03.08.17, 15:51:03
Kaleidoskop
Ich bin seit Ewigkeiten nach der Arbeit k.o. Wochenende bringt auch keine Erholung. Ich frage mich, ob ich in einer Dauerüberlastung stecke, nicht mal vernünftig schlafen geht.
Wenn ich jetzt, mit 4,5 h Arbeit + Ehemann schon so am Ende bin (war auch vor der Beziehung ähnlich, also kann er nichts dafür), wie soll ich denn dann bite beim Großzuehen eines Kindes helfen? Das „Geschrei“ eines Säuglings würde mich schon überfordern etc.
Wie packt ihr ihr es, Kinder zu haben?
03.08.17, 17:15:43
Antares
Ich denke der Kernpunkt liegt darin, dass Du schon für Dich allein nicht so recht sorgen weißt. Für mich stellte es nie ein Problem dar "nur für mich allein" zu sorgen. Sobald ich den Dreh als Heranwachsende raus hatte, wie man auf sich aufpasst und sich von den "falschen Erwartungen anderer" abgrenzt, ging es auf einmal ohne Überlastung.
Für mich war es:
- ich fing an mir selbst zu glauben und auf mich zu hören
- ich begann mich den anderen abzugrenzen, deren Erwartungen mir schadeten
Damit geht es für mich zumindest ganz wunderbar. Es war mein Wunsch die Kinder zu bekommen. Das Einzige was ich gerade noch lerne ist als nächste Herausforderung die Gesellschaft verändern zu wollen. Als Mutter wurde mir dann bewusst, dass die Welt sich selbst (und somit ausschließlich anderen) allein überlassen keine gute Idee ist.
03.08.17, 18:46:10
Kaleidoskop
Es stimmt. Ich weiß nicht, wie ich für mich allein bzw. Für mich selbst sorgen kann.
Von klein auf würde ich gezwungen, die Bedürfnisse anderer zu erspüren und zu erfüllen. Bis heute weiß ich bei fast jedem, was er von mir erwartet und werde den Erwartungen gerecht. Wenn so ein Mensch mich fragt, was ich wolle, a oder b, erspüre ich die gewünschte Antwort und das wird auch gemacht. Folglich weiß ich in Gesellschaft so gut wie nie, was ich will oder brauche. Nur mein Schatz ist meistens ein verschlossenes Buch und ich muss herausfinden, was ich will.
Ich habe von frühester Kindheit an gelernt, mich perfekt anzupassen, sodass ich immer als normal durch ging. Ich habe sogar brav die Meilensteine der Kindlichen Entwicklung durchlaufen, weil ich intuitiv wusste, dass das von mir erwartet wird. Außerdem vurde von meiner Geburt an erwartet, dass ich ruhig und unkompliziert bin, was ich auch brav war.
Ich weiß nicht was Selbstfürsorge ist. Für mich ist tägliches Duschen schon Selbstfürsorge, inzwischen wird der Körper sogar brav eingecremt bzw. Indouchebodymilk verwendet, wei die Haut ja Feuchtigkeit braucht.
Meine Wahrnehmung würde mir auch schon sehr früh abgesprochen. Wenn ich erkältet und deshalb total platt war, galt ich erst als krank, wenn ich Fieber hatte. Und wer krank ist, darf nicht lachen etc.
- ich fing an mir selbst zu glauben und auf mich zu hören
- ich begann mich den anderen abzugrenzen, deren Erwartungen mir schadeten
Ich würde mir gern glauben. Aber ich brauche die Dinge schwarz auf weiß bestätigt und hinterfrage sie dann noch x—Mal. So war es mit der DIS—Diagnose. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich nicht allein in meinem Körper bin. Die Umwelt sprach mir dieses Bauchgefühl ab, bis dann 2006 die Diagnose schwarz auf weiß da stand, und trotzdem zweifelte ich lange daran.
Genau das selbe Problem besteht jetzt wegen dem Bauchgefühl, irgendwo im Autismus—Spektrum zu sein. Die, die mich länger kennen, glauben es nicht (Ehemann: „du bist viele und du wirkst normal. Ich habe in Vorlesungen, bei denen ich mit dabei war, viel über Autismus gehört und die Prof. forscht in dem Gebiet und hat echt Ahnung...“ Psychiaterin: „ nein, Sie sind definitiv n i c h t autistisch, dafür wirken/sind Sie zu aufgeweckt...“. Deshalb diese blöde Diagnostik, die im September beginnt. Ich will die Wahrheit schwarz auf weiß, selbst wenn das bedeutet, ich habe mir nur eingebildet/eingeredet, Autistin zu sein/autistische Züge zu haben.
Ich muss erst einmal mühsam lernen, mich zu finden und dann kann ich anfangen, mich von schädlichen Erwartungen abzugrenzen...
03.08.17, 23:57:08
drvaust
Du mußt also zuerst lernen, wie Du am Besten mit Dir zurechtkommst, am Besten für Dich sorgst. Dann kannst Du auch für Kinder sorgen, hast die Kraft.
Wenn so ein Mensch mich fragt, was ich wolle, a oder b, erspüre ich die gewünschte Antwort und das wird auch gemacht. Folglich weiß ich in Gesellschaft so gut wie nie, was ich will oder brauche.
Manchen hilft es, aus diesem Schema herauszukommen, wenn sie sich dabei/danach überlegen, was für sie selbst das Beste ist. Der nächste Schritt ist dann, ehrlich zu sagen, was sie wollen. Denn die Frage lautet ja "was ich wolle".
Aber vorsichtig ändern, eine plötzliche Änderung der Gewohnheiten kann zu Beleidigung führen. Jedoch würden sich Menschen, die Dich mögen, darüber freuen. Dann wissen sie, was Du willst, und müssen nicht überlegen, was Du wirklich willst.