Antares
(White Unicorn)

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Rein aus der Handlung an sich wirst Du keine Rückschlüsse ziehen können. In einem bestimmten Alter machen das alle Kinder, eine Zeitung nehmen und auch mal zerrupfen. Auch leidenschaftlich - meist stellen sie danach auch noch irgendwas damit an, z.B. in den Mund nehmen oder Kleber suchen und Teile zusammenkleben, mit Farben beklecksen... Kinder machen viel.
Ich habe autistische Kinder erlebt, die Zeitungen zerrupfen, ganz starre Muster fahren unter ganz schwierigen Lebensbedingungen - sie tun nichts anderes mehr, es ist in diesem Fall ein Akt der Kompensation. Stapelweise, Tage, Wochen, Monate, Jahrelang hilflose Kompensation ob immenser Überlastung in einem unsensiblen Umfeld.
Gewalt in der Familie, Lärm in der Umgebung, Kita- Schulzwang unter Barrierelast,... diese Kinder entwickeln eine Art resignierte Kompensation. Sie saßen wippend vor kahlen Wänden, eine Zeitung in der Hand, diese zerrupfend in kleinste Teile - Entwicklung war zu diesem Zeitpunkt Jahre zurück in der Stagnation.
In diesem Zustand der autistischen Kinder (misshandelt, traumatisiert, Dissoziiert) wurden bei dreien von denen ich nun diese Geschichte kenne Medikamente eingesetzt. Neuroleptika, Sedativa und Psychopharmaka.
Das Gefühl als ich diese Kinder sah war ganz eigenartig, es fühlte sich schrecklich an, entsetzlich. In der Familie, wie in der Schule oder auch in der Behinderten-Tagesstätte. Ich legte vor Kurzem einen Fokus darauf diese Geschichten zu sammeln, zu erleben, erfahren und Familien die das wünschen zu begleiten.
"Mal" aus Spass an der Freude eine Zeitung zerschnipseln, zerreißen, das ist denke ich gesund und lebendig. Ob das Nicht-Autistische Kinder auch tun in dieser hohen Konzentration die autistische Kinder aufbringen (können) weiß ich nicht, i.d.R. sind sie tendentiell etwas sprunghafter in meiner Beobachtung. Autistische Kinder tun so etwas gern mal sehr ausgiebig, intensiver und länger.
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