Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Andre Stern: Ich war nie in der Schule

original Thema anzeigen

 
24.05.13, 13:32:49

schuschu

André Stern, 1971 in Paris geboren und aufgewachsen, Sohn des Forschers und Malort-Gründers Arno Stern, ist verheiratet und Vater eines kleinen Jungen. Er ist Musiker, Komponist, Gitarrenbaumeister, Journalist und Autor, unter anderem des Bestsellers "... und ich war nie in der Schule"

"Meine Mutter hat Literatur studiert und betreute danach Kinder in der Vorschule. Mein Vater hat keinen Beruf gelernt. Er gab zunächst Zeichenkurse in einem Kinderheim und gründete in den 50er Jahren in Paris den erfolgreichen "Malort" für Kinder. Und meine Eltern haben beobachtet, dass bei Kindern eigentlich alles von innen heraus kommt, dass es keiner zielgerichteter Impulse von außen bedarf. Nachdem sie diese Überzeugung gewonnen hatten, war es für sie klar, dass Unterricht nach Lehrplan die natürliche Neugier, den natürlichen Rhythmus des Kindes unterbricht."

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=EQDjOj4q6to
25.05.13, 23:23:33

PvdL

Die Kritik am Lehrplan mag berechtigt sein. Gleichwohl ist es meines Wissens in Deutschland mit Strafe bedroht, Kinder nicht in die Schule zu schicken: Es besteht allgemeine Schulpflicht.
25.05.13, 23:32:28

schuschu

ja , da hast du wohl recht, was aber nicht vorraussetzt, dass er mit dem was er über begeisterung und dem lernen der kinder sagt, nicht recht hat.nur weil es hier solche gesetze gibt heisst es doch nicht, dass hier zulande kinder dümmer sind und deshalb schule als lernsystem brauchen anstatt ein bejahendes umfeld indem es ganz nach seinen gesetzmässigkeiten sich seiner begeisterung hingeben kann?

es ist doch zumindest ein impuls mal darüber nachzudenken, ob sich am system auch zu gubnsten der menschen was ändern könnte? und letztendlich sind wir selbst es doch, die mit unserem glauben daran solche systeme aufrechterhalten?
26.05.13, 00:31:00

Fundevogel

geändert von: Fundevogel - 26.05.13, 00:33:42

Aus meiner praktischen Erfahrung drängt sich öfter mal der Eindruck auf, dass Schulpflicht nur dort ernst genommen wird, wo der Schüler wenig Schwierigkeiten macht.
Wo das Unterrichten mit Problemen verbunden ist, werden allerhand Anstrengungen unternommen, ihn wieder los zu werden und den Eltern Unfähigkeit zu attestieren.

Da hört man allen Ernstes Kommentare von (vielfach konfessionellen) Eltern, dass ein Siebenjähriger ein Schläger sei und ihre Kinder gefährde (ohne zuhören zu wollen, wie man diesem Kind helfen kann, seine Lebenssituation zu entkrampfen) oder dass ein Schüler intelligent sei aber niemand ihn ernsthaft beschulen will.

Hier in Deutschland gibt es wohl eher die Bequemlichkeitsschulpflicht und die Hinterstubenunterrichtung engagierter Lehrer und Schuldirektoren, die es gegen den mainstream doch versuchen, das aber wegen Kollegenschelte "nicht an die große Glocke hängen".

Gar nicht reden möchte ich aber von den Pädagogen, die nach "gelungener Unterrichtung Ihres Behinderten" mit Namen und Wohnort des Schülers webseiten füllen und über Jahre Vorträge halten, indem sie ihn benutzen fleißig den eigenen Lorbeerkranz zu winden und dem jungen Menschen nie mehr eine Chance auf Anonymität einräumen (und das unter Gutheißen von Schulbehörden und unter Ermunterung universitärer Ausbildungsstätten).
26.05.13, 00:48:58

drvaust

Er hat grundsätzlich recht.
Nur, ohne entsprechende bildende Betreuung geht das nicht. Wenn die Eltern, oder entsprechendes Personal, das Kind ständig fördernd betreuen können, mit dem Kind nach Wissen suchen, entsprechende Möglichkeiten schaffen usw., dann ist das optimal. Aber die meisten Eltern können das nicht, haben nicht genug Zeit, nicht genug Mittel, nicht genug Wissen usw.. Es gibt Eltern, die schicken ihre Kinder in den Kindergarten, damit die Kinder mit schönem Spielzeug spielen können, daß sie sich nicht leisten können.
Im Kindergartenalter geht das meistens gut. Aber eine höhere Schulbildung durch nicht ausgebildete Eltern wird schwierig sein. Da geht es um Fachwissen, daß die Erwachsenen fast alle nicht in dem Umfang und der Bandbreite haben. Dann müßten die Eltern Universal-Lehrer mit 'Klassenstärke' ca. 2 Kinder sein. Ich traue mir den Stoff von Mathematik über 8. Klasse und gleichzeitig entsprechend Chemie, Musik, Deutsch usw. nicht zu. Dabei habe ich Hochschulreife und Fachhochschulabschluß. Die meisten Eltern können sich nicht in Vollzeit um ihre Kinder kümmern, da ist auch noch z.B. Haushalt.
André Stern stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus. Ich bezweifel, daß er auf den meisten Gebieten eine höhere Schulbildung hat. Für seine Arbeit und sein Leben als Künstler, Handwerker, Autor usw. mag das gut sein, aber für eine wissenschaftliche Arbeit müßte er grundsätzlich eine entsprechende Schule besuchen.
Das Freilernen ist eine gute Sache, aber nicht ideal. Die gegenwärtige Schulform müßte viel mehr in Richtung Freilernen gehen. Aber das hiesige Bildungswesen geht in die entgegengesetzte Richtung, Ganztagsschule, Studium mit fester Schulstruktur usw..
26.05.13, 08:37:48

schuschu

geändert von: schuschu - 26.05.13, 10:04:22

irgendwann hat wissen schaft doch auch mal angefangen...wer also hat denn dann demjenighen der die dinge aus eigenem inneren antrieb und inneren beoabchtungen und folgerungen erkannte , diese "wissenschaften " beigebracht, gelehrt?
28.06.13, 17:41:21

schuschu

ZITAT:"Schule sei Zweiverschwendung, befand Moritz Neubronner schon kurz nach seiner Einschulung. Dann musste er nicht mehr hingehen. Acht Jahre lang hat der inzwischen 16-Jährige keine Schule mehr betreten. "Ich kann mich nicht konzentrieren, das ist langweilig, die Hälfte der Zeit sitzt man da einfach nur rum und wartet", sagt der Grundschüler damals. Seine Eltern entschieden sich daraufhin, Moritz und seinen jüngeren Bruder zuhause zu unterrichten. "Als sie in der Schule waren, ging es ihnen nicht gut", erklärt Dagmar Neubronner. "Sie haben mit massiven psychosomatischen Beschwerden reagiert, haben Albträume gehabt, nicht mehr geschlafen, Bauchweh, Kopfweh. Und sie haben mir immer wieder erklärt, sie wollen lieber zuhause lernen, weil sie da viel effektiver arbeiten können."ENDE

http://www.stern.de/tv/sterntv/homeschooling-schulverweigerer-will-ein-richtiges-abschlusszeugnis-2029199.html

und hier das interview mit dem jungen mann:

http://www.youtube.com/watch?v=ANrgxT_PzZY
24.07.13, 13:52:02

schuschu

http://www.kapazunda.com/index.php?id=1&vid=15

"ZITAT:"Ich war nie in der Schule. Ich durfte vom Reichtum meines kindlichen Alltags ohne Stress und Leistungsdruck profitieren. Ich lernte mit drei Jahren Buchstabieren, aber erst mit acht richtig lesen."
Begeisterung motiviert, egal in welchem Alter. Wenn ich mich für etwas interessiere, fällt es mir leicht mein Wissen zu erweitern, es passiert nebenbei."

25.08.13, 08:27:52

schuschu

"Beste Köpfe führen Welt an den Rand des Abgrunds"

Erwin Wagenhofer sieht die Gesellschaft an einer Weiche stehen: "Die Frage ist jetzt, welchen Weg wir nehmen. Ist der neue Weg der, den die Politik und große Teile der Wirtschaft vorgeben, mehr vom Alten. Oder ist der neue Weg eben ein neuer, wo wir noch gar nicht so genau wissen, was er sein wird, den wir uns erarbeiten müssen, den wir abseits der abgetretenen Pfade und Autobahnen gehen müssen."

Diese Zeit des Übergangs bringe Unsicherheit und daher würden auch die großen Krisen rühren, so der Filmemacher. Verursacht würden diese, etwa die Finanzkrise, aber nicht von ungebildeten Menschen, sondern von jenen mit hoher Ausbildung. "Das war mein Ausgangspunkt. Wenn ein Bildungssystem so ausschaut, dass die besten Köpfe, die es hervorbringt, die Welt eigentlich an den Rand des Abgrunds führen, dann kann etwas nicht stimmen." Daher würde es nicht um Schuld, Gut oder Böse gehen, sondern: "Wir sind alle zur Verantwortung gerufen, wenn wir Demokratie ernst nehmen."

"Es geht um Machterhalt"

Der Film handle von der Haltung, die hinter Bildung steckt. Leute, die über Bildung diskutieren, kommen Wagenhofers Ansicht nach aus Bereichen, die mit Kindern überhaupt nichts zu tun haben, also etwa Arbeitgeberverbänden: "Ältere Herren, die urplötzlich glauben, zu wissen, was die Kinder können müssen. Das stimmt ja alles gar nicht und denen geht es nicht um die Zukunft der Kinder, sondern um Machterhalt." Das sei das Drama an der ganzen Bildungsdebatte, sagt Wagenhofer.

Er erhebt den Vorwurf, dass man Kinder und Kindheit heute "verzwecke". Man lasse sie nicht Kinder sein. Dabei sollte man sich darum bemühen, den Kindern die Möglichkeit zu geben, dass sie jene Gaben, die sie schon mitbringen, entfalten können: "Das wird die Schule der Zukunft sein."

"Nur die Perspektive ändern"

Eltern müssten einen Spagat vollbringen. Sie wollen ihren Kindern die notwendigen Mittel für die Konkurrenzgesellschaft mitgeben, eigentlich müssten sie ihnen aber mehr vertrauen und sagen: "Wir spüren doch alle, dass es nicht mehr stimmt. Dann können wir die Kinder doch nicht auch noch in diese Welt schicken, die uns schon nicht glücklich macht." Wagenhofer ist der Meinung, man müsste gar nicht viel ändern – nur die Perspektive.

Eine gewisse "Rettungsfunktion" will Wagenhofer der Schule dann doch nicht absprechen, ganz im Gegenteil. Für Kinder aus zerrütteten sei die Schule der einzige Rettungsanker in jeder Hinsicht.

"Gegner wir selbst"

Der Zeitpunkt des Films kommt nicht von ungefähr, sagt Wagenhofer: "Dass wir den Film jetzt gemacht haben, hat die Idee, einen Beitrag zu liefern, damit es nicht zu einer Katastrophe kommt." Wagenhofer wollte mit dem Film auf den Punkt bringen, dass der Gegner "wir selbst" seien. Er selbst wisse auch nicht, welche Form von Schule und Bildung besser sein könnte, er wisse nur, dass es so, wie er es beobachtet, nicht passt.

"Alphabet" wirft am Ende die Frage auf: Wer tut den ersten Schritt? Und so sagt Erwin Wagenhofer auch "Im Journal zu Gast" über das Bildungssystem: "Wir leben in einem Gefängnis mit offenen Türen und Fenstern und die Frage ist, wer sind die ersten, die sich raustrauen?"


http://oe1.orf.at/programm/346897

auf den audioplayer mit dem titel: Wagenhofer: "Man verzweckt die Kindheit" gehen. um das interview anzuhören
28.09.13, 10:44:18

schuschu

http://derstandard.at/1379292055690/Die-Angst-ist-der-Motor-von-dem-ganzen-System

STANDARD: Eine Ihrer Thesen ist, dass wir nicht so geboren, sondern von dem System ...

Wagenhofer: ... konditioniert werden. Die Schulpflicht war eine riesige Revolution, man hat begonnen junge Menschen industriell zu formen. Da war am Anfang die Alphabetisierung, deswegen heißt mein Film alphabet. Heute könnten Kinder im richtigen Setting Lesen und Schreiben auch von selbst lernen, wenn sie nicht verbogen und im spielerischen Lernen unterbrochen werden.....
30.10.13, 10:46:56

schuschu

Grosser Artikel im Bildungsteil von "die Presse" (Österreich)

...ein ausschnitt:"Doch von vorn. Nicht nur entschieden sich Sterns Eltern, den Sohn nicht zur Schule zu schicken, auch zu Hause gab es keine Strukturen, die an eine Schule erinnerten. Keinen Stundenplan, keine Aufgaben, und Prüfungen schon gar nicht. „Meine Eltern wollten nicht von irgendeiner Methodik, einer Theorie oder Ideologie ausgehen“, erzählt Stern. Sie seien immer nur vom Kind ausgegangen. Gespannt darauf, was der nächste Schritt sein würde, was der Sohn als Nächstes entdecken und erlernen wolle. „Der Gedanke war nie, wie man den nächsten Schritt wohl einleiten könne“, sagt Stern."

hier der artikel:
http://diepresse.com/home/bildung/schule/1470288/Andr-Stern_Von-einem-der-nie-zur-Schule-ging?from=suche.intern.portal
30.10.13, 19:43:27

schuschu

http://www.spiegel.de/schulspiegel/dokumentarfilm-alphabet-von-wagenhofer-so-leiden-die-erfolgreichen-a-929503.html

ZITAT: "Erschöpft, unzufrieden, verängstigt: Das Bildungssystem macht Kinder zu Verlierern - starke wie schwache Schüler. So lautet die These des Dokumentarfilms "Alphabet", gedreht vom Regisseur von "We feed the World". Er zeigt, warum Noten und Abschlüsse unglücklich machen."
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder