04.07.13, 18:04:41
AnjaGsott
guten tag liebe forenmitglieder!
toll, dass es dieses forum hier gibt. am besten ich stelle mich erst mal vor: ich habe die diagnose asperger syndrom/autismus spektrum störung und dewegen einige fragen/gedanken. daher möchte ich mich hier gerne beteiligen.
hallo, ich bin 41 jahre alt und ich möchte nach 2-3 jahren therapien und krankenhausaufenthalten wieder zurück in ein halbwegs "normales" leben, mit arbeit und etwas mehr unabhängigkeit als bisher. ich war bis 38 voll berufstätig (küchenchefin mit bis zu 14 stunden arbeit am tag - organisation, logistik, planung, kalkulation, erstellung von dienstplänen und personaleinsatzplänen, hygieneplänen usw. im laufenden restaurantbetrieb genauso wie bei veranstaltungen bis 1200 personen) und hatte dann ein sogenanntes neumodisches burnout. :-)
im zuge dessen wurde ein schon lang vermutetes asperger syndrom bei mir festgestellt. bis dahin wollte ich mich der diagnose nicht stellen, weil ich a) angst vor dem behindertenstatus hatte und b) nicht stigmatisiert/pathologisiert sein wollte. ich bin eher der typ, auch in vielfacher absprache mit meinem hausarzt/meiner psychologin und mit deren unterstützung dahingehend, der sich auf seine stärken konzentriert. meine schwächen sind: leichte reizüberflutung und schwierigkeiten mit der lautstärke und dem durcheinander, das mitarbeiter/kollegen meiner meinung nach verursachen. ich bin durch mein engagiertes arbeiten immer in führungspositionen geraten, bin aber eigentlich kein "typischer" chef, sondern - und das ist in der gastro unüblich - für flache hierachien und ein eine höflichen umgangston unter den mitarbeitern.
das führte dazu, dass mir - genau deswegen - die großartige und nachhaltige unterstützung der einen mitarbeiter über jahre sicher war (weil sie froh waren nicht angeschrien und rumgescheucht zu werden) - mir aber extreme schwierigkeiten mit der anderen seite der mitarbeiter bereitete, die mich deswegen gar nicht ernst nahmen. leider kann man sich seine mitarbeiter nicht immer aussuchen und ich war völlig überfordert mit dem zweiteren typus zu dealen! am ende habe ich auch wegen denen aufgegeben.
ich kann zudem nicht mehr in der lautstärke und dem neonlicht einer küche arbeiten, die aufsicht auf riesigen veranstaltungen macht ich zudem kirre, wegen dem gewusel und dem durcheinander das dort herrscht... und habe mich nun entschieden einen schreibtischjob zu wählen, da mir schreiben sowieso noch mehr liegt! auch als küchenchefin hatte ich auch bergeweise schreibtischarbeiten zu erledigen, da mir die organisation der ganzen küche/cateringbetriebes oblag.
doch auch mit den zuständen in der gastronomie bin ich so überfordert (bezahlung, arbeitszeiten, hygiene, usw...), dass ich mich da einfach nicht mehr sehen kann, es grenzt an wahnsinn zu meinen ganz alleine da was ändern zu können, auch wenn in dem bereich dringend eine revolution nötig ist. dazu bräuchte ich 28 stunden am tag und das pack ich einfach nicht mehr.
am ende war der schreibtischkram für mich das einzige, was ich (nervlich) noch geschafft habe, von daher macht es sinn sich ganz und gar ähnlichen arbeiten in der zukunft zu widmen! mein engagement für meinen job war so intensiv, dass ich rundum alles habe stehen und liegen lassen. meine wohnung war ein chaos, meine küche krankenhaus-clean. ich hab daher auch gelernt in der zukunft alles etwas ruhiger und langsamer anzugehen. step by step, mit ruhephasen und zeit für entspannung. sonst werde ich wieder krank. ich fange nun ein neues leben an und gehe diesmal bewusster, entspannter und systematischer vor als beim letzten mal. man lernt ja aus seinen fehlern. jahrelang nur unter zeitdruck zu arbeiten, das macht auch andere köche, die nicht autistisch sind langfristig krank. schade, dass so ein kreativer schöner beruf zu einer solchen maloche-hölle werden muss. was die fernsehköche uns tagtäglich von ihrer welt zeigen entspricht nicht dem, wie es hinter den kulissen aussieht! aber das ist ja nichts neues! aber fernsehköchin liegt mir nicht, das entspricht eben auch nicht meinem autistischen bedürfnis nach viel rückzug. (auch wenn ich zu castings eingeladen wurde)
ich würde nun - vorübergehend und als nebenjob - was machen können, was mit logistik, planung und organisation zu tun hat, möchte aber später wieder eine richtige berufliche herausforderung haben (studium in meinem aspie-typischen fachgebiet, in dem ich seit jahren recherchiere), die meinen intellektuellen fähigkeiten auch entspricht. ich glaube ich kann (ich drücks nur mal vorsichtig so aus) dem staat/der gesellschaft mehr dienen, besonders als aspie (und das gilt sicher für alle anwesenden hier), wenn ich dieses talent voll auschöpfen kann und nicht weiterhin dem steuerzahler auf der tasche liege... im gegenteil - selbst wieder ein finanzstarker steuerzahler werde!
doch vorerst, um wieder rein zu kommen, mache ich gerne auch alle anderen arbeiten, bei denen ich mich mit meine fähigkeiten wenigstens teilweise sinnvoll einbringen kann.
ich wohne derzeit in der großstadt, möchte aber meinen lebensmittelpunkt aufs land verlagern, da ich in der großstadt nicht mehr klar komme. ich bin vom u-bahnfahren, von den großen strassen, dem schmutz und lärm so überfordert, dass ich kaum noch das haus verlasse und die meiste zeit mit ohrenstöpseln und sonnenbrille raus gehe, weil mich jeder schritt nach draußen dermaßen anstrengt, dass ich am liebsten den rest des tages nur noch schlafen möchte.
hier, in der natur ist das ganz anders. ich habe wieder ideen für texte, schreibe viel und bin inspiriert und motiviert. eine literaturagentur hat mir angeboten mir bei der vermarktung eines sich in arbeit befindenden buches zu helfen und ein - in frankreich bekannter künstler - hat mir ebenfalls angeboten für ihn zu schreiben. aber leben kann ich davon leider so noch nicht, so dass nebenjobs nötig sind. auch will ich DRINGEND!!!! und so schnell als möglich von hartz4 weg.
okay, das erst mal vorab. ich will nicht zuuuuuuuuuu viel schreiben, ich hoffe das genügt für den anfang!
ich komme mit den aspies hier in der gegend super klar und habe festgestellt, dass die gegenseitige hilfe und unterstützung großartig ist. endlich mal kein neid, mobbing und kein konkurrenzgehabe mehr! das empfinde ich sehr erleichternd und entspannend! man lässt sich einfach mal so sein, wie man eben ist und muss sich nicht ständig erklären, rechtfertigen und missverständnisse aufklären! echt ANGENEHM!!!!
ich bin gerne auch mal extrem kindisch und albern.
herzlichen gruß
04.07.13, 18:16:23
Antika
Hallo und willkommen im Forum!
04.07.13, 21:42:26
Perunica
Hallo, willkommen.
04.07.13, 22:12:05
arwen
hallo und willkommen.
ich bin zwar nicht in der gastronomie tätig, aber einiges was du schreibst ist mir vertraurt, erlebe ich ebenso.
den burnout und die hierarchien.
und manches andere.
05.07.13, 06:06:43
Löwenmama
Hallo! Ich kann gut nachvollziehen, was du schreibst.
07.07.13, 01:33:42
PvdL
Ich sage schon mal "Herzlich willkommen, liebe Anja!" an dieser Stelle und nehme mir ganz fest vor, Deinen langen Text auch urgendwann mal ganz durch zu lesen.
08.07.13, 15:27:15
AnjaGsott
ach, hallo! du auch hier! :-) liebe grüße an die frau gemahlin!
08.07.13, 18:38:11
PvdL
Ich habe die Grüße ausgerichtet und darf zurück grüßen. :)