10.09.14, 22:31:10
Fundevogel
geändert von: [modmod] - 11.09.14, 01:04:31
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Behinderte sehnen sich nach Sex. Für viele ist es aber fast unmöglich, welchen zu haben. Der Frust ist bei vielen groß. Benjamin Piel sprach mit dem Psychologen Lothar Sandfort, dem Gründer des Instituts zur Selbst-Bestimmung Behinderter (ISSB), über das Tabuthema.
Frustriert Sie der Umgang mit Sex in Behinderten-Einrichtungen?
Lothar Sandfort: Ja, sehr. Ich habe ein schlechtes Bild vom Betreuungssystem. Aber es gibt Hoffnung, Menschen, die das Thema anpacken. Leider sind es zu wenige. In den Einrichtungen ist Sexualität ein Dauerthema – zumindest im Empfinden der Behinderten. Doch viele Betreuer haben panische Angst vor Übergriffen oder Schwangerschaften in ihren Einrichtungen. Aus Hilflosigkeit schweigen sie das Thema tot. Nicht wenige Einrichtungen haben sich noch nie hilfreich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Kommt diese Botschaft an?
Nur schleppend. Behinderte sind darauf getrimmt, dankbar sein zu müssen. Das steckt ganz tief drin, weil die Gesellschaft es ihnen einimpft. Wer dankbar sein muss, verliert die Freiheit, dankbar sein zu können.
Was ist, wenn sich Behinderte in Sexualbegleiterinnen verlieben?
Das passiert fast ausschließlich Körperbehinderten. Die müssen dann da durch und erleben mit unserer Hilfe, dass es ein Leben nach dem Liebeskummer gibt. Das stärkt sie. Wir fördern ein Recht auf Liebeskummer.
Jean heißt eigentlich nicht Jean. Aber wenn der Mann aus Zürich als Sexualbegleiter unterwegs ist, nennt er sich so. Jean ist um die 60 und Mathematiklehrer. Seit einiger Zeit bietet er behinderten Frauen erotische Dienstleistungen an, massiert sie von oben bis unten, streichelt sie, erfüllt sexuelle Fantasien. „Sex ist nicht immer drin, denn dafür muss ich selbst erregt sein“, sagt er.
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