Koennt ihr wahrnehmen, ob jemand echt freundlich ist oder nur so tut?
Ja, sehr gut, und Nein, sehr schlecht.
Ich kann Menschen oft sehr gut einschätzen. Das ist, als würde ich die 'aufgesetzte Maske' nicht wahrnehmen. Ich mußte lernen, in fremden Gruppen schnell zu erkennen, wer mir helfen und wen ich fragen könnte. Weil ich oft, wegen geringer sozialer Kompetenz, Hilfe brauche.
Mir wurde mal eine Person als sehr freundlich und hilfsbereit beschrieben. Als ich diese Person traf, merkte ich sofort, daß da etwas nicht stimmte, die war nicht echt, kam mit gefährlich vor. Monate später stellte sich heraus, daß diese Person hinterlistig und heimtückisch war.
Ich sah mal in der Straßenbahn eine junge Frau, die mir auffiel, mit der stimmte etwas nicht. Ich wußte nicht warum, sie war eigentlich unauffällig, nur etwas starr. Lange Zeit später liefen ihr die Tränen. Das ging mir sehr nahe, ich wollte ihr helfen, hatte aber keine Ahnung wie.
Manche Menschen kann ich schlecht einschätzen, die liegen 'auf einer anderen Wellenlänge'. Aber mit denen kann und will ich nicht, die gehören nicht zu meiner Welt.
Wenn es um mich persönlich geht, kann ich Gefühle schlecht einschätzen. Ich wurde schon oft ausgenutzt und mißbraucht, ohne das zu bemerken. Echte Freundschaft bemerke ich sehr spät. Viele meiner besten Freunde hatte ich erst erkannt, als ich sie schon lange kannte, manchmal zu spät.
... Autisten ... weil er „in seine Welt“ geht, mit anderen Worten, er geht nach innen.
Das halte ich grundsätzlich für ein Klischee, nicht Bestandteil von Autismus, sondern Folge. Aber bei Autisten häufig. Zum einen ist das eine Flucht, Rückzug aus der belastenden Welt. Meistens ist das jedoch fehlende Verbindung zu den NA, die sind eigenartig anders, mit denen kann man nicht.
... ergo säße dann eine leere Hülle des autistischen Kindes da, wenn es sein Leben bedroht sieht.
Wenn das Leben bedroht ist, ist das auch innen bedroht, da gibt es keinen Fluchtraum, nur Verdrängung.
... ich wäre nicht autistisch geboren.
Gibt es dafür konkrete Fakten? Dann befasse Dich mal mit '
Schizoide Persönlichkeitsstörung' (nicht Schizophrenie). Das ähnelt Autismus, ist aber eine erworbene Erkrankung die evtl. heilbar ist. (Deshalb wird bei der Diagnostik erwachsener Autisten sehr viel Wert auf Berichte von Zeugen der frühen Kindheit gelegt. Außerdem wird bei Traumafolgen nicht gerne Autismus diagnostiziert.)
Zitat:
Auch die Abgrenzung von dem in der Kindheit beginnenden Asperger-Syndrom kann kompliziert sein, da einige autistische Menschen (bis zu 26 %) gleichzeitig die Kriterien für die schizoide PS erfüllen. Sowohl bei Asperger-Syndrom als auch SPS kann die soziale Kommunikation (Mimik, Gestik, Augenkontakt etc.) auffällig sein. Ein Unterschied ist jedoch, dass schizoide Menschen eher reserviert und verschlossen (oder gar „geheimnistuerisch“) auftreten und ungerne über sich selbst sprechen. Sie versuchen also, eine Selbstoffenbarung zu vermeiden.
In starkem Kontrast dazu sind Menschen mit Asperger häufig sehr offenherzig, ehrlich und direkt und haben wenig Scheu, anderen einen Einblick in ihr Innenleben zu geben. Dies zeigt sich sehr gut an der offenen und (bisweilen naiven) persönlichen Selbstdarstellung autistischer Menschen in ihren Autobiographien und bei Interviews in der Öffentlichkeit. Sie wünschen sich oft Kontakte zu anderen Menschen, haben aber Probleme, vielschichtige Gefühle beim Gegenüber wahrzunehmen oder angemessen darauf zu reagieren.
Quelle