11.12.17, 21:08:40
Clementine
Huhu
Hallo liebes Forum^^
ICh bin ganz neu hier und hoffe jetzt im richtigen Unterforum gelandet zu sein
Wenn nicht bitte dahin verschieben wo es passt :)
Warum ich hier bin steht ja oben im Titel, außerdem möchte ich mir etwas von der Seele schreiben
Ich hab seit Oktober einen neuen Job, arbeite da aber seit...April ehrenamtlich
Es ist ein kleiner Gnadenhof mit Chefin und 2-3 Ehrenamtlichen die aber nur stundenweise da arbeiten (Namen möchte ich nicht nennen)
Nun halt die Festanstellung.
Meine Chefin war von Anfang an...schräg...
Kurz nach der Festeinstellung nahm sie mich beiseite und "beichtete" ihre Krankheit
War ok für mich, bin da selbst nicht unbelastet und die Monate zuvor zeigten ja das wir gut zusammen arbeiten können auch wenn es oft schwierig war, wir sind wie Licht und Schatten
Nun tun sich aber ein paar PRobleme auf wo ich sie einfach nicht verstehe und sie sich mir auch nicht wirklich erklären kann
Fängt an bei ihren Routinen. immer alles in der gleichen Reihenfolge und genau gleich
In der selben Reihenfolge misten,Futter zubereiten und so weiter
Ich bin ein Chaot...da gibts kein System, das Ergebniss ist aber das selbe
Ich hab das Gefühl ich mach sie Wahnsinnig damit
Was mir auch leid tut und ich mir wirklich mühe gebe, ihren Rhytmus zu folgen wenn sie da ist
Aber es ist so schwer, weil ich es einfach nicht verstehe
Sie kann mir aber auch nicht erklären warum es ihr so schwer fällt das ich etwas anderst mache
letzte Woche gerieten wir aneinander weil ich die Eimer zur Futter vorbeireitung in der falschen Reihenfolge aufgestellt hab
Sie war außer sich und sprühte quasi funken
Konnte mir aber nicht erklären woran es liegt. Sie vertraut mir ihre Tiere jederzeit an und hat auch keine Angst das ich da falsch Fütter (was ich mir selbst nie verzeihen könnte, weiß sie)
Aber sie kann nicht ertragen wenn die Eimer anderst stehen oder ich anderst Miste
Punkt Zwei
Sie ist zwar Hochintelligent aber im sozialen Mangelt es ihr stark
Sarkasmus und Ironie versteht sie nicht (hab jetzt ein Saraksmus Schild :D )
Sie hat keine Freunde hier, weil die Leute sie anstrengend finden (ist sie auch aber ich bin da anspassungsfähig)
Neulich hatten wir nen Notfall und ich hab aus dem Stehgreif 5 Mann ran bekommen die geholfen haben
Das hat sie sehr tief verletzt glaub ich...sie hatte niemanden den sie um hilfe bitten kann
WEnn wir darüber reden was nach Feierabend noch ansteht trau ich mich kaum zu sagen das ich was mit Freunden unternehme
neulich war ich zum Theaterstück von Freunden eingeladen, da hab ich halt ne KArte mehr gekauft und wir sind zusammen hin
An ihrem Geburstag waren wir essen und ich denke sie hat die Abende sehr genossen
allerdings...ist ihre schwierige Art da immer etwas unangenehm...fällt auf und das merkt sie nicht
Sie versucht Scherze zu machen die andere nicht verstehen, versteht die anderen auch selten und ist sehr...ich weiß nicht wie ich es nennen soll...steif vllt?
Ein Freund ruft mich im Psycho (wie gesagt bin kein unbeschriebens Blatt) was für mich aber total ok ist, ich weiß wie er es meint
Ihre reaktion war...naja... mit ihm spricht sie auf alle Fälle nicht mehr
Sie ist wahnsinnig distanziert und in den eher falschen Momenten offen
Es ist halt sehr schwierig, gerade weil sie gerne ihre hohe intelligenz ausspielt und...für ihr Umfeld dann unangenehm und man sie meidet
Ich hab auch mit ihr darüber geredet, zumindest es mal angeschnitten...nur wie kann ich ihr helfen (Hilfe würde sie da annehmen)
Gestern ist sie ausgetickt...Meltdown nannte es der Rettungsdienst
Eins unserer Gebäude wo die Pferde untergebracht sind brach zusammen.
Tiere wurden keine verletzt, ich hatte eine Schramme am Kopf aber nix nennenswertes
Als es einbrach wurde sie ganz still, in sich gekehrt?
Ich hab die unruhigen Tier eingesammelt. Sie drehte sich zu mir, wollte was sagen, sah das Blut und in der nächsten Sekunde war es vorbei
Sie schrie schlug sich selbst, brüllte...es war furchtbar
Ich rief den Rettungsdienst, hielt die Tiere aus ihrer Reichweite und konnte nur abwarten :(
Wetterbedingt dauert es bis der Arzt da war, ich war total Hilflos, konnte nur die Tiere halten damit sie nicht hin gehen und meine Hündin ins Platz brüllen weil die in der Chefin eine bedrohung für mich sah und handeln wollte
Was sie noch mehr aufgeregt hat...
nach 15 Minuten war der Rettungsdienst endlich da, sie dreht noch mehr auf und musste sediert werden
Es tat mir alles so unendlich leid für sie
Heute war sie kurz da, hat sich entschuldigt für ihre verhalten und wir haben kurz drüber geredet
Allerdings konnte sie mir nicht sagen wie ich ihr in solchen Momenten helfen kann
Deswegen bin ich hier...wie kann ich unsere zusammenarbeit vereinfachen?
Wo sind noch unsichtbare "Fettnäpfchen" die ich mitnehem könnte?
Ich mag sie, auf ihre verschrobene seltsame Art
Sie ist unglaublich freundlich, nett und herzensgut
Aber...seit dem Ausraster für mich unberechenbar
Würde sie auf mich oder eins der Tiere losgehen?
wieweit kann sie sich steuern in dem Moment?
Wie kann ich eingreifen? Oder Komplett weggehen und sie alleine lassen?
Vor allem...wie kann ich sie verstehen?
ICh hoffe der Roman ist nicht zu lang geworden...Danke für alle die es zuende gelesen haben und mir helfen können^^
Einen wunderschönen Abend noch
:)
12.12.17, 09:15:31
Antares
"beichtete" ihre Krankheit
Die Schwierigkeit kann schon allein darin liegen, dass Du / Ihr das als Krankheit betrachtet. Versuche Dir einmal die Situation anders herum vorzustellen, Du bist in einem Stall, der nur aus Autisten besteht :D und nun sagen sie zu Dir, Du bist krank, weil Du Dich anders verhältst, die Witze trocken findest, nicht so sehr intelligent bist, dafür hoch sozial engagiert - und alle sind genau anders herum, ein trockener Witz nach dem anderen, Menschen die eine völlig andere Art der Intelligenz haben als Du und eine Soziale Interaktion, die Du einfach nicht verstehst... Und dann stelle Dir vor, wie sich das anfühlt, nicht gut, oder? Anders... sie ist anders.
die Monate zuvor zeigten ja das wir gut zusammen arbeiten können auch wenn es oft schwierig war, wir sind wie Licht und Schatten
Versuche das wie es gut zusammen funktioniert in Deinem Gedachtnis nochmal aufzuarbeiten, vielleicht fällt Dir dann auf, was sich verändert hat?
Nun tun sich aber ein paar PRobleme auf wo ich sie einfach nicht verstehe und sie sich mir auch nicht wirklich erklären kann
Es ist nicht zu verstehen. Nicht-Autisten und Autisten verstehen sich einfach nicht - so mein bisheriger Kenntnisstand. Man kann sich nur in Respekt, Achtung und Würde voreinander verneigen und das akzeptieren. Es macht eure Tiere ja auch nicht weniger liebenswert, weil sie komplett anders, oft auch unverständlich sind. Bei einem Pferd, das einmal eine Besitzerin traf, als es buckelte, niemand wusste warum es nicht besser aufpasste, brach es ihr eine Rippe. Das Pferd wirkte ganz offensichtlich betroffen darüber, es war sehr anders wie sonst, aber niemand verstand es. Es tat so etwas nie wieder und die Beziehung intensivierte sich, vielleicht weil sich die Besitzerung danach mehr Zeit nach, alles langsamer und ruhiger anging? Niemand weiß es und versteht es, aber das macht nichts.
Ich hab das Gefühl ich mach sie Wahnsinnig damit
Ja, das sind zwei verschiedenen Ordnungssysteme. Das Problem ist, wenn Du Eimer vertauscht und man in Routine arbeitet, würde man die Tiere falsch füttern und es würde den Tiere unter Umständen das Leben kosten, wenn das eine seine Medikamente im Eimer z.B. nicht bekommt, das andere dafür auf einmal Herzmedis im Eimer hat... das ist ja alles nicht immer so harmlos mit den Eimern.
Schau mal, ob Du Bereiche findest die "Dir" gehören können und dürfen, so dass hinterher keine Ordnungsänderung langfristig eintritt, aber z.B. Du die eine Seite der Pferde oder das ein Gebäude abfütterst und sie das andere etc. Solche zwei komplett verschiedenen Ordnungssysteme aufeinander führen nicht nur bei Autist-Nicht-Autist zu Schwierigkeiten, sondern stellen ein generelles Problem dar in allen Unternehmen. Diese Funken sprühen zwischen verschiedenen Persönlichkeitstypen total oft, verursachen bis zu einem Zerbrechen von Firmen, wenn die Leute sich nicht im Stande sehen das zu lösen. Wenn sie so intelligent ist, wie Du das beschreibst, findet sie aber vermutlich hier eine Lösung, weil man kann das im Tagesablauf so strukturieren, dass man sich nur in Bereichen zusammen tut, wo man harmoniert - und sich dabei dann dafür gegenseitig bereichert, in anderen geht man sich aus dem Weg.
Wenn es nur ist, dass sie es nicht mit ansehen kann, dann ist es besser man trennt eben die Arbeitsabläufe komplett. Es gibt einfach Dinge, die einen Wahnsinnig machen, nicht nur die Autisten... das ist bei Chefs so und auch nicht wirklich zu ändern glaube ich. Logisch betrachtet ist es auch nicht wichtig, ob Du sieh hier verstehst, sondern nur, dass ihr eine Lösung findet. Dabei wäre es wichtig den Respekt zu wahren, dass Du das respektierst, dass sie hier komplett anders ist wie Du - und sie das bei Dir auch respektiert, weil in dieser Diskussion kann das nur schief gehen, betrachtet man es emotional und nicht logisch, neutral, sachlich, als Optimierung von Arbeitsablaufprozessen zweier verschiedener Persönlichkeitstypen.
Schwierig... sei still vielleicht. Konzentriere Dich auf Deine Arbeit, geh mit ihr da hin, wo ihr euch wohl fühlt und sieh sie nicht als krank. Irgend etwas ist ihr zu viel, also viel zu viel. Vielleicht auch von daher das nicht-ertragen von den Eimern, weil sie einfach auch nicht mehr kann. Im Meltdown ist es zu spät, jeder Reiz ist die Hölle, das ist ein Nervenzusammenbruch, der am besten gar nicht erst eintritt. Stell Dir vor wie es für Dich wäre, wenn Du einen Nervenzusammenbruch hast, weil Dir alles zu viel ist an sonsorischen Reizen z.B. das kann ich von hier nicht beurteilen, aber jeder weitere Reiz ist dann nicht gut, also jede Interaktion stellt einen weiteren Reiz dar, ob von Mensch oder Tier.
Wo sind noch unsichtbare "Fettnäpfchen" die ich mitnehem könnte?
Das größte Fettnäpfchen ist davon auszugehen ihre Art wäre krank und es stimmt etwas nicht mit ihr. Es ist unwahrscheinlich, dass sie gefährlich ist im Meltdown, wenn ihr keiner was tut in dem Moment, so dass man sich wehren müsste. Pferde ab in die Boxen, alles aufräumen, Ruhe, Schicht im Schacht, Feierabend... das ist eine gute Idee wenn man nicht mehr kann. Hauptsache alle sind gefüttert und versorgt und dann Ruhe... es muss nicht bis zum Rettungsdienst kommen. Eigentlich reicht Rückzug, Ruhe, Feierabend, Stall zu oder einfach auch ein irgendwo hin setzen, ein Ausritt mit dem Lieblingspferd... sowas reicht i.d.R. um eine begonnene Überlastung zurück zu fahren. Ich weiß nicht, wieso sie es so weit kommen ließ.
Verstehen ist aber vermutlich ausgeschlossen.
12.12.17, 19:49:49
Kaleidoskop
Ich hab dich gelesen.
Wirklich Sinnvolles fällt mir gerade nicht ein. Außer, dass ich mich frage, wie es deine Chefin soweit kommen lassen könnte, dass sie von einem Meltdown überrollt wurde.
Aber, Tiere fertig versorgen, Stall zu und Feierabend, also erst mal Ruhe, denke ich, ist am besten. Ansonsten fällt mir nur ein, lass sie in Ruhe, bis sie wieder „runtergekühlt“ ist, auch wenn es schwierig ist mit anzusehen wie sich jemand selbst verletzt.
„Danach“ würde ich nicht sofort auf dem Thema „rumreiten“, ich denke, sie wird sich ohnehin schon schlecht fühlen, dass du den Meltdown mitansehen müsstest. Wichtig für sie ist, zu wissen, dass es, dass sie okay ist.
Wenn sie das mit dem „Psycho“ nicht versteht, erkläre es ihr doch einfach. Was spricht dagegen, wenn ihr, sofern von beiden Seiten gewünscht, dem jeweils anderen „seine Welt“ zu zeigen und so gut es eben geht, zu erklären?