Problem nichtautistisches Verhalten bei Zusammentreffen zweier Nichtautisten
15.06.14, 22:40:31
55555
Kennt ihr auch Situationen, in denen Nichtautisten, mit denen einzeln recht gut umzugehen ist, mit einem anderen Nichtautisten zusammen in nichtautistisches Verhalten zurückfallen, etwa in Small-Talk-Stereotypien? Welche Strategien waren bei euch erfolgreich um das Verhalten möglichst zu unterbinden? Haben bei jemandem Therapien geholfen?
16.06.14, 01:03:13
schuschu
ich glaube, ich habe heute so eine situation erlebt
aber ich als nichtaustist
würd mich auch interessieren, obs da strategien gibt, die das unterbinden.....therapien, naja soweit würd ich nicht gehen lächel,,,,denn es liegt ja auch irgendwie an ihrer veranlagung und würde dann ja auch einer umerziehung gleichkommen..oder nicht?
aber ganz ernsthaft, hab ich mir schon gedanken gemacht heute in dieser situation, wie es erträglicher ablaufen kann , schon deshalb weil ich oft in einer solchen situation bin, wo mein sohn mit bei ist und ich genau spüre dass dies zuviel und unerträglich ist , ich eigentlich auch sofort aufhöre und weitere gespräche abbreche und mit meinem sohn weitergehe....aber bin dankbar für andere vorschläge und ideen, dafür.
16.06.14, 01:04:56
Fundevogel
Ich bekenne mich zu einer Small-Talk-Störung, die ich immer wieder mit ehrlicher Herzlichkeit sinnfüllend heile und für die ich aus vollem therapeutischen Nichtwissen schöpfe;-).
17.06.14, 12:08:59
Souki
Ich befürchte, so etwas ist absolut therapieresistent.
Meine Strategie besteht in Rückzug, wenn mich das Gespräch nicht mehr interessiert. Wenn es um etwas für mich Wichtiges geht, versuche ich es in winzig kleinen Schritten auf den Punkt zu bringen und dabei den/die Gesprächspartner so festzunageln (RW), dass ich meine Antworten kriege. Winzig kleine Schritte deswegen, weil viele NA nur in kleinen Schritten denken können oder wollen. Komplexe Gedankengänge scheinen vielen NA nicht zu liegen (meine Erfahrung).
17.06.14, 17:09:27
schuschu
hm, ich wurde hier ja als nichtautist , dennoch hochsensibel eingestuft....mir gehts aber so wie souki es als empfindung äussert.
bei mir ists ejher so, dass zuviele komplexe gedankengänge gleichzeigt am laufen sind....sie aber nicht in worte finden..eher ein innerer zusatnd sind.
wenn es jetzt zum beispiel eine situatiion wäre, wo ein nicht autist mit einem autist zu einem termin kommen würde, um eine bestimmte sache zu erledigen....dort eine weitere nichtautistin wartet und beide nichtautisten sich kennen und von herzen freuen sich wiederzusehen..sich aber schon aus achtsamkeit zurückhalten und nicht ewig viel erzählen , sondern sich eh schon auf das für sie wichtigste in kürze beschränken, weil beiden vorher schon klar ist, dass es kein familientreffen werden soll.
wie ist das für autist erträglich?...wie hätte diese situation , das treffen am besten aussehen können...? beide nichtautisten haben im vollen bewusstsein nach besten gewissen und reinen herzens gehandelt .
17.06.14, 22:28:23
55555
geändert von: 55555 - 17.06.14, 22:28:37
Ich befürchte, so etwas ist absolut therapieresistent.
Ich versuche positiv zu denken. Allerdings ist es manchmal schon erschütternd welchen Unsinn NA in diesem regressiven Zustand reden können, selbst welche, die man allgemein für halbwegs vernünftig hielt. Da ist dann manchmal die Frage, welcher Eindruck eigentlich wahr ist.
18.06.14, 01:06:33
Fundevogel
Sprache ist ja nun nichts Eingleisiges, sie dient auch dazu Unfug zu erzählen, Gedichte vorzutragen, in denen Sprache anders als üblich eingesetzt ist, sich in Musiktexten an Musik zu schmiegen, Urschreie auszustoßen, wenn etwas Schweres gehoben werden muss, zu säuseln, wenn Süssholz geraspelt wird, mit simplen Humor zur Fröhlichkeit einzuladen...
Sprache ist ein komplex einsetzbares Kommunikationsmittel und vielen Menschen macht es Freude, diese Vielfalt ausleben zu können.
Ich denke, dass sich garnicht zwischen Eindrücken entschieden werden muss sondern ob aus den Worten und Gesten Liebe erkennbar ist. Mit der Liebe verstehen wir das Gebrabbele von Kindern.
Wenn z.B. ein behinderter Mensch den Eindruck erweckt nicht sprechen zu können, kann nicht automatisch unterstellt werden, dass er "nichtssagend" oder oberflächlich ist.
Umgekehrt kann jemand den Eindruck großer Intelligenz hinterlassen und doch gerne zum Stammtisch für Blödelbarden gehen.
Der Volksmund hat dieses "Menschelnde" derb aber treffend formuliert: "Auch der Papst muss aufs Klo."
22.06.14, 00:15:03
PvdL
geändert von: PvdL - 22.06.14, 00:15:32
Definitiv verhalten sich NTs in der Gruppe anders, als einzeln.
Der oben beschriebene Rückfall ist mir wie folgt erklärlich:
Der NT hat sich dem Aspie zunächst angepaßt, legt dieses Verhalten jedoch wieder ab,
weil die Situation plötzlich wieder mehrheitlich von NTs bestimmt wird.
22.06.14, 14:49:30
Alan
Oh ja, so etwas gibt es und es gibt eine naheliegende Erklärung: NA unterscheiden rigeros, ob jemand "dazugehört" oder nicht. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob eine Person A mit einer Person B gute oder schlechte Errdahrungen gemacht hat, wenn Person A erfährt, dass Person B in einer Gemeinschaft ein schlechtes Standing hat, dann will sie nicht mit dieser Person in Verbindung gebracht werden. Genau das droht aber, wenn A und B sich unterhalten und dann C dazu kommt. Das Verhalten von A gegenüber B kann sich dann schlagartigartig ändern, genauso wieder in die andere Richtung, wenn C wieder verschwindet.
NA folgen für gewöhnlich immer den Regeln der Gemeinschaft, die ihnen wichtig ist. Rationalität, Anstand und Vernunft können dabei völlig ausgeblendet werden.
22.06.14, 18:05:41
schuschu
wenn ich so lese, wie autisten , nichtautisten beschreiben, muss für mich eine neue kategorie gefunden werden?
dann pass ich nicht zu den nichtautisten , da find ich mich nicht wieder.
und vieles was ich lese wie autisten empfinden, erkenn ich an mir wieder..bin aber zum wiederholten male als nichtautist "gekennzeichnet "worden .
wer oder was bin ich denn dann...( schon ernstgemeinte frage mit scherzhaftem beigeschmack, denn ich bin ein menschliches wesen, das hochsensibel in der wahrnehmung ist..mehr muss ich nicht wissen , wäre dennoch interesssant.)
23.06.14, 00:43:47
Fundevogel
Drei Situationen zur Diskussion:
Treffen sich zwei NA an einem Krankenbett einer Gallenoperierten. Sagt der eine: "Psst, wir können nicht so reden wie uns der Schnabel wächst, die Patientin könnte darunter leiden."
- NA können schweigen, wenn die Notwendigkeit erkannt werden kann.
Treffen sich zwei NA in einem Park, einer in Begleitung einer Schweigenden. Die NA reden los wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
- NA betrachten das Schweigen als Dulden oder Anerkennung der Unterhaltung.
Treffen sich zwei NA in einem Park, einer in Begleitung einer Schweigenden. Sagt der eine: "Mir stände jetzt zwar der Sinn nach einem Schwatz, aber es könnte sein, dass meine Begleiterin sich fürchterlich langweilen würde. Lass' uns das Notwendige austauschen, ein andermal mehr, wenn wir Plaudertaschen unter uns sind."
- NA können einfühlsam sein, wenn sie umsichtig sind.
24.06.14, 10:03:44
Souki
@ schuschu
NA sind ja keine homogene Masse, sondern völlig unterschiedlich. Ich kenne ein paar NA, die "autistisch" (= individuell?) denken, es sind halt nicht viele, aber es gibt sie. Nach meiner Erfahrung sind es vor allem solche Leute, die reflektieren und hinterfragen, das heißt nicht, dass diese dann unbedingt Autisten sein müssen. Ich nehme an, dass uns Autisten aber vor allem die anderen NA unangenehm auffallen, die stets mit dem Strom schwimmen (RW) und sich der Mehrheit anpassen. In meinem privaten Umfeld versuche ich dann eben, diesen aus dem Weg zu gehen.