Beschwerdethread für Nutzer zur Meldung von Verstößen gegen die neue Antidiskriminierungsregelung in grünen Bereichen
30.04.16, 20:42:44
towerowitch
Hmm,
ich finde Arbeit mit Austisten bescheuert, allerdings finde ich auch die Herleitung von fundevogel via Wiki nicht besonders gelungen...weil dort 2 Dinge vermischt werden, die man trennen sollte: Arbeit und Tätigkeit!
Tätigkeit ist die Fähigkeit des Menschen zu handeln, wer nicht handeln kann ist tot! Für Marx etwa ist jede Tätigkeit Arbeit, doch er führt als drittes den "individuellen Sinn" ein. Nur so wird ein Schuh draus, ich kann zwar arbeiten, aber erst durch den "individuellen Sinn" wird diese Arbeit zu etwas, was mich ausmacht (damit wären wir auf dem Niveau eines gängigen Bankslogans: jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt...", was natürlich vollkommen pervers ist, wenn man nackte Überlebensangst als Motor für ein Handeln nimmt, was "sinnvoll" ist -eben weil es die menschliche Kultur verfehlt!).
Also müssen wir noch einen 4. Aspekt einführen: Die Ebene des Individuums als Kulturwesen, als Mensch unter Menschen! Ebenso wie es heißt: Kein Mensch ist illegal, sollte es auch heißen: Kein Mensch ist asozial/autistisch (was ja eine gleichlautende Aussage ist)!
Kurz: Ich finde hier sowohl den verwendeten Arbeitsbegriff zu eng, als auch den Bgeriff des "Autisten". Ersteren könnte man stehen lassen, wenn man die Engführung ala Wiki weglässt, letzteren schlage ich vor durch einen Begriff wie "Erlebensbereich Autismus", so zu fassen, dass er erstens keine Zuschreibungen hinsichtlich einer Psychopathologie enthält, er zweitens eine Chance bietet, die durch die vermeintliche Pathologie erfundene "Andersartigkeit" als menschliche Eigenart ohne Wertung gelten zu lassen (eraser hat da ja schon anhand des Begriffs "Förderbedarf" vorgearbeitet - Förderbedarf ist immer individuell, also hat jeder Mensch einen solchen, der Rest ist Angstabwehr und institutionalisierter Schwachsinn - kurz: Diskriminierung!) und drittens böte die Formulierung eines "Erlebensbereiches" unter Beibehaltung des Begriffs "Autismus" die Möglichkeit - wenn zweitens strikt beachtet wird! - individuelle Eigenheiten nichtdiskriminierend in den Fokus zu bekommen (und so die Position des Individuellen zu stärken - von einem kleingewachsenen Menschen erwartet auch keiner einen Weltrekord im Weit- oder Hochsprung, und auch ich habe eine Grenze im Nähe-/Distanzwahrnehmen - der eine erträgt 5cm, der andere braucht 1m - so what).
Im Grunde geht es um eine Aufhebung des Begriffs Behinderung als individuelles Merkmal - Enthinderung fasst es ziemlich treffend - die Behinderung bleibt, der Behinderte verschwindet!
30.04.16, 22:05:52
55555
Ich habe ein wenig nachgedacht über die Anregung. Sympathisch macht mir, daß mir kein unproblematischer Zusammenhang einfällt, in dem man eine solche Formulierung verwendet. Insofern könnte man diese und ähnliche Phrasen als Indikator für problematische Ansichten betrachten. "Arbeit mit" scheint mir auch die Selbsteinordnung zu transportieren, daß jemand sich als überlegen betrachtet, in der Hierarchie höherstehend, Macht ausübend. In gewisser Weise könnte man sich zudem frage, ob darin nicht an sich eine gewisse Tendenz zur Entmenschlichung/Entmündigung enthalten ist.
Ebenso wie es heißt: Kein Mensch ist illegal, sollte es auch heißen: Kein Mensch ist asozial/autistisch (was ja eine gleichlautende Aussage ist)!
Du meinst also "autistisch" und "asozial" seien "gleichlautende Aussagen"?
Zitat:
Förderbedarf ist immer individuell, also hat jeder Mensch einen solchen, der Rest ist Angstabwehr und institutionalisierter Schwachsinn
Wie wäre es mit "Kein Mensch hat Förderbedarf"?
Zitat:
Im Grunde geht es um eine Aufhebung des Begriffs Behinderung als individuelles Merkmal - Enthinderung fasst es ziemlich treffend - die Behinderung bleibt, der Behinderte verschwindet!
Behinderung ist ein individuelles Merkmal?
30.04.16, 22:58:08
Fundevogel
@towerowitch
Ich trug mich schon länger mit dem Gedanken, eine Diskussion zu dem Thema einzuleiten, weil es im Alltag häufig zitiert wird, ohne dass nachgedacht wird, worin "die Arbeit mit" denn nun besteht...oder ob es "eine Arbeit am" ist, was denn da "bearbeitet" wird...
Dass du es verwendetest brachte mich auf den Gedanken, das Thema endlich einzustellen.
Was dem einen "künstlich" erscheint, bezeichnet vielleicht des anderen Pein?
Ich warte einfach ab, was zu dem Thema gesagt werden will oder auch nicht.
Welche Frage war gestellt, auf die eine Antwort erwartet wurde?
01.05.16, 06:43:04
Bicycle
Ich komme tatsächlich auch nicht auf einen Zusammenhang, in welchen "Arbeit mit Autisten" nicht tendenziell mit problematischen Ansichten verbunden wäre.
"Arbeit mit Autisten" klingt auf mich wie ein im Besprechungsraum geplanter Satz, von ein paar nur am Geld interessierten Menschen. Der Autist wird zur leblosen Ware gemacht, mit dem man einfach nach "Schema F verfahren" muss um am Ende des Monats sein Geld zu bekommen.
"Mit Autisten zusammenarbeiten.", empfinde ich jedoch nicht so.
01.05.16, 08:21:58
Antares
Also ich persönlich:
- arbeite mit Dir
- arbeite mit Autisten
- arbeite mit Nicht-Autisten
- arbeite mit der Senatsverwaltung
vielleicht liegt das aber an der bayrischen Sprachgebrauchswurzel, die ist häufiger unüblich bei mir, das hab ich schon gemerkt.
- I arbat heit mit da Sonja zama
- I arbat heit mit de Autisten wos
- ...
Das ist aber vom Sinn her was anderes. Also das bedeutet nicht, dass man z.B. einen Autisten therapiert, sondern dass man zusammen, also gemeinsam was tut. Arbeiten ist in der bayrischen Wurzel rein die Beschreibung von einem Tun.
Fraglich wäre für mich eher, warum man denn nun eigentlich Autisten extra erwähnt. Aber ich selbst würde so einen Satz vermutlich fabrizieren, wenn wir eine Sitzung mit der Senatsverwaltung haben, zu einem Teil der mit unangenehm ist, Kita-Bereich z.B. wo wir diskriminiert werden und es einen Zusammenhalt darstellen würde:
- I arbat heit mit de Autisten des mir nimmer wia Vieh bhandelt wern
Also auf Hochdeutsch: "ich arbeite heute mit Autisten an Barrierefreiheit, damit die menschenunwürdige Behandlung ein Ende findet"
01.05.16, 11:20:25
55555
Eine unvollständige Liste aufgefundner Beispiele:
Was erfordert diese Arbeit mit den jeweiligen Zielgruppen
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Masterstudiengang "Therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen" (MTA)
Studiengang, Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Armut und (Flüchtlings-) Migration. Abschlussgrad, Bachelor of Arts (B.A.)
Arbeit mit literarischen Texten
Arbeit mit Vergnügen
Arbeit mit Flüchtlingen
Soziale Arbeit mit Flüchtlingskindern
Für Sozialprofis ist es ein Buch, um die Arbeit mit Gruppen zu reflektieren und für Gruppen befriedigender zu gestalten.
Soziale Arbeit mit suchtkranken/ suchtgefährdeten Menschen. Im Studienschwerpunkt wird Sucht bzw. Abhängigkeit allgemein definiert als ...
Arbeit mit Herzblut
Arbeit mit Demenzkranken
Arbeit mit Geflüchteten
Die Arbeit mit Gewalttätern dient dem Opferschutz und ist im Hinblick auf den Opferschutz erforderlich.
Arbeit mit Bildern
Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien
Arbeit mit wissenschaftlicher Literatur
Konflikte können eskalieren und die Arbeit mit Klientinnen und Klienten gefährden. Die Arbeit mit delinquenten Menschen ...
Arbeit mit Problempferden
Arbeit mit Frauen
Arbeit mit Tieren als Dienstleistung
Arbeit mit Pflegefällen
In Arbeit mit der Seele geht es um eine Begleitung des Seelenweges. Durch die Arbeit mit Emotionen oder den inneren Bildern ...
Arbeit – mit Vergnügen
Rick Rubin über die Arbeit mit Slayer
Viele Arbeitnehmer nehmen Arbeit mit nach Hause.
Der Fachbereich Arbeit mit Jungen ist verhältnismäßig neu im Stadtjugendring.
Lehrerfortbildungen zur Arbeit mit Film im Unterricht
Arbeit mit sozial benachteiligten Menschen
Arbeit mit dem Inneren Kind
Arbeit mit
Menschen mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]
Euro-Gruppe: Lob für Zypern, zähe Arbeit mit Athen
Mein erster Eindruck von der Arbeit mit Drupal
Liste der Arbeiten mit besonderen Gefahren
Arbeit mit Flüchtlingsfamilien
FIFA-Reglement zur Arbeit mit Vermittlern
01.05.16, 18:19:24
Bicycle
Also ich persönlich:
- arbeite mit Dir
- arbeite mit Autisten
- arbeite mit Nicht-Autisten
- arbeite mit der Senatsverwaltung
vielleicht liegt das aber an der bayrischen Sprachgebrauchswurzel, die ist häufiger unüblich bei mir, das hab ich schon gemerkt.
Das wollte ich auch dazu schreiben, dass man im alltäglichen Sprachgebrauch teilweise einfach Wörter wie "zusammen" weglässt. Es sind eben Adverben, die man nicht zwingend benötigt, wenn sich der Sinn trotzdem erschließt. Keine Ahnung ob das nur im Bayrischen (und Fränkischen) so ist oder auch in anderen Dialekten.
"Ich arbeite mit Informatikern."
Klingt so, wie wenn die Informatiker Praktikanten sind und man mehr mit ihnen arbeiten muss, als sich zusammen einer Aufgabe zu widmen.
"Ich arbeite mit Informatikern zusammen."
Klingt eher wie wenn da zwei oder mehr Menschen zusammen an der eigentlichen Aufgabe arbeiten.
01.05.16, 20:24:36
Antares
Ich finde "Arbeit mit Autisten" zu vielfältig in der Bedeutung, als dass man das per se diskriminierend betrachten könnte.
Selbst bei "Ich arbeite mit Informatikern" dachte ich wieder sofort... ja das tun wir auch in unserem Projekt... Für den Praktikanten hätte ich eher gewählt:
Mit dem Informatiker hab ich noch viel Arbeit vor mir... oder: das wird aber noch viel Arbeit mit dem Informatiker.
Wäre es hingegen: das wird aber noch viel Arbeit mit den Informatikern. Da würde ich wieder an das Projekt denken und die viele Arbeit, die ich noch mit den Informatikern machen muss, damit das fertig wird.
01.05.16, 20:57:15
Bicycle
Ich finde "Arbeit mit Autisten" zu vielfältig in der Bedeutung, als dass man das per se diskriminierend betrachten könnte.
Sehe ich durchaus auch so. Deshalb wäre ich auch nicht dafür, es in die Liste der anderen als diskriminierend eingestuften Begrifflichkeit aufzunehmen.
Aber die Häufigkeit, dass es in einem fragwürdigen Zusammenhang genutzt wird, scheint mir durchaus dennoch relativ hoch.
01.05.16, 21:02:50
55555
Wie seht ihr es eigentlich bezogen auf "Förderbedarf", wo das oben schonmal gestreift wurde?
01.05.16, 21:38:46
Fundevogel
Vielleicht kann man den negativen Gehalt/Gebrauch von "Arbeit mit" gut daran erkennen, dass einer oder mehrere in der Arbeitsrunde weisungsbefugt ist/sind, sich nicht alle Beteiligten auf einen Lernprozess einlassen müssen sondern "Kraft Amtes" einseitig bearbeiten, Teilnehmer sich nicht frei für diese Arbeit entscheiden dürfen oder Opfer eines Beschlusses im Sinne von Entscheidungsmacht sind, dass also eine Partei entscheidet, dass bei einer anderen Förderbedarf besteht?
Arbeitsbereichsleitungen in Gefängnissen, Gefängnisgeistliche, Psychologen und Gefängniswachpersonal arbeitet auch mit Strafgefangenen.
Mir wäre wohler, es würde unterschieden in "Arbeit mit" als gleichberechtigte Zusammenarbeit und "Arbeit an", wodurch klarer erkennbar würde, dass ein "Verbesserer" sich über einen "Verbesserungswürdigen" erhoben hat.
01.05.16, 21:49:54
Antares
Förderbedarf ist derzeit ein unglaublich negativ belasteter Begriff. Da werde ich schwer innerlich, wenn ich dran denke.
An sich ist das aber was äußerst Nützliches, weil es gilt ja schon als Förderbedarf, wenn man einen Lernraum der Stille reizregulierbar einrichtet mit schalliso-Fenstern, Drehregulierbarer Sonnenblende, Dimmschaltern und Co. Das geht hier in Berlin über ein "Sonderpädagogisches Feststellungsverfahren" - ist ja absurd genug finde ich, weil es ja unter "Pädagogik" fällt, wenn man Barriereabbau betreibt ^^
Also Förderbedarf an sich ist ne super Sache... wenn man es korrekt einsetzt und verwenden würde. Es wäre ja auch die "Förderung des Ruhezustandes" durch Ruhezonen auch an Schulen z.B. Förderbedarf aufgrund der behindernden Umstände, die manchen Autisten dann einen Pausenaufenthalt angenehm machen würden, weil da ein Bereich ist in dem Ruhe gewahrt zu werden hat etc.
Aktuell ist nur eine Art Förderwahn auf Leistungstrimmung ausgebrochen mit Funktionalitätstick oder so ;) deshalb ist der Begriff so behaupte ich zu 99% fürchterlich in Verwendung, auch wenn er im Gesetz eigentlich was äußerst Brauchbares wäre.