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10.06.17, 22:28:22

Kaleidoskop

Dass Kleinkinder gerne alles mögliche "probieren", Sand, Gras etc. ist ja jedem bekannt. Ich glaube, es ist auch nichts besonderes, wenn ein 1 - 3 -jährigem Kind Löcher in die Wand pullt und den Inhalt verspeist.

Ich weiß von meiner Erzeugerin, dass man mich stundenlang allein mit Zigarettenschachteln und/oder Zeitungen allein lassen könnte und ich diese ausgiebig und ohne Ablenkbarkeit zerrupft habe.
Ein Ding, das nicht machen wollte, flog durchaus mit einer Portion Wut in die Ecke gepfeffert und nie wieder genutzt (ich glaube, dass, das wiederum auch typisch für Kleinkinder ist).

Nur das mit den Zeitungen macht mich etwas stutzig. Verhält sich so ein gesundes /nicht-autistisches Kind?

Ich weiß aus eigener Erinnerung, dass ich mich ewig allein beschäftigen konnte und heute noch kann. Ich brauch auch meine Ruhe.
Zuhause gab es keine festen Strukturen, inden Schulen schon. Jetzt strukturiere ich meine Tage. Wenn ich was daran ändere, ist das okay - ich habe auch für manches Verzögerungen eingeplant (Hund funktioniert ja nicht wie eine Maschine ;-)). Ich werde nur "sauer, wenn mein Mann meine Pläne durchkreuzt, das stresst mich ungemein.

Kann mir das wer beantworten, was "in der Rom" ist?

Möglich, dass ich noch mehr Verhaltensweisen aus Vergangenheit und rhinterfrage. Deshalb bin ich für Meinungen, Gedanken, Anregungen und Kritik sehr dankbar.

11.06.17, 07:46:31

Antares

Rein aus der Handlung an sich wirst Du keine Rückschlüsse ziehen können. In einem bestimmten Alter machen das alle Kinder, eine Zeitung nehmen und auch mal zerrupfen. Auch leidenschaftlich - meist stellen sie danach auch noch irgendwas damit an, z.B. in den Mund nehmen oder Kleber suchen und Teile zusammenkleben, mit Farben beklecksen... Kinder machen viel.

Ich habe autistische Kinder erlebt, die Zeitungen zerrupfen, ganz starre Muster fahren unter ganz schwierigen Lebensbedingungen - sie tun nichts anderes mehr, es ist in diesem Fall ein Akt der Kompensation. Stapelweise, Tage, Wochen, Monate, Jahrelang hilflose Kompensation ob immenser Überlastung in einem unsensiblen Umfeld.

Gewalt in der Familie, Lärm in der Umgebung, Kita- Schulzwang unter Barrierelast,... diese Kinder entwickeln eine Art resignierte Kompensation. Sie saßen wippend vor kahlen Wänden, eine Zeitung in der Hand, diese zerrupfend in kleinste Teile - Entwicklung war zu diesem Zeitpunkt Jahre zurück in der Stagnation.

In diesem Zustand der autistischen Kinder (misshandelt, traumatisiert, Dissoziiert) wurden bei dreien von denen ich nun diese Geschichte kenne Medikamente eingesetzt. Neuroleptika, Sedativa und Psychopharmaka.

Das Gefühl als ich diese Kinder sah war ganz eigenartig, es fühlte sich schrecklich an, entsetzlich. In der Familie, wie in der Schule oder auch in der Behinderten-Tagesstätte. Ich legte vor Kurzem einen Fokus darauf diese Geschichten zu sammeln, zu erleben, erfahren und Familien die das wünschen zu begleiten.

"Mal" aus Spass an der Freude eine Zeitung zerschnipseln, zerreißen, das ist denke ich gesund und lebendig. Ob das Nicht-Autistische Kinder auch tun in dieser hohen Konzentration die autistische Kinder aufbringen (können) weiß ich nicht, i.d.R. sind sie tendentiell etwas sprunghafter in meiner Beobachtung. Autistische Kinder tun so etwas gern mal sehr ausgiebig, intensiver und länger.
11.06.17, 18:39:16

Kaleidoskop

Ich habe im Alter von keinem Kleber oder Farben Gebrauch gemacht. Ob ein Kind mit ca. 1 Jahr sowas schon kann, weiß ich nicht. Dass ich schon in dem Alter schon traumatisiert war, ist bekannt ebenso, dass ich viel mit mir allein war. Meine Geschwister haben derartiges nicht gemacht.

Heute gibt es andere Dinge, in denen ich mich "verliere/verstecke" - damit meine ich Dissoziation nicht. Das ist noch mal anders.
 
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