Seltsame Autismus"Heilungs"Musik
21.11.17, 21:14:41
Prometheus
Ich bin im Internet auf ein richtig seltsames Video gestoßen. In der Videobeschreibung stand was von "Autism Healing music". Ich habe verwundert darauf geklickt und Meditationsmusik war zu hören. Ich meine, Meditation ist ne gute Sache gegen Stress, aber was will man mit solchen Titeln erreichen?
22.11.17, 09:00:28
Antares
geändert von: Antares - 22.11.17, 09:01:32
Das ist zur Zeit total in...
Wenn die autistischen Kinder "austicken" an Schulen, zu Hause, im Supermarkt, auf dem Rummel oder in der Bahn - wo sie laut allen möglichen ja unbedingt immer hin müssen, gern, weil sie sonst nicht teilhaben - wenn ihnen alles zu viel wird, dann bekommen sie neuerdings die Aussage zu hören "Du musst nur meditieren, dann lernst Du es schon Deinen Autismus zu kontrollieren".
Sei NT - Meditiere sämtliche Gefühle weg, die Dir sagen wer Du bist oder was Du brauchst - unterdrücke Dich selbst und höre Dir diese Musik an... und Du wirst endlich NT ... OOHHHMMM
Der neueste Schrei
22.11.17, 16:53:23
Prometheus
Ja, dass ist natürlich in etwa das, was ich erwartet hatte. Gibt es denn immer noch so viele hysterische Eltern, die ihr Kind auf allen möglichen Wegen "heilen" wollen, damit es "normal" und damit perfekt in ihren Augen ist? Ich meine, man braucht nur mal den Wikipediaartikel über autismus durchlesen und schon weiß man daß sowas nicht möglich ist und die meisten Autisten das auch nicht wollen würden. Aber gewisse "Therapeuten" verdienen ja immer noch gut Kohle mit MMS und Algenpaste...
22.11.17, 17:24:10
Antares
Immer mehr, es gibt eigentlich nur noch und ausschließlich solche hysterischen Eltern. Die Masse die Autisten lieber tot sehen möchte wie Trisomieler wird auch immer massiver und bedrohlicher, nicht nur in Berlin, aber auch. Die anderen Bundesländer stehen dem aber um Nichts nach.
https://de.wikipedia.org/wiki/Autismus
Der Artikel hier vermittelt vor allem insbesondere das Bild eines gestörten Kindes. Die Eltern versuchen durch Therapien und allem was ihnen irgendwie möglich ist ihr Kind zu "entstören" - eben auch wie in diesem Artikel an mannigfaltigen Möglichkeiten stehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neurodiversit%C3%A4t
Diesen Artikel hatte ich einmal verfasst, weil da keiner so richtig war. Leider wurde er nicht als "neutral" genug beurteilt und hat deshalb das Banner noch dran. Der Autismus-Artikel allerdings als Beispiel für eine Darstellung, so dass die Eltern davon ablassen würden ihre Kinder zu therapieren, das sehe ich nicht.
Wo genau erkennst Du denn, dass der Autismus-Artikel von Heilungsmethoden Abstand nehmen würde?
22.11.17, 17:35:17
Prometheus
Gar nicht, ich denke nur, dass sich die allermeisten zuerst dort informieren würden. Da steht einfach das Autismus prinzipiell unheilbar ist und das man die Entwicklung nur mit Therapien beinflussen kann. Prinzipiell habe ich nichts gegen solche Therapien, wenn sie nicht Autismus oder autistisches Verhalten eliminieren wollen. Ich rede vom Heilungsgedanken an sich, der schon in den frühen Jahren des Autismus wiederlegt wurde. Aber anscheinend hören manche nicht auf es zu versuchen. Den derzeitigen Artikel finde ich im übrigen alles andere als neutral.
22.11.17, 22:02:16
Antares
Das hängt aber miteinander zusammen:
- Autismus ist nicht heilbar, Mensch sein ja auch nicht, aber warum sollte man ausgerechnet die Autisten von ihrem Dasein heilen wollen?
- die Entwicklung ist mit Therapien beeinflussbar und zwar die sich zu Erwachsenen gesunden Autisten zu entwickeln. Nur wo man in einer Seinsart eine Krankheit sieht, gibt es überhaupt einen Therapiebedarf
-> deshalb stellen sie ja auch fest: ist nicht heilbar, die sind so geboren die Autisten
Somit sind diese Therapien immer und grundsätzlich dazu da autistisches Verhalten zu eliminieren. Selbst wenn es nur dazu dient die Motorik wieder zu "therapieren" die ausgefallen war, weil das Kind in einer Reizholle verbleiben musste und ihm dabei vor sensorischer Überlastung unter Qualen die Motorik erst ausgefallen war.
Dem Kind wird ein widernatürliches Verhalten - nicht Autistisch - antrainiert, in einer Reizhölle zu bleiben, unter Qualen, bis die Motorik ausfällt. Dann sagt man ihm, das ist der Autismus, Du bist krank, jetzt brauchst Du eine Therapie.
Musik ist ähnlich. Wenn die autistischen Kinder in den Reizhöllen (Kita/Schule) den Barrieren erliegen, weil der Staat aktuell nichts dagegen macht, sagt der Schulbegleiter oder die Kindergärtnerin: zieh Dich doch zurück, meditiere mit dieser Musik und Du wirst wieder in die Reizhölle gehen können, es nochmal aushalten.
Das ist komplett unnatürliches Verhalten für jemanden, der nach Markram erwiesener Maßen mehr wahrnimmt, abspeichert, abruft und die Sensorik automatisch ausfallen muss und wird. Deshalb sind in den Schriften auch Medikamente verzeichnet, denn diese Qualen ohne Medikamente erleiden, das lässt Markram in seinen Schriften nicht einmal die autistischen Kinder, denn dann fällt ihnen auch nicht die Motorik aus etc... Motorik ist jetzt nur ein Bsp von Vielen - aber dann sind sie ein Leben lang auf Drogen und dazu verdammt niemals zu lernen, wie man sich selbst enthindert, ohne Überlastung und Medikamente und Therapien gut leben kann.
Anders - nicht weniger
Der derzeitige Artikel in Wikipedia gibt genau das wieder weshalb sie auf sowas wie Musikmedidation zur Kompensation kommen. Kompensationspflicht schon im Kindesalter, ein Stresslevel von einem Manager und alles was zu tief im Spektrum ist wird unweigerlich, selbst mit Medikamenten denn die helfen auch nicht wirklich auf Dauer, außer mal zum Zahnarztbesuch - ihr gesamtes System Körper früher oder Später zusammen brechen. Und sie schweigen und sie igeln sich ein und sie werden dressiert unter Verlust allem was ihnen teuer ist, die Grundbedürfnisse selbst werden ihnen genommen, um eine Interaktion mit jenen zu simulieren, die ihnen das antaten.
Nein, ich finde solche Therapien nicht gut, ich positioniere mich klar und deutlich dagegen. Irgendwer muss ja zu den Kindern halten - und Barriereabbau fordern. Die Wikipedia-Seite tut es ganz sicher nicht.
23.11.17, 13:13:16
Gast
Sei NT - Meditiere sämtliche Gefühle weg, die Dir sagen wer Du bist oder was Du brauchst - unterdrücke Dich selbst und höre Dir diese Musik an... und Du wirst endlich NT ... OOHHHMMM
Mediation bewirkt, dass der Mensch sich mit sich selbst und seiner Umwelt auseinandersetzt. Meditation ist nicht dazu gedacht um sich zu betäuben. Wer das denkt hat keine Ahnung von Mediation.
23.11.17, 13:43:39
Gast
Mediation bewirkt, dass der Mensch sich mit sich selbst und seiner Umwelt auseinandersetzt. Meditation ist nicht dazu gedacht um sich zu betäuben. Wer das denkt hat keine Ahnung von Mediation.
Habe noch etwas hinzufügen: Ich finde es schlimm, wenn einige den ICD bzw. die Autismus-Diagnose zur "Bibel erkoren" haben und ihre Persönlichkeit an den Nagel hängen. Dann lieber Meditation.
23.11.17, 16:46:46
Kaleidoskop
Es gibt für fast alles „Heilmusik“ oder Meditationen. Inneres Kind heilen, Trauma, Ängste, Depressionen, Autismus.
Ich halte das für Quacksalberei.
Wenn ich so leicht von meinen Trauma–Folgen geheilt werden könnte, wozu der lange Weg der Therapie?
Was soll bitte bei Autismus geheilt werden. Wenn der Autist dieses oder jenes als problematisch empfindet – z. B. Gerne ohne Angst rausgehen, wird er sich zu helfen wissen, egal, ob mit Therapie oder Mechanismen. Aber irgendeine komische „Heilmusik“ wird den Autisten nie zum NA machen.
Ich frage mich gerade, wer mehr unter dem Label „Autismus““ leidet. Eltern und Umwelt oder der Autist selbst. Wie viele Autisten begeben sich freiwillig in Autismustherapie?
23.11.17, 17:24:46
Antares
Der Trick ist, dass bei der "Musikmeditation" ein eigener Raum aufgesucht wird - in dem Ruhe herrscht.
Mit "echter Mediation" (wie z.B. der Vipassana o.Ä.) hat das nichts zu tun. Die Eltern/Lehrer/Sonstige bringen demjenigen ja nicht wirklich eine meditative - Selbstorientierte - Lebensweise bei.
Selbst wenn sich das Kind oder der Jugendliche dafür entscheiden würde, dass er nie wieder diese Reizhöllen aufsucht, wird ihm das bei solchen "Therapien" nicht gestattet für sich als Weg heraus zu finden. Es darf ausschließlich genutzt werden, damit es der Kompensation dient, schneller zu kompensieren, was man den Heranwachsenden an Barrieren aufbürdet.
Es funktioniert eigentlich immer und wird deshalb Therapie genannt, dem Autisten wird gestattet für eine Zeit X die Reizhölle zu verlassen, für diese Meditation, um "Emotionskontrolle" über sich zu erlangen, rein um zu gefallen. Das Kind / der Jugendliche ist falsch "rastet zu viel aus" z.B. so wird ihm das "verordnet" - ohne wirklich jemals zu sich selbst zu finden, da es der "Impulskontrolle" dient, damit die Umgebung die Barrieren nicht abbauen muss.
Es gibt viele Autisten welche dieses Bild für sich annehmen und auch für sich verteidigen würden und das auch aktiv tun. Sie fühlen sich so gestört/behindert als Personeneigenschaft, wie es die NT-Welt gerne sieht. Ist ja einfach, wenn sich die Autisten selbst pathologisieren und eine "Selbstexkulsion" darin sehen, wenn sie nicht "richtig normal sind".
Würde man einen meditativen Lebensweg wählen, wäre es das Gegenteil von Therapie - denn letztendlich würde das Kind erkennen, dass es gut so ist, wie es ist. Durch die Geburt anders zur Welt gekommen, mit einer anderen sensorischen Ausstattung - jedes Kind muss erst von Außen beigebracht bekommen falsch zu sein. Kein Kind das ich kenne kam auf die Welt und sagte: ich bin falsch und krank - macht was dagegen.
Sie versuchen alle mit Geschrei oder Davonlaufen, später auch Aggression etc eigentlich das Richtige - sie suchen nach Wegen (wenn auch eher hilfloser Natur, als krank abgestempelt und zwangsmedikamentiert wenn sie wirklich Aggressiv oder Depressiv werden). Man lässt sie nur nicht. Meditation hier als "du darfst kompensieren" zu verwenden gehört hier wie der Schlaf und andere Kompensationsmittel und Grundbedürfnisse zu den Entzugsmitteln der härtesten Sorge, das unter Kontrolle der Aufsichtspersonen zu stellen. Neben natürlich dem Grundbedürfnis nach Gemeinschaft "Du darfst nur in die Gemeinschaft, wenn Du endlich normal bist, Dich nicht mehr autistisch verhältst" - eine weit verbreitete Drohung gegenüber den Kinder, sie tun eigentlich (fast) alles, was man von ihnen verlangt, wenn man Ihnen mit Gemeinschafts-/Liebesentzug droht und/oder das auch umsetzt.
Würde man Meditation als Lebensweg frei zu Verfügung stellen, als Lebenseinstellung und Möglichkeit immer bei sich zu bleiben, wären alle Therapien vermutlich überflüssig, würde man dem Kind gestatten seinen eigenen Rahmen zu wählen, der ihm Selbst gut tut.
23.11.17, 18:27:47
Kaleidoskop
Ich finde es 💩, dass Ruhe/Meditation als Strafe und Drohung gleichzeitig verwendet wird. Alle dürfen ihren Lebensweg frei gestalten, Autisten kriegen ihren vorgeschrieben und antrainiert, mit aller Gewalt. Zum 🤮.
Wenn die dressierten „NA“ (immer noch autistisch, aber „schööön angepasst) älter werden, haben sie ihre Identität, ihr Selbst(wert)Gefühl und viele natürliche, Ihnen eigene Kompensationsmechanismen verloren. Die Folgen aus dieser Zwangsveränderung, die ich noch nicht genannt habe, können Depressionen oder eine PTBS sein.
Etwas OT, aber während der Traumatherapie in der Stabilisierungsphase lernten wir verschiedene Imaginationsübungen (ob das Meditationsähnlich ist, weiß ich nicht) kennen, die je nach Individuum mehr oder weniger hilfreich sein können.
Z. B. Sicherer Ort (im Inneren), „der innere Garten“ oder „Gepäck ablegen“ (seelischer Ballst). Man kann auch belastendes Material in einen Tresor packen.
Ob das, wenn es zur frei zur Verfügung steht, für Autisten (dauerhaft) hilfreich sein kann, weiß ich nicht. Mir hilft es, mich „in mich“ zurück zu ziehen und z. B. am sicheren Ort zu verweilen. Ich musste nur hart üben, die Umgebung auszublenden und brauchte zu Beginn eine Anleitung auf CD.
23.11.17, 18:51:45
Antares
Die "Visualisations-Therapie" wird meines Wissens nach insbesondere bei Traumata angewandt und gehört in den Imaginationsbereich zur Selbst-Beeinflussung wie z.B. Traumata aufzulösen. Das wird auch in der Hypnose-Therapie angewandt, noch tiefer und dann auch noch stärker angeleitet, weil das dann ein Therapeut macht. So wie mir bekannt ist, hat das nichts mit klassischer:
- z.B. Atemmeditation
zu tun. Bei Meditation geht es sehr viel auch um Achtsamkeit im Alltag. Zumindest das was ich eine Weile gemacht hatte (https://www.dvara.dhamma.org/de/) da ging es um eine ganz bewusste Selbstwahrnehmung im Schweigen, ganz ohne Gedanken, nur der Atem und die Wahrnehmung an sich.