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Wie man Hasspostings erkennt

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20.12.15, 14:37:12

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Was meint ihr dazu? Meine erste Frage an diese Kriterien wäre, ob es dabei wirklich um eine Systematisierung geht oder doch eher um Denkverbote. Wenn es systematisch anwendbar wäre, dann wäre es auch in Bezug auf Autisten allgemein anerkannt.
Zitat:
Checkliste für Menschenwürde

Ein Beispiel dafür ist etwa der sogenannte Bürger-Test, der Rassismus entlarven will. Jeder Buchstabe des Wortes steht dabei für eine andere Eigenschaft der Äußerung, die potenziell herabwürdigend ist:

Barbarisierung: Die westliche Kultur steht prinzipiell über anderen. Ein Beispiel ist etwa der Verweis bei Müllproblemen in Asylwerberheimen, in Afrika wäre es "auch so dreckig", die Afrikaner "kennen Umweltschutz ja nicht".

Überzeichnung: Dazu gehören Karikaturen, in denen Schwarzen etwa eine besonders "dicke Negerlippe" gezeichnet wird. Beispiele sind auch im Antisemitismus zu finden, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache geriet wegen einer von vielen als antisemitisch wahrgenommenen Karikatur auf seiner Facebook-Seite unter Druck.

Rassifizierung: Damit ist gemeint, Menschen aufgrund ihrer Abstammung pauschal bestimmte Eigenschaften zuzuweisen. Das gilt auch für Religionen und Kulturkreise, die in der rassistischen Theorie die "Blutrasse" mittlerweile abgelöst haben. Ein aktuelles Beispiel dafür ist etwa die Theorie der "Menschentypen" des deutschen Politikers Björn Höcke, der in Thüringen der "Alternative für Deutschland" (AfD) vorsteht.

Genetifizierung: Ähnlich wie bei der Rassifizierung werden hier bestimmte Eigenschaften einem unterschiedlichen "Genset" zugeschrieben. Bedeutende Genforscher wie Svante Pääbo halten solche Modelle für widersinnig. Alle Menschen stammen von einer afrikanischen Frau ab, die vor rund 150.000 Jahren gelebt hat. In einer einzelnen Stadt kann zwischen fünf zufällig ausgewählten Probanden größere genetische Unterschiede geben als zwischen mehreren Kontinenten.

Exotisierung: Menschen aus anderen Kulturkreisen werden verniedlicht und nicht als vollwertig genommen. Dazu gehört es auch, von den "schönen, wilden Syrern" zu schreiben. Diese Problematik wird oft auch im Begriff mit Antiziganismus gesehen, da Roma und Sinti oftmals halb ehrfurchtsvoll "magische Fähigkeiten" zugeschrieben wurden – und werden.

Rationalisierung: So wird der Versuch bezeichnet, die oben genannten Punkte wissenschaftlich zu legitimieren, auch wenn es sich dabei um eine radikale Vereinfachung wissenschaftlich komplexer Forschungsergebnisse handelt.

Herabwürdigende Endungen

Der Sprachwissenschaftler Jörg Meibauer erklärt, dass schon einzelne Silben oder Satzkonstruktionen Hinweise auf Hassrede geben können. Zu nennen sind etwa die Endungen "-ling", "-ler", oder das vorangestellte "Gut-". Für Österreich wäre auch "-ant" zu nennen, etwa im Fall des "Asylanten". Sie mögen zwar per se keine Hassrede konstituieren, respektvoll sind sie allerdings in den wenigstens Fällen. Auch das Satzkonstrukt "bestimmte Gruppe plus Richtungsangabe" ist oftmals ein Hinweis auf Hasspostings – beliebteste Richtungsangabe dürfte dieser Tage "raus" sein, etwa in "Ausländer raus!".

Klingt positiv, ist aber ein Hassposting

Die Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich mit Hetze beschäftigt, nennt auch die "Gegenüberstellung von Wir- und Ihr-Gruppe und das Konstruieren eines Handlungszwanges" als ein mögliches Merkmal für Hassrede. Gemeint sind damit Sätze wie "Wenn wir die Flüchtlinge weiter unkontrolliert nach Österreich lassen, wird unsere Kultur zerstört werden." Ebenso nähren vermeintlich logisch und positiv klingende Aussagen den Boden für eine hasserfüllt Stimmung. Wer einen Griechen beispielsweise mit den Worten "Er ist Grieche, aber fleißig" beschreibt, versteckt darin eine Hassrede gegen die restliche griechische Bevölkerung. Solche Satzkonstruktionen sind vor allem im Zusammenhang mit Sexismus gebräuchlich.

Ein wichtiges Merkmal für Hasspostings ist auch, dass sie keinerlei Anschlusskommunikation ermöglichen, so die Amadeu-Stiftung weiter. Wer beispielsweise von der "Lügenpresse" schreibt, ohne konkrete Beispiele zu nennen, hat sich bereits im Vornherein von einer Diskussion verabschiedet. Dazu zählen auch Verschwörungstheorien – etwa, dass die US-Amerikaner den "Islamischen Staat" finanzieren würden. s Eines ist jedoch klar: Entscheidend bleibt der Kontext der Äußerung – in all seinen Facetten. Oftmals sind Wörter, die herabsetzend wirken, im allgemeinen Diskurs anerkannt und werden "arglos" verwendet.

Es schadet jedoch nicht, diese fortwährend zu überprüfen. So ist der Begriff "Neger" heutzutage verpönt, obwohl er vor einigen Jahrzehnten noch Usus war. Benutzt jemand, der mit dieser Diktion aufgewachsen ist, heute noch das Wort "Neger", ist ihm nicht reflexartig Hassrede zu unterstellen.

Respekt bringt Debatten

Festgehalten werden muss außerdem, dass Warnungen vor möglicher Hassrede keinesfalls die Debatte abwürgen sollen. So spricht Sprachwissenschafter Jörg Meibauer etwa davon, dass gerade die respektvolle Auseinandersetzung mit Argumenten die Gesellschaft voranbringe. Doch durch hasserfüllte Sprache und herabwürdigende Äußerungen würde die Diskussion schnell verstummen – genau daher solle man seine Wörter mit Bedacht wählen.

Quelle
 
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