Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Autistische Bloggerin verfängt sich in elementaren Grundlagen

original Thema anzeigen

20.06.13, 19:12:14

55555

Da frage ich mich mal wieder, was eigentlich für all die supergescheiten Autisten so schwer daran ist, wenigstens elementare Grundlagen richtig zu transportieren, wenn man schon den Anspruch hat aufklärerisch tätig zu sein.

Rechts auf der Seite findet man zwei tolle Zitate:
Zitat:
"Das größte Problem autistischer Menschen ist nicht der Autismus, sondern das Leben und Zurechtfinden in einer nichtautistischen Welt."

(Sabine Kiefner)

“Der Autismus an sich ist keine Hölle. Die Hölle entsteht erst durch eine Gesellschaft, die sich weigert, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als die Norm, oder diese Menschen zur Anpassung zwingen will."

(O´Neill, Jasmine 2001, S.71)

Und der Artikel beginnt dann so:
Zitat:
Ist eine Behinderung nicht sichtbar, dann existiert sie auch nicht. Das hat im Alltag sowohl Vorteile als auch Nachteile. Auf jeden Fall wirkt es sich auf die Erwartungshaltung der Anderen gegenüber des behinderten Menschen aus.

Von einem Menschen, dem man seine Behinderung nicht ansieht, wird erwartet, dass er sich genauso verhält wie seine Mitmenschen. Das führt zu einem immensen Anpassungsdruck.
Von einem Menschen, dessen Behinderung sichtbar ist, erwarten viele Menschen hingegen automatisch weniger, weil dieser auf seine Behinderung reduziert wird und man ihm viele Dinge nicht zutraut, obwohl er diese durchaus bewerkstelligen kann und möglicherweise nur ein wenig Unterstützung benötigt. Das heißt, er muss beweisen, dass er bestimmte Dinge trotz seiner Behinderung leisten kann, während der Mensch mit einer nicht sichtbaren Behinderung sich rechtfertigen muss, dass er manche Dinge nicht oder nicht so gut kann, weil er behindert ist und trotzdem damit rechnen muss, dass er von Außenstehenden nicht akzeptiert wird, weil man ihm doch gar nicht ansieht, dass er eine Behinderung hat.

Quelle

Leider noch immer kein Einzelfall.
21.06.13, 16:34:43

PvdL

Ich denke, daß der Versuch, sich komplizierten Themen naiv zu nähern, nicht strafbar sein sollte. Die meisten tappen erst im Dunkeln, fürchte ich. Dazu kommt, daß die öffentliche Diskussion von einer Sichweise geprägt ist, die aus der tradizionellen europäisch-medizinischen Anschauung erwachsen ist: Alles was von der als 'gesund' definierten Norm abweicht, ist definitionsgemäß als 'krank' zu identifizieren. Der erste Eindruck ist dabei sehr wichtig. Wer die Zähne zusammen beißt und nicht rumheult, dem wird unterstellt, daß er keine Schmerzen habe. Unauffällig zu sein, ist daher das ungeschriebene Gesetzt.

Ich bekomme manchmal von NTs gesagt, ich sei ja nur wenig autistisch; es wird wie selbstverständlich erwartet, daß ich mich darüber freuen werde. Ich finde es dagegen nur ekelhaft. Ich habe jedoch bisher davon abgesehen, meine Wahrnehmung zu Äußern, weil ich mir keine positive Wirkung davon verspräche.
21.06.13, 17:05:51

55555

geändert von: 55555 - 21.06.13, 17:06:20

Strafbar ist es ja auch nicht. Aber trotzdem sehr merkwürdig.

Daß diese Denkweise traditionell ist sehe ich wenn überhaupt auch nur bedingt so. Diese Denkweise ist jedoch zur Zeit noch sehr verbreitet, ich vermute maßgeblich auch durch Lobbyarbeit gewisser Großverbände in den letzten Jahrzehnten, die es für ihr "Ego" und ihre "Spendenstory" zu brauchen scheinen, daß da jemand schwach und hilfebedürftig ist, statt systematisch gesellschaftlich diskriminiert.

Aber wie kann es sein, daß diese Tatsachenumkehr sogar dort einfach weiter praktiziert wird, wo sogar soetwas zitiert wird, wie oben nachzulesen? Soetwas prominent zu zitieren bedeutet doch, daß es gut gefunden wird.
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder