07.07.15, 09:50:54
unbequem
hallo,
ich bin 41 und bei mir wurde erst im mai festgestellt, dass ich asperger autismus habe.
ich weiss gar nicht, ob ich das hier schreiben soll - denn man wird erfahrungsgemäß sehr schnell von anderen nieder gemacht. es gibt immer wieder menschen die meinen ihre unqualifizierte und niederträchtige meinung ungefragt abgeben zu müssen. sie denken nicht darüber nach wie sehr sie andere damit verletzen. was sie anrichten.
meine familie weiß nichts davon, dass ich asperger habe, da ich schon 2 jahre keinen kontakt mehr zu ihr habe.
wobei das wort "familie" hier schwierig ist, denn ich wurde adoptiert und es lebt nur noch meine adoptivmutter.
sie hat mich faktisch verstoßen, als der allgemeine alltagsstress für mich zu groß wurde und ich vor knapp 2 jahren entgültig psychisch wie physisch zusammen gebrochen bin.
sie hatte noch nie viel verständnis. ich bin als kind von ihr oft geschlagen und bestraft worden. ich glaube sie empfand mich sehr schnell als belastung. hatte sich das mit dem adoptivkind wohl anders vorgestellt. ich muss eine herbe enttäuschung gewesen sein, weil ich auffällig anders war.
ich war ihr zu frech, zu laut, zu unartig, zu missmutig, zu unerfolgreich.
gar kein vergleich zu den drei "wohlerzogenen" und perfekten kindern ihrer schwester.
ich war so eine art haustier, was man sich damals angeschafft hat, weil es gut zur einrichtung passte. "mein haus, mein auto, mein haustier....."
und als sich heraus stellte, dass das haustier nicht so funktioniert wie man gerne hätte, hatte man kein bock mehr. musste es aber zwangsläufig weiter versorgen, weil man es ja nicht gut wieder zurück bringen, oder aussetzen konnte.
ich kenne keine mutterliebe, außer die die ich für meine eigenen kinder empfinde.
mein exmann hat mir vor zwei jahren zeitgleich meine kinder faktisch weggenommen und seither insbesondere meine damals 14jährige tochter vorenthalten. ich habe sie bis dahin allein erzogen. er hat wieder geheiratet und neue kinder gezeugt. er hatte seit dem wenig interesse an den kindern, die er mit mir hat. ich musste überwiegend alleine klar kommen.
bevor er mir zu helfen gewillt war, verlangte er von mir das sorgerecht aufzugeben. ich wusste nicht, dass er mir mein kind danach vorenthalten und alles verhindern würde, dass ich es wiedersehen kann. das habe ich nicht erwartet. das hat mich zutiefst geschockt. ich durfte sie nur zwei mal unter aufsicht sehen - als wäre ich eine schwerverbrecherin, die sich an dem kind übelst vergangen hat.
ich habe meinen kindern nie etwas angetan. wie könnte ich auch? sie sind das einzige was jemals bestand hatte, in meinem leben. sie sind mir so ähnlich - jeder auf seine weise. sie sind die einzigen menschen, in denen ich mich wiedererkenne. für meine kinder habe ich mich so oft bis über meine grenzen hinaus kontrolliert, damit sie meine probleme nicht bemerken.
ich habe mich selbst als meine tochter schon 13 war, abends zu ihr gelegt, bis sie eingeschlafen ist. ich habe meine kinder gut behandelt. ich glaube sogar besser als "normale" eltern es tun. denn ich habe viel mehr verständnis für sie aufgebracht und sie versucht so gleichberechtigt wie möglich zu erziehen. meine kinder sind mein lebenswerk, welches mich viel anstrengung gekostet hat.
ich kämpfe zur zeit alleine, ohne anwalt, darum das sorgerecht wieder zu bekommen. als asperger bin ich da ziemlich gut im formulieren. ich lerne schnell die art und weise wie andere sich artikulieren und kann das perfekter reproduzieren als "gelernte personen". das ist eine meiner "inselbegabungen". ich bin literarisch hochbegabt. wenn nicht noch irgendetwas gravierend schief läuft, bin ich guter dinge den prozess zu gewinnen.
mein sohn ist jetzt erwachsen. er hat vermutlich auch asperger, aber weigert sich das diagnostizieren zu lassen. vermutlich angst dann abgestempelt zu sein. ihn sehe ich hin und wieder, denn er macht ohnehin was er will. ihn kann man nicht befehligen.
ich war zwei jahre lang sehr krank, weil ich die trennung von meinen kindern und meiner heimat nicht verkraftet habe. ich musste damals auf ärztlichen rat umziehen. umgebungswechsel und so.
meine adoptivmutter hat mir zeitgleich mein auto gestolen. ich musste mit ihrem anwalt verhandeln um es nach einigen monaten wieder zu bekommen.
meine adoptivmutter macht gemeinsame sache mit meinem exmann und seiner familie. sie besucht deren familienfeiern, etc.
ich habe lange nicht verstanden, warum ich wegen alledem so sehr zusammen gebrochen bin. seit ich die diagnose habe, wird mir vieles klar.
macht es aber auch nicht leichter.
ich leide noch immer darunter mein leben verloren zu haben. habe immer wieder angstanfälle.
ich vertraue eigentlich niemandem mehr, da mir sehr viele menschen nicht nur die hilfe verweigert haben, sondern mich zudem auch noch massiv geschädigt haben.
ich besitze faktisch nichts mehr. bin sehr arm nun. ich gehe ohnehin selten weg. aber jetzt habe ich faktisch gar keine bezugsperson mehr, außer meinem lebensgefährten, der auch asperger hat.
ich traue mich nicht meiner adoptivmutter zu erzählen, dass ich asperger habe. sie würde mir vermutlich gar nicht zuhören wollen. und sie würde mit dieser information vermutlich direkt zu meinem exmann gehen, der dann dafür sorgen wird, dass ich mein kind nicht wieder sehe, bis es 18 ist. wer gibt schon einem "behinderten" menschen das sorgerecht.....
kennt jemand von euch eine ähnliche situation? seid ihr auch "ausgestoßen" worden?
habt ihr auch eure heimat verloren?
wie seid ihr damit umgegangen? wie geht ihr damit um?
ich weine sehr viel. ich denke jeden tag an meine kinder. jeder brief, jede sms sind für mich geschenke des himmels.
ich warte jeden tag auf den moment, zu dem ich meine tochter wieder in den arm schließen und hoffentlich mit mir nehmen kann.
sie möchte auch zu mir zurück. denn sie weiß, dass ich gut zu ihr war....sie sagte mir, ich sei der liebste mensch für sie und der schönste mensch. so etwas sagt man nur, wenn man liebt.
bei alle dem ist das für mich das wunderbarste - denn es zeigt mir, dass sich meine anstrengungen gelohnt haben. meine tochter ist wie ein bunter regenbogen. sie strahlt wie die sonne. sie ist meine beste freundin.
wenn jemand behauptet, dass asperger nicht lieben können, soll er einmal für einen tag in mich hinein kommen. er würde nicht aushalten was er dort erlebt....
danke fürs zuhören....ich musste das einmal jemandem erzählen.....
p.s.
kennt ihr den film ben x?
dort sagt er am ende.....er habe vieles über die menschen gelernt, was er nie gelernt habe sei das lügen.
ich habe mich darin sehr gut wieder erkannt. denn auch ich kann bis heute nicht lügen. und auch ich bin bis heute immer wieder entsetzt darüber, wie eiskalt menschen lügen um ihre vorteile daraus zu ziehen. völlig egal was mit den menschen passiert, über die sie gelogen haben. ich kann die ignoranz der menschen nicht ertragen.
ich arbeite mit der wahrheit. ich verschweige höchstens mal etwas. weil ich gelernt habe, dass menschen die wahrheit nicht vertragen. sie neigen dazu denjenigen zu bestrafen, zu schlagen, zu mobben, zu...... der die wahrheit sagt. also habe ich mir angewöhnt mehrheitlich zu schweigen. das ist besser für mich.
damit das auch funktioniert, lebe ich sehr einsam und zurück gezogen. so kommt man nicht in versuchung etwas sagen zu müssen, wofür man anschließend gesteinigt wird.
ich bin eine kleine dünne frau mit dem gehirn und der artikulation eines mannes. sowas fällt unter die kategorie abnorm. das irritiert die menschen, das kommt nicht so gut an, da draußen...
ich musste erst einen anderen asperger kennen lernen, der mich so aktzeptiert, der mir zuhört, der sogar froh ist in mir jemanden gefunden zu haben, der so ähnlich ist wie er und folglich viel mehr versteht. bei ihm darf ich endlich sein wie ich bin, ohne dafür auf irgend eine weise bestraft zu werden. dass dem so ist, kann ich teilweise bis heute nicht ganz glauben. aber ich bemühe mich es immer mehr zu glauben.
entschuldigt.....ich habe so lange geschwiegen, dass hier jetzt grade viel zu viel aus mir heraus sprudelt. ich höre jetzt mal auf.
08.07.15, 22:15:12
Antares
geändert von: Antares - 09.07.15, 08:14:30
Ich kenne das nicht ausgestoßen sein. Aber ich kenne es, unbeliebt zu sein. In der Schule war ich nicht beliebt, beim Studieren, ich schaffe es sogar heute noch in Krabbelgruppen nicht gern gesehen zu sein. Aber ausgestoßen? Ich passe dort nicht hin. Da bin ich nicht richtig. Das wäre wie ein Hippie bei einer Gothic-Veranstaltung.
Kämpfe für Deine Kinder, so denke ich mir wenn ich das lese, Du bist ein schöner Mensch. Ich mag Deinen Text gern lesen bei willnichtärgern zu den Handlungsblockaden. Suche schöne Menschen. Halte Dich von jenen fern, die nicht die Deinen sind. Will dort erst gar nicht hin.
Stehe aufrecht, bewahre Haltung. Niemand muss überhaupt irgend etwas von Dir wissen. Keiner Deine Diagnose. Außer Du möchtest Kämpfen gehen ;) und kannst Dich wehren. Du kannst Dich gerade nicht wehren. Schütze Dich. Sei für Dich da, pass auf auf Dich. Bis Du kämpfen kannst, dann ist es nicht mehr wichtig. Ein guter Kampf ist der, der nicht gekämpft wird. Wenn Du diesen beherrscht, ist es nicht mehr wichtig, was Du sagst. Bis dahin, so meine Erfahrung, holt man sich metaphorisch gesprochen, des Öfteren eine blutige Nase.
Alles liebe von mir für Dich und Deine Kinder, dass zusammenfinden möge, wer Liebe füreinander in sich trägt!
11.09.19, 22:52:59
hjqsra
geändert von: hjqsra - 23.09.19, 20:04:20
Hi, wie geht es dir und deinen Kindern heute, falls du das noch liest? Bei deinem Beitrag ist mir nur das Wort "Lebenswerk" etwas aufgestoßen (wobei ich denke zu verstehen, wie du das meinst) und über das mit der Sorgerechts-Abgabe hätte ich nicht gemacht, aber ich bin ja nicht du und es kann viele Gründe dafür gegeben haben, warum du das zu dem Zeitpunkt nicht groß bedenken konntest. Und sich schwarz-ärgern nutzt ja nichts. Zu jeder Interaktion gehört vielleicht das gesamte Universum, zumindest vermutlich immer mind. 2. Fehlerverantwortung ist für mich von dem her schwer messbar. -Für den Fall, falls du dir wegen meiner Anmerkungen nun einen Kopf machen solltest. Und wieso dich ein Arzt zum Umzug zwingen kann verstehe ich auch nicht oder war das ein Rat, dem du gefolgt bist? Und wie weit wohnst du weg?
Was Fundevogel schreibt mit dem geliebt werden wollen, beobachte ich auch. Von dem her kann es auch passieren, dass sie auch von demjenigen geliebt werden wollen, dessen Liebe sie nicht oder weniger zu empfangen verspüren. - Das kann sich in schweren Fällen bis zu einem Hinterherrennen ohne Ende aufschaukeln, wenn sie von außen nur wenig Selbstwertgefühl frühzeitig mit auf den Weg bekommen haben oder es ihnen durch irgendwelche Umstände wieder abhanden kam.
Man kann versuchen, sie wieder für einen anderen Weg zu motivieren. Auch dabei sollte man vermutlich sehr auf ihre Bedürfnisse achten, auch wenn sie noch so schlecht für einen zu sein scheinen, es sei denn man steht für andere Wege. Doch wäre Zwang auch Gewalt mit psychischen Auswirkungen.
Was deine Tochter zu dir gesagt hat, zeigt auch meines Erachtens, dass sie dich liebt. Will sie denn weg von ihrem Vater? Wie äußert sie sich zu diesem Thema? Und du könntest mit ihr über „Asperger“ sprechen, damit sie sieht, dass das nichts schlimmes ist und sogar positive Seiten hat. Das könnte wichtig sein, falls dein Mann dich versucht als arme irre abzustempeln. Aber horch sie nicht aus. Wenn sie will, Mut hat, - den du ihr versuchen zu geben kannst, wo es möglich ist, wird sie sich dir mitteilen.
Falls sie weg will, kannst du ihr versuchen zu übermitteln, dass sie sich an eine Jugendhilfe der Stadt oder an Vertrauenslehrer wenden können. Falls dich z. B. keiner Ernst nehmen sollte weiter. Ansonsten kannst du dich vielleicht auch an die Caritas oder an den sozial-psychiatrischen Dienst deiner Stadt wenden. Oder an andere kostenlose Lebensberatungsstellen, wie z. B. von den Katholiken die Erzbistrum-Lebensberatung. Das ist auch alles für Konfessionslose oder Andersgläubige. Ich hab gute Erfahrungen mit denen allen gemacht. Die unterstützen auch gerichtlich.
Dein Sohn scheint sich nun erst mal austoben zu wollen oder erst Mal Kopf frei kriegen. Früher oder später wirst auch du wieder auf ihren Registern erscheinen, wenn du es nicht so wie so bist. Nun leben sie erst Mal das, was sie gerade am nächsten tangiert. Es ist vermutlich nicht unnormal oder ungesund, wenn dies in dem Alter nicht die Eltern sind.
Es ist bitterlich, was passiert ist. Aber zerbreche nicht daran. Vielleicht findest du ja trotz allem Gefallen daran, sie fliegen zu sehen, wie sie eigenständige Wesen werden. Sie werden dich bestimmt bald besuchen kommen. Aber du darfst auch klagen!!! Nur, wenn deine Kinder das nicht wollen würden oder sie es in viele Konflikte bringen würde, würde ich das gut überlegen. Jetzt ist vermutlich auch deine Tochter schon erwachsen. Später werden sie vielleicht sauer auf ihren Vater für alles sein und dich mehr ersuchen. Wobei man sich natürlich für sie wünschen sollte, dass sie sich dann auch wieder mit dem Vater vertragen, weil sie ja sonst Kummer haben.
Du bist ihr Urband, - die Mutter. Kein Schwein der Welt kann dir das nehmen! Das wird euch immer am meisten verbinden, wie keinen anderen in diesem Universum.
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Zu mir:
Ich kenne deine Situation, nur dass meine leiblichen Eltern i. d. Art sind und ich meine Kinder bei mir habe, auch wenn „uns viel genommen wurde“, was wieder ein Roman zum erklären würde. Und ich habe auch keine Heimat, jedoch nur in Hinsicht von vielen Ortswechseln. Meine Eltern sind zwar auch keine Personen des Vertrauens für mich (Gewalt, Erpressung etc.) und ich habe schwer gelitten und konnte mich nur durch eine Wohnort-ferne Ausbildung und permanenten Jobben retten zuvor retten. Und sie zeigen mir auch noch nicht mal großartig Liebe, wenn ich schwer krank im Bett lag. Sorgten aber immer dafür, dass ich nicht ganz krepiere.
Nur, wenn es meine Mutter mal überkommt, kommt manchmal so ein Anflug von reihenweise lieben Worten, wobei das dann seltsam gekünstelt wirkt, ich kann das nicht richtig einordnen. Sie fügt dann auch immer hinzu, dass sie mich genauso lieb hat, wie die anderen beiden, als wenn sie sich rechtfertigen wolle. Dabei habe ich ihr nur ein Mal vor ein paar Jahren mein Empfinden zu dem Punkt gesagt. Und meinen Vater darf man nicht kritisieren. Von seinem Liebling landete ich prompt in der Hölle, als ich ihm hinter-herzog, nach seiner Trennung von meiner Mutter. Meinen Bruder und mich, wir waren zuvor Herz und Seele, hatten sie zuvor auf zwei Seiten gezogen, uns gegeneinander aufgehetzt. Seit meinem Auszug verstehen wir uns wieder, auch wenn es nicht mehr ganz so locker ist, wie es früher war.
Aber du bist Adoptivkind, was bestimmt noch mal ein tieferes Trauma sein kann, und dann ist die auch noch scheiße. Das tut mir sehr Leid!
Dann habe ich noch eine Psycho-Schwiegerfamilie inkl. Kindsvater (sehen einige so, sie verstellten sich beim Kennenlernen sehr sehr doll, ich bin aber auch naiv (wobei Naivität eigentlich grundsätzlich nichts schlimmes sein müsste). Habe aber auch in der Anfangsphase ein paar von ihnen erkannte Merkmale, wo andere Menschen die Biege gemacht hätten, unter den Teppich gekehrt. Wobei sie auch ihre guten Seiten haben.
Früher dachte ich immer, wenn ich mich nur richtig stark anstrenge, dann werde ich auch vernünftig Leben können. Aber so im Rückblick empfinde ich mein Leben oft einfach nur als erfolgreiches Durchstolpern, bei dem ich mir oft Trostpreise (bzw. hatte teilweise ziemlich viel Glück, konnte dass dann aber nicht in Ruhe genießen) oder Schrammen gezogen habe, weil ich so viel kämpfen musste. Aber ich bin auch sehr verkopft und unsicher, zu dem schnell Reizüberflutet und komme einfach nicht auf viele Menschen klar. Aber war ja auch zunächst verwahrlost und dann unter Gewaltzuwendung groß geworden, viel alleine früh umhergeflogen Sinnbildlich. Und das mit autistischen Zügen.. (Mein Bruder ist laut Diagnostik atypischer Autist. Ich will mich demnächst untersuchen lassen, laut ICD passt alles, nur frühkindlich kann ich schwer sagen. Mein 3-jähriger wird derzeit auch auf Bitte des Kindergartens untersucht und der erste Verdacht ist Autismus, der Test läuft und bislang ist es nicht ausgeschlossen. Und zu meiner Schwester würd es z. B. von der Aussage her passen, dass sie schon früh als Kind über "Chaos" in der Welt klagte, dass alles Chaos sei, die Menschen, unsere Familie, früh als depressiv galt usw. Auch andere Eigenschaften würden bei ihr passen.)
Überlebt habe ich glaube ich nur durch meinen Hobbyverein, in dem wir Kinder alle miteinander befreundet waren / dort jeder gleich war, egal mit welcher Leistung, auch wenn meine Lehrerin mich mit erpresste, mich drillen und sich meine ungeteilte Aktivität sichern wollte. Und ich mir die Leistungen dort erarbeiten musste durch Vereinsarbeiten, weil wir zu arm waren finanziell. Hab meine letzten Kräfte für ein Einstiegspraktikum für eine Ausbildungschance, ausgerechnet in einem Kundenberuf, dann ergattert, wofür ich meinen Verein verlassen musste. Der Höhenflug, von meinen Eltern weg zu sein und dass man in der Ausbildung meistens Theorie hatte, ließ mich das überleben + eine Menge Schauspiel antrainieren, was mich sehr schlauchte. Als ich dann übernommen wurde, bekam ich nach einem Monat mein 1. richtiges Burn-Out. Mir wurd dann eine soziale Phobie und Depression diagnostiziert. Ansonsten schrieben Ärzte oft „stark verschüchtert, ängstlich, wirkt dissoziativ weggetreten, ablenkbar durch äußere akustische Reize). Zu dem Verdacht auf Epilepsie und Narkolepsie, denen ich noch nicht weiter nachgegangen bin (Wenn die vorhanden sind, dann nur leicht). Mein Hausarzt meinte noch zu mir, dass ich für die Berufswelt nicht geeignet sei und meinen Job aufgeben sollte, was ich ja auch wollte, aber die Psychiaterin, zu der ich mich nach meinem Burn-Out begab, wollte mir davon unbedingt abraten, weil sie meinte, dass ich in Depressionen nicht rational entscheiden könne. Die motivierte mich zur ambulanten Therapie und die zur Vollstationären. Erst als ich mir danach eine Psychologin suchte, fand ich den Mut meinen Job zu schmeißen und es war eines der besten Dinge, die ich getan hab. Eigentlich ahne ich immer, was vielleicht besser wäre, aber da ist immer noch so ne zweite Art Intuition oder Verstand oder was auch immer, welche mich verunsichert. Manchmal kann ich die nicht differenzieren. Oft habe ich die richtige zuerst gehabt und mich dann für die falsche entschieden. Und so viele Leute meinen unterschiedliche Sachen und begegneten mir mit Aggressionen. Das Leben war wie eine Achterbahnfahrt durch Boxhandschuhe.
Um berufsunfähig werden zu können, musste mich mein Hausarzt noch mal zu einer Psychiaterin schicken. Die meinte dann, das wird schwierig, wenn ich keine Medikamente nehmen will: Da versuchte ich noch ein Mal mein „Glück“ und stieß auf eine Firma, die sich nur Mitarbeiter hat, die auffallend speziell sind und bei denen ich ohne Zeitdruck viel machen darf, was ich will und kann. Als wäre das ein surrealer Traum, wobei ich seit meinem 14. Lebensjahr arbeite und mich auch mal auf eine Erholung gefreut hätte. Ursprünglich wollte ich mich schon vor meiner Übernahme, als es erst noch hieß, keiner würde übernommen, rehabilitieren. Noch nicht mal nach meinen Nervenzusammenbrüchen und Schwangerschaften lassen sie von mir ab. Die vorige Firma wollte mich auch nicht gehen lassen, obwohl ich mich zu manchen Vorgaben nicht bewegen lasse. Ich kann nicht richtig meckern und mich nicht richtig freuen.
Und die Kinder sind auch Verhaltens-auffällig. Es gibt Konflikte im Kindergarten und die kleinsten Ausflüge sind mega-anstrengend und gefährlich. Sie rasten viel aus und schlafen wenig. Der Große muss nun auch in die Abklärung, Autismus ist auch im Verdacht. Trotz allem verliere ich nie den Fokus mich auf das positive zu konzentrieren. Alles andere nutzt niemandem was, zumindest nichts, was ich zu erfassen gedenke zu vermögen. Und meinen Kindern gegenüber sehe ich mich besonders in der Verantwortung, weil ich ihnen als Mutter automatisch am nächsten stehe / für ihr sein verantwortlich bin. Ich liebe sie natürlich auch (für mich ist Liebe auch wie Energie geben / nehmen).
Ich hab schon öfters von Autismus und Asperger gelesen. Ich glaub ich hab das mir bezügl. verdrängt, aber wieso? Nur weil meine Eltern mir jede für sie unattraktive Auffälligkeit aberkennen wollten? Ich war seit frühester Kindheit am Lesen von Psychologie und Neurologie, weil ich die Menschen verstehen wollte. Ich hab mich mit allen möglichen Klassifizierungen befasst. Ich weiß wohl, dass ich manchmal irgendwelche Autismus-Tests machte und es kam immer wieder raus. Aber irgendwie glaubte ich bislang, dass Autismus mehr ein positives Kriterium sei und kehrte es irgendwie immer wieder unter den Teppich. Dann fiel mir auf, dass mein Ex mich viel als autistisch bezeichnete und als so festgefahren in vielen Dingen sei und so exzessiv detailliert. Aber so richtig drüber nachdenken über das alles tue ich erst jetzt, wo bei mir alles zusammengebrochen ist. Irgendwie wird mir grad ganz viel bewusst. Oder ich rede mir das alles wegen Überforderung ein. Mal gespannt was der Neurologe sagen wird. Mir würde die Diagnose in bestimmten Punkten helfen, wenn auch ich mich nicht auf sie versteifen würde.
Gerade hab ich auch niemanden groß, außer meiner Psychologin. Bzw. bald dann die von mir beantragte Familienhilfe. Aber lieber ist es mir so, als die ungesunden Symbiosen mittlerweile. Obwohl ich auch erst das Gefühl hatte mich selbst zu verlieren. Aber durch meine einst größtenteils überwundenen Panikängste vor dem Einschlafen (hab da so komische Einschlaf-Myoklonien (weiß ich erst seit kurzem), wo ich in einem Zustand aus Schlaf- und Wach lande, aus dem ich so leicht nicht wieder rauskomme), als mir die Klinik damals nicht zu helfen wusste, machte ich die Erfahrung, mehr überleben zu können, als ich mir vorstellen konnte. Zurückgefallen war ich aber auch ein paar Mal in die Arme meiner Peiniger, die für den Moment stets offen stehen, es sei denn sie haben übergangsweise wen anderen gefunden. Leider ziehe ich immer wieder so Leute an, ich hab mich schon öfters gefragt, wieso ich das nicht rechtzeitig bemerke oder abwende. Nun habe ich glaube ich eine Begegnung erfolgreich erkannt, weil ich mal mehr so gehandelt habe, wie andere Menschen das oft tun. Noch nicht so viel von sich preisgeben und mehr Fragen stellen. Herauskam, dass sie nichts lieber mag, als anderen zu helfen. Sie ist fest davon überzeugt, dass ich ihre Hilfe brauche. Hilfe! :D Und sie meint auch jedes Mal, wenn ich schreibe, dass es mir besser geht, dass sie das bewirkt hat. Mir fällt es schwer ihr ehrlich meine Meinung zu weiter zu sagen. Weil so Leute dann meistens mir ggü. ausrasten, was sie glaub ich auch schon tat, weil sie bei meiner ersten ehrlichen Meinung was schrieb, was sie daraufhin unkommentiert wieder löschte und dann davon ablenkte. Schon allein, wenn ich auf Distanz gehe, so wie sie jetzt schon wilder wird. So Leute stehen bei mir auch gern mal dann unangemeldet vor der Tür. Ich hatte sie leider schon zu Hause eingeladen, sie brannte da drauf. Wann lerne ich endlich daraus. Ansonsten habe ich eine Freizeitgruppe aus Sozialphobikern, wo ich aber derzeit wegen meinem Alleinerziehen und deren bevorzugten Nachtaktivitäten nicht teilnehmen kann.
Mir gehen ein paar Lichter in Richtung Autismus auf derweil. Auch, falls der Neurologe mir das absprechen sollte, - das war glaub ich immer eine Antwort, die ich auf dieses unbeschreibliche Gefühl in mir hatte. Zumindest finde ich kein plausibleres bislang. Aber es passt ziemlich, eigentlich ganz. Nur bin ich ein ziemlicher Relativ-Denker, welcher vieles in Frage stellt.
Ich sehne mich seit dem ich klein war auch nach inniger, tiefer Freundschaft, - ich finde Freundschaft ist das wichtigste und grundlegendste in jeder Beziehung. Eine Freundin habe ich, mit der es schon seit längerem ganz ok ist. Ich dachte mir dann, das ist vermutlich einfach Freundschaft und man muss von seinem Ross runterkommen, welches oft durch Disney eingetrichtert wurde. Sie hat mich jedoch auch ignoriert, als ich zuletzt und dabei das erste Mal um Hilfe rief, was mich auch tief getroffen hat. Dieses Jahr ist bei mir der Höhepunkt an solchen Erlebnissen. Vielleicht auch einfach dummer Zufall. Ein Mädel hab ich wohl in der Sozial-Phobie-Gruppe kennengelernt, die viel mit mir ähnlich hat, wo wir aus der Gruppe hervorstechen. Leider ist sie weggezogen. Sie sucht Leute für ein Hobby, welche ich auch lange suchte und grad kann ich ja nicht. Wir sahen uns nicht oft. Zudem hat sie hier zuviel Leid erlebt, ist zurück in ihre Heimat. Wir schreiben uns noch. Sind oft der gleichen Meinung, z. B. oft gleich irritiert über manche menschliche Verhaltensweisen.
Hier im Autismus-Forum, in Technik- und Innovationsforen, so wie in den Foren für Hochsensibilität und soziale Phobie fühle ich mich zu Hause. Auch im Asexuellen-Forum war ich mal unterwegs. Aber ganz asexuell bin ich dann doch nicht, wobei man sich da auch anmelden kann, wenn man das nur teilweise ist. Da habe ich auch jemanden freundschaftlich kennengelernt, der autistische Züge hat. Wir haben uns oft zum Schach-Spielen und Spazieren getroffen. Er studiert Physik (und hat einen IQ von 150). Wegen seiner Reizüberflutung hat er seinen Führerschein abgebrochen (wie auch meine Schwester) und er mag auch keine großen (oder langen / überintensiven) Berührungen. Wir haben uns auch immer mal wieder mit einer anderen Gruppe aus dem Forum getroffen, die uns auch ähnlich schienen. Einer von denen hat dort sogar seine Frau (beide asexuell) gefunden.