So manche Sachen die man in Büchern lesen kann, verwunderten mich. So gab es beispielsweise ein Buch, das hieß "Wenn Frauen zu sehr lieben: Die heimliche Sucht, gebraucht zu werden" - und ich fragte mich verwirrt, wie man zu viel von lieben kann und was das bloß mit gebraucht werden zu tun haben soll. Das ist doch keine Liebe, von was die da reden, dachte ich.
In anderen Büchern las ich oft über ein Kribbeln im Bauch und ich rätselte, was das denn sein könne. Wenn ich mich verliebt hatte, dann gab es da diverse schöne Gefühle aber definitiv kein Kribbeln im Bauch.
Irgendwann sagte eine Bekannte: "Das Kribbeln im Bauch ist Angst." - und nachdem ich darüber eine Weile mit ihr geredet hatte wurde mir so einiges klar.
Angst fühlt man tatsächlich im Bauch. Klar - wenn jemand Liebe nie ohne Angst erlebt hat, hält er diese Angst für Liebe oder für einen Teil der Liebe. Und wenn er dann das Kribbeln der Angst im Bauch spürt, glaubt er er ist verliebt - denn in der Kindheit hat er ja gelernt, daß dieses Angstkribbeln zu den geliebten Eltern gehört. Also muß das Kribbeln doch ein Zeichen für Liebe sein? - Und so lange man dieses Kribbeln allen Ernstes für Liebe hält, verliebt man sich natürlich nur in Partner, vor denen man sich fürchtet. Wenn man sich nicht fürchtet, fehlt ja das Kribbeln und dann kann es doch keine Liebe sein, oder?
Das erklärte mir eine Beobachtung:
Zitat:
Beispielgeschichte, Kersti:
Er hat mich geängstigt und jetzt will ich ihn heiraten
Ich telefonierte mit einer Frau, die als Kind mißbraucht worden war. Ein Mann hatte sie zutiefst geängstigt. Während sie vorher nicht verliebt war, meinte sie jetzt plötzlich, sie würde ihn aber doch mögen und wolle ihn heiraten, damit er aufhört sie unter Druck zu setzen. Ich erklärte ihr, daß das doch dumm ist: Wenn man von einem Menschen bedroht wird, dann zieht man nicht zu ihm hin, sondern nimmt so viel Abstand, daß man sich sicher fühlen kann. Ich hatte nicht das Gefühl, daß sie meine Argumentation besonders überzeugend fand.
Tja ... und jetzt weiß ich, warum sich Kinder von Alkoholikern so oft in Alkoholiker verlieben. Wenn sie das Kribbeln im Bauch für Liebe halten, dann ist das ja kein Wunder!