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Kleine Schritte helfen im Alltag

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20.11.06, 20:06:25

Altpapier

Immer wieder wurde auch mir geraten Vorhaben in kleine Einzelschritte einzuteilen, weil es dann leichter fallen würde sich zu motivieren. Nur hat das bei mir nie geklappt.

Heute kam mir der Gedanke, daß da damit zu tun haben könnte, daß ich wegen Autismus ja offenbar nur schlecht viele Dinge gleichzeitig machen kann. Somit wäre dieser Rat für Autisten ungeeignet und sogar kontraproduktiv. Unangenehm, wenn man trotzdem dergleichen von Psychologen geraten bekommt als vermeintliche Lösung von Motivationsproblemen.

Was meint ihr dazu?
20.11.06, 23:25:29

drvaust

:rolleyes: Das mit den kleinen Einzelschritten funktioniert bei mir auch nicht richtig.
Ich kann mich zwar leichter zu einem kleinen Schritt motivieren, aber danach habe ich viele weitere Schritte. Wenn ich mal begonnen habe, ziehe ich durch, bis ich fertig bin, nicht mehr kann oder unterbrechen muß. Danach muß ich mich für einen Neustart motivieren.
Wenn ich Alles in einem Riesenschritt mache, brauche ich zwar länger zum Starten, bin dann aber, nach einem Extremakt, fertig.
Wenn ich das auf viele kleine Einzelschritte aufteile, beginne ich zwar schneller mit dem ersten Schritt, aber dann muß ich mich wieder zum nächsten Schritt motivieren. Viele kleine Einzelschritte bedeutet bei mir, ich komme nie zum letzten Schritt.
21.11.06, 06:21:46

Silvana

also bei mir hat das mit den Einzelschritten weniger mit der Motivation zu tun, als mit der nur bedingten Fähigkeit mehrere Komplexe Dinge gleich zeitig im Kopf ablaufen zu lassen.
Beispiel: Ich möchte eine Webseite erstellen.
zu erst kümmere ich mich um den kreativen Teil (Dessin und was drin sein soll, das mach ich in einem separaten Programm)
und dann gebe ich das halt Programmiertechnisch richtig ein (CSS usw.)
Gleichzeitig geht das nicht.
Genauso ist es beim schreiben, erst aufschreiben dann Rechtschreibung beides gleichzeitig macht mich ganz wirr im Kopf.
21.11.06, 08:01:49

Jutta

Ich kann das mit den kleinen Schritten auch nicht, weil ich überhaupt kein Durchhaltevermögen habe.
Wenn ich etwas mache , dann ganz - dauert eine Aktion länger, dann bin ich irgendwie halbherzig bzw. unkonzentriert dabei - es fehlt mir die Motivation. Ich meine speziell Arbeitssituationen.
Es hat auch mit Konzentration bei mir insgesamt zu tun. Über eine längere Zeit funktioniert das nicht, ich brauche Auszeiten, vielleicht liegt es auch daran.
So werden sogar " Großprojekte" in einer irren Geschwindigkeit erledigt ( andere sprechen von Power, ich von schnell wegarbeiten) .
Kleine Schritte, wurden alles erleichtern , sagt man mir - für mich bedeutet das eher das genaue Gegenteil
21.11.06, 18:29:34

arlette

mir hilft es oft, wenn ich einen 'belastungsberg' in 'kleine felsen' sprengen kann (durch analysieren, und weil ich als erwachsenenbildnerin unterdessen automatisch ein grobziel in feinziele 'portioniere'), und mir dann vornehme, jeden dieser 'felsen' anzupacken. lange hatte ich eher nicht die geduld dafür, aber meine empirischen daten sagen mir, dass ich so sehr viel schneller und effizienter vorankomme.
22.11.06, 03:19:49

drvaust

Ich habe doch ein Beispiel gefunden, bei dem mir kleine Einzelschritte geholfen haben. Aber nicht als Stufen zum Ziel, sondern als Aufteilung in eine kleine Routine.
Als umweltfreundliche Person sammel ich Papier, Pappe und Gläser, um diese dann in die entsprechenden Container zu stecken. Dadurch hatten sich bei mir Berge von Altstoffen angesammelt, die Stapel fielen um und in den Gläsern entstanden neue Lebensformen. Um so mehr sich ansammelte, um so schwieriger wurde der Transport, um so schwieriger wurde die Motivation. Jetzt habe ich eine wöchentliche Routine, jeden Donnerstag, auf dem Weg zum Einkaufen, bringe ich die Altstoffe zu den Containern.
Aber bei Großprojekten komme ich mit 24 Stunden durcharbeiten besser, als in kleine Teilprojekte zu zerlegen.
22.11.06, 06:41:17

Silvana

geändert von: Silvana - 22.11.06, 06:45:51

ja,ja neue Lebensformen habe ich, als ich noch allein gelebt habe auch öfter in meiner Wertstoffsammlung entdeckt.
Kleine Schritte bedeuten nicht das ich das Ziel in kleine Abschnitte unterteile, sondern den Weg dort hin.
Das heißt z.B. beim Bewerbungsschreiben: Ich formuliere den Text vor lese ihn mir durch, stricke ihn um und prüfe dann die Rechtschreibung, lese ihn noch mal und korrigiere gebenden falls den Inhalt (streng in dieser Reinfolge). Aber diese Schritte erfolgen unmittelbar auf einander.
Würde ich zwischen durch Pause machen, würde es mir gehen wie Jutta, ich würde die Motivation verlieren.

Ps: am besten formuliren sich Bewerbungen bei einer guten Flasche Bier (nur die Rechtschreibung leidet etwas darunter, aber wozu giebt es im Word die Taste F7)Aber nicht das ihr denkt meine schlechte Rechtschreibung kommt vom Bier, nein am frühen Morgen giebt es kein Alk, aber Alkohol verstärkt die Legastenie, baut aber die darduch bedinngten schreib Hemmungen ab. (das ist aber offtopic).
23.11.06, 12:50:16

Altpapier

Routinen klappen bei mir auch recht gut und die sind bei einem kontinuierlich laufenden Betrieb auch das sinnvollste. Problematisch wird es bei mir, wenn ich etwas als Ganzes denke und dann geraten bekomme das in kleinere Schritte einzuteilen. Vielleicht bin ich da auch einfach unflexibel?

Der Sinn dieses Rats ist ja wohl, daß man sich häufigere Erfolge suggeriert.
24.11.06, 15:08:11

arlette

[quote="drvaust"Aber bei Großprojekten komme ich mit 24 Stunden durcharbeiten besser, als in kleine Teilprojekte zu zerlegen.[/quote]
geht mir auch so. mit kindern leider oft nicht möglich, aber ich merks jetzt wieder in meiner ausbildung: wenn ich an was dran bin und alles um mich herum vergesse, dann mache ich am liebsten so lange weiter, bis ich nicht mehr kann, anstatt mir vorzunehmen: jeden abend 2 stunden. die effizienz ist beim ersten vorgehen enorm höher.
24.11.06, 20:03:22

DrChaoZ

Zitat von arlette:
... wenn ich an was dran bin und alles um mich herum vergesse, dann mache ich am liebsten so lange weiter, bis ich nicht mehr kann, anstatt mir vorzunehmen: jeden abend 2 stunden. die effizienz ist beim ersten vorgehen enorm höher.


das halte ich bei projekten auch so und kann die aussage unterschreiben. ich bin einfach leistungsfähiger wenn ich projekte 'am großen stück' abarbeite. allerdings ist es dabei immer wichtig dennoch mehrere etappen zu planen, weil es sonst auf einmal einfach zu viel wird. ohne diese etappen fange ich an schlampig und nachlässig zu werden. dies bezieht sich allerdings in meinem fall vorwiegend auf das berufsleben und in meinem privatleben habe ich keine geeigneten strategien gefunden bis her.
26.11.06, 13:19:55

drvaust

Mir ist da noch ein anderes Problem aufgefallen.
Wenn bei einem Vorhaben meine gewohnte Umgebung verändert wird, habe ich keine Ruhe, bis Alles wieder wie gewohnt ist. Z.B. wenn ich eine große Wohnungsreinigung mache, bei der ich umräumen muß, um an Alles heranzukommen, habe ich erst Ruhe, wenn Alles wieder am gewohnten Ort steht. Da kann ich die Arbeit kaum unterbrechen, weil ich sonst keine Ruhe finde.
Deshalb habe ich auch einen Außenarbeitsplatz im Schuppen, wo ich keine gewohnte Umgebung brauche, wo auch mal Etwas liegenbleiben kann. Dort kann ich eine Arbeit auch in kleinen Schritten machen. Dort liegen Papierstapel, die mal abgearbeitet werden müssen. Im Winter hole ich die Arbeit in die Wohnung und räume sie bei Unterbrechung wieder raus.
27.11.06, 20:03:56

arlette

ja, drvaust, ich habe auch keine ruhe, bis in der wohnung wieder alles wie gewohnt ist. deshalb bearbeite ich auch nur dinge, die klein genug sind, um sie in einen schrank oder eine schublade 'wegzusperren', sollte ich damit nicht fertig werden. und umräumaktionen plane ich sehr genau, weil ich nicht schlafen gehen kann, solange ich nicht fertig bin.
 
 
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