Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Habt ihr Zugang zu euren Emotionen? Wenn ja, könnt ihr sie immer benennen?
Könnt ihr eure Emotionen nach außen sichtbar machen (Mimik, ggf. Gestik?

Ich weiß zwar, dass ich Emotionen haben muss, spüre aber nur Freude (ab einem gewissen Grad), Angst und Überforderung. Sehr selten Wut. Oft ist alles nur eine diffuse (hohe) Anspannung. Ich weiß, dass ich wenig Mimik habe - wurde mir erst kürzlich mitgeteilt.

Heute habe ich die letzten Seiten von "wenn du mich liebst, bleibst du mir fern" gelesen.

Ich verstehe das mit den 'Figuren'/'Gesichtern nicht so ganz - zumal sie ja auch beschreibt, dass diese andere Vorlieben, Stärken und Schwächen haben. Ist das im Sinne von viele Persönlichkeiten im Sinne einer Multiplen Persönlichkeit bzw. (Heute) Dissoziative Identitätsstörung gemeint, oder ist es so, als wenn ICH eine fröhliche, unbeschwerte Maske zur Schau trage, damit keiner merkt, wie es mir wirklich geht.

Interessant fand ich den Aspekt, dass sowohl Sie Lauch Ian die Bedürfnisse des Gegenübers erspüren wollen, um diese dann zu befriedigen- so wie ich auch Händle - und wenn jemand es schafft, diese vor mir zu verbergen (gelingt nur seeeeeeehr wenigen) - bin ich echt aufgeschmissne, weil ich dann herausfinden muss, was ich will.

Dass der Körper sich fremd anfühlt, ist mein Standard - ich wusste nur nicht, dass das bei Autisten auch so ist/sein kann. Dasselbe gilt für das Phönomen, dass Körperteile/der ganze Körper einfach verschwindet - ergo sind (manche?.) Autisten, wie ich von sog. Depersonalisation (Körper teilweise ganz weg, Körperliche, die sich komisch, nicht zugehörig anfühlen).

Ich glaube, ich kenne es auch, in "meiner eigenen Welt" zu sein, obwohl ich den Körper noch besetzt halte. Ob es eigene Regeln gibt, muss ich erst noch überdenken - ich lerne ja jetzt erst neue Seiten von mir kennen.

Für mich ist es leichter, in selbst gemalten Bildern/Fotos oder bereits vorhandenen Liedern zu kommunizieren, da ich für vieles keine Worte habe. Und es gibt auch für mich ein Verstehen ohne Worte (und Mimik, wegen schlechter Augen).

Dass ich Blickkontakt meide, weil ich mich dadurch "nackt" fühle, habe ich schon erwähnt. Ebenso, dass mich neben vielen anderen Dingen Augen faszinieren. Ich hasse es eigentlich, in den Spiegel zu schauen, aber in meinen Augen da drin könnte ich mich verlieren.

Was mich aber wie ein Faustschlag getroffen hat, ist, dass zumindest die Autorin nicht 2 Dinge gleichzeitig spüren kann. Berührt sie sich am Arm, nimmt entweder die Hand ODER der Arm diese wahr! Ich kenne das! Wieso beschreibt sie GENAU DAS?!

Alles andere ist ja noch 'okay', Licht- und Geräuschempfindlichkeit, zu viele Menschen bereiten Probleme - ja selbst, dass Berührung/Umarmung nur in Klamotten erträglich ist - all das kenne ich.

Ich weiß auch, dass ich mich vielen Gepflogenheiten der Gesellschaft angepasst habe. Obwohl ich es nicht mag, habe ich gelernt, jemandem die Hände zu schütteln.

Viele soziale Defizite habe ich schmerzhaft auszugleichen gelernt. Nur das mit dem sich-selbst-berühren - damit habe ich NICHT gerechnet und werde mich da noch umhorchen - sowohl bei euch, als auch NA und Traumapatienten.

Auch über das Rüthena "meine eigene" Sexualität" werde ich noch mal neu nachdenken müssen. Bis 2014 wusste ich, dass ich asexuell bin. Aber durch so viele Entwicklungen - es gibt auch eine Persönlichkeit, die Spaß an Sex hat. Hmmmm. Nein.... Meine Meinung bleibt die gleiche: ich habe keinerlei Interesse an Sexualität und was dazugehört. Da hat sich nichts geändert...
Für mich ist duschen und alles nur Instandhaltung der 'Hülle' - ich Klinke mich aus und tue, was nötig ist, ohne jede Emotionen.

Eigentlich ja.
Aber ich kann sie nicht immer richtig deuten. Z.B. manchmal fühle ich mich begeistert, daß das Wut ist, merke ich erst beim Zusammenprall mit dem Feind. Nein, ich kann schlecht über Emotionen reden, das ist für mich schwer erklärbar, eine fremde Sprache. Darüber rede ich nicht gern und werde oft missverstanden. Ich kann sie schlecht (aktiv) nach außen sichtbar machen, aber oft werden sie sichtbar. Jedoch manchmal werden meine Emotionen falsch eingeschätzt.

Das klingt nicht gut, paß da gut auf Dich auf, das ist nicht gesund.
Ich hatte vor langer Zeit, Beginn der Pubertät über Lehre bis zu stationärer Psychotherapie, kaum noch Emotionen gespürt. Ich hatte die psychischen 'Schmerzen'/Verletzungen satt, da hatte ich mich nicht mehr geärgert, hatte Verletzungen ignoriert, mir war das egal. Aber mit dem Ärger verschwand die Freude und die Lust, alles wurde gleichgültig, ich wurde lebensmüde. Erst als ich Einiges über Menschen gelernt hatte, wie menschliche Kommunikation funktioniert, daß mich Menschen doch leiden können, daß ich mit Menschen auch emotional kommunizieren kann usw., konnte ich Emotionen wieder zulassen. Da konnte ich mich wieder freuen, hatte wieder Lust und hatte wieder Ärger, aber der war nicht so schlimm wie die Gleichgültigkeit.

Könnte das das gleiche Problem/Ursachen wie fehlende Emotionen sein?
Wenn ich längere Zeit psychisch überlastet bin, erlebe ich manchmal Derealisation und dann Depersonalisation. Grauenhaft, wenn sogar der eigene Körper fremd ist.

Das habe ich schon von mehreren Autisten gehört.
Ich habe kein Problem damit. Vielleicht ist das auch bei mir so, aber das fühlt sich nicht falsch an. Ich spüre nur das, worauf ich achte, entweder oder, aber kann sofort wechseln.

Ich dachte auch mal, daß ich asexuell bin. Aber ich bin sexuell aktiv, nur Geschlechtsverkehr geht nicht, nur alleine, nur Fantasie, kein Fremder real dabei. Zumindest bis jetzt, aber da war in der späten Kindheit schon mal was, das war kein Sex, aber schon in dieser Richtung.

Ich glaube, die Dauerderealisation & Depersonalisation sind, wie die DIS traumafolgestörungen, ebenso der fehlende Zugang zu Emotionen.
Wenn ich welche habe, kann ich sie nur schwer verbal kommunizieren. Aber ich habe ein Skalen-Buch gefunden, mit dessen Hilfe ich evtl. das Gefühl und die Intensität benennen kann. Ich will/muss irgendwie lernen, wie sich welche Emotion bemerkbar macht und wie ich diese mimisch und gestisch kommuniziere. Das hat man mir leider nie beigebracht.

Manchmal ist Emotionslosigkeit ein Selbstschutz - vor Überlastung oder davor, von z. B. Verzweiflung überflutet zu werden (wie jetzt z. Zt.). Aber trotzdem kann ich selbst jetzt noch Freude oder Mitgefühl empfinden. Und mein Kampfgeist zum Überleben ist auch noch da - neben viel schwarzem Humor (???)

Ich habe zum Thema 2 Dinge beim Körper berühren erste Ergebnisse/Rückmeldungen.
- alle traumatisierten Menschen, die auf meine Frage antworteten, sagten, sie können nur einen Teil wahrnehmen. Es gab auch welche, die nichts von beiden spüren.
- die Nachtschwester, die ich gestern befragte (weder traumatisierte, noch autistisch) meinte, sie könne beides fühlen.
- Mein Mann behauptete, irgendwo noch mal gelesen zu haben, dass jeder Mensch nicht beides gleichzeitig wahrnehmen könne. Ob das stimmt, müsste ich überprüfen, weiß aber nicht, wo nachschlagen.

Dumme Frage: antworten auf Fragen, die ich im Autisnus-Bereich stelle, auch NA? Wenn nein, müsste ich die Berührungsfrage wohl noch an andere Stelle hier im Forum stellen.

Hier schreibst Du im Unterforum 'Offenens Forum', Themenbereich 'Autismus'. Da können alle Forennutzer, auch angemeldete Gäste, lesen und schreiben. Also können auch NA antworten.
Ob jemand auf Fragen antwortet, ist dessen Entscheidung. In diesem Unterforum antworten auch NA.

Gut zu wissen. Dann muss ich nichts doppelt Posten. Und wer antworten möchte, kann, aber es ist keiner gezwungen.

Wenn wer die Fragen wegen Fühlen beantwortet, fände ich nur interessant, ob der Autor Autist oder NA ist. So kann ich mir ein vernünftiges zuverlässiges Bild machen.

Wenn ich weitere Antworten erhalte, dann halte ich euch auf dem Laufenden halten.

Ich kann eine neue Antwort beitragen, nachdem gottseidank jemand das, was ich versucht habe zu fragen, noch mal genauer erklärt hat.

Die Person, die geantwortet hat, ist nicht autistisch, allerdings von Geburt an blind. Wenn diese Person mit dem Finger anderen Körperteil berührt, dann spürt der Teil, der berührt wird mehr, der Finger weniger. Aber beide Teile des Körpers spüren.