenrechte ernst nimmt besteht darin beide Parteien zunächst einmal als gleichberechtigt zu verstehen. Das fällt vielleicht zunächst schwer, weil Autisten, die ihr Leben lang in ihrem Veranlagungen verletzt wurden mitunter schwer traumatisiert und an diesem Umgang mit ihnen psychisch erkrankt sind (diese Erkrankung ist nicht der Autismus, sondern das was eben mit Menschen passiert, die so behandelt werden) und daher oft gar für geistig behindert gehalten werden, weil ihre verbliebenen Reaktionen das dem oberflächlichen und uninformierten Betrachter einen solchen Eindruck vermitteln. Viele Menschen kommen von sich aus nicht auf den Gedanken eine solch grundlegende Andersartigkeit (mit unter relativ zueinander vorliegenden passenden Lebensbedingungen Stärken und Schwächen bei beiden Parteien) auch nur in Erwägung zu ziehen - auf beiden Seiten.

Wenn wir nun einmal annehmen die Menschheit würde zu 98% aus Autisten bestehen wären die Lebensbedingungen für sie darin wesentlich besser und die Minderheit der NA würden möglicherweise auf die Mehrheit in ihren Bedürfnissen befremdlich wirken. Ich kann mir gut vorstellen, daß in so einer Gesellschaft heute durchschnittliche NA auch als schizophren betrachtet würden. Vielleicht als leicht schizophren, so wie sich gemäß noch weit verbreiteter falscher Annahmen AS zu Kanner verhalten soll.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.11.08, 14:23:15
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NiklasV
(Standard)

hi 55555.
danke- mem macht jetzt mehr sinn.
deine ausführungen kann ich gut annehmen und bejahen.
19.11.08, 15:22:56
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arlette
(Autistenbereich)

Zitat von NiklasV:
ist die diagnose autist/kanner/asperger/atypisch/usw. wichtig für autisten und ihre familien? wieso? oder wäre es besser, wenn man sie nicht so nennt?


ja, sie ist wichtig. man selber weiss, dass man weder ein idiot noch persönlichkeitsgestört ist. allen erwachsenen, die jedoch noch soweit klarkommen, dass sie auf keine leistungen bezüglich sozialer oder arbeits-integration zurückgreifen müssen, rate ich trotzdem, die diagnose für sich zu behalten, da ein outing in gewissen bereichen m.e. oft nur nachteile hat, wenn man keine speziellen leistungen damit erreichen muss/will. bezüglich kinder kann man hoffen, dass man damit auf a) spezifische informationen b) hilfestellungen und c) finanzielle ressourcen für ausbildung zurückgreifen kann.

Zitat von NiklasV:
- ist es für autisten und ihre familien wichtig zu wissen wieso sie so sind wie sie sind? gibt es überhaupt jemanden, der davon überzeugt ist, dass er das weiß?


es finde es spannend, nicht-neurotypisch diagnostiziert zu sein und zu erfahren, was diesbezüglich für forschungsergebnisse oder theorien publiziert werden. ich bin ja kein idiot, ich will verstehen, wo die unterschiede liegen (könnten). für kinder mit na-eltern ist es sicherlich sehr wichtig, dass die eltern begreifen, dass ihre kinder nicht faul, dumm der gestört sind, deshalb ist hier die information wohl am wichtigsten.

Zitat von NiklasV:
- wie möchten autisten, dass mit ihnen umgegangen wird, ihnen geholfen wird, sie therapiert werden? was gefällt ihnen und was gefällt ihnen nicht? zum beispiel reittherapie, verhaltenstherapie, haltetherapie, delphintherapie, psychotherapie, und andere...?


autisten sind keine homogene masse. autisten sind individuen. diese frage ist nicht beantwortbar
21.11.08, 20:27:45
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