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Deren Reaktion auf mich ist (sic!) fast immer allergisch. Von der allerersten Sekunde an ist diese Begegnung geprägt von einer Feindseligkeit, die mir bald unheimlich scheint.
Sowas hab ich auch schon desöfteren erlebt.
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WENN dies nicht der Fall ist, dann scheinen mir plötzlich alle Türen offen zu stehen und man möchte mich unterstützen und fördern wo es nur geht.
Und sowas auch. "Mittlere Reaktionen" gibt es wohl auch, aber halt ziemlich viel von diesen Extremen und das Verwirrende ist, ich weiß nie, warum. Übrigens hat da noch 'ne Veränderung in meinem Leben stattgefunden, und seit ich seit einigen Jahren psychisch ziemlich glücklich und selbstbewusst bin (beides so als Grundstimmung, die allerdings auch heftig ins Wanken kommen kann), löse ich eher mir rätselhafte Begeisterungsstürme aus. Die Sache ist mir etwas peinlich, denn wenn die Leute mich näher mitkriegen würden, wären sie bitterlich enttäuscht. Aber es gibt auch immer noch die Leute, die mich von vornherein hassen, ohne dass ich weiß, warum.
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Wie erkennst du das?
Ich bin nur selten in der Lage, ein falsches Lächeln von einem echten zu unterscheiden, ich hab meistens keinen blassen Schimmer, was Leute von mir halten.
Von Reaktionen, die eine komplizierte Deutung erfordern, rede ich nicht.
Allerdings könnte es sein, dass ich so hin und wieder mal ein Verhalten persönlich nehme, das einfach die Art der entsprechenden Person ist. Das war z.B. mal neulich hart an der Grenze - eine Frau, die ich noch nicht kannte und von der ich auf der Arbeit was wollte, blaffte mich an. Naja, da es das erste Mal war, dachte ich mir, sie hat wohl 'nen schlechten Tag. Später erzählte ich einer der Hauptamtlichen, dass neulich eine Frau mir was hatte erklären wollen, weil ich was falsch gemacht hatte, was mir niemand vorher gesagt hatte, und ich ziemlich blöd reagiert hätte und mich die ganze Zeit nur gerechtfertigt, statt mal zuzuhören, aber es hätte sich halt auch wie Kritik angehört - und da fragte sie, ob das die Frau gewesen sei, die mich vorher so angeblafft hatte, weil die hätte immer so'n Ton! Nee, es war 'ne andere, aber die hatte genau denselben Ton.
Da hab ich mich nach diesem Gespräch erstmals gefragt, wie oft das denn wohl schon vorgekommen sein mag, dass ich dachte, jemand ist nur zu mir so.
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Zweimal ist es mir passiert, dass wildfremde Passanten mir zuriefen, ich wäre hochnäsig oder eingebildet.
Das ist ja unglaublich!!! Äh... Bist du dir sicher, dass es wildfremde Leute waren? Hm, naja, Bekannte schreien einem das auch nicht von weitem zu, wenn sie einen auf der Straße treffen...
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Das mit dem "hochnäsig" ist mir auch passiert, wenn ich in Gedanken bin, aber häufig wurde ich gefragt, ob ich traurig sei.
Mich lassen die Leute im allgemeinen in Ruhe, und zwar in 'nem Ausmaß, dass mir zuweilen unheimlich ist. Ich hab mal so ca. 'ne Stunde auf so'ner Art Party dagesessen und mir die Situation angeschaut, während ich mich wie unsichtbar oder hinter Glas fühlte: Alle, wirklich alle im Raum schnatterten in Grüppchen aufeinander ein! Außer mir natürlich. Ich saß eine Stunde lang völlig still und grade aufgerichtet (das ist so meine Art zu sitzen), also physisch ziemlich sichtbar eigentlich (ich bin auch groß und keineswegs eine unauffällige Erscheinung) da und wurde behandelt, als sei ich tatsächlich eine Statue. Dann kam aber doch noch jemand und fragte, ob ich beim Abwasch helfen möchte.
Solche Situationen oder das Gefühl, unsichtbar zu sein oder von den anderen durch eine Glasscheibe getrennt, haben mir schon oft Angst gemacht. Die beschriebene Situation fand ich in der Hinsicht sehr positiv, weil ich da erfolgreich ausprobiert habe, dass ich in dieser Situation bleiben und keine Angst haben kann.
Es ist sehr merkwürdig, wenn man so größere soziale Ereignisse auf so'ne Art quasi "von außen" betrachtet, sieht man, dass die Leute praktisch so Aufmerksamkeits-Blasen bilden, in denen sie gemeinsam hocken.
Nochwas ist blöd, und zwar, dass Leute um mich rum oft nicht mitkriegen, wenn es mir schlecht geht. Ich fange dann meist nämlich nicht wie ein "normaler Mensch" an zu weinen, sondern erstarre total. Das macht mir dann auch zusätzlich Angst, dass ich mich nicht bemerkbar machen kann und um mich rum eventuell viele Leute sind, die das nicht merken. Nachdem mir das einmal bei einer Demonstration während eines Redebeitrags passiert ist und ich mich völlig hilflos fühlte und nicht wusste, wann und wie ich da wieder rauskommen soll, hab ich bei der nächsten Demonstration den Leuten, mit denen ich zusammen hingefahren bin, davon erzählt und gesagt, sie sollen ein bisschen auf mich aufpassen. Die haben haben mich natürlich ziemlich angestarrt daraufhin, aber ich hatte mir das vorher genau überlegt und fand, es sei besser, wenn sie das wissen. Weil wenn es jemand mitkriegt und mit mir spricht, geht das schnell vorbei.
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Nun, ansonsten, wie gesagt, merke ich die allergischen Reaktion einfach daran, dass ich aus einem Gesprächskreis so ausgegrenzt werde, dass ich gar keinen Platz mehr habe um bei den anderen zu stehen, mir das Wort abgeschnitten wird oder ich als einzige einfach nicht gefragt werde, ob man gemeinsam den Platz wechseln wolle...
Was sowas angeht, nehme ich wohl auch manchmal was zu persönlich oder interpretiere das falsch. Ich kann mich z.B. an eine Situation erinnern, wo ich mit sollte und Leute kennenlernen, aber jedesmal, wenn ich mich dazu gestellt habe, gingen die alle zusammen weg. Das passierte dreimal, dann hab ich mich lieber gleich alleine in die Ecke gesetzt und darauf gewartet, dass der Abend vorbeigeht. Derjenige, der mich mitgenommen hat, ist heute noch ganz bekümmert und meint, das sei alles ganz anders gewesen, weist darauf hin, was man mir alles gebracht hätte (Bier und so) und es sei purer Zufall gewesen, dass ich mich immer grade dann genähert hätte, wenn soeben der allgemeine Aufbruch in irgend'ne Richtung beschlossen worden war. Als ich mich dann alleine in eine Ecke gesetzt habe, hätten die anderen das alle total merkwürdig gefunden. Ich weiß nicht, was ich glauben soll... Für mich sah das alles so *eindeutig* danach aus, dass die mich nicht dabei haben wollen!
Zitat:
Darüber eine gewisse Form der Kontrolle zu gewinnen scheint mir wichtig.
Die einzige Art der möglichen Kontrolle über dieses ganze Thema scheint mir die Selbstkontrolle zu sein, nicht davon total paranoid zu werden. Ich habe sie noch nicht vollständig erlangt, aber wenn ich das mit früheren Zuständen vergleiche, dann brauch ich mir wohl mittlerweile keine Sorgen mehr zu machen... Aber das mag auch einfach damit zu tun haben, dass ich mir viel mehr Rückzug gönne.
Insgesamt ist die Situation übrigens bei weitem nicht so krass bei mir, wie sich dieser Beitrag anhört. Sehr oft komme ich in sozialen Situationen auch bestens klar und fühle mich auch wohl dabei. Ich hab Freunde usw. und bin nich so fürchterlich autistisch, wie das alles klingt... Aber es ist schon so, dass mir diese Art Sachen schon ziemlich viel Angst gemacht haben früher.