Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Fragen zu Asperger

original Thema anzeigen

13.08.15, 17:27:49

Casper

geändert von: Casper - 13.08.15, 17:30:06

hey...

ich habe die diagnose asperger autismus seit 3 jahren etwa und heute habe ich mit einer geschrieben, die mich mehrere jahre aus dem internet kennt und mit der ich auch alle paar monate mal telefoniere.
sie glaubt nicht, dass ich autistisch bin, weil sie der meinung ist, ich habe extreme gefühle, die man als autist ja gar nicht haben kann, weil ich oft einfach ausraste und durchdrehe, wenn mir irgendwas zuviel wird.

ich sage aber, dass es aufgrund von stress so ist, dass mich vieles einfach sehr extrem aufregt, wenn es nicht so läuft wie ich mir das vorgestellt habe. empathisch bin ich kaum bis gar nicht und liebe kann ich auch nicht zeigen. es ist halt echt sehr eindeutig durch meine niedrige stresstoleranz so.

stimmt es, dass mich verhalten von menschen gar nicht aufregen kann, wenn ich autist bin? ist autisten mehr egal? vorallem sind autisten menschen, bzw. deren verhalten egal (wenn man zum bsp. abgelehnt wird)? ich habe mich in diesem punkt, nie wirklich mit den symptomen eines autisten beschäftigt und hatte auch nur die testung, aber nie autismus therapie, weil bei mir die komplexe ptbs viel schlimmer ist und ich deshalb in therapie bin seit jahren. zumal wird die therapie bei erwachsenen hier nicht bezahlt und ich bin nicht arbeitsfähig, kann es also nicht selbst zahlen.

ich blicke oft selber nicht ganz durch und wollte mal fragen, wie das hier von den asperger autisten empfunden wird?


vor 2 tagen hatte ich wieder einen termin in der beratungsstelle, in der ich zurzeit bin und wir haben über asperger autismus geredet. vielleicht kann ja hier jemand trotz den text lesen, trotz dessen er solang ist und mal seine meinung dazu schreiben?

ich wäre wirklich sehr dankbar, weil es nun ständig in meinem kopf rumkreist, ob ich vielleicht doch die diagnose zu unrecht habe. es beschäftigt mich sehr.

vom 11.08.2015:
heute nachmittag hatte ich eine weitere stunde mit meiner langzeitberaterin, von der ich anfangs dachte, mit ihr wird das nie was. inzwischen ist sie mir verdammt wichtig, wichtiger als mein therapeut, weil ich mit ihr auf einer ebene reden kann, sie mich ernst nimmt, wir zusammen lachen können und sie mich in meinem denken weiter bringt. anfangs hat sie mal gefragt, warum ich zu ihr komme, bzw. warum ich eine langzeitberatung in der beratungsstelle machen möchte. ihr hat meine antwort nicht gereicht. sie hat keine präzise antwort bekommen was der sinn des ganzen für mich ist. heute hat sie mich wieder gefragt und das erste mal wirklich verstanden, warum es wichtig für mich ist und das ich diese 60-70mins bei ihr benötige, um das chaos in meinem kopf zu sortieren.

anfangs hatte ich bei meinem therapeuten 2x die woche analytische therapie, die mir wirklich ganz gut geholfen hat. dann hat die krankenkasse nach 100std. beschlossen diese psychoanalyse ist beendet, bevor überhaupt eine für eine analytische therapie typische stundenanzahl zustande kam. diese psychoanalyse wurde von meiner kasse, ohne das ich es wollte, in eine tiefenpsychologische therapie umgewandelt, wobei die maximale stundenanzahl ja bei 100std. liegt. mir wurden zwar etwa 6 monate später nochmal 25std. als erstantrag genehmigt, allerdings habe ich nun nur noch 1x alle 20tage 50mins therapie, weil die therapie so natürlich länger dauert, aber mein therapeut bringt mehr zeit mit einnicken zu, als das er sich mit mir unterhält. insofern habe ich natürlich kaum etwas davon und helfen tut es mir nahezu null. jetzt versteht meine beraterin auch, weshalb mir diese zeit bei ihr so verdammt wichtig ist und wofür ich sie brauche.

heute haben wir mal über mich und meine asperger-typischen symptome geredet. sie ist auch eine der wenigen menschen, die nicht versucht haben mir den autismus abzusprechen, wie diverse andere es schon getan haben. grund: sie können ja reden, alleine wohnen und die meisten ihrer dinge ohne hilfe regeln. jaja typisches bild eines kanner-autisten, aber bitte nicht verwechseln mit HFA oder asperger. das problem ist nur das bild in den köpfen der (älteren) menschen. vorallem in dessen, die den film "rain man" gesehen haben.

wenn organisatorisch in meinem leben irgendetwas nicht reibungslos so läuft, wie es für mich eigentlich müsste, dann habe ich extrem viel stress der sich anhäuft. meine stresstoleranz ist seit geburt an, wirklich sehr niedrig. in meinem kopf sind die dinge rational angelegt. nur gibt es im leben halt keine garantie darauf, dass sache xy immer problemlos läuft. in meinem kopf ist es aber so und da ich erstmal grundsätzlich autismus-typisch nie eine ausweichmöglichkeit habe, führt das zu absolutem stress. in meinem kopf und somit im kopf eines autisten, ist sache xy so vorgesehen, fast wie einprogrammiert. der tagesplan steht halt wie ein festes konzept.

wenn ich irgendwo etwas aus meinem leben schreibe, habe ich schon oft gelesen, dass es sicher sehr schlimm gewesen sein muss, es sich aber so liest, als hätte ich über jeden geschrieben, nur nicht über mich, da die gefühle gänzlich fehlen.

im jugendlichen alter habe ich dummerweise die erfahrung gemacht, dass ich mit drogen und medikamenten, hauptsächlich mit sedierenden, diverse dinge und gefühle ausdrücken kann, die ich ohne nichtmal annähernd in der lage bin zu benennen. es ist schon mein ganzes leben lang so. ebenso wie ich ohne konsum mit den außenreizen nicht klar komme, bzw. nur (sehr) schlecht, denn es ist ja inzwischen nicht mehr so, dass ich jeden tag etwas konsumiere. in den letzten jahren, nach meinem totalen crash 2011, waren es phasen oder einzelne tage.

dazu kommt noch, dass ich licht und geräusche extrem intensiv wahrnehme, was für mich auch zu problemen wird. oft wird mir auch gesagt, ich würde schreien, obwohl ich das nicht so wahrnehme, weil ich meine stimme bei hintergrundgeräuschen viel leiser höre als andere sie hören. bei licht kneife ich die augen zusammen und muss aus dem raum gehen, wenn es nicht möglich ist es zu dämpfen oder auszumachen. bei geräuschen halte ich mir die ohren zu und schreie solange bis derjenige kapiert, das es mir zu laut ist und es leiser macht. ist das nicht möglich, werde ich aggressiv und renne weg. wenn beides nicht möglich ist, höre ich musik auf meinem mp3-player, die dann verdammt laut sein muss. man sollte mich in jedem fall in ruhe lassen. nur das verstehen manche einfach nicht, nichtmal die eigenen eltern. für die war ich immer nur ein anstrengendes kind, das nervt, weil es andere prioritäten hat.

ich hatte mal einen ganz guten freund, habe ich zumindest gedacht... ich habe ihn vor etwa 14.5jahren kennengelernt und er war mir seitdem immer verdammt wichtig. er ist 25jahre älter als ich, ist verheiratet und hat eine tochter. das nur mal kurz dazu. zudem habe ich so oft bei denen geschlafen, dass sie schon fast wie eine liebevolle familie zu mir waren, die ich so nie hatte und nie fühlen konnte. ich habe seinerzeit fast öfter bei ihnen übernachtet als zuhause. wir hatten dann von 2010 bis märz 2015 keinen kontakt. es kam u.a. auch durch meinen umzug und noch ein paar andere sachen wegen psyche, sucht und klinikaufenthalten. ich habe den kontakt zu ihm aber wieder gesucht und gefunden, facebook sei dank, dachte ich jedenfalls in dem moment. daraufhin haben wir dann jede woche telefoniert und manchmal geschrieben. mitte mai kam er mich besuchen. seit diesem besuch habe ich nie wieder etwas von ihm gehört und ich weiß wirklich nicht warum. er war nett und total toll wie die ganzen jahre vorher auch. wir haben uns super verstanden, viel rumgealbert, aber auch ernste gespräche geführt. mit ihm konnte ich beides und es hatte wirklich viel wert für mich, zumal ich es klasse fand, das er älter ist und dadurch mehr lebenserfahrung hat. ich mag solche menschen.

als er sich nach etwa 1 woche nicht bei mir gemeldet hat, habe ich ihm eine nachricht geschickt. ich bekam keine antwort. auch nach den nächsten nachrichten nicht. dann fing ich an ihn schriftlich zu fragen, warum er sich nicht bei mir meldet. natürlich auch keine antwort. ich rief bei ihm an, mit nummer, ohne nummer. nichts... ich bin traurig, weil ich nicht weiß warum er mich ignoriert. an diesem wochenende habe ich das erste mal begriffen, dass er sich definitiv nicht mehr bei mir melden wird und ich komme damit nicht klar. ich habe keinen grund dafür.

eine antwort und somit klarheit ist mir lieber als ignoriert zu werden, auch wenn es eine negative antwort ist, in diesem fall kontaktabbruch. es ist halt nur typisch autistisch, überhaupt wissen zu wollen, woran man ist und nicht das zu bekommen was man will. ich würde ihm auch keinerlei vorwürfe machen. wenn jemand keinen kontakt möchte, dann ist das so. ich möchte nur von ihm hören, dass er keinen kontakt will und warum nicht, dann ist das thema für mich abgehakt, auch wenn es vielleicht traurig ist, aber ich nerve dann niemanden wegen seiner entscheidung. nur im ungewissen zu bleiben hat extrem negative auswirkungen auf mich, meine gefühle, mein denken und mein handeln. das allerschlimmste ist, er weiß es sogar und ignoriert mich trotzdem. alles in meinem kopf kreist dann nur darum. ich frage mich immer wieder "warum?", "bin ich es nicht wert?", "was habe ich jetzt wieder falsch gemacht?"... dann bin ich oft nur noch gereizt, weil es für mich nicht abgeschlossen ist, und diese gehässigkeit, die daraus entsteht, kann ich meist nicht kompensieren, was dann leider diverse mitmenschen zu spüren bekommen, wenn ich überhaupt kontakte zulasse. oder ich bekomme heulanfälle vor traurigkeit, die wirklich einem nervenzusammenbruch gleich sind und stundenlang andauern. danach bin ich körperlich dann vollkommen erschöpft und an diesem wochenende dauerte es wiedermal über 1.5std. bis keine träne mehr kam und ich endlich luft holen konnte. dieses zittern dauert allerdings immer länger an und meine beine waren wieder weich wie wackelpudding, so wie immer danach. im endeffekt ist es immernoch nicht abgeschlossen und die fragezeichen befinden sich weiterhin in meinem kopf, der automatisch zu denken vermag, ohne das ich es will oder ihm erlauben würde.

in gruppen fühle ich mich seit geburt sehr unwohl. ich habe in den ersten jahren meines lebens nur mit meinen eltern und meinen großeltern mütterlicherseits geredet. vor allen anderen personen, auch die meiner familie, bin ich weggerannt oder habe angefangen zu weinen und mich oft hinter meiner mum versteckt. ab dem kindergarten war ich gezwungen mit anderen in einem raum zu sein und teilweise auch zu kommunizieren, was aber meist nur dazu geführt hat, dass ich von den erzieherinnen so behandelt werden wollte, als wäre ich alleine dort.

es gibt auch tage, an denen kann ich einfach nicht rausgehen. früher habe ich gedacht, es wäre aufgrund von ängsten oder panik so, aber inzwischen weiß ich, dass es zum autismus gehört und ich diesen rückzug dann echt benötige, weil die außenreize mir sonst noch größere probleme bereiten, als da sowieso schon sind. wenn ich zu irgendwas gezwungen werde, wie in der einen klinik dazu, dass ich spazieren gehen musste, werde ich patzig und impulsiv, wie auf knopfdruck. ein mensch sollte nie für einen autisten entscheidungen treffen wollen ohne ihn vorher zu fragen oder es mit ihm abzustimmen. daraus, dass ich in der klinik dazu gezwungen wurde, spazieren zu gehen, resultierte, das mir vorgeworfen wurde, ich würde mir krankheitssymptome raussuchen, um noch kränker zu sein als ich bin, was sogar in meinem abschlussbericht der REHA stand, der an meine krankenkasse geschickt wurde. zusätzlich musste ich zu der einen psychiaterin dort in der klinik, weil meine bezugstherapeutin der meinung war, ich wäre vielleicht schizophren oder psychotisch. sie wollte es abgeklärt haben. ich bin es natürlich nicht. leider wird bei autisten oft darauf getippt und viele bekommen sogar diese diagnose/n, obwohl alles am autismus liegt. dumm nur, dass die meisten ärzte dieses fachwissen scheinbar nie gelernt haben.

äußerlich wirke ich immer hart, als wäre da eine schutzmauer. viele verwechseln es auch mit "ach, dem geht es doch gut. der hat doch gar keine probleme." man sieht mir aber in wahrheit gar nicht an, wenn es mir wirklich schlecht geht. nur ist es keinesfalls so, dass ich es dann nicht zeigen will, sondern das ich es nicht zeigen kann. mein verstand sagt dann nur "rückzug" und zuhause ist ja niemand außer mir. hier kann ich sein wie ich bin und das ist alleine nicht schwer, aber eben nur dann möglich. das einzige mal in meinem leben, wo man mir angesehen hat, dass es mir wirklich schlecht geht war, als ich einen BMI von 14 hatte, nachdem ich 2.5jahre täglich benzos konsumiert hatte.

heute kam dann noch die frage, die sie sich prinzipiell hätte sparen können, aber trotzdem fand ich gut, dass sie fragte, weil sie anfangs immer der meinung war, ich müsste unbedingt etwas kontinuierliches zutun haben, dann würde es mir schon besser gehen. nur bei zuvielen kontinuierlichen terminen, u.a. auch feste arbeit haben, plus zusätzlichen dingen, die man als mensch halt erledigen muss, sinkt meine stresstoleranz noch mehr, bis ich keine mehr habe und jeden tag mit einem quasi explodierendem kopf durch die gegend laufe und der regelmäßige konsum dann mal wieder vorprogrammiert ist. nur heute hat sie es mir wirklich geglaubt, es ernst genommen und nicht gegen an geredet. ich möchte meistens soviel mehr, als ich mir eigentlich zumuten sollte, mein ganzes leben lang schon und immer wieder werde ich deswegen autoaggressiv. zudem kommt dann zusätzlich diese typische gedankenspirale ala "oh du waschlappen, du bekommst ja gar nichts hin. andere arbeiten, machen den haushalt, haben kinder, partner, haustiere, freunde, familie, etc., kümmern sich um alles und dir sind schon 4 termine in der woche zusätzlich zum haushalt und einkaufen zuviel." genau das ist es nämlich auch, was mir jahrelang von meinen eltern eingeredet wurde. ich bin nichts wert, weil ich nicht belastbar bin und nicht das alles (machen) kann, was andere können, aushalten und tun.

früher, als ich noch bei meinen eltern wohnte, wurde mir schon früh und oft gesagt, ich solle worte nicht auf die goldwaage legen. damals wusste ich nie, was damit gemeint war, bis ich irgendwann meine mutter mal nach der bedeutung fragte. auch heute bei meiner beraterin kam so eine situation vor, die ebenfalls ganz klar dem autismus zu zuordnen ist, wie ich durch lesen in diversen autismusforen erfuhr. ich dachte es und sie sprach es aus. wir mussten dann beide aus demselben grund lachen. sie sagte zu mir, sie hat bemerkt, ohne es bewerten zu wollen, dass ich mir sehr wünsche, akzeptiert und verstanden zu werden, aber wer möchte das nicht, kam auch noch dahinter. ich habe ihr dann erstmal meine definition der worte erklärt, weil für mich akzeptanz und ernstgenommen werden zwei unterschiedliche begriffe sind. ich kann jemanden akzeptieren ohne ihn ernst zu nehmen, sie nicht. doch gut das wir auch darüber gesprochen haben. sie weiß jetzt wie ich darüber denke und ja klar möchte ich ernst genommen werden, denn wenn ich von der sprechstundenhilfe meines psychiaters und auch von ihm selbst, immer wieder höre "das telefonat und der patient sind jetzt wichtig", oder: "ich kann ihnen keinen früheren termin geben." bei meinem 1. termin mit ihm, vor ein paar wochen, klingelte mitten im gespräch sein telefon. er rannte nach draußen mit einem "da muss ich jetzt unbedingt rangehen, weil das jetzt gerade echt wichtig ist." ebenso wie ich ein rezept haben wollte und die sprechstundenhilfen angeblich 3 tage meinen psychiater nur rein und rausgehen gesehen haben und ihn nicht einmal fragen konnten, ob ich das rezept mit meinem notfallmedikament nun haben kann, weil er, warum auch immer, nicht in der lage war, es in seinen computer einzutragen und laut denen immer nur gesagt haben soll, er hätte soviele wichtige termine und müsste dringend nach hause. in diesem fall fühle ich mich absolut null verstanden oder ernstgenommen. mein rezept habe ich von ihm nun gar nicht bekommen, weil nach 3 tagen dann die letzte woche rum war und ich mir das rezept bei einem anderen arzt besorgt habe, so wie die sprechstundenhilfe es mir am 3. tag sogar selbst vorgeschlagen hat. ich kann nämlich nur das hören was sie sagen und das besagte für mich, dass alles andere wichtiger war als ich. eine entschuldigung, weil sie mich 3 tage in folge zurückrufen wollten, was sie nicht getan haben, gab es auch nicht. dafür eine menge ausreden. jetzt ist mein psychiater aber auch nicht mehr mein psychiater. das war mein resultat daraus.

desweiteren fragte meine beraterin mich heute, wo denn so generell meine gefühle bleiben, wie ich sie ausdrücke, wo ich sie lasse. ich sagte ihr "wenn dann schreibe ich sie in mein tagebuch, weil das meist möglich ist oder ich lasse sie in form von wut an mir oder anderen aus, was natürlich falsch ist." reflektieren kann ich ja, nur nicht anders handeln als ich "programmiert" bin. es ist teilweise wie ferngesteuert und mein hirn wie ein computer. anders ist nur, wenn mein kopf überfüllt ist, raste ich aus. ich habe aber noch nie jemanden angegriffen. lediglich meine hand und auch schonmal meinen handwurzelknochen kaputt geschlagen oder dinge durch die gegend geworfen, die manchmal danach auch kaputt waren. daraufhin sagte sie zu mir, dass sie der meinung ist, ich könnte noch lernen wie ich gefühle anders ausdrücke. ich fragte wie und bekam keine hinreichende antwort. daraufhin habe ich ihr erklärt, sie ist die erste person, der ich das jemals mitgeteilt habe, dass ich prinzipiell für alles eine anleitung oder "befehle" bräuchte. ansonsten bin ich absolut nicht fähig irgendetwas überhaupt zu lernen. daraufhin kam von ihr: "eben, genau so ist es, weil sie nur ihren intellekt in ihrem kopf haben, aber keine emotionen dahinter." bei dieser antwort wurde ich innerlich wütend habe ich gemerkt, aber als ich dann nochmal nachdachte und sie fragte, wie sie es meinte, war mir klar, es ist so. es war immer so. sie hat recht. ich kann mit emotionen nichts anfangen und funktioniere nur auf rationaler ebene. meine gefühlsebene ist so gut wie gar nicht vorhanden. mein nacken fängt bei übermäßiger wut an zu zittern, was ich auch jahrelang nicht zuordnen konnte. inzwischen weiß ich, dass ich dann entweder sofort ausraste, mir also keiner zu nahe kommen sollte, oder, was am besten ist, ich den rückzug antreten sollte.

damals als kind, gab es bei mir zuhause auch keinen der gefühle zuließ oder ausdrückte. jahrelang hörte ich, wenn ich weinte: "du hast jetzt nicht traurig zu sein. hör auf zu weinen." wenn ich dann weiterheulte kam maximal noch "geh nach oben und komm erst wieder runter, wenn du aufgehört hast zu heulen." dann frage ich mich, wie ich es jemals hätte lernen sollen... ich will nicht bezweifeln, das es generell möglich ist, es als autist zu lernen. nur meine chancen standen dahingehend schon sehr früh ziemlich schlecht.


14.08.15, 07:20:33

drvaust

Du beschreibst das gut, wie es vielen Autisten geht.
Zitat von Casper:
... stimmt es, dass mich verhalten von menschen gar nicht aufregen kann, wenn ich autist bin? ist autisten mehr egal? vorallem sind autisten menschen, bzw. deren verhalten egal ...
Nein. Autisten sind auch Menschen, mit Gefühlen usw., aber anders.
Das ist wie Hund und Katze, die können sich meistens schlecht vertragen. Das liegt aber nicht daran, daß sie sich von Natur nicht leiden können, sondern daß sie unterschiedlich sind und deshalb sich nicht verstehen. Wenn eine Hund eine Katze freundlich begrüß, fühlt sich die Katze belästigt und wehrt sich. Wenn eine Katze gestreßt ist, und das entsprechen zeigt, sieht die Körpersprache für einen Hund wie Freude aus.
Es gibt das Klischee, daß Autisten keine Empathie haben und keine Gefühle empfinden können. Das stimmt aber nicht. Autisten haben eine ausgeprägte Empathie gegenüber Autisten. NA sind anders, deshalb funktioniert die Empathie zwischen NA und Autisten schlechter.
Du schreibst ja, daß Du starke Gefühle hast. Nur das Umsetzen unter NA ist schwierig.
Zitat von Casper:
... dann hat die krankenkasse nach 100std. beschlossen diese psychoanalyse ist beendet, bevor überhaupt eine für eine analytische therapie typische stundenanzahl zustande kam. diese psychoanalyse wurde von meiner kasse, ohne das ich es wollte, in eine tiefenpsychologische therapie umgewandelt, ...
Erstaunlich, daß die Kasse das überhaupt genehmigt hat. Meistens lehnen Gesetzliche Krankenkassen Psychonanalysen ab, weil die Kosten, aufgrund der vielen Stunden für eine sinnvolle Tiefe, hoch sind.
Zitat von Casper:
... sie können ja reden, alleine wohnen und die meisten ihrer dinge ohne hilfe regeln. ... das problem ist nur das bild in den köpfen der (älteren) menschen. vorallem in dessen, die den film "rain man" gesehen haben.
Ja, das Klischee ist weit verbreitet, sogar bei Psychiatern, die eigentlich fachlich zuständig sind.

Du schreibst, daß Du eine geringe Stresstoleranz hast. Könnte es sein, daß Du nur eine hohe Streßbelastung hast, aufgrund von autistenunfreundlicher Umwelt? Du schreibst, daß Du nur gering belastbar bist. Könnte es sein, daß Du nur eine hohe Belastung hast, aufgrund von autistenunfreundlicher Umwelt?
Vielleicht solltest Du Dich mal mit Streßbewältigung befassen. Wie man Streß besser abbauen und harmlos abreagieren kann, Entspannungstechniken lernen usw.. Du scheinst, aufgrund von Überlastung, zu explosiven Reaktionen zu neigen.

Kannst Du Dich mal mit Autisten persönlich treffen? Ich habe gute Erfahrungen mit unserer Selbsthilfegruppe von Autisten. Wenn man nur unter Autisten ist, ist man ganz normal, kein Außenseiter, man versteht sich untereinander, das ist eine schöne Erfahrung. (Es gibt aber auch sogenante SHG, mit NA-Betreuung, die eher Therapiegruppen sind. Das sind keine SHG.)
14.08.15, 19:40:34

Casper

geändert von: Casper - 14.08.15, 19:49:13

danke für deine antwort, drvaust :)

eben, ich kann gefühle nicht adäquat ausdrücken, jedenfalls nicht so wie die NA das machen. ich bin sehr schnell überlastet/überladen und reagiere dann extrem. empathie ist auch so eine sache... viele denken, mir wären menschen egal, aber wenn man mich besser kennt und man sich mit mir unterhält oder länger schreibt, dann merkt man auch, dass mir die leute die ich wirklich mag, auch wichtig sind. nur frage ich meist nicht soviel, was bei vielen auch so ankommt, als wären sie mir nicht wichtig.

naja, meine krankenkasse hat schon sehr viel therapie für mich bezahlt und diese psychoanalyse, ich hatte früher nie eine analyse, sondern nur tiefenfundierte ambulante psychotherapie und halt diverse klinikaufenthalte, war dann ja auch keine analyse. die wurde ja in eine TP umgewandelt und nach 100std. automatisch beendet, wie ich ja oben schrieb. ist also nie eine PA gewesen leider, sonst wäre es ja weitergegangen bis etwa 250std.

genau das habe ich auch von meinem jetzigen therapeuten gehört, bei dem ich ja jetzt noch ein paar monate bin, weil wir ja nur 1x im monat therapie machen um die 25std. solange wie möglich zu ziehen. nur pennt er meist fast ein und ich fühle mich unwohl, weil ich nicht die aufmerksamkeit und die gespräche bekomme, die ich eigentlich brauche. zurzeit hat er aber urlaub 5 wochen, noch bis ende august. aber ich kenne es auch so, das asperger schon alleine klar kommen können, weil sie genug intellekt besitzen und meist ja auch nicht behindert sind :)

und es stimmt, mein umfeld ist definitiv nicht autistenfreundlich, aber wie auch?!... ich kann ja nicht erwarten das sich alle nur nach mir richten. ich muss irgendwie schaffen draußen in der welt klar zu kommen und mit meinem stress klar zu kommen, auch wenn das verdammt schwer ist und bei mir schnell irgendwas durchbrennt/ich wieder explodiere. ich bin sehr doll sensibel, seit geburt an und meine eltern hatten wirklich eine menge stress mit mir, weil ich halt anders bin, was ich auch merke. ich bin gebeutelt von mir selbst und wenn ich krank bin oder mich schlecht fühle, dann ist alles viel viel schlimmer, als es andere finden. für mich ist dann alles ein drama und ich komme null klar, wo andere sagen "stell dich doch nicht immer so an. du steigerst dich nur rein." nein, man... ich empfinde das alles leider so.

ich reagiere entweder auf medikamente gar nicht oder ich reagiere extrem drauf. sedierende medis und auch drogen kann ich etliches konsumieren, wo andere schon von im koma liegen und 20std. schlafen, fühle ich mich normal von. alle medis oder drogen, die den antrieb steigern führen bei mir zu angstsymptomen mit herzrasen und teilweise zu paranoia.
kennt das hier auch jemand? kann man als autist/asperger so unruhig sein, dass man sich mit sedativa dann endlich mal normal fühlt?
ich denke dann endlich mal weniger und komme einigermaßen zur ruhe, kann mich konzentrieren und entspannen.

zum glück kann ich mich wenigstens mit meiner ergotherapeutin und meiner langzeitberaterin über asperger unterhalten. die wissen durch erfahrung mit klienten/patienten wovon ich rede :)

das mit der SHG habe ich schonmal versucht. mail schreiben bzgl. den zeiten, hat noch geklappt, aber ich bin nie hingegangen. ich versuche es nun nochmal, danke für den tip, der ist gut. ich habe nun nochmal eine mail geschrieben, damit ich die zeiten fürs treffen nochmal bekomme. es ist eine reine SHG für asperger autisten und solche die denken, das sie betroffen sind. vielleicht schaffe ich es mit meinem oxazepam dann auch hinzugehen. meine ängste sind grausam und machen mir solche dinge oft genug kaputt.
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder