Ex-Partner zurück
14.01.15, 18:57:38
Nina
geändert von: Nina - 14.01.15, 18:59:55
@Bicyle: Danke, ja das verstehe ich, beides.
Zitat: "Wenn ich auf jemanden aggressiv reagiere, ist die Aggression in mir drin. Sie kommt von mir selbst. Sie kommt nicht von der Außenwelt, also nicht von dem, der mich scheinbar aggressiv macht. Der macht einfach nur irgendeine Handlung. Aber der auslösende Punkt für das Gefühl, das steckt in mir."
Für mich ist es nur eine Frage des Blickwinkels oder der sprachlichen Genauigkeit. Im Grunde beschreibst Du aber das, was ich oben als Antwort auf Deine Frage zur Selbstergründung gegeben habe: Jemand macht etwas im außen. Die Erwartungen an das Verhalten des anderen und die Bewertungen dessen liegen aber in mir und je nach Bewertung wird ein bestimmtes Gefühl in mir ausgelöst. - Das entspricht dem Konzept der kognitiv-behavioralen Psychologie zum Entstehen von Erleben und der Motivation für Verhalten beim Menschen.
Im täglichen Zusammenleben ist es aber doch einfach so, dass ich bestimmte Erwartungshaltungen an andere Meschen, und eben auch an einen Partner in einer Beziehung habe. Die Erwartungshaltung beruht auf gesellschaftlichen Regeln, die unser soziales Zusammenleben regeln. Diese Erwartungen und Bewertungen sind sicherlich irgendwann im Laufe der Sozialisation erlernt worden. Zusammenleben ist aber doch gerade dadurch möglich, dass wir uns auf diese Regeln des Zusammenlebens implizit geeinigt haben.
Nun hat sicherlich jeder Mensch das Recht zu sagen, ich will aber anders leben. Fair ist es aber doch, das dann auch explizit zu sagen. Zumindest in einer Paarbeziehung. Den anderen durch Schweigen über die eigene Sichtweise, die einem selbst bewusst ist, bewusst in Unkenntnis zu lassen, sei es auch aus Angst, stellt in meinen Augen eine Verletzung der Regeln der Fairness des sozialen Miteinanders dar und nimmt auch eine Verletzung des anderen Menschen billigend in Kauf. Wenn man dann sagt, der andere sei selbst Schuld, wenn er sich in seinen Erwartungen täuscht und dann enttäuscht wird, macht man es sich an dieser Stelle zu einfach.
Zu Deinem anderen Statement:
Zitat: "Wie ein Mensch der traurig schaut und sich dann für seine Clownrolle ein lachendes Gesicht auf dieses traurige Gesicht malt. Eben irgendwie "falsch".[...] dass ich einfach nur das Gefühl habe, dass da auf einmal ein anderer Mensch steht, der nicht mehr sein "wahres Ich" zeigt.
Puh ok, das ist für mich tatsächlich nicht leicht zu verstehen. So ganz verstehe ich es nicht. Ist es in etwa so gemeint?:
Deiner Ansicht nach liegen alle Ursachen für Gefühle in Dir selbst. Wenn Du annimmst, dass das für den anderen genauso gilt, liegen Deiner Ansicht nach alle Ursachen für dessen Gefühle auch immer nur in ihm selbst. Und wenn Du nun etwas machst, was Du von Dir aus gar nicht gemacht hättest, und das dann bei ihm Freude auslöst, dann fragst Du Dich, warum er sich freuen kann, wenn er doch weiß, dass Du es nicht aus Dir heraus gemacht hast, sondern nur, weil er Dich darum gebeten hat? -
Frage/Gedanke: Ist es vielleicht so, dass Du dann im Kern eigentlich Dir selbst falsch vorkommst, wenn Du etwas machst, was Du nicht aus Dir heraus machen möchtest, sondern nur, um dem anderen einen Gefallen zu tun? Und dass Du es deshalb nicht gerne tust? Weil Du Dich dabei nicht echt, nicht authentisch fühlst und sich das unangenehm anfühlt?
Ich merke, das ist echt nicht leicht, das mit Worten zu beschreiben, ich weiß jetzt auch nicht, ob bei Dir das ankommt, was ich hier meine ;-)
15.01.15, 16:04:03
Bicycle
Frage/Gedanke: Ist es vielleicht so, dass Du dann im Kern eigentlich Dir selbst falsch vorkommst, wenn Du etwas machst, was Du nicht aus Dir heraus machen möchtest, sondern nur, um dem anderen einen Gefallen zu tun?
Nein. Das habe ich nicht geschrieben und auch nicht gemeint.
Zum Rest:
Das Problem ist, dass ich dir das nicht sinnvoll nachvollziehbar erklären kann.
Es gibt für mich mehrere Gefühlsebenen. Ich wander zwischen denen im Alltag hin und her. Ich selbst weiß ja was ich meine.
Ich versuche eigentlich immer innerhalb eines Threads, in einer Gefühlsebene zu bleiben und nur diese zu erklären.
Aber manchmal fällt mir dann auf, dass eine andere Gefühlsebene auch interessant ist und greife auf die zurück.
Sobald ich allerdings innerhalb eines Beitrages, aus zwei oder mehreren Gefühlsebenen schreibe, wird es kompliziert. Sowohl für den Leser, weil es nicht mehr wirklich nachvollziehbar ist, als auch für mich, weil ich mir dann nachdem der Leser geantwortet hat, meist beim Antworten schwer tue, so dass es weiterhin nachvollziehbar bleibt.
Beim Beitrag der anfängt mit "Ich denke:..." schreibe ich noch aus der gleichen Gefühlsebene, wie die anderen Beiträge davor. Beim letzten Beitrag der mit deinem Zitat anfängt, schreibe ich bereits aus mehreren Gefühlsebenen. Wäre praktisch, wenn wir wieder zurück zum "Ich denke:..." Beitrag kämen oder gar noch einen Beitrag davor. Da könnte ich dann wieder sinnvoller und nachvollziehbarer anknüpfen.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu kompliziert :D
15.01.15, 20:16:20
Nina
geändert von: Nina - 15.01.15, 20:28:04
@Bicycle:
Ok das ist tatsächlich schwer nachvollziehbar für mich. Aber interessant. Eine geistige Herausforderung :D
Also: was bedeutet für Dich "Gefühlsebenen"? Meinst Du, dass Du in dem Moment ein Bestimmtes Gefühl wie Freude, Angst, Trauer, Wut,... empfindest, wenn Du schreibst? Oder meinst Du verschiedene Blickwinkel auf eine Sache, also eher unterschiedliche Sichtweisen, wie verschieden gefärbte Brillen, durch die man auf dieselbe Sache schauen kann und dann erkennt man unterschiedliche Aspekte? Oder noch was anderes?
Ja, wir können zu "Ich denke..." zurückkehren bzw. zu meiner Antwort auf Deine kleine Denkaufgabe an mich davor (Zitat: "Ich rege mich auf, weil ich das Verhalten des anderen anders ist, als ich will und erwarte und weil ich dies als negativ bewerte. War das die gemeinte Antwort?")
@alle:
Ich habe mal noch eine Frage zur Spiritualität bei Autisten. Ist mein Eindruck richtig, dass viele Autisten sich von der Advaita Vedanta, von der Lehre der Nicht-Dualität, die auf die Indischen Veden/Upanishaden zurückgeht, angezogen fühlen bzw. dies als wahr erkennen? Danke!
15.01.15, 20:59:48
schuschu
nina, nein das wurde anders verstanden als ich es meinte..
eine begegung , zeit und zuwendung, präsenz und aufmerksamkeit sind ein geschenk...des anderen an mich...nichts was man grundsätzlich nur weil man es als partnerschaft deklariert, erwarten kann.
eine beziehung kann für mich in unterschiedlichen formen sich ausrrücken....und das gefühl geht nicht weg, auch wenn man sich weniger sieht...liebe ist doch immer...in einem..es wird nicht vom anderen erzeugt....sondern es ist immer da..und je nachdem ob ich meinenaufmerksamkeit dorthinlenke und es wahrnehme oder eben meine aufmerksamkeit woanders hinlenke und es dann nicht so gut wahrnehme..ist liebe halt dann deutlicher oder nicht ...aber da ist sie immer,
den druck den ich, wenn ich mich aufgrund deiner kommentare spüre..wenn ich mich einfühle in den mann deines begehrens..der ist eher deshalb..weil ich spüre..was erwartet wird..er nicht einfach sein darf..weil es bilder vorstellungen deinerseits gibt und das für mich dann nicht wirklich was mit liebe zu tun hat...beziehung, partnerschaft ein konzept..wo jeder seine prägungen und vorstellungen hat wie es auszusehen hat...für mich ...am liebsten begegnung ..jeden tag aufs neiue..in der dankbarkeit und wetschätzung..dass der andere mit mir zeit verbringen mag..sich mir schenkt...und ich mich ihm schenke..aus freien stücken..und nicht, weil die gesellschaft uns einprägte..wie partnerschaft denn richtig wäre
15.01.15, 21:21:49
Nina
@schuschu:
Dem allen kann ich uneingeschränkt zustimmen. Und, sicherlich habe ich mir mehr Kontakt gewünscht und diesen als Partner dann auch erwartet, das war sicherlich nicht richtig, da gebe ich Dir recht. Ich habe es aber nicht erwartet, weil es die Gesellschaft vorgibt, sondern weil ich mir mehr Kontakt gewünscht habe, weil es meinem inneren Bedürfnis entsprach. Dass ich mit Forderungen das Gegenteil erzeugt habe, von dem, was ich mir gewünscht habe, muss ich leider ja gerade sehr schmerzlich erfahren
15.01.15, 21:38:49
Bicycle
(Gleich vorweg, ich las das, was du nachträglich hinzugefügt hattest, den Teil mit der Spiritualität, erst jetzt, als ich mit dem Beitrag fertig war. Über Non-Dualität hab ich früher stundenlang nachgedacht und mit anderen philosophiert. Ich befasste mich aber nicht mit den Konzepten die es dazu gibt. Ich denke gerne selbst über so etwas nach, deshalb weiß ich jetzt auch nichts mit Advaita Vedanta anzufangen. Dass ich hier im Beitrag Spiritualität erwähne, ist zufällig. Wie gesagt, hab ich das von dir erst jetzt gelesen.)
Gefühlsebene ist nicht ein Gefühl.
Das dient nur der einfacheren Beschreibung:
Ich bedien mich einfach mal in der spirituellen Ecke. Es gibt den menschlichen Körper und dann noch mehrere geistliche Körper/Ebenen und diese haben unterschiedliche Gefühlsebenen, wie auch Empfindungen.
Und diese Gefühlsebenen vermische ich ganz gerne, weil es bei mir im Alltag auch so ist.
Da rege ich mich z.B. über etwas auf, während ich in einer anderen Situation gar keine großartig menschlichen Gefühle empfinde, während ich in einer andere Situation tiefe kindliche Gefühle empfinde usw.
Alle Ebenen gehören zum menschlichen Leben dazu. Aber wenn man sie in Erklärungen vermischt, kapieren es nicht mehr viele.
Ich kenne allerdings Menschen, die ähnlich empfinden, die kommen mit solchen Erklärungen klar.
Ja. Ich meinte den Beitrag.
15.01.15, 22:52:05
55555
geändert von: 55555 - 15.01.15, 22:52:29
Ich habe mal noch eine Frage zur Spiritualität bei Autisten.
Zwei Unterforen tiefer gibt es einen Thread zu Religion mit relativ neuen Beiträgen.
15.01.15, 23:06:26
Nina
@Bicycle:
Ok, ich kann das tatsächlich nicht richtig nachempfinden, was Du beschreibst, aber es entspricht möglicherweise etwas, was ich bei meinem Ex-Partner beobachtet habe: Er hatte unterschiedliche Verhaltensweisen, die unterschiedlichen inneren Gefühlszuständen zu entsprechen schienen: Manchmal war er ganz ruhig, überlegt, erhaben und beruflich korrekt wirkend, manchmal hingegen wirklich wie ein kleines Kind, anhänglich, albern, manchmal offen mir gegenüber, zugänglich wirkend, manchmal sehr abweisend, distanziert wie von einer dicken Mauer umgeben. Könnte das den verschiedenen Gefühlsebenen entsprechen, die Du beschreibst?
@5555: Ok danke für den Hinweis
16.01.15, 15:47:12
MadActress
Nina ich weiß nicht, ob das an den "Gefühlsebenen" liegt, aber bei mir ist es genauso ;)
16.01.15, 16:58:03
Bicycle
Könnte das den verschiedenen Gefühlsebenen entsprechen, die Du beschreibst?
Nein.
Du beschreibst eher unterschiedliche Gefühlszustände und daraus resultierend unterschiedliche Reaktionen, ich meine Gefühlsebenen, in welchen man unterschiedlich empfindet. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich es jemanden erklären kann, der nicht selbst so empfindet. Es kommt letztendlich für Außenstehende wahrscheinlich auf's Gleiche raus. Der Hintergrund ist allerdings ein anderer.
16.01.15, 19:14:24
Nina
@ Bicycle:
Kann ich es mir vorstellen wie verschiedene Gefühlsdimensionen (Gefühlsebenen) in denen Du jeweils wieder einzelne unterschiedliche Gefühle empfindest?
Ein bischen wie unterschiedliche Persönlichkeitszustände?
@ Madactress: Genauso wie ich es beschrieben habe oder wie Bicyle es beschrieb?
16.01.15, 20:14:28
Bicycle
Kann ich es mir vorstellen wie verschiedene Gefühlsdimensionen (Gefühlsebenen) in denen Du jeweils wieder einzelne unterschiedliche Gefühle empfindest?
Sowohl unterschiedliche Gefühle, als auch gleiche Gefühle, diese dann aber unterschiedlich empfunden.
Beispielsweise gibt es Freude auf mehreren Ebenen. Aber jeweils unterschiedlich empfunden. Wobei es manche Ebenen nicht mehr gibt, die ich früher hatte. Früher hatte ich z.B. noch die "Sehnsuchtsgefühl-Ebene", die habe ich gar nicht mehr.
Ich habe mir allerdings noch keine großen Gedanken darum gemacht, die Ebenen alle ganz genau aufzuteilen und dafür Wörter zu finden. Mir reicht es zu fühlen. Deshalb bitte gar nicht erst fragen, was die restlichen Ebenen sind :D
Persönlichkeitszustände wäre das falsche Wort. Mir fällt aber auch gerade keine bessere Beschreibung ein. Von daher kann man das, wenn man es oberflächlich betrachtet, gelten lassen.
Das "Ziel" wäre, philosophisch betrachtet, dass es nur noch eine Ebene gibt. Das wäre dann, wenn sich das Ego vollständig auflösen würde.