Zwischen den Welten
01.05.17, 21:42:48
Kaleidoskop
Ich glaube, viele von euch kennen mich inzwischen ein kleines bisschen, das heißt, es ist bekannt, dass ich schlecht sehe und soweit. Genauso ist bekannt, dass ich eine Intuition, da ich definitiv nichts was Gesichtern Mimik und Geste gelesen kann.
Sie auch, dass ich relativ gut mit Sprache umgehen kann, auch wenn ich hier mit Sicherheit in einige Fettnäpfchen getreten bin und auch noch treten werde. Ich hatte auch schon erwähnt, dass ich mit einem nonverbalen, unkenntlich artistischen Kind befreundet bin. Ich scheine zwar irgendwie einen Zugang zu ihr zu haben und ich Bin mir sehr sicher, dass sie einen sehr guten Verständnis Wortschatz hat. Aber da sie oft nicht antwortet und ich schon bei NA Mimik und Geste ich nicht verstehe beziehungsweise, wenn irgend jemanden irgendwas vor sich hin kommst, wie soll ich dann auf ihre neuen verbalen beziehungsweise laut Äußerungen reagieren? Das ist mir unheimlich wichtig, sie zu verstehen. Zum einen möchte ich ihre Welt verstehen, zum anderen möchte ich ihr helfen, aus ihren "Gefängnis" Der Sprach-und Wortlosigkeit zu helfen. Mir ist schon oft aufgefallen, dass über nicht sprachliche vor deren Augen geredet wird. Und keiner weiß, ob sie nicht doch ganz genau verstehen, was man über sie sagt. Zu mir war das bis vor kurzem auch nicht klar. Mir wurde das durch ein Buch bewusst und ich bin sehr dankbar für dieses Wissen.
Ich helfe gern, sammle gern wissen, gebe aber auch gern wissen weiter. Nur in diesem Fall weiß ich nicht, wie ich so handeln kann, dass das Mädchen tatsächlich einen praktischen Nutzen aus dem ziehen kann, was ich zu vermitteln versuchen.
Ein schönes Beispiel für Ihr Verständnis ist, dass ich, als ich sah, dass der Weg anders gefahren wird, als sie denken, ich ihr gesagt habe, dass sie sich nicht erschrecken soll, der Weg ist zwar anders, aber das Fahrzeug und die in ihnen befindlichen Personen kennt sie noch. Erstaunlicherweise hat dass sie tatsächlich keinen Wutanfall. Und ich weiß, das ist in vergleichbaren Situation durch aus schon zu Wutanfällen gekommen sein soll.
Was wird damit gemeint, wenn man mir sagt, ich solle mit ihr in einfacher Sprache reden? Ich will doch keine ein und 2 % Zeppelin! Das wird ihre Intelligenz nicht gerecht und ich fühle mich so, als würde ich sie und mich verarschen. Das ist für mich selbstverständlich, dass ich nicht mit Fremdwörtern um dich werfen, weil sie noch ein Kind und ich bin erwachsen und habe das Abitur. Einfache Sprache? Das verstehe ich beim besten willen nicht.
Für jeden Tipp, der mir hilft, weiter Zugang zu mir zu erhalten, in ihrer Welt einen Platz zu finden und ihr zu helfen, weiter zu kommen, bin ich mehr als dankbar. Das einzige was ich nicht möchte sind Methoden, mit denen ich sie interessieren würde, wie einen aus oder Hund. So frei nach dem Motto sag Hallo und wenn sie hallo sagt kriegt sie dann Schokolade oder so. Das ist für mich keine Art, einen Menschen zu behandeln. Wenn ich finde, sie hat etwas gut gemacht, weil sie zwar ein paar Wörter kann, wahrscheinlich mehr als ich weiß, aber durch aus ein bisschen faul ist, was das Reden angeht, dann lobe ich sie. Ich finde Lob besser als dressieren beziehungsweise Konditionierungen mit irgendwelchen Leckerlis.
Ach so, was mir auch wichtig ist ist die Tatsache, dass ich die Erziehung der Eltern, auch wenn ich manches vielleicht ein wenig fragwürdig finden mag, nicht untergraben möchte. Ich möchte einfach nur das Mädchen unterstützen so dass sie eine Chance hat. Und mir ist auch wichtig, dass ich sie nicht überfordere. Aber dafür kann ich euch leider keine Beispiele geben, ab wann das der Fall ist. Ich hab es bisher noch nicht an ihre Grenzen geschafft, weil ich es auch nicht wollte.
02.05.17, 22:11:34
Kaleidoskop
Ich glaube, ich verliere die Kontrolle über mich. Allein heute 3 Situationen, in denen ich extrem viel Willenskraft aufbringen, um nicht vor Wut gegen etwas/mich geschlagen hätte (2 Schläge hat der Kopf abgekriegt, weil ich so überreizt war).
Ich wechsle zwischen angepasst- freundlich, latenter Aggression und Heulen, weil alles zu viel ist und ich nicht weiß, wie ich runter kommen soll.
Hoffentlich schlafe ich heute Nacht ausreichend und gut - Schlaf trägt, glaube ich, auf jeden Fall zu einer gewissen Stabilitäz bei.
03.05.17, 16:37:28
Kaleidoskop
Ich habe eben mit Entsetzen gehört, dass ich zumindest in Gruppen(Therapie)Situationen keine Emotionen nach außen zeigen würde. Ich gebe Vollzug. Gute Tipps und stelle verbal einen Bezug zu mir her, aber Emotionen sind nicht sichtbar.
Genauso soll es wohl in der Einzeltherapie (Traumatherapie) sein. Ich dachte immer, man könnte in meinem Gesicht die Emotionen sehen, selbst wenn ich nicht heule wie ein Schlosshund. Die einzige Emotion, die man definitiv sehen dürfte ist, wenn ich mich freue.
Ich weiß, dass ich im Alltag scheinbar normal wirke. Dort hat mir noch niemand gesagt, man würde keine Emotionen sehen. Also diese Aussage muss ich wirklich erst mal verarbeiten und verdauen.
03.05.17, 17:56:07
Antares
Das wäre bei Autisten nicht besonders eigenartig. Die Ausdrucksart unterscheidet sich - es wird nur gedacht man sieht nichts.
Wenn Du Dich unter eine Gruppe Autisten mischst "kippt" das. I.d.R. verstehen sich empathische Autisten untereinander dann wieder sehr gut und wissen sofort was mit dem Gegenüber ist, weil man sich einfinden kann.
Menschen die keine hohe Sensibilität in verschiedenen Bereichen aufweisen sind auch zum Teil nicht in der Lage etwas wahr zu nehmen, also Empathie für Autisten überhaupt zu entwickeln. Es gibt natürlich auch Autisten die andere Autisten nicht verstehen (können), aber die Tendenz ist sehr deutlich, dass sich diese Minderheit der Bevölkerung unter sich besser versteht (verstehen kann sogar).
Bei Autisten ist eine "Therapie" der eigenen Art dann auch irgendwo sinnfrei, da es sich nur um eine Verschiedenheit handelt, die eben anders ist. Es gibt ja auch empathische Nicht-Autisten, die das nachempfinden können manchmal sogar, weil sie Einfühlungsvermögen besitzen, das sind aber nicht sehr viele wenn ich mich zumindest bei den Menschen umsehe, die ich bisher kenne.
03.05.17, 20:25:19
Kaleidoskop
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Anteras.
Ich habe eben beziehungsweise vor ein paar Stunden Fotos von mir geschossen und sie an einige vertraute Menschen und eine Selbsthilfegruppe bei WhatsApp für Betroffene von Dissoziative Identitätsstörung geschickt und gefragt, was sie glauben, wie ich mich fühle.
Die WhatsApp Gruppen konnte nicht richtig zu ordnen, aber ein bisschen in die richtige Richtung ahnen. Meine Familie, die mich von klein auf kennt, also zwei Schwestern haben beide erkannt, dass ich traurig bin. Mein Mann hat das ganze noch getoppt, indem er gesagt hat dass er nicht nur die Traurigkeit sie sondern auch eine gewisse Verzweiflung und das Gefühl der Sin-n und Hoffenungslosigkeit. Er hat allerdings angemerkt, dass ich nur minimale Mimik habe/zeige.
Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand mit Empathie egal ob alleine mit mir oder in einer Gruppe recht schnell fühlen könnte, wie es mir geht. Ich war bisher noch nicht in einer Gruppe von Autisten, bin aber wie erwähnt, mit einer nonverbalen Autisten befreundet. Die einzige wirklich erkennbare Mimik für mich ist Lachen. Den Rest erahne ich. Ich kann leider keine Bestätigung bekommen, aber es hat sich hier und da durch aus gezeigt, dass ich recht hatte. Ein kleines Beispiel: sie wirkte irgendwie müde und ich kann es nicht definieren. Ich hab dann ihrer Mutter gesagt, dass ich glaube, dass sie krank wird. Und am nächsten Morgen rief sie mich an und gib mir Bescheid, dass sie tatsächlich krank ist.
03.05.17, 20:32:25
Kaleidoskop
Was das Thema Therapie angeht: ich weiß nicht, was bei mir an meinem Verhalten noch "weg therapiert" werden soll. Ich habe sicherlich noch einige Defizite im sozialen Bereich, aber eventuell frühstücke ich die schon im Traume Bereich mit ab. Die Praxis in der ich ursprünglich die Diagnostik durchführen wollte, heute ein Schild, auf dem Spielen ausdrücklich erwünscht gestanden. D.h. so banal und bescheuert es klingen mag, ich möchte lernen, zu spielen. Es gab noch ein zwei andere Ziele, die ich formuliert habe, aber das sind Sachen, die vermutlich viele N auch oder in ähnlicher Weise haben. Ansonsten lebe ich nach dem Motto nimm mich wie ich bin oder verzieht euch einfach.
05.05.17, 12:02:47
feder
Hilft dir deine Therapie tatsächlich? Wozu willst du dich diagnostizieren lassen? Therapeuten wissen meist sowieso nicht, wie sie mit Autisten umgehen sollen und ansonsten hat das auch oft nur Diskriminierungen zur Folge – sofern nicht ausdrücklich Nachteilsausgleiche angestrebt werden und die auch tatsächlich die Nachteile überwiegen.
05.05.17, 14:01:00
Kaleidoskop
Fehler, im Bereich Traumatherapie habe ich offenbar schon einige angeblich große Fortschritte gemacht. Eine Diagnostik bezüglich Autismus möchte ich eigentlich nur, um zu wissen, wo ich dran bin. Ich bin kein Mensch, der sich gern selbst eine Diagnose gibt. Nur weil ich das Gefühl habe, vieles was hier geschrieben wird oder in Erfahrungsberichten zu lesen ist irgendwie zu kennen, möchte ich nicht gleich behaupten, ich sei autistisch.
Die Praxis, die ursprüngliche Diagnostik durchführen wollte, bis sie hörten, dass meine Eltern mich traumatisiert hatten, haben gesagt, dass sie einen Therapieplatz für mich hätten. Ob und wie viel Ahnung und sie tatsächlich haben, kann ich nicht einschätzen. Ich weiß auch noch nicht, ob ich das Angebot dann auch wirklich annehmen. Ich habe den Flyer der Praxis auf dem Handy, weil in mir die Mutter meiner Freundin zugeschickt hat. Aber ich habe ihn mir noch nicht angeschaut.
Wenn Männer zu Techniken wie ABA oder TEACCH (also entweder dressierter Affe oder aber Roboter lernen) arbeiten, dann beißen sie sich an mir so oder so die Zähne aus, weil ich von dem Stadium, in dem man vielleicht mit jemand arbeiten könnte so weit entfernt bin, wie die Sonne von der Erde. Ich mach nichts nur für Schokolade. Und wenn man mich zwingt, Aufgaben schnell und unter Zeitdruck zu setzen, dann kann man mich auch gleich am Allerwertesten lecken, weil ich sowas nicht kann und dann überfordert bin. Aber vielleicht schau ich mir einfach mal die Flyer an. Es wird eh noch einige Jahre dauern, dass eine Diagnostik stattfinden kann. Ich hatte schon mehrfach erwähnt sind, das Trauma und Autismus viele Gemeinsamkeiten aufweisen, was das Verhalten angeht.
Dank der See Einschränkung, die gesetzlich schon als blinder Held, habe ich schon ein Nachteilsausgleich. Also ist die Diagnose nur für mich, sonst für keinen. Sie soll mir vielleicht, sofern das überhaupt was bringt, helfen, mein Verhalten besser zu verstehen und, falls die Therapie was bringen würde, nicht deren Hilfe bestimmte Verhaltensweisen, die mir schaden zu ändern, wenn die Therapie für mich nicht tauglich erscheint, dann mache ich es wie immer und arbeite allein. Ich hatte mein ganzes Leben keinen Luxus im Sinne von Therapie, um bestimmte soziale Defizite auszugleichen. Ich habe Menschen nach geahnt und gut war's.