RE: Alkoholrausch bei Autisten?
Lisa_M.
23/05/2006 14:25
Zitat:
Ich habe mal in einen Artikel gelesen, dass Alkohol den Fokus verringert (Hyperfokus).
Soll das bei NT‘s so sein oder bei Autisten? Ich habe jedenfalls schon öfter bei alkoholisierten Leuten beobachtet, dass sie sozusagen "autistisch" davon geworden sind...! Besonders lebhaft erinnere ich mich an eine Frau, die "breit" irgendwann immer in einen geradezu sichtbaren Hyperfokus geriet, in dem sie Geschichten aus ihrer Kindheit erzählte und so in ihre Erinnerungen vertieft war, dass die Reaktionen ihrer aktuellen Gesprächspartner völlig dahinter zurücktraten. Ähnliches habe ich eigentlich bei einem Aspie beobachtet, der grade bei seinem Spezialthema war... Aber wer weiß, gerade diese Frau könnte möglicherweise sogar ein im "Normalzustand" mittlerweile gut kompensierender Aspie mit ADHS gewesen sein. Sie hatte nämlich einen Sonderschulabschluss, und ich fand das damals recht merkwürdig, weil sie mal abgesehen von einer leichten Legasthenie sogar überdurchschnittlich intelligent schien und in unserer Gruppe die besten Ideen hatte. Wir haben sie zur Ortsvorsitzenden gewählt!
Bei mir ist das so, dass sich Alkohol ganz normal auf die "niederen" geistigen Fähigkeiten auszuwirken scheint wie Gleichgewichtssinn und solches Zeug. Es ist mir schon passiert, dass ich beim Schreiben am PC abends eine Flasche Wein aufgemacht habe und dann einfach nicht merkte, dass ich betrunken werde, weil der Hyperfokus die Wirkung wohl völlig ausblendete. Nur irgendwann fiel mir auf, dass ich verdammt viele Tippfehler mache (die ich immer noch selbst sah und korrigieren konnte), und als ich dann ins Bett ging, merkte ich erst, dass sich alles dreht. Inhaltlich haben meine Beiträge nicht darunter gelitten, denn diese "höheren Funktionen" des Denkens scheint Alkohol bei mir nicht zu beeinträchtigen. Das ist mir auch schon im Vollrausch aufgefallen, dass ich da immer noch "völlig klar im Kopf" bin und dass mir das subjektiv sogar noch verstärkt vorkommt - wohl aber nur deshalb, weil es in einem so merkwürdigen Kontrast dazu steht, "körperlich" total besoffen zu sein.