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Autismus-Artikel in der Zeit: "Liebe? Ist Diana B. fremd."

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20.01.16, 20:36:19

55555

Lesen Sie in der Reihe grenzdebiler Autismusreportagen der Zeit:
Zitat:
Asperger-Syndrom:
Mich gab es immer schon zweimal

Liebe? Ist Diana B. fremd. Sie spielte die glückliche Ehefrau, doch fühlte und dachte anders. Warum? Erst eine seltene Diagnose befreite sie von ihrer Lebenslüge.

Quelle
20.01.16, 22:15:29

Fundevogel

Diese gesellschaftlichen Normen wurden in meiner Jugendzeit auf dem Dorf noch jedem Mädchen beigebracht: Frauen die rauchen, kann man für alles gebrauchen... wenn sie an der Theke in einem Lokal stehen, gelten sie als Nutten... Mädchen haben mit jedem zu tanzen und Zudringlichkeiten irgendwie freundlich weg zu komplimentieren... Ein schwarzer Rock und eine weiße Bluse kleiden ein Mädchen anständig... Ein Mädchen hat den Haushalt pickobello zu beherrschen und sich in die spätere Rolle der Pflegerin der Eltern einzufinden... Sie darf nicht mit gespreizten Beinen sitzen... Nur der Mann im Haus macht den Führerschein... Eine Ausbildung darf nur den Zweck haben, Mann und Familie zu unterstützen...Sexuelle Erfahrungen vor der Ehe sind völlig tabu und müssen gebeichtet werden...einem Mann ist nicht ins Wort zu fallen, auch wenn er noch so viel Mist erzählt...Männer haben gebaute Häuser am Namen...schwangere Bräute haben im dunklen Jackenkleid zu heiraten...Koitus interruptus ist Sünde...kurze Haare sind nicht weiblich...flache Schuhe auch nicht...

Eine befreundete Nichtautistin hatte das kritiklos so verinnerlicht, dass sie in der geschlossenen Psychiatrie landete.

Ich entschied mich, einfach Nein zu diesem Lebensmodell zu sagen und bin ihm oft genug noch auf den Leim gegangen.

Einfach schrecklich finde ich, dass ein frei geborener Mensch eine Diagnose braucht, um diese aufgedrängten Lebensformen abzuschütteln. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Da lässt sich jemand als krank erklären um einen Grund zu haben, gesund leben zu können. Einfach nicht zu glauben!

Deshalb immer mal wieder von mir die Ermunterung: Geht nicht zum Arzt sondern lebt das einfach selbst bewusst, was ihr seid!
22.01.16, 21:16:03

sonnychris

geändert von: sonnychris - 22.01.16, 21:17:19

Ich wurde meiner Mutter weggenommen, weil sie es nicht schaffte, mich zu versorgen. Also ging es in eine Vormundschaft, die vom Amt meiner Großmutter väterlicherseits übergeben wurde. Dort erwartete mich ein totaler Drill, nachdem der alte Hausarzt, was von Entwicklungsproblemen, Verdacht auf eine autistische Störung, erwähnte. Drill auf Weiblichkeit, Drill auf die Pflichten der Frau (Altkatholisch), Drill Sozialverhalten, Drill schreiben/lesen, Drill Texte betont vorlesen, Drill betont reden, Drill Haushalt, Drill Interessen, Drill Kleidung, Drill Kleidungs-Geschmack, Drill Essen, Drill Konversation.... usw usw. Heute im Nachhinein denke ich, sie wollte unbedingt erreichen, meine "Störung" zu vernichten, auch vielleicht aus Angst vor dem Jugendamt. Ich lebte dieses eingeprägte Leben weiter bis zum totalen Zusammenbruch mit 40 Jahren. Jetzt bin ich in Therapie und muss mit meiner durch das alles erworbenen Krankheit dafür kämpfen, jetzt zu lernen, wer ich wirklich bin und dass ich vielleicht mal das leben darf was ich bin.
23.01.16, 02:12:34

Fundevogel

Dann schreibe ich dir die Worte, die ich bei einem Krankenhausaufenthalt von einem Arzt gesagt bekam: "Sie brauchen keine Therapie, sie haben alles was sie brauchen in sich. Gehen Sie auf die Suche danach und machen sie was draus."
Ab und zu besuche ich ihn auf einen Schwatz und dann freue ich mich über das, was er unterlässt... wie der Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen es in ähnlicher Form sagt.
23.01.16, 12:35:58

mentor

Die Aussage des Therapeuten ist mir sehr sympathisch.
23.01.16, 12:59:57

55555

Ein Therapeut würde sowas wohl nicht allgemein sagen, er lebt ja vom therapieren. Oben lese ich, daß ein Arzt soetwas sagte.
23.01.16, 14:36:07

mentor

Sorry, mein Fehler. Es war der Arzt.
 
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