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Autor Nachricht
StephanDoetsch
(Standard)

Hallo,
vielleicht kann mir jemand helfen: Ich suche konkrete HIlfemöglichkeiten, wie meine Frau und ich unserem Sohn helfen können, falls er im Sommer ohne Schulabschluss die 9. Schulklasse der Realschule verlassen sollte (was sich leider abzeichnet).
Bei ihm wurde eine autistische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, die sich in erster Linie dadurch zeigt, dass er sich völlig überschätzt und auch in keinster Weise einsieht, dass er ein Problem hat. Er meint, selbst ohne jede Berufsausbildung immer noch einen besseren (und vor allen Dingen besser bezahlten) Job finden zu können, als sein Vater. Ich bin Altenpfleger.
Anderslautende Hinweise bzw. gutgemeinte Ratschläge nimmt er überhaupt nicht zur Kenntnis; Gespräche mit Erziehungsberatungsstelle, Jugendamt, usw. lehnt er strikt ab. Eine therapeutische Unterstützung hält er für absurd, da er ja kein "Psycho" sei.
Kann mir jemand dazu etwas (konstruktives) schreiben?
Gibt es seriöse Adressen oder Selbsthilfegruppen, wo man sich austauschen kann?
Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht?

L.G.:
Stephan
27.05.08, 08:48:18
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MustermannKarin
(Standard)

Hallo Stephan, ich habe 2 sÖhne einer 21 autist, einer 13 aspergersyndrom...das selbe problem haben wir mit unseren jüngsten, wir haben uns jetzt in unsrer stadt ..an ein Autismuszentrum gewandt und erstmal termine ohne unseren Sohn gemacht..erstmal vorgespräche usw..der nächste termin findet bei uns zu hause stadt..wo er mit dabei iss, wir bereiten ihn nun systematisch auf diesen termin vor. er nimmt es bis jetzt sehr gut an, da er erstmal nicht wo anders hin muss, und wir ihm erklären das ist nur ein gespräch..vielleicht hilft das euch ein wenig weiter..
27.05.08, 10:50:06
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StephanDoetsch
(Standard)

Hallo Karin,

danke für Deine Antwort, die mir schon etwas weitergeholfen hat. Bei meinem Sohn ist es sogar so, dass er mich bedroht, wenn ich versuche, mich zu informieren. Dazu kommt, dass sich die Schule manchmal auch gar zu blöd anstellt: So hat z.B. unsere Sozialpädagogin vom Jugendamt dort angerufen, um einen Termin mit der Klassenlehrerin für ein gemeinsames Gespräch zusammen mit uns (Eltern) zu machen. Da sie die Kl.lehrerin nicht erreicht hat, hat die Schulsekretärin einen Zettel offen auf den Lehrertisch im Klassenraum gelegt: "FrauXX, bitte das Jugendamt wegenxx (Name unseres Sohnes) anrufen". Natürlich haben viele Mitschüler den Zettel gelesen und unseren Sohn darauf angesprochen. Da kann ich ihn sehr gut verstehen, dass er am Nachmittag stinksauer war, als er nach hause kam!
Aber auch ansonsten verbittet er sich jede Einmischung in sein Leben und wir führen bisher alle Gespräche ohne ihn. Das Jugendamt sagt, dass man ihm nicht helfen könne, da er es freiwillig wollen müsse...
Allerdings lassen wir (Eltern) uns nicht jedwede Einmischung verbieten, denn wir halten es für unsere Verpflichtung, ihn z.B. dort auf Widersprüche aufmerksam zu machen, wo er sie nicht sieht, sie aber allzu offensichtlich sind. So denkt er z.B. daran, Abitur zu machen, wird aber voraussichtlich das 9. Schuljahr auch im zweiten Anlauf nicht schaffen. Ich finde, auch wenn wir ihm nichts vorschreiben können, so dürfen wir ihn nicht regungslos ins offene Messer laufen lassen(!) Eben habe ich beim Arbeitsamt (Arge) angerufen und die schicken ihm jetzt einen Beratungsbogen für die Berufsberatung, für die er anschließend einen Termin bekommt. Mal sehen, was daraus wird.

V.G.:
Stephan
27.05.08, 11:12:41
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 27.05.08, 12:00:41

Hallo!

Mir scheint ein ganz gewöhnlicher Generationenkonflikt vorzuliegen, der sich noch dadurch verschärft, daß ihr offenbar meint euren Sohn wegen irgendwelcher Diagnosen weiter wie ein unmündiges Kind behandeln zu können. Manche Eltern träumen ja von sowas aus ihrem eigenen Hätschel-Egozentrismus. Wenn der Sohn sich dagegen wehrt finde ich das vollkommen gesund und begrüßenswert.

Eine "autistische Persönlichkeitsstörung" wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr angenommen. Wer hat denn das diagnostiziert?

Edit: Dies habe ich von deiner Homepage:
Zitat:
Erwachsene sollten Kindern eine Chance geben, ihre individuellen Fähigkeiten zu entdecken und entwickeln zu können.
Erwachsene sollten Kindern eine Chance geben, in einer Welt aufzuwachsen, in der sich Menschen mit Respekt und Wertschätzung begegnen.
Erwachsene sollten Kindern eine Chance geben, sich selbst nicht als Belastung, sondern vielmehr als eine Bereicherung für ihre Umwelt zu erleben.

Quelle

Dein Beitrag ist satirisch gemeint, richtig? zwinkern

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
27.05.08, 11:25:41
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StephanDoetsch
(Standard)

Hallo 55555,

ich danke Dir für Deine kritische Anmerkung!

Du schreibst:

"Mir scheint ein ganz gewöhnlicher Generationenkonflikt vorzuliegen, der sich noch dadurch verschärft, daß ihr offenbar meint euren Sohn wegen irgendwelcher Diagnosen weiter wie ein unmündiges Kind behandeln zu können."

Wie kommst Du darauf? Wo genau findest Du Hinweise in meinen Beiträgen, die Dich zu dieser Vermutung kommen lassen?

Weiter fragst Du:

"Eine "autistische Persönlichkeitsstörung" wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr angenommen. Wer hat denn das diagnostiziert?"

Dies wurde vor etwa 2 Jahren von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uni Köln diagnostiziert.
Was hast Du übrigens gegen den Begriff "autistische Persönlichkeitsstörung"? Mir persönlich gefällt er jedenfalls besser als die Bezeichnung "Autist", da sie m.E. nicht so sehr beim Leser den Eindruck erweckt, der betreffende Mensch sei auf der ganzen Linie (von seiner gesamten Persönlichkeit her) autistisch geprägt. Es handelt sich doch in den meisten Fällen wohl um eine Wahrnehmungsstörung in e i n i g e n Bereichen der Persönlichkeit; es ist aber durchaus denkbar, dass ein solcher Mensch in vielen Bereichen seines Lebens völlig "normal" in die Gesellschaft integriert ist.

Übrigens danke ich Dir, dass Du Zitate aus meiner (und meines Freundes Arne) Homepage eingebracht habe. Und auch wenn Du offensichtlich einen Widerspruch hierin zu meinen Beiträgen in diesem Forum siehst (was ich nicht nachvollziehen kann...), nehme ich meine Homepage sehr ernst!

Viele Grüße;
Stephan



27.05.08, 12:24:32
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 27.05.08, 12:52:03

Hast du dir schoneinmal dieses Lexikon durch gelesen? Es ist ermüdend immer dieselben Fehlinformationen aufzuklären.
Zitat von StephanDoetsch:
Dies wurde vor etwa 2 Jahren von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uni Köln diagnostiziert.
Was hast Du übrigens gegen den Begriff "autistische Persönlichkeitsstörung"? Mir persönlich gefällt er jedenfalls besser als die Bezeichnung "Autist", da sie m.E. nicht so sehr beim Leser den Eindruck erweckt, der betreffende Mensch sei auf der ganzen Linie (von seiner gesamten Persönlichkeit her) autistisch geprägt. Es handelt sich doch in den meisten Fällen wohl um eine Wahrnehmungsstörung in e i n i g e n Bereichen der Persönlichkeit; es ist aber durchaus denkbar, dass ein solcher Mensch in vielen Bereichen seines Lebens völlig "normal" in die Gesellschaft integriert ist.

Dort hat man offiziell diese Formulierung in eine Diagnose geschrieben? Das ist ja erschütternd.
Zitat:
Die Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, wie sie unter ICD-10 F84 ff. aufgezählt sind, werden nicht als Psychopathien bezeichnet. Auch das Asperger-Syndrom, früher Autistische Psychopathie genannt, gilt nicht mehr als Psychopathie, sondern als autistische Störung.

Quelle

Auch hier wirst du eine solche angebliche PS nicht aufgelistet finden:
Zitat:
Die verschiedenen Erklärungsansätze der Psychologie bewerten einzelne Aspekte stärker als andere, ergänzen sich jedoch im Großen und Ganzen. Aus Sicht der Tiefenpsychologie werden Störungen in der kindlichen Entwicklung als ursächlich oder begünstigend für die Ausbildung von Persönlichkeitsstörungen angenommen. Beispielsweise werden ein dysfunktionales soziales Umfeld und eventuelle traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen. Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitätsentwicklung stärker. Lerntheoretische Ansätze betonen, dass Persönlichkeitsstörungen im Kern ein gelerntes Verhalten darstellen. Prinzipien des operanten Konditionierens (Beeinflussen durch positive bzw. negative Verstärkung) sowie des Modell-Lernens (Lernen am Beispiel) führen demnach dazu, dass bereits angelegte Verhaltensgrundlagen verstärkt werden.

Quelle

Das hat nichts mit Autismus zu tun, da Autismus seit längerer Zeit als Abweichung von der statistischen Norm gesehen wird, deren Ursachen nicht in der Sozialisationsgeschichte zu finden sind. Derzeit wird diese Normabweichung noch pathologisiert, wie Homosexualität vor einigen Jahrzehnten ebenfalls. Das wird jedoch wohl auch ein Ende haben.

Somit betrachte ich eine solche Formulierung in einer Autismus-Diagnose als fachlichen Fehler.

Deine Annahme, daß Autisten irgendwie nicht fähig wären ihr Leben eigenständig zu planen halte ich zudem für einen schweren Irrtum. Das Jugendamt hat mit seiner Haltung völlig recht.

Mir scheint, daß ihr durch eure Einmischung die Beziehung zu eurem Sohn schwer beschädigt habt.

Was mich interessieren würde wäre wieso er denn ohne Schulabschluß diese Schule zu verlassen droht. Sind die Lernbedingungen vielleicht nicht barrierefrei?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
27.05.08, 12:50:20
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MustermannKarin
(Standard)

Leute kommt mal wieder runter..noch ist der junge nicht volljährig und ich finde ein gesundes einmischen in die entwicklung des kindes in Ordnung, ihr habt warscheinlich keinen blassen schimmer wie schnell eine schule das jugendamt informiert und die dann vor der türe stehen und erklären, ihr eltern kümmert euch nicht um eure kinder..probleme gibbet in jedem alter..ob autist oder kein autist, aber gleich jemanden im forum anzugehen, er hätte keine ahnung, UNTERSTE SCHIENE...vorallem woher nehmt ihr euch das recht heraus sowas zu behaupten...ihr kennt diesen fall gar nicht
27.05.08, 13:05:43
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Ich sehe bei der ganzen Geschichte immer noch keinen Autismus.
27.05.08, 13:13:38
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MustermannKarin
(Standard)

mein Gott, er hat doch nur um rat gefragt, was man machen könnte..aber wenn ihr so engstirnig seid, und ihr warscheinlich ne Kopie vom Arzt braucht, wo die Diagnose draufsteht..muss ich für mich persönlich feststellen..es ist kein Forum für mich und somit verabschiede ich mich..auf nimmerwiedersehen
27.05.08, 13:25:52
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StephanDoetsch
(Standard)

@55555

Vielen Dank für Deine ausführlichen Definitionen!

Allerdings stellt sich für mich die Frage, welche Auswirkungen eine Festlegung in die eine sowohl als auch in die andere Richtung konkret für meinen Sohn hat? Der Junge hat massive Schulprobleme und versteht es noch nicht einmal!
Außerdem liegt es mir fern, ihn in irgendeine Schublade zu stecken, was ja leicht durch Festlegungen auf irgendwelche Diagnosen erfolgen kann. Und außerdem sind die Ursachen ohnehin noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Weißt Du etwa, wie die diesbezügliche Sichtweise in fünf Jahren aussehen wird?

Daher halte ich es für sinnvoller, problemorientiert zu agieren.

Auch ich bin sehr skeptisch, wenn es um Diagnosen mit Ausschlusscharakter geht und gerade in diesem Bereich ist dies natürlich noch schwieriger als im rein medizinischen Bereich. Die Psychologen und Therapeuten, mit denen meine Frau und ich bisher zu tun hatten, sahen dies übrigens auch sehr ähnlich.

So stellt sich für mich konkret die Frage:
- Wie kann ich meinem Sohn konkret helfen, bzw. wie kann ich mit ihm umgehen, dass er meine (unsere,es gibt ja noch meine Frau *schmunzel*) annimmt oder auch nur darüber nachdenkt.
Fakt ist doch, dass er wahrscheinlich im Sommer mit 17,5 Jahren ohne Schulabschluß auf der Strasse steht. Und da bist Du allen Ernstes der Meinung, da sollten wir achselzuckend ihn einfach "laufen lassen". Ich glaube eher, auch mein Sohn muss in einer angemessenen Weise lernen, bestimmte Grundfertigkeiten zu erwerben! Das fängt schon mit dem Alleine-Aufstehen an und geht weiter zu Minimalanforderungen in der Schule erfüllen, sich Gedanken über sein Leben machen und vor allen Dingen damit aufhören, sich ausschließlich Luftschlösser zu bauen.

Da gibt es gute Hilfeangebote, aber er muss die Hilfe eben auch annehmen, und genau da hakt es! Wenn es nach ihm geht, dann ist im Sommer nach der Schule erst einmal nichts. Er wird sich mit seinen Freunden treffen und so in den Tag hineinleben.

Dass kann es doch wohl nicht sein!

V.G.:
Stephan
27.05.08, 13:48:26
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StephanDoetsch
(Standard)

@ Karin,

bitte bleibe doch im Forum!

Wie soll sich denn je etwas zum besseren wenden, wenn sich Andersdenkende sofort verabschieden?

Ich glaube eher, dass beide Seiten voneinander lernen können; vermutlich habe ich Vorurteile und bin auch etwas "unbedarft" und z.B. bei 55555 ist es auch nicht anders.

Auf jeden Fall möchte ich nicht so schnell aufgeben!

V.G.:
Stephan
27.05.08, 13:51:08
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lisl
(Standard)

hallo stefan:

hast du deinen sohn schon mal gefragt was er für zukunftspläne oder aussichten hat? möchte er das abitur wirklich machen?
27.05.08, 14:12:50
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