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(Fettnäpfchendetektor)

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Irgendwie ist das mit der "Ordnung" ja auch schon so ein Thema, das in der Öffentlichkeit sogar recht präsent ist, zu dem es hier im Forum aber bis heute soweit ich sehe noch relativ wenig Thematisierung gibt?
Für viele NA existiert das Thema wohl mehr als eine Art von Witz. Haha, diese bekloppten Autisten verzweifeln darüber, wenn der Teller im Schrank 2cm weiter links steht als sonst ...
... aber was steckt da eigentlich wirklich hinter? Und wie verhält es sich mit dem Faktor "langweilige Ordnung", der hier im Thread damals zur Sprache kam?
Ich würde sagen, wenn ein Autist wegen soetwas heftig reagiert (das fällt NA meist nur bei solchen auf, die sich nach außen ausagieren, vielleicht in Form von Wutausbrüchen), dann dürfte meistens vor allem eine chronische Überlastung dahinterstecken, die bewirkt, daß wenige Toleranzreserven vorhanden sind. So ähnlich wie bei Menschen, wenn sie müde werden, wenig Schlaf gekommen hatten.
Dann würde wohl noch ein Faktor sein, in welcher Weise einem Autisten sein Umfeld vertraut ist, er es registriert oder auch nicht, worauf er achtet und worauf nicht so sehr.
Es kann sein, daß für jemanden ein Wohnumfeld vertraut ist, so wie es meistens ist. In der DDR wurde u.a. "Zersetzung" dadurch betrieben heimlich in Wohnungen mißliebiger Leute einzudringen und Sachen zu verstellen. Und das zielte nicht speziell auf Autisten. Es ist also schon etwas, das für Menschen allgemein eine gewisse Rolle spielt: Vertrautheit, Berechenbarkeit, Nachvollziehbarkeit.
Ein Schwerhöriger kann öfters für seine Mitmenschen recht laut in Erscheinung treten und wird dann von ihnen als störend empfunden. "Muß das sein?" fragen sich viele dann z.B. vermutlich. So ähnlich könnte es sich mit der Ordnung vielleicht vorgestellt werden, die die Anordnung von Dingen angeht, die oft gesehen werden?
Man bewegt sich z.B. in den Räumen, nimmt dabei wahr: Das ist jetzt anders. Das bindet Aufmerksamkeit, vielleicht ähnlich wie Krach den andere machen können. Eigentlich war man gerade mit etwas anderen beschäftigt und nun fällt dieser Umstand auf: man könnte es als eine Art Unterbrechung betrachten.
Das bedeutet nicht, daß soein Autist dagegen wäre, daß sich etwas z.B. im Wohnumfeld ändert. Aber wenn solche Änderungen auffallen, dann hat das einen Effekt. Und wenn darin wenig Nutzen erkannt werden kann und es oft geschieht, dann kann es wohl belastend werden. Gerade, wenn sowieso eher zuviel los ist und das dann noch dazukäme.
Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
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