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Nervennahrung + Übergewicht

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04.11.06, 00:06:13

arlette

Zitat von Lisa M.:
Hin und wieder kriege ich jetzt auch noch so Anfälle, und *dann* vertrage ich das Zeug komischerweise auch in Mengen.

ich mag auch keine schokolade oder süsses.schon als kind nur phasenweise und zeitweise gar nicht. ausser eben bei seltenen anfällen. und dann sollte es rote farbe beinhalten (schokolade mit erdbeer-joghurtfüllung oder so). absurd, wirklich.
04.11.06, 09:57:53

Goldloeckchen

Fazit dieses Threads: Man sollte nicht jeden Mist durch Autismus begründen. Der eine mag kein Süßstoff, der andere keine Süßigkeiten. Richtig?
04.11.06, 10:24:00

Lisa M.

Alles durch Autismus zu begründen finde ich genauso wenig naheliegend wie bei NA's alles durch NA zu begründen.

Aber Süßigkeiten - insbesondere Schokolade - sind nicht nur eine "schnelle Energiequelle", wenn mal kurzfristig die Verbrennung angeheizt werden soll, sie heben auch den Serotoninspiegel. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass Leute, deren Serotoninspiegel reichlich niedrig ist, sehr leicht zu "Süßigkeiten-Junkies" werden können. Mit der Aminosäure, aus der Serotonin gebaut wird, ist das so'ne Sache: Sie ist in ausreichender Menge im Essen, aber die Transporter dafür kümmern sich tendenziell eher um die anderen Aminosäuren... Eine ordentliche Portion Kohlehydrate greift da ein und blockiert die Aufnahme der anderen Aminosäuren, so dass sich die Transporter endlich mal um den Serotonin-Grundstoff kümmern können.

Der Neurotransmitter-Haushalt ist wohl bei Autisten öfter mal ein bisschen durcheinander, und bei ADS sowieso. Es ist wohl unterschiedlich, ob und in welcher Weise er durcheinander ist. Wenn jemand einen niedrigen Serotoninspiegel "im Programm" hat, dann muss das nicht bei allen so sein. Für die Leute mit niedrigem Serotoninspiegel wäre auch zu überlegen, ob es nicht gesündere Arten gäbe, ihn zu heben, als seinen Kalorienbedarf überwiegend mit Süßigkeiten zu decken.
04.11.06, 10:38:32

Altpapier

Zitat von Lisa M.:
Für die Leute mit niedrigem Serotoninspiegel wäre auch zu überlegen, ob es nicht gesündere Arten gäbe, ihn zu heben, als seinen Kalorienbedarf überwiegend mit Süßigkeiten zu decken.

Das hört sich gut an. Welche Möglichkeiten würdest du da sehen?
04.11.06, 10:56:55

Goldloeckchen

Zitat:
Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass Leute, deren Serotoninspiegel reichlich niedrig ist, sehr leicht zu "Süßigkeiten-Junkies" werden können.


Das ist bei mir nur phasenweise der Fall. Eigentlich nur wenn ich gestresst bin aber dann vertilge ich Schokolade en masse. Ansonsten halte ich es auch gut ohne Süßkram aus.
04.11.06, 11:37:28

Lisa M.

Zitat:
Welche Möglichkeiten würdest du da sehen?


Was die Ernährung angeht, bin ich bis jetzt noch nicht auf ein anderes Mittel zur Hebung des Serotoninspiegels gestoßen als kohlehydratreiche Mahlzeiten. Aber ich habe auch noch nicht gezielt nach sowas gesucht. In der Schulmedizin werden bestimmte Antidepressiva verwendet. Antidepressiva wirken unterschiedlich, einige davon auf den Serotoninspiegel. Wenn ich das richtig erinnere, hebt auch Schlafentzug den Serotoninspiegel (aber auch das ist auf die Dauer nicht so gesund). Ich könnte mir vorstellen, dass die Schulmedizin in diesem Fall ausnahmsweise die Mittel mit den geringsten Nebenwirkungen bereitstellt. "Selbstmedikation" über Süßigkeiten und Schlafentzug kommen mir da sehr bedenklich vor in der Daueranwendung... Ich werde aber auch nochmal meine schlauen Bücher durchwühlen, ob nicht doch das eine oder andere Vitamin für den Serotoninhaushalt eine Rolle spielt. Wenn es da was gibt, sollte man das m.E. als erstes versuchen.
04.11.06, 14:59:02

DrChaoZ

ich verzehre sehr gern süssigkeiten und deftige knabbereien. durch die starken geschmackswirkungen dieser substanzen wird die aufmerksamkeit abgelenkt und ein entspannungsgefühl verursacht, jetzt einmal davon abgesehen dass es einfach lecker schmeckt :) diese dinge gehören zu den angenehmen kleinigkeiten des lebens die letzteres ein wenig bereichern. achten muss man allerdings darauf dass man die menge nicht überdosiert. erst bei überdosierung kommt es zu unerwünschten nebenwirkungen wie übergewicht. in dem falle ist es aber auch keine bereicherung mehr also auch kein verlust den konsum für einen zeitraum einzuschränken. von frustessen kann man erst reden, wenn der verzehr von süssigkeiten oder bestimmten nahrungsmitteln zum lebensmittelpunkt geworden ist ohne dass man sich noch darüber bewusst ist, dass man aus frustgründen isst.

der begriff 'frustessen' ist allerdings dennoch aus einer gewissen perspektive richtig: wenn man überladen ist kann der frustfaktor steigen und zur kompensation wird vergnügen eingesetzt in diesem falle >essen<.

extrovertierte personen springen aus flugzeugen um an einem stofffetzen in einem luftpolster herabzugleiten oder sie ziehen sich metallflaschen auf dem rücken auf und atmen in der tiefe durch einen schlauch um fische zu bewundern. wiederum andere statten ihren kleinwagen mit allerlei technik aus und tönen die hinteren scheiben.

... ich esse gern schokolade und sortiere computerspiele ... :)

das mit dem übergewicht wird so lange zu keinem problem wie genügend körperliche aktivität (sport, alltag oder ähnliches) statt findet. sorgen muss man sich erst machen wenn das gewicht konstant steigt oder sinkt. jahreszeitliche schwankungen des körpergewichtes sind norma und evolutionär bedingt :)

so lange man sich dieser zusammenhänge bewusst ist und sie bewertet in bezug zur eigenen person, kann man aus meiner sicht, ohne einem schimpfenden teufel der sich mit einem harve nicht spielen könnenden engel wild argumentierend auf der schulter prügelt, schlemmen.
06.11.06, 00:39:41

Lisa M.

Heute habe ich mal ein bisschen gewühlt... Ist noch nicht fertig, weil ich mal wieder so viele interessante Details fand, die ich mir rausschreiben musste, aber:

Es gibt tatsächlich Nährstoffe, bei denen eine Unterversorgung den Serotoninhaushalt beeinträchtigt.

Vitamin C ist nicht nur an der Synthese Phenylalanin (eine Aminosäure) -> Tyrosin -> L-Dopa -> Dopamin -> Noradrenalin -> Beta-Endorphine beteiligt, sondern auch an der Synthese von Tryptophan (eine andere Aminosäure) zu Serotonin. (Außerdem auch am Stoffwechsel von Acetylcholin (auch ein Neurotransmitter).

Die Empfehlungen zur Mindestversorgung der DGE werden von vielen Fachleuten für zu niedrig gehalten. Fest steht, dass ein bisschen mehr durchaus bekömmlich ist. Rauchen "verbraucht" außerdem sehr viel Vitamin C. Erst ab 5 g täglich kann es zu Nebenwirkungen kommen: Nämlich Durchfall.
200 mg täglich werden nach neueren Studien für sinnvoll gehalten, für Raucher das Doppelte. Manche Wissenschaftler empfehlen auch wesentlich mehr, aber das scheint Unfug zu sein. Statt dessen kann man die Wirkung durch die gleichzeitige Aufnahme von Bioflavoniden um den Faktor 10-20 verstärken. Die Natur liefert Vitamin C und Bioflavonide in der praktischen Kombipackung, z.B. in Form von Vitamin C-reichen Früchten.

In der Nationalen Verzehrstudie von 1985-1988 für die BRD mit 23.000 Teilnehmern erreichten 49% der Frauen in Bezug auf Vitamin C nicht die Minimalwerte der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).

Vitamin B-Komplex: Die B-Vitamine soll man nicht einzeln essen, weil sie alle zusammen wirken und auch in der Nahrung gemeinsam auftreten. Ich bin da heute nur bis B1 (Thiamin) gekommen. Thiamin bildet Enzyme, die für die Spaltung von Kohlehydraten zu Glukose zuständig sind. Gehirn- und Nervenzellen verbrennen ausschließlich Glukose und nicht wie andere Körperzellen auch anderes, deshalb dürfte es dabei helfen, komplexe Kohlehydrate (z.B. aus Vollkornbrot) dem Gehirn auch als Brennstoff zukommen zu lassen und damit die Abhängigkeit von Süßigkeiten verringern. Außerdem hemmt es die Produktion schädlicher AGE's bei hohen Glukosekonzentrationen. Man vermutet, dass diese AGE's eine Rolle bei der Entstehung von Folgeschäden bei Diabetes spielen.

Thiaminmangel ist eine häufige Begleiterscheinung von Diäten. Thiamin steht mit dem Stoffwechsel von Neurotransmittern des serotonergen, adrenergen und cholinergen Systems im ZNS in Verbindung.

Ein geringfügiger Thiaminmangel ist neben Folsäuremangel in Westeuropa der weitverbreitetste Vitaminmangel. Laut DGE ist der Mindestbedarf bei Frauen 1,1-1,2 mg, bei Männern 1,3-1,4 mg.

Netter Nebeneffekt: Der Geruch eines Abbauprodukts von Thiamin gefällt den Mücken nicht! Gut mit Thiamin versorgte Leute werden weniger gestochen.

- Fortsetzung folgt -
06.11.06, 00:44:01

Warhead

Ich will Schokolade,ich will sie JETZT
tschüs
06.11.06, 01:00:39

Lisa M.

Du Zuckersüchtiger!!! :(
06.11.06, 07:56:35

Jutta

Also das mit dem Seretoninspiegel scheint irgendwie zu stimmen. Ich bin auch absolut Süßsüchtig. Ist auch zu einem echten ESS - Problem geworden, da ich immer sehr schlank sein wollte.
Nehme jetzt das erste Mal so ein Psychopharmaka , das den Seretoniunspiegel anhebt und es wirkt tatsächlich.
Habe trotzdem gleich Hunger gekriegt, als ich eure Schokoladenstrasse verfolgt habe
06.11.06, 12:43:15

Goldloeckchen

Ich habe auch mal einen SSRI-Hemmer eingenommen (Fluxetin) und zwar die niedrigste Dosis (halbe Tablette). Nach ca. zwei Wochen stellte sich bei mir ein dumpfes Gefühl im Kopf ein und ich wurde zunehmend Gefühlsstumpf. Das Medikament ist für Leute mit Autismus ungeeignet da sie ohnehin schon arge Probleme mit der Empathie haben und noch weniger davon gleicht dem Gefühlsleben eines Roboters. Daher glaube ich nicht, dass mein Seretoninspiegel zu niedrig ist sonst hätte eine halbe Tablette kaum so eine extreme Wirkung erzielt. Ich habe die Tabletten bereits nach 4 Wochen abgesetzt.
Will den Wirkstoff nicht verteufeln. Bei jemand anderen kann die Verordnung solcher Präparate sinnvoll sein. Ich bleib da doch lieber bei Schokolade. ;)
 
 
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